Gold im letzten Rennen krönt einen unglaublichen Olympia-Medaillenrekord. Michael Phelps geht mit großem Bahnhof, großen Worten und als Sportlegende in einer Liga mit Michael Jordan.
Mit Michael Phelps hat der beste Olympionike aller Zeiten die Bühne verlassen - und zwar standesgemäß mit seiner 18. Goldmedaille. Sein letztes Rennen hat selbst Weltrekorde in den Schatten gestellt.
Eigentlich hätten einem Missy Franklin, Rebecca Soni, Dana Vollmer und Allison Schmitt leid tun können. Da haben sie gerade ihre Staffel über 4x100 Meter Lagen in Weltrekordzeit gewonnen und müssen trotzdem der versammelten Presse die Hälfte aller Fragen zu einem anderen Thema beantworten.
22 Olympia-Medaillen, davon 18 Mal Gold
Ach was, zu DEM Thema des Tages. Der 4. August 2012 markierte nämlich das Ende der Karriere des größten Olympioniken aller Zeiten. Michael Phelps schwamm in der 4x100 Meter Lagen-Staffel der Männer sein letztes Rennen. Und er gewann - natürlich.
Zum 18. - in Worten achtzehnten - Mal bekam er eine olympische Goldmedaille um den Hals gehängt. Dazu gab es während drei Teilnahmen in Athen, Peking und London zweimal Silber und zweimal Bronze. Das macht 22 Olympia-Medaillen.
Einsamer Rekord. Den vorherigen der russischen Turnerin Larissa Latynina von 18 Medaillen brach er im Laufe der Spiele in London locker. Die alte Bestmarke hielt 48 Jahre.
Teenie-Star schwärmt von Inspiration Phelps
"Als ich Michael das erste Mal getroffen habe, war ich 13 Jahre alt. Ich stand ihm gegenüber und war voller Ehrfurcht. Ich dachte nur: Oh mein Gott, das ist Michael Phelps! Heute sage ich einfach nur noch: Hey, da ist Michael. Ihn persönlich kennen gelernt und ihm dabei zugesehen zu haben, wie er der beste Olympionike aller Zeiten wird, war für mich unglaublich inspirierend", sagte Franklin.
Sie ist 17 Jahre alt und hat in London bei ihren ersten Spielen viermal Gold und einmal Bronze gewonnen. So sieht das also aus, wenn man sich von Michael Phelps inspirieren lässt. "Ihm einfach nur dabei zuzusehen, wie er sich durch das Wasser bewegt, ist ein Genuss. Man erkennt sofort: Er ist zum Schwimmen geschaffen", schwärmte der Teenager weiter.
Peking: Phelps übertrifft Spitz
Phelps war 19 Jahre alt, als er in Athen zu seinen ersten Spielen antrat. Damals war der Australier Ian Thorpe noch der Superstar des Schwimmsports. Doch das änderte Phelps mit sechs Gold- und zwei Bronzemedaillen in beeindruckender Manier.
Ein neuer Star war geboren, der sich vier Jahre später selbst zur Legende machte. In Peking trat er in acht Rennen an. Achtmal gewann er Gold. Damit brach er die alte Bestmarke von Mark Spitz aus dem Jahr 1972. Er hatte in München sieben Goldmedaillen aus dem Wasser gefischt.
Spitz machte damals nach seinem totalen Triumph Schluss. Er konnte sich trotz seiner erst 22 Jahre nicht mehr weiter für den Sport motivieren.
Hartes Training nach durchwachsenen Jahren
Auch Phelps, damals 23 Jahre alt, hatte damit Probleme und fiel eher durch das eine oder andere kleine Skandälchen auf als durch weitere Rekorde. Aber er entschied sich früh, es in London noch einmal allen zeigen zu wollen.
"Ich glaube, ich war bei seinen Rennen aufgeregter als bei meinen, weil ich immer mit ihm trainiere und gesehen habe, wie hart er gearbeitet hat", sagte seine Trainingspartnerin Schmitt. Sie hat er zu bisher dreimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze bei Olympia inspiriert.
Phelps "hatte immer ein Lächeln auf dem Gesicht"
So kam Phelps also in Top-Form nach London und verließ die Schwimmhalle trotz anfänglicher Schwächen - er ging über 400 Meter Lagen als Vierter sensationell leer aus - mit vier Gold- und zwei Silbermedaillen. Es wurde also doch wieder seine Schwimmshow, wie schon in Athen und Peking.
"Er hat bei diesen Spielen deutlich mehr eine Leader-Rolle eingenommen als in Peking. Und zwar nicht durch seine Siege sondern vor allem durch die Größe, mit der er auf seine zweiten Plätze reagiert hat", beschrieb Vollmer, selbst dreifache Olympiasiegerin. "Er hatte immer ein Lächeln auf dem Gesicht und ich hatte den Eindruck, dass er diese Spiele wirklich bewusst genossen hat."
Phelps: "Es gibt keinen Grund, meine Karriere fortzusetzen"
Die US-Frauen haben sehr lange über Phelps und auch ein bisschen über sich selbst geredet, bevor dann endlich die Legende leibhaftig den Raum betrat. In der Hand eine seltsam aussehende Trophäe. Im Gesicht ein entspanntes Lächeln.
Warum hört so jemand mit dem Leistungssport auf. Er hat doch allen gezeigt, dass er nach wie vor der Beste der Welt ist? "Ich habe alles getan, was ich tun wollte. Mein Coach Bob Bowman und ich haben wirklich jedes einzelne Ziel erreicht, das wir uns gesteckt hatten. Es gibt keinen Grund mehr, meine Karriere fortzusetzen. Es ist Zeit für andere Dinge", sagte Phelps.
Vergleich mit Michael Jordan
Er, der seine Erlebnisse gerne in einem Tagebuch festhält, hatte sogar spontan eine sehr passende Überschrift über seine Karriere parat: "Ich könnte meine Karriere in wenigen Worten zusammenfassen: I did it!"
Die etwas längere Version lieferte Phelps gleich nach: "Ich habe Dinge geschafft, die kein anderer Mensch jemals geschafft hat. Das war immer mein Ziel. Es ist verrückt, sich die Statistiken anzusehen und der größte Olympionike aller Zeiten zu sein. Ich habe mein ganzes Leben zu Michael Jordan aufgeblickt, weil er der beste Basketballspieler aller Zeiten ist. Jetzt bin ich der beste Schwimmer aller Zeiten."
Ob jemals jemand seinen Medaillen-Rekord wird brechen können, ist sehr fraglich. Die Zahl 22 ist einfach zu gigantisch. "Niemals wird jemand in seine Fußstapfen treten können, die sind viel zu riesig", stellte auch Teenie Franklin fest.
Comeback? Phelps winkt ab
Wenn ihn sonst keiner beerben kann, vielleicht macht er es dann selbst? Die US-Journalisten warteten keine Sekunde, Phelps' Kollegen nach einem möglichen Comeback zu den Spielen 2016 in Rio zu fragen. "Das wäre fantastisch", sagte Schmitt spontan.
Als die gleiche Frage den männlichen Staffel-Kollegen gestellt wurde, rief Phelps, noch während er ging, in den Raum: "Ich werde nicht zurückkommen!"
Warum auch? Denn: "Ich habe meine Karriere genau so beendet, wie ich es wollte."
Olympia 2012: Der Medaillenspiegel
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