American League Division Series
Toronto Blue Jays (93-69) - Texas Rangers (88-74)
Ausgangslage:
Köpfe einziehen im Rodgers Centre von Toronto - es regnet Homeruns! Und nach 22 Jahren Abstinenz endlich auch wieder in den Playoffs. Die Blue Jays sind bei den Buchmachern nicht umsonst teils haushoher Favorit auf den World-Series-Ring - und wenn der Sport an sich nicht so unvorhersehbar wäre (wo sind doch gleich die 5-Ass-Nationals gelandet?), könnte man die Siegerparade bereits planen. Das liegt an der unfassbaren Offensivpower der Kanadier (232 Homeruns 2015). Aufgepasst! MVP-Favorit Josh Donaldson: 41 Homeruns. Jose Bautista: 40 Homeruns. Edwin Encarnacion: 39 Homeruns. Und weil das nicht reicht, holte man mit Troy Tulowitzki noch den vielleicht besten Shortstop des letzten Jahrzehnts von den Rockies.
Ach ja - und weil das immer noch nicht reicht, schnappte GM Alex Anthopoulos gleich noch bei Ass David Price von den Tigers zu. Price geht mit einem 2.45 ERA ins erste Playoff-Spiel und ist ein Pitcher, der ein Spiel im Alleingang gewinnen kann - als ob es das bräuchte. Acht Spiele hatte man Ende Juli Rückstand in der AL East auf die Yankees. Dann kamen die Neuzugänge und mit einer Bilanz von 43-18 ein brandheißes Finish.
Interessanterweise schlugen sich die Rangers in der AL West nach ähnlich schwachem Saisonstart ähnlich gut, auch wenn es im Blue-Jays-Hagel unterging. Aus acht Spielen Rückstand auf die Division-Spitze wurde dank Trade-Neuzugang Cole Hamels ein 41-22-Finish, die Angels guckten in die Röhre.
Dabei konnten die Pitcher nicht unbedingt immer überzeugen. Dafür ließen Adrian Beltre (.344 Average im September) und Shin-Soo Choo (AL Player des Monats September) ihre Holzprügel sprechen. Gut für die Texans: Game-1-Starter Yovanni Gallardo hat gegen die Blue Jays in zwei Starts in diesem Jahr keinen Run zugelassen. Und Heimkehrer Josh Hamilton ließ mit zwei Homeruns am 3. Oktober gegen die Angels noch einmal aufhorchen.
Josh Hamiltons Homerun-Derby 2008: Eine magische Nacht in der Bronx
Players to watch:
Die Kombination aus Donaldson, Bautista und Encarnacion (2-4 in der Batting Order) lässt so ziemlich jedem Gegner den Angstschweiß von der Stirn tropfen. Sie sind zweifellos das gefährlichste Trio dieser Postseason. "Wir fühlen uns gut", so Bautista. "Ich sehe keine Verletzungen, wir haben ein gutes Jahr hinter uns." Im Bullpen wartet man mit Closer Robert Osuna auf. Der ist im Februar 20 geworden. Bringt er also die nötige Nervenstärke mit? In seinen letzten 13 Auftritten ließ er gleich fünfmal gegnerische Runs zu.
Die Rangers bauen auf ein Ass mit viel Erfahrung: Lefty Cole Hamels (3.66 ERA) bringt seinen Ring aus Philadelphia mit, wo er 2008 World-Series-MVP wurde. Sein letzter Start am 4. Oktober war ein Complete-Game-Shutout gegen die Angels, er wird Game 2 angehen - und ein mögliches Game 5.
Prognose:
Hamels ist ein Ass, aber die Blue Jays haben sich die komplette Saison über an Linkshändern gelabt (.278 AVG). Price allein ist für mindestens einen Sieg gut. Dazu kommt die famose Offense. Da wird es Texas schwer haben. Blue Jays in 3.
