"James & Wade verlieren nicht noch ein Finale"

SPOX
12. Juni 201215:03
Golf-Superstar Martin Kaymer setzt in den Finals auf LeBron James und die Heatspox
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Die Oklahoma City Thunder treffen in den Finals auf die Miami Heat (Mi., 3 Uhr, Spiel 1 im LIVE-TICKER). Thunder vs. Heat - das heißt vor allem, aber nicht nur Kevin Durant vs. LeBron James. Die SPOX-Redakteure Haruka Gruber und Florian Regelmann diskutieren mit Triangle-Offense-Experte Philipp Dornhegge sowie Golf-Superstar und NBA-Fan Martin Kaymer über verschiedene Facetten des Finals-Matchups und geben ihre Tipps ab. Außerdem ein Thema: die Zukunft von Dirk Nowitzki.

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These: Der MVP der Thunder heißt James Harden

Martin Kaymer: Ich glaube, dass die Thunder ohne James Harden nicht im Finale stehen würden, da er eine tolle Rolle spielt, aber der MVP der Mannschaft ist für mich trotzdem Kevin Durant, dann kommen Russell Westbrook und Harden. James Harden ist ein toller Spieler und in der Offensive kann er fast alles. Wenn es aber drauf ankommt, übernimmt Durant die Verantwortung - offensiv wie defensiv. Oklahoma City kämpft und spielt als Mannschaft sehr gut zusammen, das ist der entscheidende Faktor für den Erfolg.

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Philipp Dornhegge: Sehe ich genauso. Ohne Frage ist es für Oklahomy City enorm wichtig, dass Harden gute Spiele macht. Aber der beste und wichtigste Spieler ist immer noch Kevin Durant. Wobei sich die Verhältnisse als deutlich weniger klar darstellen als zum Beispiel in Miami. Oklahoma City hat sich in diesen Playoffs als Team gefunden und ganz entscheidend, davon bin ich überzeugt, von den San Antonio Spurs gelernt. Wie die Jungs in den letzten vier Spielen den Ball bewegt und gemeinsam gespielt haben, war schon sehr beeindruckend und in dieser Form und auf diesem Level völlig neu von Oklahoma City. Deshalb gibt es inzwischen kaum noch einen echten MVP, sondern die Last wird auf viele Schultern verteilt. Das macht die Thunder aber nur umso gefährlicher. Um jedoch speziell auf Harden einzugehen: Der Bursche ist schon brutal gut, entwickelt sich stetig weiter und ist immer noch unglaublich jung. So schade es für das Team ist: Wenn das mit ihm so weitergeht, wird er sich irgendwann nicht mehr mit seiner Rolle zufrieden geben können - andere Teams werden bereitwillig die Scheine auf den Tisch legen, um ihn zu holen.

NBA Finals: Mi., 3 Uhr, Spiel 1 im LIVE-TICKER

Haruka Gruber: Bei keinem Topteam ist es schwieriger, den MVP zu bestimmen - aber man kann der These schon zustimmen. Kevin Durant ist bekanntermaßen der beste Scorer der Welt und Russell Westbrook spielt viel besser und reifer, als ich es erwartet habe. Dennoch: Der einzigartigste, interessanteste und vielleicht auch der wertvollste Spieler heißt Harden, obwohl er von der Bank kommt und weniger punktet und Assists gibt als die beiden. Was ich am beeindruckendsten finde: Ich habe selten einen Basketballer mit einer derart dominanten Spielweise gesehen, der sich gleichzeitig so zurücknehmen kann, um den Go-to-Guys nicht die Luft zum Atmen zu nehmen. Jamal Crawford, Jason Terry oder Leandro Barbosa, die letzten "Sixth-Man-of-the-year"-Gewinner auf der Guard-Position, sind nur am stärksten, wenn sie reinkommen und die Offensive übernehmen. Eine Ausnahme ist Manu Ginobili, der einzige, mit dem sich Harden vergleichen lässt. Es ist schwer zu beschreiben, aber Harden gelingt es irgendwie, zu dominieren, ohne zu dominieren. Das ist der Unterschied zu Miami: LeBron, Wade und Bosh gönnen sich gegenseitig den Erfolg, aber basketballerisch fehlt die Balance. Die ist bei Oklahoma Citys Big Three gegeben - dank Harden.

