Grondius, Super-Dario, yuuuudiiihuii!

Super-Dario Cologna will auch noch die 50 Kilometer rocken
© getty

Der 14. Februar 2014 hat das Zeug zum Nationalfeiertag in unserem Nachbarland. Erst zerlegte Dario Cologna die Konkurrenz in der Langlauf-Loipe, dann schnappte sich sensationell Sandro Viletta die Goldmedaille in einer verrückten Kombi. Aus deutscher Sicht war der 7. Tag weniger erfolgreich. Für die größten Schlagzeilen sorgte schon Felix Neureuthers Schleuderkurs.

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Man muss auch gönnen können. Am 7. Wettkampftag blieb das deutsche Olympiateam ohne Edelmetall, behauptete aber seine Spitzenposition im Medaillenspiegel. Es gibt aber einen neuen ersten Verfolger: Die kleine Schweiz feierte einen wahren Goldrausch.

Felix Neureuther: "Der Traum ist noch nicht ausgeträumt"

Erst lieferte Dario Cologna eine Demonstration seiner Ausnahmeklasse ab. Fünf Tage nach seinem Triumph im Skiathlon zerlegte der 27-Jährige die Konkurrenz über die 15 Kilometer klassisch. Im Finish tankte er sich sogar noch am knapp 30 Sekunden vor ihm gestarteten Schweden Johan Olsson vorbei, der Silber gewinnen sollte.

Der Tag zum Nachlesen im Ticker

"Er war unschlagbar, zu stark für alle. Cologna hat gezeigt, dass er der beste Langläufer ist", sagte Olsson fast ehrfürchtig.

Während Cologna als Topfavorit ins Rennen ging, war Sandro Viletta allenfalls ein ambitionierter Außenseiter. Platz 14 in der Abfahrt versetzte die Konkurrenz auch nicht gerade in Angst und Schrecken. Ivica Kostelic galt als Gold-Favorit, der Kroate lag bei Halbzeit schließlich auf Rang sieben - und sein Vater hatte den Slalomkurs gesteckt.

Doch was dann kam, kann man nur als Wahnsinn beschreiben: Viletta zauberte einen irrwitzigen Ritt auf den Hang, die zweitbeste Zeit überhaupt. Und die Konkurrenz biss sich daran die Zähne aus. Kostelic holte Silber zum vierten Mal bei Olympia. Gold gewann der 34-Jährige noch nie. Und dennoch herzten er und sein Vater den Sensationssieger aus der Schweiz. Auch ein Bild dieses Tages, wie übrigens auch der Kopfstand des Südtirolers Christof Innerhofer, der Kombi-Bronze gewann.

Den verrückten Schweizer Tag rundete dann noch Selina Gasparin ab, die hinter der überragenden Doppel-Olympiasiegerin von Sotschi, Darya Domracheva Silber gewann. Übrigens stammen alle Schweizer Medaillengewinner aus dem Kanton Graubünden. Dort wird Vallader gesprochen oder Unterengadinisch. Wie es aussieht, wenn sich eine unterengadinisch sprechende Politikerin knubbelig freut, zeigen wir hier:

"Grondius!! Gratulesch a Dario da cour per la 2. medaglia d'or!!!!" (Regierungsrätin Barbara Janom Steiner, BDP, zum ersten Gold). Grondius fand Frau Steiner natürlich auch den zweiten Streich: "Che di stupend pels grischunais!! Gratulesch a Sandro Viletta da cour per la medaglia d'or!!! Grondius!!!"

Selina Gasparin gratulierte sich selbst: "Es isch Silber.....yuuuudiiihuii!"

Die Entscheidungen des Tages:

WettbewerbEntscheidung
Biathlon/15km, FrauenDomracheva triumphiert erneut
Eiskunstlauf/Kür, Männer Japaner Hanyu gewinnt Fehlerfestival
Freestyle/Springen, FrauenAlla Zuper: Gold im fünften Anlauf
Skeleton/Einzel, DamenBritin Yarnold siegt - Huber kämpft vergeblich
Ski Alpin/Super Kombination, MännerSchweizer Viletta düpiert Konkurrenz
Langlauf/15km klassisch, MännerCologna gewinnt 2. Gold

Was sonst noch wichtig war:

Curling: Die deutschen Männer legen eine Konstanz und Geradlinigkeit an den Tag, die ihresgleichen sucht. Am frühen Morgen setzte es gegen die USA die fünfte Pleite im fünften Match der Spiele im Ice Cube Curling Center. Skip John Jahr nahm die Verantwortung nach dem 5:8 auf seine Kappe und beschimpfte sich selbst erfrischend selbstkritisch als "Anfänger". Am Abend war dann das Match gegen die Schweizer dran. Es war ein zähes Ringen, ein Thriller, zumal die Schweizer am Tag der Schweizer halt auch schwer zu schlagen sind, doch es gelang. Deutschland gewinnt 8:7 und Jahr zeigte, dass er wohl doch kein Anfänger ist.

