Wäre es nicht schön gewesen? Die letzten Olympischen Spiele. Das letzte Rennen. Gold! Vielleicht auch Silber oder Bronze. Am Ende wurde es leider nur Blech. Eigentlich durfte man Maria Höfl-Riesch im Slalom einiges zutrauen - erst recht nach dem ersten Durchgang. Da lag unsere Gold-Marie nämlich auf Rang zwei hinter der überragenden Mikaela Shiffrin.
Das hätte uns ja gereicht. Aber Marlies Schild und Kathrin Zettel besaßen tatsächlich die Frechheit, Höfl-Riesch den perfekten Olympia-Abschluss noch zu versauen. Aber ganz ehrlich: Wen interessiert's?! Schließlich hat Maria sensationelle Spiele abgeliefert. Mal wieder. Gold in der Super-Kombination, Silber im Super-G.
Der Tag zum Nachlesen im Ticker
Damit lässt sich das Olympische Kapitel doch bestens schließen. Und deshalb tun wir es unserer Pistenkönigen gleich. Ein kurzes "Sch****", ein Schulterzucken - und schon wird gelächelt. Ist doch alles halb zu schlimm. Mikaela Shiffrin wäre ohnehin nicht zu schlagen gewesen.
Bei einem Blick auf unsere Biathletinnen wirkt ein vierter Platz zudem geradezu wie ein Olympiasieg und WM-Titel zugleich. Die erlebten schließlich einen Tag, wie man ihn niemandem wünscht. Da war zunächst die Schocknachricht von Evi Sachenbacher-Stehles positivem Doping-Befund. Wer soll sich da bitte auf das abschließende Staffel-Rennen konzentrieren?
Naja, Andrea Henkel, Laura Dahlmeier und die beiden Franziskas, Hildebrand und Preuß versuchten es wenigstens. Was dann allerdings geschah, passte so dermaßen ins Bild des deutschen Biathlon-Tages, dass es beinahe schon satirische Züge annahm. Startläuferin Preuß stürzte, hatte deshalb später Probleme mit dem Gewähr. So beendete man das Rennen auf Rang elf und bescherte Andrea Henkel damit einen deutlich weniger gelungenen Olympia-Abschied als den der Maria Höfl-Riesch.
Immerhin überquerten unsere Biathletinnen jedoch die Ziellinie. Anna Wörner wäre im Nachhinein sicherlich froh, hätte sie es so weit gebracht. Beim Ski-Cross stürzte sie schwer. Diagnose: Kreuzbandriss und Bruch des Schienbeinkopfes. Da bleibt einem eigentlich nichts weiter übrig, als gute Besserung zu wünschen.
Und am Samstag? Am Samstag wartet unser Iron Felix. Neureuther strebt im Slalom nach mindestens einer Medaille. Ach was, nach Gold. Die Biathleten werden mit der Staffel versuchen, den Spielen doch noch ein versöhnliches Ende zu bereiten.
Die Entscheidungen des Tages:
Wettbewerb | Entscheidung |
Ski-Freestyle/Ski Cross, Frauen | Thompson holt Gold |
Curling/Finale, Männer | Kanadas Curler räumen ab |
Biathlon/Staffel, Frauen | Biathletinnen bleiben ohne Medaille |
Ski Alpin/Slalom, Frauen | Höfl-Riesch nur Vierte |
Short Track/500m, Männer | Schon wieder Gold! Ahn dominiert weiter |
Short Track/1000m, Frauen | Park triumphiert |
Short Track/Staffel, Männer | Ahn holt sechtse Goldmedaille |
Was sonst noch wichtig war:
Curling: Langeweile? Beim Curling? Auf gar keinen Fall! Am Donnerstag sorgten die Damen schon für Dramen am Fließband und die Herren setzten noch einen drauf. Immerhin ging es um die Bronzemedaille. Da wollten weder China noch Schweden locker lassen. Es ging ins achte End, ins neunte, schließlich ins zehnte. Allein zu einer Entscheidung konnten sich die Teams nicht durchringen. Also musste das Extra-End die Medaille vergeben. Dort schrieben die Schweden dann zwei Steine und durften sich feiern lassen. Wer spricht da noch von Langeweile?
