Umbruch light

Von Marc Hauser
Robin Dutt (M.) muss den VfB wieder in die Erfolgsbahn führen
© getty

Der VfB Stuttgart hat es wieder einmal geschafft: Mit einer beeindruckenden Leistungssteigerung in den "Pokalspielen" zogen die Schwaben erneut gerade noch so den Kopf aus der Schlinge. Wie so oft wird nun ein Umbruch gefordert, um den Verein wieder in höhere Tabellenregionen zu führen. Aber ist das wirklich notwendig?

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Eine wichtige Rolle bei der Beantwortung dieser Frage spielt natürlich der neue Trainer, Alexander Zorniger. Während im Verlauf der Rückrunde viel darüber spekuliert wurde, ob der Ex-Leipziger ab Sommer nun wirklich Huub Stevens auf der schwäbischen Kommandobrücke ersetzen soll, herrschte direkt nach dem gewonnenen Abstiegsendspiel gegen Paderborn Gewissheit: Stevens zieht sich erneut zurück und überlässt dem ehemaligen Stuttgarter Co-Trainer in Zukunft das Feld. Der Niederländer hat sich zwar durch seine Arbeit durchaus für ein weiteres Jahr empfohlen, aber da man in Stuttgart endlich langfristig etwas aufbauen will, ist Zorniger die Wahl, die gemessen an den Zukunftsplänen der Schwaben am logischsten erscheint.

Zorniger passt auch zu den Vorstellungen von Sportvorstand Robin Dutt, der in Stuttgart mit dem schnellen Gegenpressing wieder eine eigene Identität entwickeln möchte, die sich wie ein roter Faden durch die komplette Jugendabteilung bis hin zur Profimannschaft ziehen soll. In Zukunft sollen Spielsystem und die hierfür benötigten Spieler nicht mehr vom Trainer, sondern vom Verein (natürlich unter Absprache mit dem Trainer) vorgegeben werden.

Dutt prangerte auch die verfehlte Transferpolitik der letzten Jahre und damit auch indirekt seinen Vorgänger auf dem Posten, Fredi Bobic, an. Stuttgart hat seiner Meinung nach in den vergangenen Spielzeiten zu viele Spieler geholt, die nur den Vorstellungen des jeweiligen Trainers oder Managers entsprachen, weshalb sich durch die vielen Trainerwechsel über die Jahre hinweg nie eine eingespielte Mannschaft entwickeln konnte.

Diese Vorwürfe seitens Dutt haben zwar durchaus ihre Berechtigung, zu Fredi Bobics Ehrenrettung sei jedoch auch anzumerken, dass er mit Klein, Kostic und Ginczek im vergangenen Sommer drei absolute Volltreffer verpflichtet hat, die im jetzt bestandenen Abstiegskampf wichtige Rollen einnahmen. Das Risiko, mit Kostic und Ginczek zwei Spieler zu verpflichten, die aus verschiedenen Gründen (Eingewöhnungszeit, Verletzungen) zu Beginn der Saison überhaupt keine Leistungsträger sein konnten, hat sich im Nachhinein gerade noch ausgezahlt.

Für die kommende Spielzeit braucht man jedoch definitiv Spieler, die von Anfang an eine wichtige Rolle in der Mannschaft spielen können, wenn man nicht erneut bis zum letzten Spieltag zittern möchte.

Die Torhüter:

Die Position des Torhüters ist hierbei eine der am heißest diskutierten Personalien der letzten Tage. Anfang der Woche wurde der Wechsel vom bisherigen Stammtorwart Sven Ulreich zum FC Bayern München bekannt gegeben. Was für viele ein regelrechter Schock war, ist nur auf den ersten Blick eine wirkliche Überraschung. Stuttgart wollte unabhängig von der Personalie Ulreich einen neuen Torhüter verpflichten, den man mit Przemyslaw Tyton auch gefunden hat, da Ulreich in den letzten Jahren stagniert hat.

