"Mein Name ist Madness. March Madness. Ich bin 68 Teams groß, 76 Jahre alt - und millionenschwer. Für rund drei Wochen verwandle ich Teenager in vergötterte Superhelden und Normalos in schmachtende Teenager. Ich mache Fitnessfreaks zu Couch Potatoes und Abstinenzler zu Spielsüchtigen. Selbst der Präsident ist mir verfallen. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes der Wahnsinn."
Und dieser Wahnsinn hat wie schon erwähnt einen Namen - wobei er ja eigentlich NCAA Men's Division I Basketball Tournament heißt. Nachdem am "Selection Sunday" die Spreu vom Weizen getrennt wurde und die 68 Teams in den First Four am Dienstag und Mittwoch auf (perfekt in ein Bracket passende) 64 reduziert werden, geht es am Donnerstag mit der ersten Runde dann so richtig los.* Per K.o.-System wird ausgedünnt, bis die vier besten - oder glücklichsten - Colleges übrig sind. Die spielen am 4. und 6. April im Lucas Oil Stadium von Indianapolis den neuen Champion aus.
Local Heroes werden dabei sein, tragische Figuren, und auch der eine oder andere zukünftige NBA-Star - schließlich bietet die Madness die perfekte Gelegenheit, sich unter Wettkampf-Bedingungen und riesigem Druck einem Heer von Scouts zu präsentieren.
Kleine Geschichtsstunde: 2014 marschierten die Connecticut Huskies, an Nummer sieben gesetzt, sensationell zum Titel - und schalteten im Finale die hochgelobten Kentucky Wildcats von John Calipari aus. Mit dabei auch der Deutsche Niels Giffey, der bereits seinen zweiten College-Titel holte.
Giffey spielt mittlerweile für Alba Berlin - fraglich also, dass das Überteam Kentucky in diesem Jahr gestoppt werden kann. Kleiner Scherz, aber das All-Star-Team von Calipari hat bisher alle 34 Spiele gewonnen und ist auf dem Weg, sich mit einer Undefeated Season unsterblich zu machen. So dominant sind die Wildcats bisher, dass man bei Wettanbietern gerade mal zwei Dollar für jeden gesetzten Buck zurückbekommt.
Immerhin - ein paar Außenseiter sind auch diesmal dabei. Duke unter Coach K natürlich, aber auch die zwei übrigen Top Seeds Wisconsin und Villanova sollte man nicht unterschätzen. Gonzaga und Arizona sind ebenfalls heiße Eisen. Und die Huskies? Die qualifizierten sich erst gar nicht für den Big Dance - im AAC Final verlor man gegen SMU.
South Region:
Der Top-Seed:
Duke Blue Devils (29-4)
NCAA-Titel: 4
Letztes Jahr: Round of 64
Zwei Namen sind ganz besonders wichtig bei dem in der ganzen Nation so verhassten Team aus Durham, North Carolina. Warum man Duke normalerweise so verabscheut? Weil das zum patriotischen Amerikaner genauso dazu gehört wie Apfelkuchen, der Pick-Up oder die Schrotflinte unterm Bett. Wichtig ist nicht, wo die Traditionen herkommen, sondern dass man sie pflegt!
Und Coach K - oder auch Mike Krzyzewski - ist ebenfalls eine Tradition, nein, eigentlich schon eine Institution. Der 68-Jährige ist seit 1980 am Ruder, hat die 1000-Siege-Marke geknackt - und hat auch dieses Jahr ein extrem schlagkräftiges Team zusammengestellt. Im Backcourt halten Senior Quinn Cook (15,7 Punkte) und Freshman Tyus Jones (11,6 Punkte, 5,8 Rebounds) die Stellung, auch die Forward-Spots sind gut besetzt. Wichtig für das Team mit der Dynamo-Offense: Aus der Rotation trifft niemand unter 35 Prozent seiner Dreier - und die meisten fast 40 Prozent.
Möglich macht das Center Jahlil Okafor unter dem Korb. Der 19-Jährige ist im Low Post eine absolute Maschine und heißer Kandidat auf den Number-One-Pick im kommenden NBA-Draft. Die Zahlen sind einfach atemberaubend: 17,7 Punkte und 9 Rebounds in 30,5 Minuten pro Spiel - bei einer Trefferquote von 67 Prozent. Als Freshman ACC Player of the Year - das gab's noch nie. "Man müsste verrückt sein, um ihn nicht als ersten Pick zu nehmen", betont Assistant Coach Jeff Capel. "Der Typ ist einzigartig."