Florian Regelmann: Ich oute mich hiermit als der größte James-Harden-Fan, den es auf der Welt geben kann. Ich liebe diesen Typen. Wenn mich jemand fragen würde, für welchen Spieler würdest du am meisten Geld ausgeben, um ihn spielen zu sehen, wäre Harden meine Nummer eins. Er ist immer noch erst 22 Jahre alt, aber ein absoluter Coach's Dream. Es gibt so viele Stars in der NBA, die geile Basketballer sind, die aber das Basketball-Spiel an sich nicht wirklich verstehen. Harden versteht es. Das ist für mich sein Nummer-eins-Merkmal. Genau deshalb hat er in der Crunchtime auch ständig den Ball in seinen Händen und kreiert für sich oder für Durant und Westbrook. Seine Clutchness, seine brutale Fähigkeit, mit seinen Penetrations Freiwürfe zu ziehen - ich wüsste nicht, was man an Harden kritisieren könnte. Ich gehe allerdings auch nicht soweit zu sagen, dass er vor Durant der MVP ist. Spätenstens jetzt, wo sich Durant auch zum besten Closer entwickelt hat, wäre das zu viel. Aber Harden ist für mich definitiv der Co-MVP. Nimmt man ihn raus, kann OKC sofort einpacken.

These 2: Egal wie die Finals ausgehen: LeBron James hat sich rehabilitiert

These 3: Shane Battier wird in den Finals der X-Faktor

These 4: OKC wird Champion

These 5: Sollte Dallas weder Dwight Howard noch Deron Williams bekommen, sollte Dirk Nowitzki wechseln/einen Trade fordern

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These: Egal wie die Finals ausgehen: LeBron James hat sich rehabilitiert

Philipp Dornhegge: Jein. Ich glaube kaum, das irgendwer bezweifelt, was für ein großartiger Spieler James ist. Und dass es schon Spiele gab, in denen er clutch war und Spiele, in denen er versagt hat, ist wohl auch unbestritten. Er wird niemals den Killer-Instinkt eines Jordan haben, aber er ist in diesen Momenten auch keine totale Null. Eine Legende kannst du jedoch nur werden, wenn Du in den Finals performst. Es reicht nicht, den Titel zu holen und mitzulaufen. James muss sein Team zum Titel führen und der MVP der Finals werden, ansonsten hat er wieder versagt - und das Projekt der Big Three ist auch im zweiten Jahr gescheitert. Möglicherweise entschließen sich die Heat dann, im Sommer Wade zu traden, was in den US-Medien immer häufiger diskutiert wird. Vor ein paar Wochen oder Monaten war das noch unvorstellbar, aber Wades Playoff-Leistungen waren wechselhaft, er ist inzwischen 30 Jahre alt und auch der letzte Blinde hat mittlerweile gemerkt, dass sich die Spielweisen von Wade und James nicht ergänzen, sondern überlappen. Wenn nun die Big Three auseinander brechen und das Projekt endgültig für gescheitert erklärt wird, dann würde das - speziell nach der albernen "Decision" und dieser wahnwitzigen Party, die noch vor dem ersten gemeinsamen Spiel gefeiert wurde - einen Makel auf dem Lebenslauf aller drei Spieler, besonders aber dem von LeBron James, hinterlassen, der nur schwer auszumerzen sein dürfte.