Eisschnelllauf: Ok, das glaubt jetzt wahrscheinlich keiner. Weder Niederländer noch die Niederländerinnen haben in der Teamverfolgung bislang Olympisches Gold gewonnen. Unfassbar, oder? Das soll sich ändern, das muss sich ändern - und das wird sich wohl auch ändern. Ireen Wüst, Lotte van Beek und Jorien ter Mors qualifizierten sich erst mal souveränst für das Halbfinale. Jan Blokhuijsen, Sven Kramer und Koen Verweij sind sogar schon einen Schritt weiter. Am Samstag geht's um Gold - und darum einen der letzten Makel der Eisschnelllauf-Dominatoren zu beseitigen.
Eishockey: Es war schon sensationell, was da im Eishockey-Halbfinale aufeinandertraf. Gut, die Russen waren nicht dabei, dafür gab's zwei Mal Rivalität vom Allerfeinsten. Ganz so unfassbar, wie wir gehofft hatten, wurde es am Ende dann aber doch nicht. Kanada dominierte die USA schon sehr deutlich. Aber Tore wollten nicht wirklich fallen. Bei den Schweden lief's ähnlich. Egal, im Finale gibt's einfach ein Schützenfest und alle sind wieder glücklich. Ausführliches kann wie immer im Eishockey-Roundup nachgelesen werden.
Mann des Tages: Jamie Benn
Eishockey. Kanada. USA. Mischt man diese drei Zutaten, packt sie auf Eis und schmeißt einen Puck in die Mitte, wird's heiß. Mehr Rivalität geht einfach nicht. 2010 in Vancouver trafen beide Teams im Finale aufeinander. Damals hieß der Held Sidney Crosby.
Und diesmal? Diesmal musste man unglücklicherweise bereits im Halbfinale gegeneinander ran. Und da die ganz großen nun mal erst richtig auftrumpfen, wenn es um die ganz großen Früchte geht, ließ Sid the Kid im Bolshoy Ice Dome vorläufig auch anderen den Vortritt.
Genauer gesagt: Jamie Benn. Kanada dominierte das Spiel, war klar besser. Nur mit dem Toreschießen wollte es einfach nicht so recht klappen. Bis, ja bis Bell seinen Schläger genau dort hinhielt, wo er hinsollte und den Puck abfälschte. Barack Obama wird sich jedenfalls doppelt geärgert haben. Schließlich schuldet er seinem kanadischen Amtskollegen Stephen Harper bereits den zweiten Kasten Bier. Hätte der einzige Torschütze zum Beispiel Phil Kessel statt Jamie Bell geheißen, hätte feinstes kanadisches Gebräu seinen Weg ins Weiße Haus gefunden.
Frau des Tages: Mikaela Shiffrin
Als hätten wir es gewusst. Da porträtiert SPOX Mikaela Shiffrin, spricht nebenbei von einem möglichen Olympiasieg - und was macht die Amerikanerin? Sie holt tatsächlich Gold. Mit 18. Andere machen da gerade Abitur oder den Führerschein, Shiffrin dominiert die Weltelite.
Gut, ihre Eltern waren ebenfalls Ski-Rennfahrer, sie wuchs in Vail auf, wo Wintersport ähnlich normal ist, wie Flip-Flops- und Lederhosen-tragende Australier während der Wiesn, und stand mit zwei Jahren erstmals auf Skiern. Selbstverständlich ist eine solche Leistung dennoch nicht.
Offenbar ist Shiffrin im Rosa Khutor Alpine Center aber einfach mal wieder dem Rhythmus der Musik gefolgt, den sie beim Fahren fühlt. Der "menschliche MP3-Player", wie sie sich einst selbst nannte, tanzte jedenfalls den Berg hinab. Eleganter und schneller als die gesamte Konkurrenz. Das gelang ihr übrigens schon einmal. Während der WM in Schladming. Vor ihrem Olympiasieg kürte sich Mikaela Shiffrin nämlich bereits zur Weltmeisterin. Damals war sie 17.
