Anni Friesinger-Postma hat in ihrem letzten olympischen Einzelrennen eine weitere Enttäuschung erlebt, und auch Daniela Anschütz-Thoms konnte den Medaillenfluch nicht brechen.
Drei Tage nach ihrem peinlichen 14. Platz über 1000 m kam Weltmeisterin Friesinger-Postma im 1500-m-Rennen nicht über Rang neun hinaus. Die Erfurterin Anschütz-Thoms, über 3000 m wie schon so oft in ihrer Karriere Vierte, belegte bei ihrem zweiten Start sogar nur den zehnten Rang.
Die Niederländerin Ireen Wüst holte nach dem 3000-m-Gold in Turin ihren zweiten Olympiasieg und ließ in 1:56,90 Minuten der kanadischen Favoritin Kristina Groves keine Chance: Der 23 Jahre alte Oranje-Star hatte im Ziel 0,25 Sekunden Vorsprung. Bronze ging mit deutlichem Rückstand an 3000-m-Olympiasiegerin Martina Sablikova (1:57,96).
Realität sieht anders aus
Die Berlinerin Monique Angermüller wurde 13., ihre Teamkollegin Isabell Ost belegte Platz 22. Friesinger-Postma hatte auf ihrem Stolperlauf über 1000 m demonstrativ optimistisch reagiert. "Ich weiß um das Potenzial, das ich habe, und die 1500 m kann ich auch etwas taktischer angehen. Das kommt mir entgegen", hatte die 33-Jährige gesagt und war ausdrücklich nicht von ihrer Zielsetzung, einer Medaille, abgerückt.
Doch die Realität sah anders aus. Friesinger-Postma lief zwar im Gegensatz zu ihrem ersten Auftritt ein technisch sauberes Rennen, doch auf der letzten Runde fehlte ihr die Kraft, um noch einmal richtig anzugreifen. Schon als sie sieben Paare vor Rennende im Ziel war, belegte sie in 1:58,67 Minuten nur den zweiten Platz hinter der Niederländerin Annette Gerritsen.
Als sie die Zeit sah, zuckte sie nur ratlos mit den Schultern. Anschütz-Thoms (1:58,75) stand kurz danach im Duell mit Wüst auf verlorenem Posten. Ob Friesinger-Postma zum Abschluss ihrer Karriere nun noch die Chance auf einen Teamstart erhält, ist fraglich.
"Darüber ist noch keine Entscheidung gefallen. Wir werden uns mit den Trainern ganz in Ruhe zusammensetzen", sagte Bundestrainer Markus Eicher.
Gesundheitliche Rückschläge
Friesinger-Postma, die im vergangenen März in Richmond nach einer Disqualifikation gegen Groves den WM-Titel über 1500 m gewonnen hatte, konnte wegen ihrer zahlreichen gesundheitlichen Rückschläge in diesem Winter kein einziges Mal mit ihren potenziellen Teamkolleginnen trainieren.
Auch Anschütz-Thoms hatte eine Medaille nicht aus den Augen verloren, obwohl sie ähnlich wie Friesinger-Postma viel verdrängen musste. Die 35 Jahre alte Erfurterin war im 3000-m-Rennen um drei Hundertstel an Bronze vorbeigeschrammt, genau wie der WM vor einem Jahr im 1500-m-Rennen.
"Vielleicht schaffe ich ja am Sonntag eine Hundertstel", sagte Anschütz-Thoms. Mit zwei Silbermedaillen für Jenny Wolf und Stephanie Beckert hinkt die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) derweil meilenweit hinter ihren Zielsetzungen hinterher: Sechs Medaillen, davon zwei goldene, sollten es werden bei Olympia.