Einmal David, dreimal Goliath

Von Stefan Petri
Die Kentucky Wildcats sind auf dem Weg zur perfekten Saison - wer kann sie stoppen?
© getty

Kentucky ist weiter auf dem Weg zu 40-0, hat gegen Notre Dame jedoch den ersten Schuss vor den Bug kassiert. Die Badgers hoffen im Rematch (2.45 Uhr im LIVE-TICKER) auf ein brandheißes Duo und Treffsicherheit von außen. Duke und Coach K setzen gegen die Spartans (0 Uhr im LIVE-TICKER) vor allem auf den möglichen Top-Pick im NBA-Draft - und der Außenseiter um den Deutschen Gavin Schilling will einfach härter sein als der Gegner. Die Final-Four-Teams in der Vorschau.

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Kentucky: Erste Delle in der Rüstung

Eigentlich haben die Wildcats ja schon Geschichte geschrieben: Noch kein College-Team brachte es jemals auf 38 gewonnene Partien, das letzte unbesiegte Team (Indiana 1976) musste schließlich weniger Spiele absolvieren. Aber gegen Notre Dame hat nicht viel gefehlt und die Über-Truppe von John Calipari wäre zum Gespött der Nation geworden. "Sie sind direkt auf uns los", musste der Coach zugeben. "Sie hatten keine Angst, sie waren selbstbewusst."

Aber: "Wir haben in der Schlussphase gut gespielt." Vor allem in den letzten zweieinhalb Minuten. Denn da zeigte die gefürchtete Defensive der Wildcats um Big Man Karl-Anthony Towns ihre Zähne und ließ keinen einzigen Zähler mehr zu. "Der Druck hat uns wahrscheinlich angetrieben", erklärte Andrew Harrison, der mal wieder mit einem Big Shot glänzte - ein Dreier drei Minuten vor dem Ende. "Wir hatten keine Wahl, sonst hätten wir verloren."

So ganz im Geheimen wird sich Dompteur Calipari wohl darüber freuen, dass seinem Team in der Schlussphase so richtig die Pumpe ging. Wer derart dominiert und dank des eigenen Talents durch manche Spiele fast schon schlafwandeln darf, kann einen solchen Schrecken gut gebrauchen. "Wir wissen, dass wir nicht perfekt sind", gab er sein Mantra dann auch zum Besten. "Wir sind noch ungeschlagen, aber nicht perfekt. Wir sind ein sehr junges Team, und das hat man gesehen."

In der Tat. Wer Jahr für Jahr derart viel Talent in die NBA schleust, der muss auf Erfahrung eben verzichten. Nur zwei Spieler, die gegen die Fighting Irish mehr als zehn Minuten den Court sahen, duften sich im Finales des vergangenen Jahres beweisen, die Harrison-Zwillinge. Der Rest: Freshmen und Junior Willie Cauley-Stein, der verletzt hatte zuschauen müssen.

Nun geht es also ans Rematch gegen die Badgers, die Andrew Harrison im letzten Jahr mit seinem unglaublichen Clutch-Dreier ausgeknockt hatte. Eine Leistungssteigerung ist dringend vonnöten, denn Wisconsin ist extrem gut drauf. Vor allem die Dreierschützen muss man in den Griff bekommen - besonders oft wird sich der Gegner womöglich gar nicht in die Zone wagen. Gut für Calipari: Defensiv-Garant Karl-Anthony Towns hat gegen Notre Dame auch offensiv überzeugt (10/13 FG), die NBA-Scouts dürften aufgemerkt haben. "In der zweiten Hälfte (8/8 FG) habe ich den Coaches einfach vertraut. Das Resultat spricht für sich", so der mögliche Top-Pick im Draft.

Und im Zweifelsfall bleiben ja immer noch die Harrisons. Rufen die in der Crunchtime ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrung ab, ist man in ein paar Tagen womöglich sowohl ungeschlagen als auch perfekt.

Wisconsin: Mehr Glück im Rematch?

Seit 1941 warten die Badgers auf die Meisterschaft. Kein Wunder also, dass Forward Sam Dekker nach dem Sieg gegen Arizona zu Center Frank Kaminsky ging und ihn mit den Worten grüßte: "Auf geht's, lass uns einen Titel holen." Wieder fehlen zwei Siege und wieder steht das mächtige Kentucky im Weg.

Das Selbstvertrauen im Team von Bo Ryan ist dennoch enorm hoch. Dazu hat man allen Grund: Im letzten Jahr fehlte bekanntlich nicht viel, man hat pünktlich zum Tournament die eigene Bestform erreicht - und Notre Dame macht Hoffnung. Schließlich sind die Badgers eine verbesserte Version der Irish, wenn man so will. "Wisconsin spielt ein bisschen so wie wir, sie sind technisch stark und sie können die gegnerische Defense auseinanderziehen", wusste schon Notre-Dame-Coach Mike Brey, nachdem er vom Final-Four-Matchup erfuhr. "Und sie sind etwas kräftiger, unter dem Korb größer als wir."

Tatsächlich ist Wisconsin, vor allem mit dem Duo Dekker und Kaminsky, fast perfekt dazu geeignet, die Schwächen der Wildcats auszunutzen. Gegen Towns, Cauley-Stein und Co. ist unter dem Korb nicht viel zu holen - aber wenn Kaminsky, dessen Range fast bis zum Parkplatz reicht, seinen Gegenspieler an die Dreierlinie herausziehen kann, verschieben sich die Kräfte. 29 Punkte legte er gegen Arizona auf.

Dekker ist fast noch heißer: 50 Punkte in den letzten zwei Spielen, gegen die Wildcats 20 Punkte nach der Pause. Ein ums andere Mal traf er von draußen, einen Dreier nach dem anderen. Dazu kommt die starke Supporting Cast mit weiteren sicheren Dreierschützen, die mit dafür sorgte, dass Ryans Team in der Regular Season die beste Offensive Efficiency seit Beginn der KenPom-Aufzeichnungen 2002 hinlegte und Arizona so viele Punkte beibrachte wie noch kein Team in diesem Jahr.

Wenn ein Team Kentucky von außen abschießen kann, dann sind die Badgers Kandidat Nummer eins (10/12 3FG in der zweiten Hälfte gegen Arizona, eines der besten Defensiv-Teams der letzten Jahre). Heiße Schützen von außen, disziplinierte Defense mit sehr wenigen Fouls, genügend Länge unter dem Korb - nur Kentucky ist größer - und ein One-Two-Punch, der sich sehen lassen kann. Legen Kaminsky und Dekker zusammen wieder 50 Zähler auf, ist alles möglich.

"Meine Spieler sind noch nicht zufrieden", so Ryan. Und: "Sie wissen, was nötig ist: Ein perfektes Spiel, oder zumindest nah dran, um diese Jungs zu schlagen. Wir werden sehen, ob es in uns steckt."

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