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Florian Regelmann: Grundsätzlich ändert sich an meiner Einstellung zu LeBron nichts, egal wie er spielt. Solange Dwyane Wade bei den Heat spielt, sind die Heat sein Team. James hat sein Team verlassen und ist aus egoistischen Gründen zum Team von Wade gegangen - keiner der Legenden, mit denen LeBron gerne auf einem Level wäre, hätte so was je gemacht. Nicht mal dran gedacht hätten diese Jungs. Dennoch muss man auch als großer James-Kritiker Respekt zollen für das, was LeBron in den Playoffs bislang zeigt. Seine Leistung in Spiel 6 in Boston, als Wade übrigens eine fürchterliche erste Halbzeit gespielt hat, war unfassbar gut. Es gibt wohl keinen Sportler, der so unter Druck steht. Dem auch so viele nur das Schlechteste wünschen. Dann so zu antworten, Chapeau. Man muss auch bedenken, was James für ein Pensum abspult. In den East Finals stand er im Schnitt 46 Minuten (!) auf dem Feld. Und Philipp Lahm weint, weil in Lwiw die Sonne scheint. Mich persönlich hat James in den Playoffs beeindruckt, es ist glaube ich auch offensichtlich, dass ihn die Finals-Pleite im letzten Jahr verändert und noch entschlossener gemacht hat. Aber, und das ist auch klar, wenn die Heat das Ding nicht reißen, bringt ihm das alles nichts. Championship or bust, das wird für Miami und LeBron besonders immer gelten. Und ob er in den Finals entscheidende Freiwürfe trifft? Ich habe weiter Zweifel.

Martin Kaymer: So schlecht wie Lebron James von vielen Leuten letztes Jahr gemacht wurde, war er meiner Meinung nach auch wieder nicht. Gegen einen wie Dirk Nowitzki kann man nun mal auch verlieren. (lacht) Wahrscheinlich ist er durch die ganzen Sprüche nun bis in die Haarspitzen motiviert und möchte es allen Kritikern, aber auch sich selbst beweisen. Dieses Jahr konnte er noch ein paar Prozente drauflegen - er ist der Aufbau, Scorer und Rebounder zugleich und einfach ein sensationeller Spieler. Es macht Spaß ihm zuzusehen. James hat schon fast alles erreicht - nur eben den NBA-Championship-Titel nicht. Ich denke erst, wenn er diese Lücke in seiner Vita ausgebessert hat, werden auch die Diskussionen um ihn ruhiger werden.

Haruka Gruber: In der These geht es nicht darum, ob James jetzt schon eine Legende ist, sondern ob er sich nach den miesen NBA-Finals aus dem Vorjahr rehabilitiert hat - und das hat er zweifellos. Natürlich werden die LeBron-Hater wieder auftauchen, wenn Miami das zweite Mal in Folge die Championship verpasst. Aber es geht doch um etwas anderes: Ob James aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Die berechtigten Vorwürfe aus dem Vorjahr: James ist arrogant, basketballerisch zu eindimensional und im letzten Viertel nervenschwach. An allen Punkten hat er gearbeitet und sich verbessert. James wirkt von außen betrachtet überhaupt nicht mehr arrogant und verkneift sich Albernheiten wie das Nowitzki-Nachäffen. James zeigt vor allem in Korbnähe neue Moves wie in Spiel 7 gegen Boston, als er Brandon Bass im Stile von Olajuwons Dream Shake mit dem Sternschritt ins Leere fliegen ließ. Und mehr Clutch als James in den letzten Spielen der Boston-Serie kann man kaum sein. Dabei haben die Celtics alles, was sie haben, auf ihn gehetzt und dafür Wade sogar nur vom fußlahmen Allen verteidigen lassen. Ich hätte zwar nie geglaubt, dass ich das je schreibe, aber: LeBron verdient mehr Respekt.

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Philipp Dornhegge: Da muss ich doch noch mal einhaken. Mal abgesehen davon, dass LeBrons Mini-Dream-Shake wie drei Viertel seiner Moves ein Schrittfehler war, habe ich auch in puncto Reife noch leichte Zweifel. Vielleicht waren die letzten zwei Spiele ein positiver Anfang, vielleicht auch nicht. In Spiel eins der Serie hat er jedenfalls gezeigt, dass er aus den letztjährigen Finals nicht viel gelernt hat. Seine Dribblings im And-1-Mixtape-Stil gegen KG an der Freiwurflinie zu einem Zeitpunkt, als Miami das Spiel schon gewonnen hatte, waren an Respektlosigkeit einem Hall of Famer und insgesamt einer Klassemannschaft gegenüber kaum zu überbieten, der anschließende Behind-The-Back-Pass an die Dreierlinie die traurige Krönung einer Szene, die nicht weniger heftige Reaktionen ausgelöst hat als die Nowitzki-Veräppelung letztes Jahr.

