Bester Werfer der deutschen Mannschaft, die sich bereits vor der Partie für das Viertelfinale qualifiziert hatte und mit vier Siegen und einer Niederlage erstmals seit den Sommerspielen in Los Angeles 1984 Gruppensieger bei Olympia ist, war Uwe Gensheimer mit sieben Toren.
Für die weiteren Treffer sorgten Tobias Reichmann, Kai Häfner (beide 6), Patrick Wiencek, Christian Dissinger (beide 3), Paul Drux, Hendrik Pekeler (beide 2), Fabian Wiede und Steffen Weinhold (beide 1).
Für Ägypten, das nach der Niederlage aus dem Turnier ausgeschieden ist, erzielte Mohammad Sanad (7) die meisten Tore. Er blieb dabei ohne jeglichen Fehlwurf.
Reaktionen:
Dagur Sigurdsson (Bundestrainer): "Wir waren klar besser, hatten aber sehr viele Zeitstrafen, das hat uns gekostet, da kamen die immer wieder ran. Wir wissen, dass jetzt die K.o.-Phase beginnt - und da sind wir nicht so schlecht."
Paul Drux: "Wieder zwei Punkte, Gruppensieger - wir haben eine gute Gruppenphase gespielt, darauf können wir stolz sein. Jetzt müssen wir erst mal das Viertelfinale gewinnen. Das wird schwer genug. Wir wollen uns nicht mit Medaillen befassen, dann kann es schnell vorbei sein."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Spiel: Deutschland beginnt mit Wolff im Tor. Linksaußen startet Gensheimer, den Rückraum bilden Häfner, Drux und Wiede. Rechtsaußen spielt Reichmann, am Kreis Pekeler. Wiencek ist nach überstandener Magen-Darm-Grippe ebenfalls mit dabei, sitzt aber erstmal nur auf der Bank.
5.: Hektischer Beginn mit vielen technischen Fehlern auf beiden Seiten. Nach einem Tempogegenstoß holt Reichmann einen Siebenmeter heraus. Gensheimer tritt an - und lässt Keeper Karim Hendawy keine Chance. 2:1 für das DHB-Team.
12.: Sauber, Andi Wolff! Der Torhüter ist von Beginn an hellwach, pariert erst den Siebenmeter gegen Eslam Eissa, dann auch noch den zweiten Versuch des nordafrikanischen Spielmachers. Das DHB-Team führt mit 6:4.
22.: Klasse gemacht von Drux. Dem Berliner genügt eine bockstarke Körpertäuschung, um die ägyptische Abwehr ins Nichts zu schicken. Er bricht durch die Lücke und schließt eiskalt ab zum 12:10 aus deutscher Sicht. Ein Spaziergang ist das hier aber nicht.
30.: Halbzeit in Rio. Deutschland macht einen sehr ordentlichen Eindruck. Mehrere Tempogegenstöße in den letzten Minuten sorgen für einen einigermaßen komfortablen Vorsprung. Es geht mit einem 15:12 in die Kabine.
36.: Der Auftakt in den zweiten Abschnitt kann sich sehen lassen. Häfner bedient Drux und der hämmert die Kugel ins Eck - 19:14.
41.: Momentan hakt es ein wenig im Spiel der Deutschen. Vorne werden die Bälle weggeworfen, in der Abwehr wird dem Gegner zu viel Platz gelassen. Glücklicherweise ist Wolff da. Der Kieler hält stark gegen Ali Zein Mohamed und ermöglicht somit den Tempogegenstoß. Der wird von Reichmann gut abgeschlossen. 22:19 für den Europameister.
51.: Das DHB-Team hat sich wieder im Griff. Im Angriff läuft der Ball so lange gut, bis für Häfner die Tür aufgeht. Der zündet mittig aus dem Rückraum die Fackel und stellt auf 26:22.
57.: Deutschland agiert momentan zwar in doppelter Unterzahl und Ägypten verkürzt durch Sanad auf 25:29, doch da brennt nichts mehr an. Heinevetter ist mittlerweile für Wolff im Spiel.
60.: Feierabend in der Future Arena. Deutschland schlägt Ägypten souverän mit 31:25 und macht den Gruppensieg perfekt.
Der Star des Spiels: Andreas Wolff. Eines vorneweg: Das DHB-Team zeigte eine starke Teamleistung, gleich mehrere Spieler hätten es verdient, an dieser Stelle erwähnt zu werden. Häfner (6 von 6), Reichmann (6 von 7), Gensheimer (7 von 9) und so weiter. Wolff machte seine Sache aber besonders gut - vor allem in der ersten Hälfte, nach der 12 Paraden und 50 Prozent abgewehrter Bälle in seiner Statistik standen. Am Ende waren es immerhin noch 40 Prozent.
Der Flop des Spiels: Eslam Eissa. Der ägyptische Spielmacher war im bisherigen Turnier mit 16 Buden nach Ahmed Elahmar die gefährlichste Waffe der Nordafrikaner. Gegen die deutsche Deckung tat er sich aber schwer. Er erzielte nur einen Treffer bei drei Versuchen, hatte Probleme mit den Anspielen und wurde von Coach Marwan Ragab immer wieder minutenlang auf die Bank verbannt.
Das fiel auf:
- Der deutsche Rückraum war viel in Bewegung, permanent wurde gekreuzt. Auf der Spielmacherposition setzte Sigurdsson häufig auf Häfner. Im zweiten Durchgang übernahmen dann meist wieder Drux und Strobel.
- Das DHB-Team zeigte in der Abwehr eine insgesamt konzentrierte Vorstellung. Wenn Ägyptens Wirbelwind Ahmed Elahmar aber seine Körpertäuschungen anbrachte, gab es teilweise Lücken. Insgesamt wurden Ägypten dennoch nicht wahnsinnig viele einfache Würfe gestattet. Wenn doch, war immer noch der starke Wolff zur Stelle.
- Im Angriff klappten die Anspiele an den Kreis und auf die Außenpositionen gut. Insgesamt ließ die Sigurdsson-Truppe aber zwischendurch ein bisschen zu viele Chancen liegen. Das lag natürlich auch an Torhüter Hendawy (23 Prozent), der in der Anfangsphase einen guten Job machte, später aber abbaute. Letztlich kann sich aber die deutsche Gesamtquote von 31 Treffern bei 43 Versuchen sehen lassen.
- Ein paar kleinere Fragezeichen stehen noch bei Weinhold auf dem Zettel. Der zuletzt verletzte, für Patrick Groetzki in den Kader gerückte Kieler, wirkte auch in seinem dritten Olympia-Einsatz noch nicht so stark, wie man ihn eigentlich kennt.
- Julius Kühn hat überhaupt nicht gespielt. Der Bundestrainer verordnete dem in den ersten beiden Spielen so starken Gummersbacher eine Pause.
- Deutschland handelte sich gleich neun Zeitstrafen ein. Einige davon waren unnötig. Ägypten kassierte lediglich drei Zwei-Minuten-Strafen.