"Höhen und Tiefen sind doch normal"

Von Jonas Schützeneder
Die Oilers und Leon Draisaitl hoffen auf bessere Zeiten
© imago

Von der kanadischen Kleinstadt in den großen NHL-Zirkus. Das Jahr 2014 war turbulent und aufregend für Deutschlands Eishockey-Hoffnung Leon Draisaitl. Der Draft, das erste Tor und die Negativ-Serie mit seinen Oilers: Zusammen mit SPOX blickt der 19-Jährige zurück.

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An dieser Zeile kommt er derzeit nicht vorbei. "Das Leben ist ein Spiel", rappt Jay-Z in "Run this Town", "aber es ist nicht fair!". Es ist ein erklärter Lieblings-Song von Leon Draisaitl, der öfter auf seinem Handy läuft. Im Hotel, im Flugzeug oder auf dem Weg in die Halle. Das Spiel, das der 19-Jährige so sehr liebt, fühlt sich derzeit nicht fair an.

Wiederf einmal hofften die Edmonton Oilers auf Besserung. Nach einer unglaublichen Pleiten-Serie stehen die Kanadier nach wenigen Wochen aber mal wieder im Keller der Western Conference. Besonders bitter: Acht Spiele der Serie von elf Pleiten am Stück Anfang Dezember verlor Edmonton mit einem Tor Unterschied.

Durchaus unfair, könnte man meinen. Und natürlich hätte sich Leon Draisaitl einen besseren Jahresausklang gewünscht. Ein Jahr, das historisch verlief und der deutschen Eishockey-Hoffnung die Tür in die beste Liga der Welt geöffnet hat. SPOX war das ganze Jahr über hautnah dabei. In vier Exklusiv-Interviews äußerte sich der Youngster. Immer offen, ehrlich und für einen so jungen Spieler überraschend reif. Es ist viel passiert in den wenigen Monaten - ein Rückblick mit Leon Draisaitl.

Frühjahr 2014: King of Prince Alberta

Kanada, Provinz Saskatchewan. Im beschaulichen 30.000-Einwohner-Städtchen Prince Albert gibt es nicht viel. "Eishockey, Kino oder mal eine Runde X-Box", beschreibt Draisaitl im Interview mit SPOX seine damalige Heimat. Hier reift der Youngster zum NHL-Spieler. Die Zahlen, die der Deutsche in der WHL auflegt, sind beeindruckend. Nach 64 Spielen stehen satte 105 Scorerpunkte in der Bilanz.

Längst steht er in den Notizbüchern der NHL-Scouts und GMs. Mehrere Teams stellen sich bei ihm vor. Nach den Spielen warten Scouts in der Kabine und laden zum Abendessen ein. Draisaitl spürt: Die NHL ist nicht mehr weit weg! Obwohl seine Raiders schon in der ersten Playoff-Runde scheitern, wird der Angreifer bei den zahlreichen Mock-Drafts konstant in den Top-10 geranked.

Nervös, Leon? "Nein, überhaupt nicht. Geld und Pick interessieren mich nicht", sagt er damals. Er hat es sich beibehalten. Geduldig wiederholt Draisaitl bis heute seine Motivation. Er will Eishockey spielen, und das so gut wie möglich. Der King of Prince Alberta ist bereit für mehr.

Zwischen Amerika und Minsk: Das DEB-Debüt

Die Vorfreude ist spürbar: "Natürlich will ich dabei sein, es ist eine Ehre für mein Land zu spielen", sagt Draisaitl im Gespräch auf die Frage nach einer möglichen Nominierung für die WM in Minsk. Tatsächlich schenkt Pat Cortina dem damals 18-Jährigen sein Vertrauen und wird nicht enttäuscht.

Am 10. Mai läuft Draisaitl erstmals für die DEB-Auswahl auf. Beim Spiel gegen Kasachstan steht er in der Offensive-Reihe zusammen mit Tobias Rieder auf dem Eis. Das Ende: Deutschland siegt knapp mit 2:1, Draisaitl liefert einen Assist und wird prompt als bester Deutscher der Partie ausgezeichnet.

Beim nächsten Aufeinandertreffen mit Sturm-Kollege Rieder hat Draisaitl dann weniger zu feiern: Rieder trifft für seine Coyotes im Duell mit den Oilers per historischem Doppelpack in Unterzahl und fügt Edmonton somit eine weitere bittere Pleite zu.

Trotz ordentlicher Partien der beiden Youngster reicht es für die deutsche Auswahl allerdings nicht für das Viertelfinale. Im letzten Vorrundenspiel treffen Rieder und Draisaitl beim 4:5 gegen die USA, Deutschland scheidet aus.

NHL-Draft 2014

Dunkler Anzug, silberblaue Krawatte, Seitenscheitel: Der 27. Juni sollte zum vorläufigen Highlight im Leben von Leon Draisaitl werden. In den Wochen vor dem NHL-Draft steigt seine Positionen bei den Experten nochmals an. Mindestens ein Top-5, eher sogar ein Top-3-Pick sei der Deutsche. Und Draisaitl? Der bleibt cool. "Ich kann das nicht beeinflussen, ein Wunsch-Team habe ich auch nicht", hatte er im Vorfeld bei SPOX erklärt.

Dann die Entscheidung: Als drittes Team schlagen die Edmonton Oilers zu und machen den Deutschen hinter Aaron Ekblad und Sam Reinhart zum höchsten deutschen Pick aller Zeiten.

Deutsche Medien feiern den "German Gretzky", der somit für das gleiche Team auflaufen sollte wie die kanadische Legende. "Die Erwartungen sind völlig überzogen", stellt der Youngster kurz darauf im Interview mit SPOX fest. Er sei noch nicht einmal endgültig im Team, habe keinen Vertrag und noch kein NHL-Spiel bestritten. Zumindest diese Argumente sollten sich in der Folge schnell auflösen...

Seite 1: Von Prince Albert zum Draft

Seite 2: Vom ersten Vertrag bis zum Debüt-Treffer

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