These 1: Der MVP der Thunder heißt James Harden

These 3: Shane Battier wird in den Finals der X-Faktor

These 4: OKC wird Champion

These 5: Sollte Dallas weder Dwight Howard noch Deron Williams bekommen, sollte Dirk Nowitzki wechseln/einen Trade fordern

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These: Shane Battier wird in den Finals der X-Faktor

Haruka Gruber: Nie und nimmer. Respekt für seine Dreier und seine aufopfernde Spielweise gegen die Celtics, dennoch wird Battiers Einfluss auf die Finals begrenzt sein. Es ist nun mal was anderes, als Power Forward auszuhelfen, wenn der Gegner das dünn besetzte Boston ist, das nur D-League-Spieler als Big-Man-Backups aufbietet. Oder wenn der Gegner mit Ibaka über den besten NBA-Blocker und mit Perkins, Mohammed und Collison über drei Haudegen verfügt. Battier wird hier und da von Downtown punkten und Durant mit seiner Defense auf die Nerven gehen - mehr aber nicht. Von den eher namenlosen Spielern wird Thunders' Thabo Sefolosha der größte Faktor sein. Er wird sich abwechselnd um James und Wade kümmern und mit seiner Mischung aus Größe, Athletik und Sprunggewalt ein effektiverer Verteidiger sein jeder Celtics-Spieler. Nur bei seinen Offensivqualitäten bin ich skeptisch. Seine 19 Punkte in Spiel 3 gegen San Antonio kamen aus dem Nichts. Wenn er häufiger so explodiert, könnte aus Sefolosha ein All-Star werden, nur sein Wurf ist für das Toplevel zu inkonstant. Doch das ist für die Thunder kein Problem, sie haben genügend Scorer in ihren Reihen.

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Martin Kaymer: Shane Battier ist für Miami Heat vor allem in der Defense wichtig. Hier wird er immer für Entlastung sorgen. Für einen Titel braucht man Spieler wie Battier, die vielleicht nicht das größte spielerische Potential besitzen, aber zuverlässig sind. In Teamsportarten müssen in erfolgreichen Mannschaften alle Teile funktionieren, jeder muss seinen Teil zum Erfolg beitragen. Deshalb: Battier kann in den Finals zu einem sehr wichtigen Teil im Team werden.

Florian Regelmann: Ich stimme Martin zu, dass Battier durchaus einen starken Einfluss auf die Serie haben könnte. Battier war auch gegen Boston schon der heimliche Held und verrichtet enorm viel Drecksarbeit, die im Boxscore nun mal nirgends auftaucht. Dass er in der Defense zu den Besten der Besten gehört, wissen wir. Genauso wie wir wissen, dass er den Dreier sehr hochprozentig schießt. Miami wird vor allem in der Crunchtime, wenn es weniger Switching und mehr One-one-One-Basketball geben wird, Battier gegen Durant stellen können. James kann sich dann entweder um Westbrook oder Harden kümmern. Das ist schon ein kleiner Vorteil für die Heat. Dennoch sehe ich vielmehr Serge Ibaka als X-Faktor für die Serie. Seine Präsenz in der Defense wird die Drives zum Korb von James und Wade so stören, dass es einen großen Unterschied machen wird. Dribble-Penetration ist so wichtig für Miamis Offense - Ibaka hat die Athletik, die Drives zu stören, aber auch am Perimeter gut zu verteidigen. Und wenn er vorne die Mid-Range-Jumper trifft...