Der Abgang der Identifikationsfigur ist deshalb nur logisch und macht für alle Beteiligten Sinn. Hinter dem neuen Torhüter, der vermutlich Tyton und nicht Weidenfeller heißen wird, ist die Situation jedoch kompliziert. Die bisherige Nummer Zwei, Thorsten Kirschbaum, soll zwar zum 1.FC Nürnberg wechseln, die Franken sind jedoch nicht bereit, die 750.000€ Ablöse zu zahlen. Wenn Kirschbaum doch noch wechseln sollte, verbleiben zwei mögliche Szenarien: Entweder man holt noch einen Torhüter zur Absicherung oder man schickt Torhüter-Talent Odisseas Vlachodimos in den Zweikampf mit Tyton.

Vlachodimos nicht direkt zur Nummer 1 zu machen, wie von einigen Fans gefordert, ist dabei jedoch von den Verantwortlichen nur konsequent und richtig, da der Deutsch-Grieche wohl noch mindestens ein oder zwei Jahre braucht, um als Stammtorhüter in Frage zu kommen. Dafür sind seine Schwächen, die denen von Ulreich sehr stark ähneln (v.a. Strafraumbeherrschung), einfach noch zu groß.

Die Verteidigung:

Die größten Kopfzerbrechen dürfte dem neuen Übungsleiter wohl die Abwehr machen. Hier konnte sich in der kompletten Saison, auch durch Verletzungen, keine klare Stammformation herauskristallisieren. Die zuletzt eingesetzte Viererkette Klein-Baumgartl-Rüdiger-Schwaab war dabei noch das geringste Übel. Als mehr kann sie jedoch auch nicht bezeichnet werden.

Für die linke Abwehrseite wurde mit Philipp Heise aus Heidenheim bereits ein neuer Spieler verpflichtet. Schlechter als die momentanen Linksverteidiger im Kader Konstantin Rausch, Gotoku Sakai und Adam Hlousek kann er es kaum machen. Rausch wurde aussortiert und spielt bei den Profis keine Rolle mehr, Hlousek konnte die 1,5 Millionen Euro Ablöse, die für ihn bezahlt wurden, nie rechtfertigen und Sakai hat zwar Talent, kriegt seine regelmäßigen Aussetzer jedoch nicht in den Griff.

Mindestens einer aus diesem Trio wird den VfB im Sommer wohl verlassen, besser wären zwei. Sakai könnte man dabei noch halten, da er als Back-up sowohl links als auch rechts agieren kann. Sollte es gelingen, zwei dieser Spieler an den Mann zu bringen, könnte man auch noch über die weitere Verpflichtung für diese Position nachdenken. Aber nur dann.

Die größte Baustelle für den Sommer ist wohl das Abwehrzentrum. Hier hängt auch vieles davon ab, was Antonio Rüdiger plant. Der Nationalspieler könnte den VfB nämlich in diesem Sommer für einen zweistelligen Millionenbetrag verlassen. Unabhängig von der Personalie Rüdiger muss hier jedoch unbedingt ein Abwehrchef mit großer Qualität kommen, der auch ruhig mal etwas Geld kosten darf.

Nicht wenige sind der Meinung, dass ein hochqualifizierter Abwehrchef das Defensivproblem des VfB deutlich reduzieren könnte. Ein Hector Moreno ist hierbei ein Kandidat, dessen Name immer wieder herumgeistert und dem diese Rolle zuzutrauen ist. Weitere interessante Spieler für diese Rolle könnten Carlos Zambrano oder Emir Spahic sein, zu denen es aktuell jedoch gar keine Gerüchte gibt. Sollte ein neuer zentraler Abwehrspieler kommen und Rüdiger bleiben, könnte das das Aus für Georg Niedermeier bedeuten. Daniel Schwaab wird auf Grund seiner Vielseitigkeit wohl bleiben, da er auch rechts eingesetzt werden kann, wo Florian Klein außerhalb jeder Diskussion steht.

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