Game 1, 8.Oktober: Blue Jays - Rangers
Game 2, 9. Oktober: Blue Jays - Rangers
Game 3, 11. Oktober: Rangers - Blue Jays
Kansas City Royals (95-67) - Houston Astros (86-76)
Ausgangslage: Aus Cinderella ist die böse Schwiegermutter geworden! Nach ihrem sensationellen Playoff-Run im Vorjahr, der nur von Madison Bumgarner gestoppt werden konnte, haben sich die Royals zum zweiten Mal in Folge für die Postseason qualifiziert - nach 29 Jahren Abstinenz. Das Selbstverständnis der Royals hat sich gewandelt, plötzlich ist im Team ein Swagger, ein Trotz zu spüren. Hatte man sie in diesem Jahr doch wieder nicht auf der Rechnung.
Doch auch ohne die absoluten Superstars legte KC die beste Bilanz in der American League hin. Ein Mix aus Small Ball (die wenigsten Strikeouts, die zweitwenigsten Homeruns, die wenigsten Walks), einem unglaublich balancierten Lineup, angeführt von First Baseman Eric Hosmer (.297 AVG, 18 HR) und Centerfielder Lorenzo Cain (16 HR, 28 SB). In der Starting Rotation fehlt die klare Hausnummer, doch das wird mit der besten Defense der AL und dem wie üblich makellosen Bullpen ausgeglichen. Plus: Heimvorteil!
Die Astros fühlen sich ein bisschen wie die Royals 2.0 an. Auch sie haben ihren Kader nach Jahren des Misserfolgs durch den Draft mit jungen, guten Spielern aufgestockt und sich über das Wild-Card-Game für die Division Series qualifiziert. "Sie spielen hart, sie haben Geschwindigkeit und drei gute Outfielder", musste Yankees-Slugger Carlos Beltran zugeben. Und Royals-Third Baseman Mike Moustakas konnte die Parallelen nicht leugnen: "Das erinnert mich an uns im letzten Jahr. Jung und hungrig, sie wollen der Welt beweisen, dass sie dazugehören."
Die Bronx Bombers hatten gegen die Astros gerade den Kürzeren gezogen, genauer gesagt: gegen Dallas Keuchel (2.48 ERA). Der mähte sie auch ohne die üblichen vier Tage Pause nieder und wird wohl in Spiel 3 zum Einsatz kommen. Houston spielt einen anderen Ball als Kansas City: Homeruns, Strikeouts, aggressives Baserunning.
Players to watch:
Ohne Keuchel stellt sich die Rotation der Astros wie folgt dar: Colin McHugh macht den Anfang. 19 Siege stehen in diesem Jahr zu Buche, aber ein mäßiges ERA von 3.89. Danach kommt Veteran Scott Kazmir, der per Trade von den A's geholt worden war. Sein September war eine einzige Horrorshow (6.52 ERA in den letzten sechs Spielen). Mindestens einer der beiden muss wohl über sich hinauswachsen, bevor der Ball an Keuchel geht - denn auch der Bullpen offenbarte zuletzt große Schwächen.
Bei den Royals liegt das Augenmerk ebenfalls auf einem Neuzugang vor der Trade Deadline. Pitcher Johnny Cueto hatte das Jahr bei den Reds in absoluter Wunderform begonnen und machte in seinen ersten vier Starts für die Blauen so weiter (1.80 ERA). Danach stürzte seine Form aber von einer Klippe, er kam mit den American-League-Gegnern nicht mehr klar und hatte zudem Ellbogenprobleme. Findet er seine Form rechtzeitig wieder? Ebenfalls ein Auge haben sollte man auf Altmeister Kendrys Morales: Der DH legte mit sechs Jacks und 15 RBIs einen schönen September hin.
Prognose:
Es ist ein Clash der Kulturen. Royals-Small-Ball gegen Astros-Power. Der Vorteil liegt bei KC: Das eigene Kauffman Stadium ist eine Riesenschüssel, die klar gegen Long Balls ausgelegt ist. Dazu darf Keuchel nur einmal ran. "Wir wollen in Kansas City so viel Spaß wie möglich haben", erklärte der nach dem Sieg gegen die Yankees. Mehr ist auch nicht drin. Royals in 4.
Game 1, 8. Oktober: Royals - Astros
Game 2, 9. Oktober: Royals - Astros
Game 3, 11. Oktober: Astros - Royals