Ganze drei Hits brachten die Dodgers zustande. Dass sie daraus dennoch zwei Runs und eine zwischenzeitliche 2:1-Führung machten, ist da fast schon egal. Sie waren nicht in der Lage, diese zu halten.
Sicherlich kann und muss man vielleicht auch Manager Dave Roberts für sein uncharakteristisch zögerliches Bullpen-Management kritisieren. Wie schon am Vorabend bekam sein Starting Pitcher (Hyun-Jin Ryu) eine zu lange Leine, an der sich anschließend jeweils Reliever Ryan Madson gewissermaßen erhängte. Er übernahm mit geladenen Bases, nachdem er in Spiel 1 zwei Mann auf Base vorfand. Alle fünf scorten und entschieden das jeweilige Spiel.
Erwähnenswert ist freilich, dass die Red Sox in diesem Oktober eine unfassbar kaltblütige Offensivproduktion an den Tag legen, die historisch ihresgleichen sucht. Wie Statistik-Freak Jayson Stark von The Athletic herausarbeitete, haben die Red Sox als Team in dieser Postseason eine Slash Line, die der vielleicht größte Hitter aller Zeiten, Ted Williams, 1941 annähernd insgesamt hinlegte: .415/.564/.756/1.320. Und das machten die Sox allein mit zwei Outs!
Selbstredend wäre jeder dieser Zahlen (AVG/OBP/SLG/OPS) ein All-Time-Rekord für eine einzige Postseason. Die Wahrheit mag also sein, dass die Dodgers hätten machen können, was sie wollten, und dennoch kein anderer Ausgang der Situation eingetreten wäre.
Mit dem Wissen im Hinterkopf ist es nun aber keineswegs an der Zeit, die Flinte ins Korn zu werfen. Vielmehr stellt sich die Frage, was die Dodgers besser machen könnten. Und da fallen dann doch ein paar Dinge ein.
Los Angeles Dodgers: Offensive im Fokus
In erster Linie ist die Offense der Dodgers zu nennen. Die wirkte gehemmt und keineswegs frei. Das lag natürlich auch am starken Pitching der Red Sox. Besonders der Bullpen war "lights out" und ließ in seinen acht Relief-Innings nur einen Run zu.
Doch die Offense spielte eben auch nie wirklich in Bestbesetzung. Gegen die zwei linkshändigen Starter Chris Sale und David Price setzte Roberts - als Analytics-Enthusiast, der er nun mal ist - auf ein Lineup, das exklusiv aus Rechtshändern bestand. In beiden Spielen wurden zwar später auch alle verfügbaren Linkshänder eingesetzt, doch wirklich im Rhythmus waren sie aufgrund spärlicher Spielzeit zu keiner Zeit.
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Datum | Uhrzeit | Spiel | Kommentatoren |
Samstag, 27. Oktober | 2.09 Uhr | Los Angeles Dodgers - Boston Red Sox, Spiel 3 | Tobias Dietrich / Oliver Knaack |
Sonntag, 28. Oktober | 2.09 Uhr | Los Angeles Dodgers - Boston Red Sox, Spiel 4 | Tobias Dietrich / Oliver Knaack |
Montag, 29. Oktober | 1.15 Uhr | Los Angeles Dodgers - Boston Red Sox, Spiel 5 (falls nötig) | Jens Huiber / Oliver Knaack |
Mittwoch, 31. Oktober | 1.09 Uhr | Boston Red Sox - Los Angeles Dodgers, Spiel 6 (falls nötig) | Günter Zapf / Tim Collins |
Donnerstag, 1. November | 1.09 Uhr | Boston Red Sox - Los Angeles Dodgers, Spiel 7 (falls nötig) | Jens Huiber / Tim Collins |
Zumindest in den ersten zwei Partien im Dodger Stadium nun wird sich das ändern. Die Red Sox werden Rick Porcello und Nathan Eovaldi als Starter einsetzen. Beide sind Rechtshänder, weshalb die bislang geparkten Linkshänder ran dürfen. Heißt: Der dynamische Left Fielder und Lead-Off-Guy Joc Pederson wird dabei sein, ebenso NLCS-MVP Cody Bellinger und Rookie-Power-Threat Max Muncy.
Das Lineup wird ein anderes sein, eines mit signifikant mehr Power als bisher. Und darin liegt nun mal die Stärke der Dodgers. Sie leben vom Homerun, nicht etwa von mühsam zusammengeschusterten Rallys, die die Red Sox so stark - und Formtief-resistent - machen. Bislang kam diese Power nur bedingt zur Geltung, nun aber könnte sie dank der Linkshänder erwachen und dem Team neues Leben einhauchen.
World Series: Dodgers brauchen konsequenteren Dave Roberts
Und was das eigene Pitching angeht, stellt sich wohl weiterhin die Frage, ob Roberts nicht vielleicht doch wieder aggressiver vorgehen und einen schwächelnden Starter früher als bislang aus dem Spiel nehmen sollte. Vertrauen in die Stärke seiner Pitcher ist löblich, angesichts der Situation, die keine Fehler toleriert, aber wohl potenziell tödlich.
Die Dodgers sind noch nicht geschlagen. Die Lage ist aber äußerst brenzlich, zumal das Team, dass die ersten beiden Spiele der World Series gewann, in den letzten 15 Fällen jeweils auch den Titel holte. Die Dodgers stehen also mit dem Rücken zur Wand. Aber sie haben eigentlich auch nichts mehr zu verlieren. Vielleicht ist das ein Vorteil.
Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.