Zum 111. Mal öffnet der Fall Classic seine Tore. Die World Series zwischen den Kansas City Royals aus der American und New York Mets aus der National League verspricht wahrlich ein Klassiker zu werden. SPOX stellt die Protagonisten und Superhelden vor und wagt eine Prognose.
Catcher
Salvador Perez vs. Travis d'Arnaud
Während Travis d'Arnaud bei den Mets in diesem Jahr endlich in seiner ersten kompletten Saison durchstarten wollte und dann aufgrund eines Handbruchs im April fast 100 Spiele verpasste, ist Salvador Perez einer der besten Catcher im Baseball. In der Regular Season gelangen ihm 21 Homeruns (70 RBI) - die drittmeisten aller Catcher. Defensiv ist er ohnehin über jeden Zweifel erhaben.
D'Arnaud wiederum ließ trotz verminderter Spielzeit sein großes Potenzial aufblitzen und hat sich als klare Nummer 1 der Mets hinter der Platte etabliert. In der Postseason gelangen ihm drei Homeruns, die allesamt zu Siegen seines Teams beitrugen.
Dennoch ist Perez individuell der bessere Catcher und Play-Caller. Der All-Star ist zudem die verlässlichere Größe, da es bereits seine zweite World Series ist.
Vorteil: Royals
Infield
Eric Hosmer (1B), Ben Zobrist (2B), Mike Moustakas (3B), Alcides Escobar (SS) vs. Lucas Duda (1B), Daniel Murphy (2B), David Wright (3B), Wilmer Flores (SS)
Was die Positionsspieler generell angeht, ist es schwer, diese beiden Teams zu vergleichen. Während die Mets eher auf Power setzen, vertrauen die Royals auf aggressives Hitting und Base-Running.
Was sie aber eint, ist die starke Form der Middle Infielder. In der NLCS dominierte Second Baseman Daniel Murphy mit vier Homeruns und einem Schlagdurchschnitt von überragenden .529, was ihm MVP-Ehren für die Serie einbrachte. Überhaupt ist er mit seinen nun sieben Homeruns in dieser Postseason auf Rekordkurs - lediglich Barry Bonds (2002), Carlos Beltran (2004) und Nelson Cruz (2011) haben jemals in einer Playoff-Saison mehr Long Balls (8) fabriziert.
MVP der American League Championship Series wiederum wurde Shortstop Alcides Escobar. Er ist das krasse Gegenteil zu Murphy, schlug aber seinerseits .478 und erzielte sechs Runs.
Ben Zobrist, der mit acht die meisten Runs aller Spieler in der LCS erzielte, gilt als Clutch-Hitter, ebenso Eric Hosmer und Mike Moustakas, die zwar wenige Homeruns schlagen, dafür aber jede Menge Runs nach Hause bringen. Auf Seiten der Mets ist besonders auf die Power von Lucas Duda zu achten, mit der er den Cubs schon einmal den Wind aus den Segeln nahm. Zudem wird ganz Queens auf eine Auferstehung von "Captain America" hoffen, nachdem David Wright weite Teile der Saison mit Rückenproblemen verpasst hatte.
Insgesamt führen aber viele Wege nach Rom beziehungsweise zur Home Plate, daher ist dieser Vergleich ausgeglichen.
Unentschieden
Outfield
Alex Gordon (LF), Lorenzo Cain (CF), Alex Rios (RF) vs. Michael Conforto (LF), Yoenis Cespedes (CF), Curtis Granderson (RF)
Auch das Outfield wird zur Stilfrage: Die Royals setzen auf defensiv starke Leute mit recht guten Fähigkeiten an der Platte, aber eben auch hier mit wenig individueller Power. Die Mets dagegen verfügen mit Yoenis Cespedes über einen Center Fielder mit mächtig Power. Und auch Curtis Granderson befindet sich in überragender Form. Einzig Left Fielder Michael Conforto ist bisher neben der Spur und bleibt nur deshalb im Lineup, weil er der linkshändige Teil des Platoons mit Michael Cuddyer (Rechtshänder) ist und die Royals nun mal nur rechtshändige Starting Pitcher aufbieten werden.
Kansas City setzt auch im Outfield auf die Grundlagen Speed und Defense. Lorenzo Cain steht besonders dafür und war es auch, der mit seinem aggressiven Base-Running den entscheidenden Run in Spiel 6 der ALCS gegen Toronto erzielte - er lief auf den Hit von Eric Hosmer von der ersten Base nach Hause.
