NBA

"Zwischen Nowitzki und Gasol liegen Welten"

Von SPOX
Dirk Nowitzki und Pau Gasol beim All-Star-Game-Weekend in Dallas Anfang des Jahres
© Getty
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These: Gasol hat Nowitzki als besten Basketballer Europas abgelöst.

Florian Regelmann: Das sehe ich überhaupt nicht so. Um es provokant zu formulieren: Wenn Gasol 2008 von den Grizzlies nicht zu den Lakers verschenkt worden wäre, würde heute keiner groß über ihn reden. Nur ein Szenario: Wenn Dallas statt Nowitzki Gasol unter Vertrag hätte, bin ich mir nicht sicher, ob die Mavericks in den letzten Jahren überhaupt die Playoffs erreicht hätten. Gasol ist ein überragender Sidekick für Kobe, ein perfekter ergänzender Star, aber er ist anders als Nowitzki kein Superstar. Um noch einmal zu kontroliieren, wer der bessere Basketballer ist: Würde ein Trainer beim letzten Angriff den Ball lieber in den Händen von Nowitzki oder Gasol sehen? Ich entscheide mich immer für Nowitzki.

Haruka Gruber: Nowitzki ist der beste europäische Basketballer. Punkt. Gasol hat aufgeholt - aber eben noch nicht aufgeschlossen. Der Teamerfolg spricht für Gasol. Seine drei Finals-Teilnahmen in Serie, Spaniens EM-Titel von 2009, die ohne ihn nicht denkbar gewesen wäre. Und: Gasol hat sich seine eigene Nische geschaffen und liefert den Lakers immer genau das, was sie brauchen, wenn Kobe oder Andrew Bynum nicht im Spiel sind, egal ob Punkte, Rebounds, Blocks oder Assists. Dennoch bleibt Nowitzki die Nummer eins. Kaum jemand hat eine Franchise so geprägt wie Nowitzki die Mavericks. Gasol hingegen hatte in Memphis ähnliche Voraussetzungen - aber im Vergleich zu Nowitzki und Dallas blieben die Grizzlies Mittelmaß.

Dirk Bauermann: Da stimme ich absolut zu - nur, dass ich vielleicht noch einen Schritt weitergehen würde: Der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Und obwohl Dirk ein bisschen älter ist, wird das Kräfteverhältnis in absehbarer Zeit auch so bleiben. Für einen Trainer ist die Kontinuität in der Leistung entscheidend. Beispielsweise hat Dirk in der Nationalmannschaft noch nie ein schwaches Spiel abgeliefert, Gasol hingegen verhagelte den Spaniern die Europameisterschaft 2007 im eigenen Land mit seinen verpassten Freiwürfen. So etwas wäre Dirk niemals passiert. Insofern hätte ich Bauchschmerzen bei der Vorstellung, in der entscheidenden Situation Gasol den Ball zu geben. Gasol ist als ergänzender Sidekick ideal - doch anders als Dirk ist er eben kein Superstar, da gebe ich Florian absolut Recht. Dass Gasol mehr Erfolg hat, lässt sich dadurch erklären, dass er in L.A. und in Spanien mehr Hilfe bekommt, als Dirk es jemals hatte. Wenn Gasol in eine ähnliche Situation kommt wie Dirk, würde er nicht in der Lage sein, eine ähnlich hohe Qualität konstant zu produzieren. Das war in Memphis zu sehen, als Gasol nicht mal ansatzweise das geleistet hat, was Dirk in Dallas gelungen ist.

Philipp Dornhegge: Auch wenn mir der Bundestrainer vielleicht den Kopf abreißt: Ich finde zwar, dass Nowitzki individuell der bessere Spieler ist und ich würde ihn auch die wichtigen Würfe nehmen lassen. Dennoch glaube ich, dass Gasol eher in der Lage ist, sein Team zumindest als zweiter Superstar zum Erfolg zu führen. Ich habe Zweifel, ob Nowitzki dazu in der Lage ist, weil er in der Verteidigung nicht gut genug ist, um am eigenen Brett einen Big Play zu machen. Gasol kann das - und er erledigt auch in der Offense die Drecksarbeit, die Nowitzki nicht macht oder machen muss. Daher ist Gasol der größere Siegertyp.

Dirk Bauermann: Mit Verlaub: Meine Wahrnehmung ist eine klar andere. Ich gebe Philipp insofern recht, dass Dirk als Verteidiger weniger ein Einfluss auf das Spiel hat und Dallas jemanden finden muss, der Dirks Schwächen, die er ab und zu in der Defense hat, kompensiert. Daraus jedoch zu schließen, dass Gasol ein größerer Siegertyp ist, kann ich nicht nachvollziehen. Wie zuvor erwähnt: Bei der Competitive Greatness, also der Fähigkeit, in wichtigen Momenten die bestmögliche Leistung abzurufen, liegen zwischen Dirk und Gasol Welten. Hinzu kommt die mentale und körperliche Toughness. Dirk spielt mit allen möglichen schweren Verletzungen und tritt dennoch so auf, als ob er nicht verletzt wäre. Gasol traue ich so etwas nicht zu. Ich glaube, dass er im Vergleich zu Dirk deutlich weicher ist. Mir gefällt auch nicht sein ständiges Gejammere und sein theatralisches Verhalten. Alles zusammengenommen ergibt es einen klaren Vorteil für Dirk.

Philipp Dornhegge: Demnach glauben Sie, dass Nowitzki bei den Lakers ähnlich eingeschlagen hätte wie Gasol?

Dirk Bauermann: Ich glaube, dass die Lakers mit Dirk sogar noch größere Erfolg feiern könnte. Dirk würde in L.A. perfekt reinpassen, weil er mit seiner Spielweise das Feld extrem breitmacht und dadurch Kobe Bryant mehr Platz gibt, um zum Korb zu ziehen. Gasol andererseits macht die Mitte eher zu. Und bei den Lakers hätte Dirk mit Andrew Bynum einen Center an der Seite, der für ihn defensiv die Lücken schließen könnte. Daher wäre Dirk in L.A. nicht nur ein, sondern mehrere Championship-Ringe gewiss. Es könnte zu einer Dynastie führen, die der Lakers-Ära der 80er Jahre ähnlich käme.

These 1: Rajon Rondo ist der beste Point Guard der Welt.

These 3: Wenn Kobe Bryant die Celtics schlägt, ist er in L.A. größer als Magic Johnson.

These 4: Die Lakers-Verteidigung ist besser als die Celtics-Verteidigung.

These 5: Ron Artest entscheidet die Finals - positiv oder negativ.