Eishockey: Jaromir Jagr hat heute getroffen und Daniel Alfredsson ebenfalls. Beide rannten schon in Nagano 1998 (sic!) übers Eis. Teemu Selanne ist noch älter als die beiden und hat - richtig! - auch sein Tor gemacht. Jeff Carter, Kanadas Nr. 77, spielte den Österreichern übel mit. Alle Ergebnisse, Schützen und Infos im Roundup

Skispringen: Auf den letzten Drücker rückte Marinus Kraus ins Aufgebot für den Wettbewerb von der Großschanze. Andreas Wank musste für den 23-Jährigen weichen. "Marinus hat sich diese Chance verdient. Das wird die Krönung seiner bisherigen Saison", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Und er scheint ein gutes Näschen zu haben. Auf 130 Meter flog Kraus in der Quali und war damit nicht nur stärkster Deutscher, sondern blieb nur einen Meter hinter den beiden Österreichern Michael Hayböck und Tournee-Sieger Thomas Diethart, die mit 131 Metern die weitesten Sprünge zeigten.

Mann des Tages: Roberto Carcelen

Ende Januar stand er vor einem Scherbenhaufen. Bei einem Skiunfall in Österreich zog er sich Rippenbrüche und Prellungen zu. Die Ärzte untersagten ihm jegliche sportliche Betätigung. Für vier Wochen. Mindestens. Aber vier Wochen hatte Roberto Carcelen nicht. Niemals! "Als ich ins Hotel zurückkam, war ich am Boden zerstört", schrieb Roberto auf seiner Website. Aber ganz schnell hakte er den Rückschlag ab. Aufgeben kam für ihn nicht infrage. Olympia in Sotschi sollte die Krönung seiner Karriere werden. 2010 in Vancouver hatte er als erster peruanischer Winterolympionike Geschichte geschrieben. 2014 trug er trotz schmerzender Rippen die Fahne seines Landes. Am Donnerstag kämpfte er sich ins Ziel. Als 92. und letzter Starter ging er ins Rennen und als Letzter kam er ins Ziel, deutlich geschlagen von Dachhiri Sherpa aus Nepal, Nadeem Iqbal aus Indien und Tucker Murphy von den Bermudas. Doch was machte das schon? Roberto war im Ziel, er hatte es geschafft. Beeindruckt von seiner Leistung war auch Olympiasieger Dario Cologna. Der war fast eine Stunde zuvor mit überragender Bestzeit ins Ziel geprescht, ließ es sich aber nicht nehmen, einem 43-jährigen Peruaner, der gerade sein letztes großes Rennen bestritten hatte, von Herzen zu gratulieren. Viele, viele Medienvertreter hatten ihn vor dem Rennen gefragt, warum er sich die Strapazen antun und das Risiko, sich noch schwerer zu verletzten, auf sich nehmen würde. "Das ist eine gute Gelegenheit, all jenen, die ein Vorbild brauchen, die Inspiration suchen, ein leuchtendes Beispiel zu geben. Aufgeben steht nicht zur Debatte."

Frau des Tages: Noelle Pikus-Pace

Sieben Worte, mit Kugelschreiber auf liniertes Papier gekritzelt. Damit machte sich Noelle Pikus-Pace Mut für den letzten Skeleton-Lauf ihrer Karriere: "This is it. Don't get scared now." Wie die 31-Jährige aus Utah selbst zugab, spielten ihr ihre Gefühle einen Streich, sie hatte Mühe, ihre Kräfte zu bündeln. Vielleicht reichte es auch deshalb nur für Silber. Doch was heißt hier nur. Rückblende: Nach Vancouver 2010 warf sie die Brocken hin. Sie hatte die Schnauze voll von einer Karriere, in der ihr vom Gesamtweltcupsieg 2005 abgesehen, nur eines immer treu war: das Pech. Im Oktober 2005 wird sie in Calgary von einem Bob angefahren und zieht sich einen doppelten Beinbruch zu. Sie unternimmt schier unmenschliche Anstrengungen, um doch noch nach Turin zu kommen, verpasst aber die Olympianorm. Kurz vor Vancouver verreckt ihr Schlitten, mit dem von ihrem Mann entworfenen Ersatz verpasst sie um Haaresbreite die Bronzemedaille. Dann ist Schluss. Als sie im Frühjahr 2012 ihr drittes Kind verliert, fasst sie den Entschluss, sich und den Olympischen Spielen noch einmal eine Chance zu geben. Noelle schuftet fürs Comeback, die ganze Familie hilft mit. Ihr Glaube hilft auch, Noelle ist gläubige Mormonin. 2013 gelingt ihr die Rückkehr in die Weltspitze. Sie wird für Sotschi nominiert. Sie gewinnt Silber. Jetzt macht sie Schluss. Wir wünschen alles Gute.

