Damit gelang Deutschland, das in allen Mannschaftsteilen eine hoch konzentrierte Leistung ablieferte, die Revanche für das Aus im WM-Viertelfinale von 2015. Damals musste sich der Europameister gegen die Gastgeber mit 24:26 geschlagen geben.
Beste deutsche Werfer waren Uwe Gensheimer, Tobias Reichmann und Fabian Wiede mit jeweils fünf Toren. Außerdem trafen Hendrik Pekeler (4), Kai Häfner, Julius Kühn, Paul Drux, Patrick Wiencek (alle 3), Steffen Weinhold (2) und Martin Strobel (1).
Bei Katar avancierte Rafael Capote mit 9 Treffern bei 14 Würfen zum Topscorer.
Die Reaktionen:
Dagur Sigurdsson (Bundestrainer): "Wir waren ganz klar besser, da muss man kein Professor sein, um das zu sehen. Unsere Abwehr war überragend und unser Torwart super. Ich würde gerade nicht so gerne gegen unsere Mannschaft spielen."
Andreas Wolff: "Wir haben gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können, das war bis jetzt definitiv unsere stärkste Turnierleistung. Zwei Siege noch, und dann haben wir auch hier gewonnen. Frankreich wird jetzt aber sehr schwer."
Bob Hanning (DHB-Vizepräsident): "Jetzt können wir auch wirklich behaupten, dass wir in der Weltspitze angekommen sind."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Wie schon im letzten Gruppenspiel gegen Ägypten beginnen Wolff, Gensheimer, Drux, Häfner, Wiede, Reichmann und Pekeler. Für Christian Dissinger, der sich aufgrund eines die Durchblutung behindernden schweren Blutergusses (Kompartmentsyndrom) einer Operation unterziehen musste und immer noch im Krankenhaus liegt, steht erstmals Fäth im Kader.
5.: Klasse Auftakt der deutschen Mannschaft. Der Rückraum lässt den Ball schnell laufen, die katarische Deckung gerät in Bewegung und so entstehen Lücken. Eine davon nutzt Häfner, der durchbricht und das 3:1 erzielt.
14.: Ein zwischenzeitlicher 3:0-Lauf beschert Katar die 4:3-Führung. Doch das DHB-Team bringt sich durch ein starkes Deckungsverhalten wieder auf Kurs. Vorne passt Wiede klug auf Kühn und der lässt Saric zwischen den Pfosten keine Chance - 7:6 Deutschland.
23.: Die deutsche Abwehr und Wolff machen den Kataris jetzt richtig zu schaffen, der Kieler nimmt einen Ball nach dem anderen weg. Auf der anderen Seite vernascht Drux zwei Gegner und hält aus zentraler Position drauf. Saric ist noch mit den Fingern dran, trotzdem zappelt die Kugel im Netz. Die deutsche Auswahl führt mit 12:8, Katars Coach Valero Rivera zieht die Notbremse und nimmt eine Auszeit.
30.: Pause in der Future Arena in Rio. Katar hat bisher mit Capote ein unfassbares Rückraum-Monster in seinen Reihen (jetzt schon 7 Buden!!!), sonst aber glücklicherweise wenig. So geht die Sigurdsson-Truppe mit einer verdienten 16:12-Führung in die Kabine.
34.: Traumpass von Wiede an den Kreis zu Pekeler. Der fängt den Ball mit einer Hand, dreht sich und wirft vorbei an Stojanovic, der mittlerweile für Saric im Tor steht, in die Maschen. 19:13. Das DHB-Team ist aber sowas von auf Halbfinal-Kurs!
42.: Schrecksekunde für die Bad Boys. Drux knickt bei einem Angriff ohne Einwirkung eines Gegenspielers um und muss erstmal raus. Es sieht aber so aus, als ob es den Berliner nicht schlimmer erwischt hätte.
48.: Jetzt überrennt Deutschland Katar regelrecht. Es ist immer das gleiche Spiel: Die Wüstensöhne beißen sich an der deutschen Abwehr die Zähne aus, verlieren irgendwann den Ball und dann zündet das DHB-Team den Turbo. Reichmann schließt den nächsten Tempogegenstoß zum 27:18 ab.
54.: Sigurdsson lässt längst die Spieler ran, die bisher in diesem Turnier nicht so häufig zum Einsatz gekommen sind. Weinhold sammelt beispielsweise Spielpraxis und erzielt auch prompt seinen zweiten Treffer zum 31:20. Die Partie ist gelaufen.
60.: Aus ist das Spiel in Rio. Deutschland schlägt Katar ganz lässig mit 34:22 und steht im Halbfinale.
Der Star des Spiels: Hendrik Pekeler. Klar hatte der deutsche Erfolg viele Väter. Was der Kreisläufer von den Rhein-Neckar Löwen aber ablieferte, war von der feinsten Sorte. Er bildete gemeinsam mit Finn Lemke einen bockstarken Mittelblock und erzielte vier Tore, ohne sich auch nur einen einzigen Fehlwurf zu erlauben. Großartig!
Der Flop des Spiels: Goran Stojanovic. Da es bei Saric ungewohnt mäßig lief, brachte Rivera zu Beginn des zweiten Abschnitts Stojanovic zwischen die Pfosten. Doch der frühere HBL-Keeper lieferte 15 Minuten lang eine absolut grauenhafte Vorstellung ab (1 von 10) und musste schließlich wieder für Saric weichen.
Das fiel auf:
- Die deutsche Abwehr machte im Verbund mit Wolff (41 Prozent gehaltene Bälle, 13 von 32) einen tollen Job. Was Pekeler und Lemke im Mittelblock auf die Platte zauberten, erinnerte immer wieder an die EM in Polen.
- Katar machte Deutschland das Leben mit einer offensiven und aggressiven Deckung in der Anfangsphase schwer. Da sich der deutsche Rückraum aber exzellent bewegte, wurden immer wieder Lücken gefunden und genutzt.
- Sigurdsson rotierte deutlich weniger als in der Gruppenphase - allerdings nur, bis das Spiel entschieden war. Dann erhielten auch Weinhold, Fäth, Strobel und Heinevetter ihre Minuten.
- 72 Prozent aller deutschen Würfe fanden den Weg ins Tor. Diese Trefferquote kann sich sehen lassen. Bei Katar waren es 45 Prozent.
- Ein ganz wichtiger Aspekt für den Sieg war die Tatsache, dass das DHB-Team dem Weltklasse-Torhüter Saric nicht die Möglichkeit gegeben hat, heiß zu laufen. Saric parierte lediglich 22 Prozent (7 von 32) der Würfe auf seinen Kasten.
- Bei Katar ist klar: Kommen nicht Capote, Saric und Markovic in Form, ist die Mannschaft nur Durchschnitt. Markovic war angeschlagen und spielte deshalb relativ wenig. Seine Ausbeute war entsprechend mau: 4 Tore bei 12 Würfen.