Beim historischen Gold-Triumph des kleinen Schweizers Simon Ammann waren die deutschen Skispringer nur Statisten. Auf der Großschanze in Whistler schaffte wenigstens Michael Neumayer als Sechster den Sprung unter die Top Ten.
Ammann, der bereits den Normalschanzen-Wettkampf dominiert hatte, verwies erneut Adam Malysz (Polen) und Gregor Schlierenzauer (Österreich) auf die Medaillenplätze.
Ammann: "Absolute Entschlossenheit"
"Nicht die neue Bindung, sondern die absolute Entschlossenheit hat mich getragen", sagte der überragende Simon Ammann, der mit 144 sowie 138 Metern in beiden Durchgängen Bestweite stand.
Der Schweizer, der zuvor bereits in Salt Lake City 2002 zweimal Olympiasieger war, ist der erste Skispringer der Geschichte mit vier Einzel-Goldmedaillen.
Viermal Gold schaffte auch der Finne Matti Nykänen, der 1984 sowie dreimal 1988 gewann, einmal aber mit dem Team. Letzter deutscher Solo-Medaillengewinner auf der olympischen Bühne bleibt Sven Hannawald als Normalschanzen-Zweiter 2002.
Neumayer: "Teamspringen ist unser Hauptwettkampf"
"Ich schieße mich langsam ein. Es wird von Sprung zu Sprung besser. Das Teamspringen ist unser Hauptwettkampf, da holen wir uns die Medaille", behauptete Michael Neumayer unverdrossen.
Hinter dem Berchtesgadener kamen Michael Uhrmann, Andreas Wank und Martin Schmitt über die schwachen Ränge 25, 28 und 30 nicht hinaus. "Heute gab es nix zu gewinnen. Abhaken und nach vorne schauen", sagte Schmitt.
Schon im ersten Durchgang Klasse für sich
Vor 5000 Zuschauern (zwei mutige Kanadierinnen präsentierten sich bei frühlingshaften Temperaturen um 10 Grad sogar im Bikini) deklassierte der aktuelle Überflieger Ammann die gesamte Konkurrenz bereits im ersten Durchgang, in dem er mehr als 12 Meter weiter flog als alle österreichischen Erzrivalen.
Unmittelbar vor dem Springen zog der Österreichische Skiverband (ÖSV) per dürrer Pressemitteilung seine peinliche Protest-Drohung gegen das neue Bindungssystem von Simon Ammann zurück. Zuvor hatte die Jury die Bindung von Ammann für regelkonform erklärt.
"Die Verantwortlichen des internationalen Skiverbandes haben Fakten geschaffen, indem sie Simon Ammann die Genehmigung zur Verwendung des diskutierten Bindungssystems erteilten", hieß es: "Der ÖSV wird unabhängig vom Wettkampfverlauf auf einen Protest gegen das von Simon Ammann verwendete System verzichten."
Weißflog-Erfolg liegt 16 Jahre zurück
Den Streit um Ammanns neues Bindungssystem hatten die Österreicher ausgelöst, nachdem sie im Springen von der Normalschanze von Ammann besiegt worden waren.
"Die Österreicher haben sich als schlechte Verlierer erwiesen", sagte Jens Weißflog. Der TV-Experte hatte auf den Tag genau vor 16 Jahren am 20. Februar 1994 in Lillehammer als letzter deutscher Springer Gold im Einzel-Wettbewerb von der Großschanze gewonnen.
Die olympischen Skispringer-Wettbewerbe gehen am Montag (19.00 Uhr MEZ) mit dem Teamwettbewerb auf der Großschanze zu Ende. "Im Team wollen wir ganz klar unter die besten Drei", gab Bundestrainer Werner Schuster als Devise für die deutschen Springer aus.