Red Bull: Verzockt oder ist doch der Motor die einzige Schwachstelle? Wie lange wird sich Dietrich Mateschitz das noch anschauen? Und: Wird er eher aussteigen oder sich nach einem neuen Partner umsehen ?
HIP: Schwer zu beurteilen, jedoch denke ich, dass sich entweder RB oder Renault auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat und geglaubt haben, ihre Dominanz geht einfach so weiter. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass ein Team oder/und ein Motorenhersteller innerhalb eines Jahres so sehr bei der Entwicklung daneben liegen kann. Möglicherweise ist die Vernetzung zwischen Team und Renault nicht so gut, wie es nötig ist, um in der heutigen Zeit ein erfolgreiches Auto zu bauen. Mein Tipp: RB wird den Motorenhersteller wechseln.
Turbulence: Hip hat es schon erwähnt: Das größte Problem in der Partnerschaft Red Bull/Renault ist die Vernetzung bzw. der Datenaustausch. Vor der Saison 2014 versuchte man bei Renault, einen Motor zu bauen, der für alle Kunden, Red Bull, Toro Rosso, Lotus und Caterham, gleich gut ist. Dafür vermied man jeglichen Datenaustausch mit irgendeinem Team. Red Bull hatte also damals nicht den Vorteil, den Mercedes und Ferrari hatten, nämlich, dass man als Werksteam den Motor an die eigenen Bedürfnisse anpassen kann und die Performance bei den Kundenteams durch die möglicherweise nicht perfekte Symbiose zwischen Motor und Chassis etwas schlechter ist.
Red Bull war ja schließlich nun auch nur ein normales Kundenteam wie Toro Rosso, Lotus und Caterham. Dass das Zusammenspiel zwischen Motor und Chassis alles andere als perfekt war, sah man schon bei den ersten Wintertests. Die Kühlung für das französische Aggregat war zu gering, etliche Probleme und kaum Testrunden waren die Folgen. Nach der Saison, die für Red Bull nach acht Titeln in den vergangenen vier Jahren eher ernüchternd auf dem zweiten Platz bei den Konstrukteuren und mit Respektabstand zu Mercedes endete, nahm man sich einen engeren Datenaustausch mit Renault vor. Da Lotus zu Mercedes als Motorenpartner wechselte, Caterham pleite ging und Toro Rosso als "B-Team" eine untergeordnetere Rolle spielt, schienen perfekte Bedingungen zu herrschen. Doch erneut Ernüchterung bei den diesjährigen Wintertestfahrten: Pleiten, Pech und Pannen, dazu ein noch größer zu scheinender Rückstand auf Mercedes als schon 2014. Erschreckend ist der Vergleich der Qualifying-Zeiten von 2014 und 2015:
Strecke | 2014 | 2015 | Differenz |
Bahrain | 1.34.051 (D.Ricciardo) | 1.33.832 (D.Ricciardo) | -0.219 |
Spanien | 1.26.285 (D.Ricciardo) | 1.26.629 (D.Kwjat) | +0.344 |
(Bei beiden Qualifyings waren die Bedingungen ungefähr gleich)
Bei Red Bull ist im Vergleich zu 2014 eigentlich kein Fortschritt geschehen, eher ein Rückschritt. Zum Vergleich einmal die Rundenzeiten von Ferrari:
Strecke | 2014 | 2015 | Differenz |
Bahrain | 1.34.368 (K.Räikkönen) | 1.32.982 (S.Vettel) | -1.386 |
Spanien | 1.27.104 (K.Räikkönen) | 1.25.485 (S.Vettel) | -1.619 |
Ich denke, es handelt sich dieses Jahr um eine Mischung aus immer noch schwachem Renault-Motor und ungewohnt schlechtem Red Bull-Chassis. Besonders der Rückschritt in Barcelona, einer Strecke, die eine gute und ausgeglichene Aerodynamik erfordert, zeigt, dass man nicht nur den Franzosen den schwarzen Peter zuschieben darf. Red Bull sollte sich also, anstatt zu meckern, lieber um den Bau eines guten Chassis kümmern. Ob die versprochenen Fortschritte dann von Renault kommen, bleibt abzuwarten. Ehrlich gesagt glaube ich nicht daran, dass die Kombination Red Bull/Renault irgendwann nochmal zu Mercedes aufschließen kann. Daher mein Tipp: Red Bull wechselt zur Saison 2017 zu Honda-Motoren und Renault steigt mit einem Werksteam ein.
robson2951989: Der Analyse von Turbulence ist kaum etwas hinzuzufügen. Allerdings sehe ich die Optionen von Red Bull sehr begrenzt, da alle anderen Motorenhersteller ein Werksteam (Ferrari/Mercedes/McLaren-Honda) haben, die werden einen Teufel tun und Red Bull einen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Motor entwickeln. Honda wäre wohl die einzige machbare Option, aber da müsste man sehen, welche Rechte McLaren sich bei der Vertragsunterschrift hat zusichern lassen. Ein alter Fuchs wie Ron Dennis tauscht nicht den besten Motor des Feldes gegen ein "work in progress", um sich dann nach zwei Jahren eventuell von Red Bull die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Ich sehe Red Bull und Renault über 2016 hinaus weiter in einer "Zwangsehe", beiden fehlen die Alternativen und ich denke, das hat man in Milton Keynes bzw. Fuschl am See auch gemerkt, nachdem Audi einen Einstieg ausgeschlossen hat.
Update: Angeblich ist Red Bull bereit, Kundenteam von Ferrari zu werden, selbst wenn man nur eine B-Version des Motors bekommt, zumindest behauptet das die Sportbild. Von Red-Bull-Seite wäre das ein Zeichen absoluter Verzweiflung und Ferrari würde auch ein Risiko eingehen. So recht dran glauben will ich noch nicht, man stelle sich die Schmach vor, wenn RB mit der Ferrari-Light-Version vor dem Werksteam landet.
Seite 1: Bernie Ecclestone: Geht es auch ohne ihn?
Seite 2: Red Bull: Muss ein neuer Partner gesucht werden?
Seite 3: Vettel und Alonso: Hat nur Vettel alles richtig gemacht?