Sprüche des Tages:
"Sowohl der Besitz als auch die Anwendung von Doping-Mitteln sollen unter Strafe gestellt werden. Doping-Sündern und Doping-Ärzten drohen dann Haftstrafen von bis zu fünf Jahren." (Bundesjustizminister Heiko Maas hat genug von der Doperei)
"Hoffentlich mit kanadischem Bier. Wir hatten genug Heinecken und PBR." (Kanadas Skicross-Coach möchte nach dem Doppelerfolg seiner Mädels endlich wieder etwas ordentliches trinken)
"Russland, du hast die verdorbensten Olympischen Spiele der Geschichte ausgerichtet. Sotschi ist nur ein kürzerer Begriff für Taschendiebstahl." (Ein Fan von Vize-Olympiasiegerin Kim Yuna hat nach Adelina Sutnikowas umstrittenem Sieg einen Blick ins russisch-koreanische Wörterbuch geworfen.)
"Ganz Russland ist stolz. Den Titel eines olympischen Champions verdient nur, wer bereit ist, bis zur letzten Sekunde zu kämpfen." (Russlands Präsident Wladimir Putin ist mit der Wertung der Kampfrichter vollends zufrieden. Rocky lässt grüßen.)
Zahlen des Tages:
2 Es ist vielleicht die traurigste Zahl des Tages. Bislang wurde in der Geschichte der Winterspiele erst ein deutscher Athlet wegen (angeblichen) Dopings ausgeschlossen. Sein Name: Alois Sloder. Der Vorwurf: Die Einnahme von Ephedrin. Allerdings wurde der Eishockey-Spieler nach den Spielen von Sapporo 1972 durch eine Aussage seines Arztes rehabilitiert und gilt damit offiziell nicht mehr als Dopingsünder. Mal sehen, wie es mit Evi Sachenbacher-Stehle weitergeht.
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700 Ganz ehrlich, das ist unfassbar. Da werden Unsummen mit den Spielen umgesetzt, überall wird Geld gescheffelt - aber Löhne zahlen? Wieso? 700 Arbeiter, die mit am Olympiastadion gearbeitet haben, warten noch immer auf ihr Geld. Laut der Moskauer Menschenrechtsorganisation Memorial schulden rund 20 Firmen ihren Angestellten insgesamt noch rund 800.000 Euro. Das IOC sei dagegen der Meinung, dass die Arbeiter ihr Geld bereits erhalten hätten. OK-Chef Dmitri Tschernyschenko spricht dagegen von einigen wenigen. Der eine sagt dies, der andere das. Sollten Löhne tatsächlich noch nicht bezahlt worden sein, ist das allerdings nichts anderes als eine riesige Schweinerei - und sicherlich noch trauriger als Sachenbacher-Stehles Dopingbefund.
Name des Tages: Sami Kennedy-Sim
Ein Blick auf ihre Internetseite verrät: Sami Kennedy-Sim ist derzeit in Russland beschäftigt, kommt aber bald wieder! Der Ski-Cross lässt die Australierin nicht zur Ruhe kommen. Oder besser, ließ. Denn wirklich beschäftigt ist Mrs. Kennedy-Sim seit heute nicht mehr.
Unglücklicherweise schied sie bereits im Achtelfinale aus. Im Grunde ist das aber auch völlig egal. Denn, dass Sami Kennedy-Sim überhaupt an den Olympischen Spielen teilnehmen konnte, ist für sie schon Erfolg genug. Vor nicht einmal einem Jahr rückte der Sport nämlich ganz plötzlich und ohne Vorwarnung massiv in den Hintergrund.
Eines morgens hatte Kennedy-Sim plötzlich jegliches koordinative Gefühl verloren, konnte sich nicht mehr artikulieren. "Ich war völlig desorientiert, konnte nicht atmen oder sprechen", erzählt sie. Ihr Mann Ben rief den Notarzt, die 25-Jährige wurde ins Krankenhaus transportiert, wo sie die niederschmetternde Diagnose erhielt: Schlaganfall. Mit 25!
Da "aufgeben" im australischen Vokabular aber nun mal überhaupt nicht vorkommt, kämpfte sich Kennedy-Sim zurück. Seit Juli steht sie wieder auf Skiern. Ihr unbändiger Wille brachte ihr sogar den Ian Thorpe Award für herausragende Leistungen des New South Wales Institute of Sports ein. Da lässt sich ein frühes Olympia-Aus definitiv verschmerzen.