Philipp Dornhegge: An einen großen Battier-Effekt glaube ich nicht. Klar ist er in den letzten Spielen von Downtown heiß gelaufen, klar ist er immer noch ein guter Verteidiger. Aber erstens hat Oklahoma City offensiv mittlerweile so viele Waffen, dass es so oder so zu seinen Punkten kommen wird. Zweitens sind die Thunder durch die Bank so unglaublich athletisch, dass sie einfach noch schneller rotieren und besser verteidigen, als Boston das zuletzt tun konnte. Aus meiner Sicht hat Battier vor allem deshalb so viele offene Dreier bekommen, weil die Celtics aufgrund ihres Alters und der kleinen Rotation irgendwann müde waren. Oklahoma City ist dagegen jünger, tiefer besetzt, ausgeruht und die athletischste Mannschaft der Liga. Ich glaube nicht daran, dass Battier noch mal so einen Impact haben kann. Miamis einzige Hoffnung ist aus meiner Sicht, dass sich Bosh gegen die Thunder-Big-Men in Szene setzen und dass Wade besser als gegen Boston spielen kann. Den X-Faktor sehe ich eher auf Seiten der Thunder, und zwar ist das wie von Haruka angesprochen Sefolosha. Der Schweizer ist einer der besten Flügelverteidiger der Liga und wird vermutlich Wade, unter Umständen auch mal LeBron James die Hölle heiß machen.

These 1: Der MVP der Thunder heißt James Harden

These 2: Egal wie die Finals ausgehen: LeBron James hat sich rehabilitiert

These 4: OKC wird Champion

These 5: Sollte Dallas weder Dwight Howard noch Deron Williams bekommen, sollte Dirk Nowitzki wechseln/einen Trade fordern

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These: OKC wird Champion

Florian Regelmann: Ja. Die einzigen Zweifel, die ich bei OKC selbst jetzt vor dem Playoff-Start noch hatte, hießen Westbrook und Turnover - sie hingen also sogar kausal zusammen. Aber inzwischen habe ich diese Zweifel nicht mehr. OKC hat die Turnover in der Postseason bemerkenswert reduziert (von 16,5 auf 11,3) und das hängt eben in erster Linie mit Westbrook zusammen. Er ist viel disziplinierter geworden, trifft viel bessere Entscheidungen und wirkt in der Tat gereift. Die Thunder sind außerdem ein Team, das nicht so sehr vom Ball Movement lebt, sondern von den Isolation Plays. Ich sehe nicht, wie die Heat-Defense, die gerne und manchmal zu viel spekuliert, OKC da stoppen kann. In den letzten Minuten der Spiele werden Durant und Harden das Ding rocken. Zudem ist der Heimvorteil im 2-3-2-Finals-Format ein noch größeres Plus als sonst. Man kann es auch ganz einfach sagen: Die Thunder sind die bessere Mannschaft. Punkt. Thunder in 6.

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Haruka Gruber: So etwas gab es wohl noch nie: Ein Team mit zweieinhalb Superstars erreicht die Finals und ist krasser Außenseiter. Rein rational betrachtet spricht wirklich alles für OKC. Rechnet man die Go-to-Guys gegeneinander auf, kommt ein Remis raus: Durant und LeBron sind ebenbürtig, genauso Westbrook und Wade. Bleibt der Rest: Während Miami neben Bosh mit Chalmers nur einen Spieler von Wert hat und der Rest alt, angeschlagen oder belanglos ist, bieten die Thunder eine Armada auf. Ibaka bewegt sich mittlerweile auf Augenhöhe mit Bosh, in Harden schlummert ein zukünftiger Superstar, Sefolosha verteidigt alles und jeden. Die Bank haut mich von Harden abgesehen zwar nicht komplett vom Hocker, dennoch haben Fisher oder Collison ihre Vorzüge. Das einzige große Fragezeichen: Wie schlägt sich OKC-Center Kendrick Perkins? Er hatte von den Startern in der Spurs-Serie das mit Abstand mieseste Plus/Minus-Rating. Das sagt zwar nicht alles aus, aber wenn die Heat ein Mittel gegen ihn finden und vielleicht Bosh auf die Fünf stellen, um Perkins gezielt zu attackieren, könnte vielleicht was gehen. Aber auch nur vielleicht. Ich sage auch: Thunder in 6.

