Angesichts der massiven Probleme in Brasilien wie der wirtschaftlichen Rezession, der belasteten Gewässer oder der Zika-Gefahr seien viele Zweifel an den ersten Sommerspielen in Südamerika aufgekommen. Zudem hätten ständig neue Enthüllungen zum russischen Staatsdoping einen abschreckenden Charakter. "Natürlich haben wir in Rio eine besondere Gemengelage", sagte Freitag und meinte: "Auf diesen Spielen liegt jetzt schon ein Schatten."
Negativ ausgewirkt habe sich auch die Entscheidung von IOC-Präsident Thomas Bach, auf einen Komplett-Ausschluss der Russen als Reaktion auf das staatlich gelenkte Doping-System im größten Land der Erde zu verzichten. Bach habe mit der Russland-Entscheidung "eine große, wenn nicht sogar eine historische Chance verpasst. Und das war eine Chance im Sinne der olympischen Idee", sagte Freitag.
"Kampf gegen Doping nicht konsequent geführt worden"
Die SPD-Politikern hofft, dass die Opposition zur IOC-Führung wächst und der Bach-Regierung auch mal gefährlich werden kann. "Es muss sich im Interesse eines glaubwürdigen Sports eine Bewegung daraus entwickeln. Eine Bewegung, die ständig größer und damit wahrnehmbarer wird", meinte die frühere Lehrerin.
Dass angesichts immer neuer Enthüllungen der internationale Kampf gegen Doping verloren sei, glaubt die Vize-Präsidentin des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) nicht. "Er ist sicher nicht überall konsequent geführt worden", meinte Freitag. Sie setze aber viel Hoffnung in den kanadischen WADA-Ermittler Richard McLaren, dessen Bericht eine starke Waffe im Kampf gegen Doping war.
Die Rückschläge im Doping-Kampf dürfe aber nicht dazu führen, dass man im deutschen Sport weg komme vom Leistungsgedanken. "Wer seine Leistung unerlaubt steigern will, wird das im Zweifelsfalle tun", sagte Freitag. Doch Staat und Sport müssten darauf achten, möglichst viele Betrüger zu erwischen. "Aber verhindern kann man das im Einzelfall nicht", sagte Freitag.