Alex Gordon wiederum ist das Urgestein des Teams und bereits seit über einem Jahrzehnt in Powder Blue aktiv. Er hat vier Gold Gloves - ein Award für den besten Defensivspieler seiner Position - in Serie gewonnen (2011-2014) und war die letzten drei Jahre Teil des All-Star-Teams der AL. Alex Rios wiederum rundet das Team ab mit guter Ahtletik und solider Leistung an der Platte.
Unterm Strich ist dieser Mannschaftsteil bei beiden recht ausgeglichen besetzt, aber da bei den Mets hier nur zwei von drei Spielern überzeugen, haben die Royals knapp die Nase vorn.
Vorteil: Royals
Starting Rotation
Matt Harvey, Jacob deGrom, Noah Syndergaard, Steven Matz vs. Edinson Volquez, Johnny Cueto, Yordano Ventura, Chris Young
Auf den ersten Blick stellen die Mets die wohl beste Pitching Rotation aller Playoff-Teams mit einer Reihe von Power-Pitchern. An der Spitze steht der "Dark Knight", Matt Harvey - von Kind auf Batman-Fan - der Spiel 1 starten wird. Er pitcht in seiner ersten Saison nach einer Ellenbogenrekonstruktion und ist wieder auf der Höhe seines Schaffens. Jacob deGrom, "Thor" Noah Syndergaard und Steven Matz runden diese beeindruckende Ansammlung von Rechtshändern ab.
Auf der anderen Seite steht Yordano Ventura als Ace da. Er sorgte für Aufsehen, da er nach schwachem Saisonstart eigentlich schon degradiert und in die Minor League geschickt worden war. Doch sein Ersatz, Jason Vargas, verletzte sich kurz darauf schwer am Ellenbogen und so blieb Ventura dann doch "oben".
Seine Reaktion war eine deutlich bessere zweite Saisonhälfte mit neun Siegen und nur zwei Niederlagen. In der Postseason jedoch hat er wie seine Teamkollegen das Problem, dass er nicht gerade lange im Spiel ist. Spiel 1 startet er auch nicht, da er erst am Freitag in Spiel 6 gegen Toronto aktiv war und sonst nur drei Tage Pause gehabt hätte. Also übernimmt Edinson Volquez diese Ehre, gefolgt von Johnny Cueto in Spiel 2.
Diese Kategorie geht an die Mets, wobei man einen Aspekt beachten muss: Gegen Power-Pitching stellt sich Kansas City gar nicht so schlecht an: baseballsavant.com hat herausgefunden, dass das Team gegen Pitches mit einer Geschwindigkeit von 95 Meilen pro Stunde und darüber einen Schlagdurchschnitt von .284 aufweist. Nicht schlecht!
"Wir scheinen recht gut zu sein gegen Power Pitcher", so Manager Ned Yost, der es so erklärt: "Es ist unsere Fähigkeit, den Ball ins Spiel zu bringen." Das gepaart mit einigen schnellen Spielern kreiert dann Probleme für die gegnerische Defense. Dennoch haben die Mets hier die Oberhand.
Vorteil: Mets
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Bullpen
Wade Davis (CL), Ryan Madson, Kelvin Herrera, Luke Hochevar, vs. Jeurys Familia (CL), Tyler Clippard, Addison Reed, Bartolo Colon
Was der Rotation an Länge fehlt, macht der Bullpen der Kansas City Royals locker wett. Schon während der Saison haben die Reliever der Royals so ziemlich alles niedergemäht, was sich ihnen in den Weg stellte. Und in der Postseason wurde dieser Trend souverän fortgeführt.
Selbst ohne All-Star-Closer Greg Holland (Schulterverletzung) ließen die Royals in 41 Innings (die meisten aller Teams) im Schnitt nur 2.85 Runs zu. Dabei erlaubten sie nur elf Walks bei 59 Strikeouts. Ersatz-Closer Wade Davis war dabei unüberwindbar und ließ noch keinen Run in diesen Playoffs zu. Gleiches gilt für Luke Hochevar. Und auch Kelvin Herrera, der einen Run zuließ, dürfte mit seinen fast 17 Strikeouts pro neun Innings äußerst respekteinflößend sein.
