Vier Jahre nach seinem Goldlauf über die gleiche Distanz raubte sich Greis bei einem historischen deutschen Debakel mit zwei Schießfehlern alle Chancen. Als sein Nachfolger auf dem obersten Siegerpodest über 20 km wurde am "Tag der Norweger" Emil Hegle Svendsen im Sonnenschein von Whistler gefeiert.
"Wir waren sowohl läuferisch als auch beim Schießen nicht voll konkurrenzfähig. Michael hatte einen einzigen Klops, sonst hätte er vorn mitlaufen können. Er wollte natürlich mehr", sagte der scheidende Bundestrainer Frank Ullrich nach dem Debakel.
Er schüttelte immer wieder den Kopf. "Es ist schwierig, wenn man sich ganz kaputt fühlt und die Strecke so saugt", sagte Greis: "Läuferisch hätte es heute auch bei null Schießfehlern nicht für ganz vorne gereicht."
"Glück der Spiele 2006"
Alexander Wolf und Christoph Stephan landeten unter ferner liefen. In den letzten drei Jahrzehnten hatte es bei Winterspielen über die längste Einzelstrecke nur 1998 keine deutsche Medaille gegeben, als Ricco Groß in Nagano auf Platz sechs gelandet war.
Nach viermal Gold bei den letzten Winterspielen von Turin steht damit nach drei von fünf Entscheidungen noch kein Podestplatz zu Buche. "2006 habe ich das Glück der Spiele gehabt", hatte der im Jagdrennen auf Platz fünf gelandete Greis vor dem Start gesagt: "Ich bin selbst gespannt, was diesmal drin ist."
Leider nicht viel. Der Mann aus Nesselwang startete sehr verhalten und hatte nach dem fehlerfreien ersten Schießen schon 23,1 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Läuferisch offenbar mit Problemen, kam Greis erschöpft zum zweiten Schießen und büßte mit zwei Fehlern frühzeitig alle Chancen ein.
Svendsen mit nur einem Schießfehler
Nach dem zweiten Schießen blieb er zwar fehlerlos, lag nach 20 km aber trotzdem 2:15,1 Minuten hinter Svendsen. Der dreimalige Weltmeister leistete sich zwei Stunden nach dem Triumph von Landsfrau Tora Berger nur einen Schießfehler.
Svendsen hatte nach einer überragenden Schlussrunde 9,5 Sekunden Vorsprung auf die beiden Zweitplatzierten. Der fünfmalige Olympiasieger Ole Einar Björndalen (Norwegen/zwei Strafminuten) und der fehlerfreie Weißrusse Sergej Nowikow waren nach 20 km exakt zeitgleich.
Zwei Stunden nach der historischen Medaillenpleite von Magdalena Neuner und Co. zeigte das deutsche Team eine enttäuschende Leistung und verschenkte bereits beim ersten Schießen alle Medaillenchancen.
Greis mit noch einer Medaillenchance
Christoph Stephan, vor einem Jahr im südkoreanischen Pyeongchang immerhin Vizeweltmeister über diese Strecke, leistete sich eine Fahrkarte. Das Gleiche galt für seinen Oberhofer Teamkollegen Alexander Wolf, der für Arnd Peiffer ins Team gekommen war. Andreas Birnbacher zielte gleich zweimal daneben.Die letzte Medaillenchance im Einzel haben Michael Greis und Co am Sonntag im Massenstartrennen.