Dann stellten sie sich in der Corinthians Arena von Sao Paulo zum Mannschaftsfoto auf und schrien ihre ganze Freude heraus. Finale! Um Gold. Im Maracana, dem brasilianischen Fußball-Tempel. Zwei Jahre nach dem WM-Triumph von Philipp Lahm und Co. genau dort.
"Wir sind einfach nur glücklich. Gegen Brasilien im Finale - ein Traum ist wahr geworden", sagte Lukas Klostermann, der beim 2:0 (1:0) im Halbfinale gegen Nigeria den wichtigen Führungstreffer erzielte (9.). Silber und damit der größte Erfolg deutscher Fußballer seit dem Olympiasieg der DDR 1976 ist der Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch nun sicher. Doch Hrubesch selbst will unbedingt in den Olymp. "Wir wollen gewinnen", sagte er.
Brasilien aber sinnt am Samstag (17.30 OZ/22.30 MESZ) auf Revanche für das demütigende 1:7 im WM-Halbfinale 2014. Dieses Spiel, beruhigte Weltmeister Matthias Ginter die brasilianischen Reporter, "war einzigartig, das wird es nicht mehr geben". Doch der Geist von damals soll Ginter und Co. erneut beflügeln. "Wir haben denselben Teamspirit, wir kämpfen und rennen füreinander - wie 2014", sagte der Dortmunder.
"Die Jungs haben das selbst gemacht"
Hrubesch war mehr als nur stolz auf seine Jungs, deren Sieg der eingewechselte Nils Petersen mit seinem sechsten Turniertor (89.) sicherstellte. "Die Jungs haben das selbst gemacht, ich kann ihnen nur gratulieren", sagte er: "Jetzt brauchen wir nur noch die Medaille abzuholen." Für den 65-Jährigen soll es in seinem letzten Spiel ein goldener Abschied werden. "Ich habe so viele Sachen in meinem Leben mitgemacht, das ist eine der tollsten Geschichten", sagte er. Jetzt, betonte Klostermann, "ist alles möglich".
Der bislang größte Erfolg der DFB-Kicker bei Olympia war Bronze 1988 in Seoul gewesen. Hrubeschs Team ist jetzt schon weiter als Jürgen Klinsmann und Co. vor 28 Jahren.
Im Maracana wartet am Samstag aber ein Hexenkessel und ein dicker Brocken: Brasilien stürmte durch ein 6:0 (3:0) gegen Außenseiter Honduras ohne Gegentor ins Endspiel.
In Topform befindet sich aber auch die Hrubesch-Elf. Vier Tage nach der 4:0-Gala gegen Portugal überzeugte die vor dem Turnier noch als "Rumpftruppe" bezeichnete Auswahl vor 41.000 Zuschauern auch gegen die kampfstarken Nigerianer, wenn auch der Glanz diesmal fehlte. Nach der schnellen Führung entwickelte sich ein unterhaltsames Spiel, das bis in die Schlussphase hinein spannend blieb. Klostermann traf nach Pass von Kapitän Max Meyer, Petersen schloss einen Konter ab.
Nigeria bei Kontern gefährlich
Nigeria, immerhin Olympiasieger 1996 und Finalist 2008, blieb mit dem blitzschnellen Spielführer John Obi Mikel vom FC Chelsea bei Kontern gefährlich. Niklas Süle (31.) und der erneut starke Ginter (45.+1) mussten in höchster Not retten.
Nach der Pause änderte sich das Spiel kaum: Deutschland hatte mehr vom Spiel, ließ den Ball sicher in den eigenen Reihen laufen. Gegen die starke DFB-Abwehr fiel den Afrikanern nicht viel ein, sie wirkten kopf- und ideenlos.
Den erhofften Sprung ins Olympische Dorf verpassten die deutschen Spieler dennoch.
Weil aufgrund der üblichen Kontingentierung nicht alle Betreuer dorthin hätten mitkommen dürfen, entschied sich die Mannschaft, in ein Hotel zu ziehen. Das Motto: Wir sind ein Team!