Das New Yorker Pendant kommt nicht ganz so imposant daher. Zwar zeigte sich deren Closer Jeurys Familia ebenfalls in beeindruckender Form und ließ ebenfalls noch keinen Run in dieser Postseason zu, doch dahinter schaut es nicht mehr ganz so stabil aus.
Der sonst so zuverlässige Reliever Tyler Clippard offenbarte zuletzt ein paar Schwächen. Addison Reed wiederum darf man durchaus als Bank bezeichnen. Zudem zog sich Bartolo Colon, eigentlich Starter, im Pen erstaunlich gut aus der Affäre. Dennoch erweckt dieser Mannschaftsteil bei den Royals einfach einen sichereren Eindruck, was wohl daran liegt, dass er auch häufiger in Aktion treten musste und weiterhin muss.
Vorteil: Royals
Bänke/Designated Hitter
Die American League All-Stars haben das diesjährige All-Star Game gewonnen und folglich auch Heimvorteil in der World Series. Das hat zur Folge, dass die Royals in maximal vier Spielen auf ihren Designated Hitter, Kendrys Morales, zurückgreifen können.
Im Kauffman Stadium wird ferner erwartet, dass entweder Michael Cuddyer oder Lucas Duda als DH für die Mets fungieren, wobei der jeweils andere First Base bemannen würde. Eine weitere Option wäre Kelly Johnson, sollte ein Linkshänder mehr im Lineup bevorzugt werden.
Cuddyer könnte derweil auch im Outfield für Conforto starten, was ebenfalls für Johnson, ein gelernter Second Baseman, eine Option wäre. Letzterer könnte an sich aber außer Shortstop alles spielen im Infield. Hinzu kommen Catcher-Talent Kevin Plawecki sowie Outfielder Juan Lagares, der gerade defensiv zu überzeugen weiß.
Für die Spiele drei bis fünf (falls nötig) geht die Serie ins CitiField, wo freilich die Pitcher selber an den Schlag müssen. Aber auch dafür sollten die Royals gerüstet sein.
Mit Morales hätten sie einen ordentlichen Pinch-Hitter und mit Jerrod Dyson einen pfeilschnallen Einwechsel-Läufer, der im Outfield formidabel verteidigt. Fürs Infield steht mit Christian Colon das nächste hochveranlagte Talent auf dem Zettel.
Vorteil: Royals
Manager
Ned Yost vs. Terry Collins
Mit den Managern dieser beiden Teams ist es so eine Sache: Weder Terry Collins noch Ned Yost gelten als Koryphäen ihres Fachs. Collins ist seit 2011 Manager der Mets, hat in dieser Zeit einmal mehr als 79 Siege eingefahren, nämlich dieses Jahr (90) und damit erstmals überhaupt in seiner elfjährigen Karriere die Postseason erreicht. Zuvor trainierte er in den 90ern drei Jahre die Astros und drei Jahre die Anaheim Angels.
Yost wiederum steht zum zweiten Mal nach der vergangenen Saison in der World Series. Er war es auch, der die Milwaukee Brewers nach etlichen Jahren 2008 zurück in die Postseason geführt hatte. Aber es gibt nicht wenige, die sagen, die Royals seien nicht wegen sondern trotz ihm auf ihrem aktuellen Höhenflug. Grund dafür sind teils kuriose Wechsel-Entscheidungen. Allerdings blieb er von solchen Fauxpas dieses Jahr bisher verschont. Unter dem Strich jedoch haben beide einiges zu beweisen.
Unentschieden
Prognose
Ein Kampf der Philosophien bahnt sich an im diesjährigen Fall Classic. Speed und Defense auf der einen, Power auf der anderen Seite. Dominante Starter hüben, übermächtige Bullpens drüben. Als Bonus wird es spannend, ob es von Vor- oder Nachteil sein wird, eine Serie früher (Mets 4-0 gegen Cubs) oder später zu beenden (Royals 4-2 gegen Blue Jays).
Alles in allem wird es eine ganz enge Kiste. Doch beide Teams sind noch recht jung, die Royals haben jedoch die nun wertvolle Erfahrung, im letzten Jahr schon eine World Series - sogar über sieben Spiele - bestritten zu haben und gehen daher als leichter Favorit ins Rennen. Tipp: Die Royals gewinnen die Serie mit 4-2.