So ganz ohne Schwachstellen ist aber auch er nicht. Nur 51 Prozent von der Linie stehen in der Saison zu Buche - und im März leuchten die Lichter besonders grell. Gibt es irgendwann ein Hack-a-Jahlil? Außerdem könnte man im Tournament erstmals Wingman Rasheed Sulaimon vermissen. Der war aus dem Team gekickt worden, danach gab es 12 Siege in Folge, bis man im ACC-Finale gegen Notre Dame verlor. "Egal wie gut du bist oder warst, wenn man nur 15 Minuten nachlässt, könnte alles vorbei sein", weiß Junior Amile Jefferson (6,7 Punkte, 6 Rebounds). "Es braucht nur ein Spiel." Wahre Worte.
Die weiteren Favoriten:
Gonzaga (2):
Duke hat gute Shooter - aber Gonzaga hat die vielleicht besten Shooter des Landes. Guard Kevin Pangos (11,6 Punkte, 5 Assists) und Kentucky-Transfer Kyle Wiltjer (16,5 PPG, 5,7 RPG) treffen zusammen über 45 Prozent ihrer Dreier. Mit Przemek Karnowski patroulliert ein Seven-Footer die Zone - und dann kommt ja noch Domantas Sabonis (9,7 PPG, 7 RPG) von der Bank. Genau! Der Sohn von Arvydas Sabonis. Das Draw ist gut, bis zum Duell sollte man sich durchschlagen - mindestens. Übrigens ist man zum 17. Mal in Folge beim Big Dance dabei - Platz drei in der ewigen Rangliste.
Iowa State (3):
Die Cyclones sind ein kleiner Geheimtipp, auch über die Region hinaus. Coach Fred Hoiberg hat ein enorm unterhaltsames Team zusammengestellt, aus dem Georges Niang (15,5 PPG) heraussticht. Der Power Forward trifft mal eben 40 Prozent seiner Dreier. Im letzten Jahr hatte er sich kurz vor dem Tournament den Fuß gebrochen. Motivation sollte also genügend vorhanden sein. Schwächen gibt es beim Rebounding, dafür brennt man einen perfekten Fast Break ab, wenn man das Leder erst einmal hat.
Upset-Tipp:
Eastern Washington (13) gegen Georgetown (4)
Die Hoyas können gegen Double-Digit-Seeds einfach nicht. In den letzten Jahren kassierte man Pleiten gegen die 14, die 10, zweimal die 11 und einmal gegen die 15. Außerdem hat man 3000 Meilen in den Knochen, wenn man in Portland ankommt. Tyler Harvey, Topscorer der Nation (22,9 PPG) wird sich auf Seiten der Eagles schon die Lippen lecken.
Madness Fun Fact:
Laut der American Gaming Association werden rund 40 Millionen Amerikaner über 70 Millionen Brackets ausfüllen - und neun Milliarden Dollar bei ihren Wetten einsetzen - fast doppelt so viel wie beim Super Bowl. Legal gesetzt werden dabei übrigens höchsten 250 Millionen.
*Zum Modus: Da die über 300 Colleges in einer Saison unmöglich alle gegeneinander spielen können, erstellen ausgewählte Journalisten regelmäßig ein Ranking, wer die besten Teams im Land sind. Die Platzierung hängt zum einen von den Resultaten ab, zum anderen aber auch davon, gegen welche Gegner man diese erzielt hat.
Am Ende der regulären Saison spielen die einzelnen Conferences in einem Turnier ihren internen Champion aus, der dann für das große NCAA-Turnier qualifiziert ist. Dann setzt sich ein Komitee zusammen und berät, wer sonst noch dabei sein sollte. Aufgrund des vorher bestehenden Rankings haben viele Teams ihren Startplatz praktisch sicher, andere müssen bis zur letzten Sekunde bangen.
Nach Einschätzung des Komitees werden die auserkorenen 64 Teams erneut gerankt und mehr oder weniger willkürlich auf vier Regionen verteilt (es gibt vier Erstplatzierte, von denen jeder in einer Region spielt, vier Zweitplatzierte usw.). Die Sieger dieser vier Regionen, die im K.o.-Modus ermittelt werden, erreichen das Final Four.
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