Vier Wochen nach ihrem Wimbledon-Sieg ist die unwiderstehliche Rasenkönigin Serena Williams im All England Club auch zum ersten olympischen Einzel-Gold gestürmt. Mit einem Feuerwerk von Siegschlägen und Assen beim vernichtenden 6:0, 6:1-Endspielsieg über die Russin Maria Scharapowa bestätigte die 30-jährige Amerikanerin am Samstag ihre einsame Klasse.
"Ich bin einfach nur überwältigt", sagte die zu Tränen gerührte Serena nach dem Express-Erfolg in 63 Minuten. Nun war sie auch auf olympischer Augenhöhe mit Schwester Venus, die 2000 Einzelgold in Sydney geholt hatte. Zusammen hatte der "Sister Act" 2000 und 2008 auch noch erfolgreich nach Gold im Doppel geschürft. Vor dem Gala-Auftritt von Williams, der Jüngeren, hatte sich die Weißrussin Victoria Asarenka die Bronzemedaille mit einem 6:3, 6:4-Sieg über Maria Kirilenko aus Russland gesichert.
Gegen die Power und Präzision der 14-maligen Grand Slam-Gewinnerin aus Kalifornien hatte letztlich keine ihrer Rivalinnen im olympischen Wimbledon auch nur den Hauch einer Chance, nicht einmal Scharapowa in diesem als "Traum-Rendezvous" ("Daily Mail") reklamierten Finale. Williams, die 2010 und 2011 wegen einer Fußverletzung und einer lebensgefährlichen Lungenembolie für zwölf Monate nicht im Tennis-Wanderzirkus auftreten konnte, krönte mit dem Gold-Coup so auch ihr sagenhaftes Comeback in der Weltspitze und schaffte gleichzeitig den Karriere-"Golden Slam".
Sie gewann alle vier Grand Slam-Titel und der olympischen Goldmedaille im Einzel. Das war vor "Little Sister" Serena bisher nur Steffi Graf gelungen, die deutsche Ausnahmespielerin hatte das Kunststück 1988 sogar in einem Kalenderjahr vom Schläger gezaubert.
Scharapowa nur Statistin in Williams-Show
Bis zum Finale hatte Serena ganze 16 Spiele in vier Matches abgegeben. Und dass es auch im Finale Einbahnstraßen-Tennis geben würde, war schon nach neun Minuten und einer 3:0-Führung der Amerikanerin klar. Im ersten Spiel hatte sie ihrer deprimiert dreinblickenden Gegnerin Scharapowa drei Asse ins Feld gehämmert. Als der erste Satz nach einer halben Stunde mit der 6:0-Höchststrafe vorüber war, hatte die Russin gerade mal zwölf Punkte gesammelt - Williams dagegen 28.
Zu Geschenken war die Amerikanerin auch im zweiten Akt nicht aufgelegt, in dem sie schnell wieder eine 3:0-Führung herausspielte. Beim ersten Punkt Scharapowas nach genau einer Dreiviertelstunde spendeten die Fans gönnerhaften und aufmunternden Applaus, doch am Drehbuch des Gold-Matches änderte sich nichts mehr. Scharapowa wirkte nur wie eine Statistin der großen Serena-Williams-Show.