Philipp Dornhegge: Aus meiner Sicht stand der Meister in dem Moment fest, als es in den Western Conference Finals 2-2 stand. Da war für mich klar, dass wir es mit den zwei eindeutig besten Mannschaften der Liga zu tun haben, die sich wirklich alles gegenseitig abverlangen. Die Miami-Boston-Serie war spannend, aber das Niveau im Westen war so außergewöhnlich, dass es mich schon etwas überraschen würde, wenn Miami zwei Spiele gewinnt. Die Heat leben von der Athletik ihrer beiden Stars, darauf baut das ganze Spiel auf. Aber die Thunder sind insgesamt noch viel athletischer und nehmen Wade und James mit Ibaka und Perkins den Weg zum Korb. Auf der anderen Seite hatte ich den Lernprozess angesprochen, den die Thunder gegen San Antonio durchlaufen haben, was ihre Offense angeht. Boston hat in diesen Playoffs ausgerechnet gegen Miamis hochgelobte Defense richtig solide ausgesehen und gezeigt, dass sie auf jeden Fall zu knacken ist. Oklahoma City wird wenig Probleme haben, Punkte auf das Scoreboard zu bringen. Bei Miami hab ich arge Zweifel. Wer die Spurs ausbremsen kann, der kann auch den Ego-Basketball der Heat stoppen. Thunder in 5.

Martin Kaymer: Es ist wirklich ein tolles Finale. Ich glaube, dass die Miami Heat in packenden sechs Spielen gegen OKC gewinnen werden. Die beiden Mannschaften werden sich nichts schenken. Ich glaube aber nicht, dass Wade und James noch einmal ein Finale abgeben werden. Ansonsten geben sich die beiden Teams meiner Meinung nach nicht viel. Es werden auf jeden Fall spannende und ansehnliche Finals mit vielen Highlights. Ich springe in der Runde hier aus der Reihe und sage: Heat in 6.

These 1: Der MVP der Thunder heißt James Harden

These 2: Egal wie die Finals ausgehen: LeBron James hat sich rehabilitiert

These 3: Shane Battier wird in den Finals der X-Faktor

These 5: Sollte Dallas weder Dwight Howard noch Deron Williams bekommen, sollte Dirk Nowitzki wechseln/einen Trade fordern

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These: Sollte Dallas weder Dwight Howard noch Deron Williams bekommen, sollte Dirk Nowitzki doch noch mal wechseln/einen Trade fordern

Martin Kaymer: Ich bin ein großer Dirk-Nowitzki-Fan und ich habe mir dieses Jahr endlich ein Spiel von ihm live anschauen können. Ich habe mich bei seinem Titelgewinn in der letzten Saison extrem für ihn mitgefreut - nach so langer Zeit bei dem gleichen Team und der Kraft, die er für Dallas investiert hat, hatte er sich den Titel extrem verdient. Kaum vorstellbar, ihn woanders als in Dallas spielen zu sehen. Ich glaube, dass er unabhängig von Trade-Aktivitäten in Dallas seine Karriere bei den Mavericks beenden wird. Ein Titel bei einer anderen Mannschaft wird für ihn nie soviel Wert sein wie bei den Mavs. Ich schätze diese Loyalität sehr.

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Philipp Dornhegge: Selbst wenn sie keinen bekommen, bin ich dennoch nicht der Meinung, dass Dirk wechseln sollte. Martin hat absolut recht. Nowitzki selbst ist ja total loyal und möchte seine gesamte Karriere gern bei den Mavs verbringen. Woanders würde es sich nicht genauso gut anfühlen, egal was er noch erreicht. Außerdem haben aus meiner Sicht Spieler, die immer nur für ein Team gespielt haben, im historischen Kontext einen besonderen Stellenwert. Magic, Bird, Russell, Stockton, Robinson, Miller, West, Baylor, Havlicek, von den noch Aktiven Duncan, Bryant, Pierce: Das sind schon Spieler, die insbesondere in den Herzen der eigenen Fans einen sehr speziellen Platz innehaben. Und ich bin mir sicher, dass das für Nowitzki eine gewisse Bedeutung hat. Nachdem er 2011 den Titel geholt hat, ist sein Anreiz, es auf Biegen und Brechen woanders zu schaffen, vermutlich nicht mehr so groß. Ich persönlich würde mich mehr über eine tränenreiche und hoch emotionale Verabschiedung aus Dallas nach dem Karriereende freuen, als wenn er meinetwegen in einem Lakers-, Bulls- oder Knicks-Trikot noch mal die Larry-O'Brien-Trophy in die Höhe reckt.