Sprüche des Tages:

"Ich habe keine Valentinsgeschenke, aber ich will trotzdem Schokolade von Ihnen." (Japans Skisprung-Oldie Noriaki Kasai pfeift auf die schlanke Linie)

"Es ist ein bisschen wie Urlaub hier. Stirnband hoch, dann gibt's gleichmäßige Bräune." (Erik Lesser ist nach Silber am Donnerstag noch lässiger drauf)

"Es gibt nichts Schlimmeres als Ex-Athleten, die sich als Besserwisser aufspielen." (DOSB-Präsident Alfons Hörmann zu Friesinger vs. Pechstein#Zickenkrieg)

"Ich habe wie ein Anfänger gespielt. Und wenn man wie ein Anfänger spielt, kann man einfach nicht gewinnen." (Skip John Jahr übernimmt die Verantwortung für die neuerliche Pleite der deutschen Curler)

"Ich weiß erst seit letztem Jahr, dass es diesen Tag überhaupt gibt. Ich bin nicht so ein Valentnis-Typ." (Niklas Edin, Skip der schwedischen Curler, outet sich ebenfalls als Anfänger)

"Ich könnte irgendwo in einem Krankenhaus liegen, in Kalkutta Müll einsammeln müssen oder in Afrika an Hunger sterben. Jeder will Gold. Aber glauben Sie mir: Ich bin glücklich mit Silber." (Ivica Kostelic hat jetzt vier Olympia-Medaillen, alle in Silber)

Zahlen des Tages:

3 Goldmedaillen hat Dario Cologna jetzt bei Olympischen Winterspielen gewonnen - und er kann in Sotschi noch nachlegen. Damit schloss er zur Schweizer Alpin-Legende Vreni Schneider auf. Damit fehlt ihm nur noch ein Gold, um den erfolgreichsten eidgenössischen Goldhamster Simon Ammann einzuholen.

Hier geht's zum Medaillenspiegel

13. Beste deutsche Platzierung im Biathlon-Einzel der Damen durch Laura Dahlmeier. Uns beschleicht der Gedanke, dass da nichts mehr kommt von unseren früheren Medaillengaranten.

20 Jahre ist es her, dass Petr Nedved einen Scorerpunkt in einem Olympischen Eishockey-Turnier verbuchte. Damals für seine zwischenzeitliche Wahlheimat Kanada. Inzwischen spielt er für sein Geburtsland Tschechien, und heute assistierte der 42-Jährige gegen Lettland beim Tor zum 4:2 durch seinen Kollegen Zidlicky.

40-something: Das Alter scheint im Eishockey ja überhaupt keine Rolle zu spielen. Jagr wird am Samstag 42 und erzielte gegen Lettland schon sein zweites Turniertor. Selanne ist 43 und steuerte einen Treffer zu Finnlands Sieg gegen Norwegen bei. Daniel Alfredsson (41) traf gegen die Schweiz zum Sieg.

49 Mal schrieben die Tickerer Regelmann & Marbeiter heute das Wort "Neureuther" bei Rund um Olympia nieder. Das ist vermutlich Weltrekord und verdient allergrößten Respekt.

Name des Tages: Alla Zuper

Der Name für sich ist schon super genug, doch nun hat sich Alla Zuper aus Weißrussland auch noch ihren Lebenstraum erfüllt. Die 34-Jährige, für Freestlye-Verhältnisse eine Ur-Oma, gewann im fünften Anlauf ihre erste Medaille. Der fünfte Platz von Nagano 1998, damals startete sie noch für die Ukraine, war bislang ihr Olympia-Highlight gewesen. Die Krönung: Die Plakette ist auch noch aus Gold. Dabei profitierte sie von den Fehlern der favorisierten Konkurrentinnen wie etwa Titelverteidigern Lydia Lassila aus Australien. Doch das dürfte ihr reichlich wurscht sein und das kann es auch. Denn: Endlich alles super, Alla Zuper.

Der Olympia-Zeitplan

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