Son Goku and the Cheeseheads

Von Sebastian Hahn
Adrian Peterson wurde 2012 zum NFL MVP gewählt
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Nicht ohne Makel

Wer richtig mitgezählt hat, dem fällt aber auf, dass in der Secondary noch ein Spieler fehlt. Andrew Sendejo ist einer der Gründe, warum in Minnesota nicht jeder trotz fünf Siegen in Folge bis über beide Ohren strahlt. Der Safety darf jede Woche von Beginn an ran, weil es kaum Alternativen gibt - und hat fast in jeder Partie einen Aussetzer drin.

Immer wieder lässt er gegnerische Wideouts für Big Plays entwischen, am Sonntag verlor er bei einem 38-Yard-Pass von Derek Carr einen Jump Ball gegen Amari Cooper, nachdem er den Raiders-WR eher halbherzig wegschubsen wollte.

"Er ist definitiv die Schwachstelle in ihrer Defense, die Packers sollten ihn für Sonntag anvisieren", erklärte ein anonymer Assistant Coach dem "Milwaukee Journal Sentinel". Sendejo ist aber nicht der einzige Sündenbock bei den Vikings. Die durch Verletzungen gebeutelte Offensive Line ließ bereits 25 Sacks zu und rangiert damit im unteren Mittelfeld der NFL.

Probleme in der O-Line

Abgesehen von Ersatz-Center Joe Berger, der seine Sache ordentlich macht, hat vor allem RT T.J. Clemmings große Probleme nach dem Snap und lässt immer wieder Gegenspieler zu Quarterback Teddy Bridgewater durch. Da hilft es auch nicht, dass Matt Kalil nach einer schwachen Saison 2014 so langsam wieder auf Touren kommt.

Und apropos Bridgewater: Natürlich steht der letztjährige First-Round-Pick mit einer 7-2-Bilanz in dieser Saison gut da, den erhofften Sprung machte "Teddy Terrific" in seinem zweiten Jahr bei den Vikings aber nicht. Viel mehr trifft der 23-Jährige immer noch manchmal unkluge Entscheidungen, auch wenn er sein Potential andeutet und vor allem in den Two-Minute-Drills vor Halbzeit und Spielende überzeugt.

Bei den Passing Yards pro Spiel liegt Bridgewater lediglich auf Platz 29 der Liga, seine 254 Passversuche sind unter allen QB's, die nicht verletzt waren oder ausgetauscht wurden, die wenigsten der Liga. Minnesota 22,1 Punkte pro Spiel sind ebenfalls unterdurchschnittlich. "Im Moment ist er mehr ein Game Manager als ein Playmaker. Er hält die Vikings auf Kurs, ohne aber mit herausragenden und spielentscheidenden Szenen zu glänzen«, erklärte ein weiter Assistant Coach dem "Milwaukee Journal Sentinel". In der Tat sorgt dafür in dieser Saison jemand völlig anderes.

AP for MVP?

Adrian Peterson rupfte am Sonntag mit seinen 203 Rushing Yards nicht nur die Oakland Raiders, sondern zog auch mit seinem sechsten 200+-Rushing-Game mit dem NFL-Rekord von O.J. Simpson gleich.

Nachdem der MVP von 2012 15 Spiele in der abgelaufenen Saison wegen seines Verfahrens wegen Kindesmisshandlung verpasste, scheint er trotz seiner 30 Jahre wieder vollkommen fit und führt die Liga mit 961 Rushing Yards - fast 250 mehr als der Zweite Chris Johnson. Zudem überzeugt AP in der Crunchtime, wo er pro Versuch 8,1 Yards im Schnitt erläuft.

Gegen die St.Louis Rams katapultierte er die Vikings so zum Beispiel mit seinen Runs zum spielentscheidenden Field Goal von Blair Walsh in der Overtime. Leistungen, die ihn in den Kreis der MVP-Anwärter bringen. Neben den Quarterbacks Cam Newton, Tom Brady und Andy Dalton gilt Peterson als heißester Anwärter auf die Trophäe, eben weil er im Gegensatz zu seinen drei Konkurrenten keinen überragenden Wide Receiver oder Tight End braucht, um zu glänzen.

Vielmehr verstärkt Offensive Coordinator Norv Turner bei Run-Spielzügen die O-Line mit zwei Tight Ends und Full Back Zach Line, sodass reichlich Personal zum Blocken für den ehemaligen MVP vorhanden ist. Der scheint sich nach dem Theater um sein Privatleben wieder voll auf den Sport konzentrieren zu wollen: »Manchmal bist du einfach noch eine Stufe besser. Ich war heute zum Beispiel wie Son-Goku - nur eben im Super-Saiyajin-Modus«, erklärte Peterson nachdem Sieg gegen Oakland.

Ein Rookie für einen Playoff-Run?

In den letzten Spielen kristallisierte sich zudem heraus, das Minnesota auch im Passing Game eine echte Alternative gefunden zu haben scheint. Neben dem, abgesehen vom Wochenende, sicheren TE Kyle Rudolph fehlte den Vikings bisher nämlich eine ordentlich Option für Teddy Bridgewater, Mike Wallace konnte bisher nicht an seine alten Steelers-Zeiten anknüpfen und kommt im November bisher gerade mal auf zwei Receptions. Die Hoffnung heißt Stefon Diggs.

Der Rookie-WR sammelte seit seinem Debüt Anfang September in sechs Spielen 507 Passing Yards - fast 30 mehr, als der komplette restliche Receiving Corps zusammen. Der 21-Jährige ist noch lange kein Star, läuft seine Routes aber sehr gewissenhaft und entkommt regelmäßig gegnerischen Secondaries. Rein auf das Running Game darf sich also kein Gegner der Vikings konzentrieren.

So auch die Packers am Sonntag. Green Bay kommt mit drei Niederlagen in Folge nach einem 6-0-Start ins TFC Bank Stadium, eine der besten Defenses der NFL dürfte nicht gerade dafür sorgen, dass Aaron Rodgers und seine Receiver wieder auf eine Wellenlänge kommen. Vielmehr könnte ein Sieg der Vikings für eine Mini-Vorentscheidung in der NFC North sorgen, würde Minnesota mit einem Sieg doch schon um zwei Spiele enteilen.

"Mich interessiert überhaupt nicht, wie es im Moment für uns aussieht. Das bedeutet gar nichts. Entscheidend ist, wo wir am Ende stehen", erklärte Coach Zimmer. Ein kleines Mitspracherecht haben dabei auch die Packers, schließlich laden sie im Lambeau Field auch nochmal zum Tanz - im letzten Saisonspiel in Week 12. Kämpfen Teddy, AP und Co. dann immer noch um die Divisionkrone?

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