Haruka Gruber: Ein ganz klares: Nein! Wir Journalisten und einige Nowitzki-Fans würden sich freuen, wenn Dirk wechselt und es Neues zu berichten gäbe. Dennoch hat Philipp völlig recht mit der Argumentation, dass Dirk mit einem Trade und viel, viel Glück einen zweiten Titel gewinnen könnte - aber dafür etwas verliert, was wertvoller ist: dieses ganz besondere Standing in der NBA-Historie. Karl Malones Entscheidung, auf Teufel komm raus den Ring zu bekommen und zu den Lakers zu gehen, war falsch und seiner Karriere nicht würdig. Genauso traurig die letzten zwei Jahre von Patrick Ewing, als er New York verließ und nach Seattle und Orlando ging. Es bleibt etwas hängen an einem - sogar bei Gary Payton, obwohl er mit Miami ja dann doch die Championship holte. Daher weiß Dirk selbst am besten, dass ihm ein neuer Klub nichts geben kann, was er nicht schon hat. Die einzige Konstellation, die einen gewissen Charme hätte: Dirk spricht sich mit Buddy Steve Nash ab und beide unterschreiben bei einer Franchise, wo sie gemeinsam die letzten Profijahre genießen können. Aber: So anrührend das wäre, ist es genauso unrealistisch wie jedes andere Trade-Szenario. Zumal auch sportliche Gründe für den Status Quo sprechen: Die NBA ist so ausgeglichen besetzt, dass ich nicht wüsste, bei wem der Erfolg garantiert ist.

Florian Regelmann: Das Szenario, dass weder Howard noch Williams in Big D landen werden, halte ich für sehr realistisch. Die kolportierte Meinung, dass so viele Spieler gerne nach Dallas kommen wollen, gibt es übrigens nur in Dallas. So attraktiv, wie sie denken, sind die Mavs einfach nicht. Da kann ich mir ja eher vorstellen, dass Howard und Williams zusammen bei den Lakers landen. Sollten sie keinen der beiden bekommen, dann muss sich Mark Cuban erstens mal fragen, was er da angerichtet hat, angefangen mit dem sinnfreien Weggeben von Defensive Player of the Year Tyson Chandler. Und Nowitzki muss sich zweitens auch mal fragen, ob er bis zum Karriereende irgendwo im Nirgendwo herumgurken will. Die Sentimentalitäts-Nummer ist gut und schön, aber Dirk wird im Juni erst 34. Zwei Championships sind besser als eine Championship - und eine Chance auf eine Championship ist besser als keine Chance auf eine Championship. Zumal ein Trade auch für Dallas Sinn ergeben könnte. Die Mavs könnten ein klassisches Rebuilding starten (ein Pick von North Carolinas Kendall Marshall als neuem Franchise-Point-Guard wäre ein guter Start) und Nowitzki noch mal woanders angreifen. Normalerweise hätte ich gedacht, dass Dirk selbst Losing-Seasons noch ertragen würde aus Loyalität und Liebe zu Dallas, aber seitdem er letztens für mich etwas überraschend quasi gesagt hat, dass er auf ein Rebuild keinen Bock mehr hätte, halte ich einen Nowitzki-Trade für denkbar.

These 1: Der MVP der Thunder heißt James Harden

These 2: Egal wie die Finals ausgehen: LeBron James hat sich rehabilitiert

These 3: Shane Battier wird in den Finals der X-Faktor

These 4: OKC wird Champion