These: Utah steht nach dem Sloan-Rücktritt vor dem Zerfall.
Florian Regelmann: Ich bin noch immer geschockt, dass Sloan nicht mehr die Jazz trainiert. Das alles ist sehr seltsam, vor allem weil Sloan noch vor einem Jahr von Deron Williams geschwärmt hat. Und dann muss sich das Verhältnis so verschlechtert haben, dass es ja in dieser Saison mehrere Konfrontationen gegeben hat - was Zweifel an Williams' Integrität hervorruft. Ganz ehrlich: Dass Williams auf dem Feld was anderes macht, als Sloan von draußen ansagt, geht gar nicht. Selbst ein Franchise Player darf sich nicht so unfassbar respektlos gegenüber einem Hall-of-Fame-Coach verhalten und andauernd rumheulen. Williams müsste doch wissen, was Sloan alles geleistet hat. In 23 Jahren bei Utah hatte Sloan nur eine Losing Season. Eine! Die Spieler kamen und gingen, zusammengehalten hat alles Sloan. Entsprechend gravierend werden die Auswirkungen sein. Zerfall ist ein hartes Wort, aber auch wenn die Jazz eine stabile Franchise sind, stehen ihnen harte Zeiten bevor. Utah wird Sloan noch nachweinen, ganz sicher.
Dre Voigt: So drastisch sehe ich es nicht. Es ist wie im Fußball: Als Otto Rehhagel Bremen verlassen hat, dachte man auch, dass es nicht weitergeht. In einer ähnlichen Situation ist nun Utah. Der Weggang schmerzt, aber vielleicht birgt sie auch eine neue Chance. Das Management steht für Kontinuität und ein Trainerwechsel bringt neue Impulse für die Mannschaft. Sollte Williams seinen 2012 auslaufenden Vertrag verlängern, geht es auch ohne Sloan nahtlos weiter.
Haruka Gruber: Mit Sloan verliert Utah die Symbolfigur schlechthin, dennoch glaube ich nicht daran, dass die Jazz abstürzen. Der Kern der Mannschaft passt einigermaßen, das Management wirtschaftet verantwortungsvoll und die Besitzerfamilie Miller wird keine voreilig überhasteten Entscheidungen treffen, sondern weiterhin mit Bedacht vorgehen. Sloan hat die Entwicklung der Jazz sicherlich nicht blockiert, unter seiner strengen Übervater-Attitüde litten jedoch viele Rookies oder der eine oder andere Europäer, die nun befreiter aufspielen können. Und: Wenn Sloan geblieben wäre, hätte Williams' Weggang spätestens 2012 festgestanden. So bleibt zumindest eine realistische Chance, dass Williams in Utah verlängert. Sollte das eintreffen, spricht nichts dagegen, dass die Jazz auch in den nächsten Jahren ein sicherer Playoff-Kandidat sein werden.
Philpp Dornhegge: Dass Williams in Utah bleibt, wage ich stark zu bezweifeln. Er weiß genau, dass die Besitzer kein Geld raushauen wollen, um eine Mannschaft aufzubauen, die um den Titel kämpfen kann. Deswegen wird er so schnell es geht wechseln wollen - was erst einmal eine große Schwächung für die Jazz wäre, langfristig der Franchise zugute kommen sollte. Es kann nicht sein, dass Williams vor allem deswegen sauer auf Sloan war, weil er einen angeblich altmodischen Basketball spielen lässt. Sloans Motion Offense ist aber Team-Basketball pur - und in keiner Liga der Welt kann Team-Basketball altmodisch sein. Umso unsinniger ist das, was Williams die letzte Zeit offenbar verzapft.
Voigt: Ganz so einfach ist das auch nicht. Die Motion Offense macht am College und im europäischen Basktetball großen Sinn. Aber in der NBA wird sehr viel schneller gespielt, Sloan hingegen hat jeden Versuch eines Fastbreak-Basketballs im Keim erstickt. Sloans Philosophie ist aus der Sicht eines Basketball-Puristen klasse, aber er hat doch viele Dinge verkompliziert, so dass es vor allem Neuzugängen erschwert wurde, sich in das System einzufügen.
These 1: Rip Hamilton wäre die ideale Verstärkung für Dallas.
These 2: Ein Comeback von Michael Jordan würde der NBA gut tun.
These 3: Ein Trade Andrew Bynum/Carmelo Anthony würde die Lakers schwächen.
These 4: Dirk Nowitzki ist der MVP der bisherigen Saison.
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