Höfl-Riesch trägt deutsche Fahne

SID
Maria Höfl-Riesch wird bei ihren letzten Spielen die deutsche Fahne ins Stadion tragen
© getty

Maria Höfl-Riesch wird das deutsche Olympia-Team bei der Eröffnungsfeier in Sotschi anführen. Der Wahl war aber der erste kleine Streit im deutschen Lager vorausgegangen.

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Maria Höfl-Riesch platzte fast vor Stolz. Mit schwarz-rot-gold lackierten Fingernägeln und einem strahlenden Lächeln im Gesicht stand die zweifache Olympiasiegerin im Deutschen Haus in Krasnaja Poljana und genoss den Trubel um ihre Person in vollen Zügen. Mit der Ernennung zur deutschen Fahnenträgerin geht für die 29-jährige Skirennläuferin ein Traum in Erfüllung.

"Das ist eine riesengroße Ehre für mich. Ich bin sehr, sehr stolz", sagte Höfl-Riesch und bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht: "Vorneweg marschieren zu dürfen - da geht ein Traum in Erfüllung." Höfl-Riesch ist die zweite Fahnenträgerin aus dem Alpin-Lager nach Hilde Gerg 2002. Bei den Winterspielen 2010 in Vancouver hatte Bobpilot André Lange die deutsche Fahne getragen.

"Unsere erste Wahl mit Sternchen"

Für die DOSB-Verbandsspitze um Präsident Alfons Hörmann, bis Jahresende 2013 Boss des Deutschen Skiverbandes, lag die Entscheidung für Höfl-Riesch auf der Hand. "Noch mehr erste Wahl geht nicht. Sie ist unsere erste Wahl mit Sternchen sozusagen", sagte Hörmann. Die Teamleitung habe sich zwei, drei Wochen mit dem Thema beschäftigt und sich am Mittwochabend "einstimmig" entschieden. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper betonte, dass sich das "gesamte Team gerne hinter ihr versammeln wird. Wir haben uns aus vollem Herzen für sie entschieden."

Die Wahl zur Fahnenträgerin dürfte Deutschlands Gold-Hoffnung im Kampf um die Medaillen weiter beflügeln. "Olympia, Wahnsinn! Ich freue mich auf jeden Tag hier", hatte Höfl-Riesch schon nach dem ersten Abfahrtstraining am Morgen gesagt.

Ihrem von der Tribüne aus zuschauenden Ehemann Marcus Höfl warf sie Kusshändchen zu - wohl wissend um ihre feststehende Nominierung. Diese Lockerheit soll nach Doppel-Gold vor vier Jahren erneut zu großen Erfolgen führen. "Ich bin sicher noch besser drauf als damals", sagte Höfl-Riesch im Rückblick, "aber das heißt nicht, dass es mehr Medaillen geben wird".

Zu frühe Bekanntgabe

Der Wahl Höfl-Rieschs war allerdings der erste kleine Zoff im deutschen Olympia-Team vorausgegangen. Biathletin Andrea Henkel hatte als vermeintliche Top-Anwärterin auf die Rolle als Fahnenträger die Entscheidung schon am Vormittag via Internet indirekt herausposaunt - ihre Absage "im Sinne der Wettkämpfe" kam drei Stunden vor der offiziellen Verkündung. Höfl-Rieschs Wahl war damit praktisch öffentlich.

"In Zeiten von Facebook passiert so etwas. Wenn sie das meint, so veröffentlichen zu müssen, ist das ihre Sache", sagte Hörmann, versuchte aber gleichzeitig zu beschwichtigen: "Mit der Ernennung von Maria ist das Thema durch." Henkel ist nun eine Kandidatin für die Schlussfeier am 23. Februar.

Pechstein: "Würdige Fahnenträgerin"

Die ebenfalls hoch gehandelte Eisschnellläuferin Claudia Pechstein begrüßte die Entscheidung für Höfl-Riesch. "Ich habe schon vorher gesagt, dass der DOSB eine würdige Fahnenträgerin finden wird. Genau das ist jetzt geschehen. Ich freue mich sehr für Maria und wünsche ihr eine tolle Eröffnungsfeier", teilte Pechstein auf Anfrage mit.

"Das war eine Entscheidung für Maria und nicht gegen irgendjemanden. Es hat kein Konflikt eine Rolle gespielt. Wir haben über Claudia Pechstein genauso offen und klar diskutiert wie über alle anderen", sagte Vesper.

"Absolut positiv" aufgenommen

Die fünfmalige Olympiasiegerin habe die Entscheidung "absolut positiv und mit Verständnis und Zustimmung aufgenommen", sagte Hörmann, "ohne jegliche Form von Enttäuschung oder negativer Gedanken".

Am Tag vor der Bekanntgabe hatte Vesper das Anforderungsprofil für die Aufgabe des Fahnenträgers konkretisiert und betont, die gesamte Mannschaft "muss sich gerne hinter ihm versammeln." Der Fahnenträger repräsentiere die ganze Mannschaft und "damit auch Deutschland insgesamt".

Pechstein, die 2009 nur aufgrund eines indirekten Dopingnachweises für zwei Jahre gesperrt worden war, polarisiert noch immer. Daran hat auch ihr bemerkenswerter und unter dem Strich schon ziemlich erfolgreicher Kampf um die Wiederherstellung ihres guten Rufes nichts geändert.

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