Der Spielmacher machte sich trotz Schmerzen im rechten Knie noch warm, sagte aber kurz vor Tip-Off ab und begab sich ins Krankenhaus. Während des Spiels erreichte die Celtics dann die erschreckende Nachricht: Kreuzbandriss, die Saison ist für den All-Star beendet.
Die gesunden Celtics wurden davon offenbar nur angestachelt: Paul Pierce wurde mit 17 Punkten, 13 Rebounds und 10 Assists zum Matchwinner, Kevin Garnett (24 Punkte, 11 Rebounds) trug ein Double-Double bei.
Von der Bank streuten Jason Terry (13) und Jeff Green (11) zweistellige Punkte ein, Green überzeugte zudem in der Defense gegen LeBron James, der dennoch mit 34 Punkten und 16 Rebounds bester Heat-Spieler war.
Ebenfalls ein Double-Double gelang Chris Bosh (16 Punkte, 16 Rebounds), Dwyane Wade kam auf 17 Zähler. Die emotionale Rückkehr Ray Allens, der nach fünf Jahren in Boston erstmals wieder im Garden auflief, war auch wegen der 21 Punkte des Scharfschützen eine faszinierende Story.
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Die Reaktionen:
Doc Rivers (Trainer Celtics): "Wir freuen uns über den Sieg. Aber die Nachricht von Rajon hat uns alle traurig gemacht. Ich wusste vor dem Spiel Bescheid, hatte jedoch nicht das Gefühl, dass es ein guter Zeitpunkt ist, es den Jungs zu sagen."
Paul Pierce (Celtics) über...
... den Sieg: "Unser Team hat viel Herz, viel Stolz. Trotz der sechs Niederlagen haben wir uns gesagt, dass wir uns jedes Mal selbst geschlagen haben. Das hätten wir auch heute fast getan mit unseren Ballverlusten. Am Ende haben wir auf die Zähne gebissen, alles gegeben und einen Weg gefunden, auch ohne Rondo zu gewinnen."
... Rajon Rondo: "Oh man, das tut richtig weh. Er ist ein großartiger Spieler, wäre auch dieses Jahr wieder beim All-Star Game dabei gewesen. Er wird es schaffen, zurück zu kommen. Aber für uns als Team ist das verdammt enttäuschend."
LeBron James (Heat): "So sehr ich in der Vergangenheit auch ein Rivale der Celtics bin, wünsche ich mir nie, dass sich jemand verletzt. Rondo Ausfall ist nicht nur schlecht für ihr Team, sondern für die ganze Liga."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Bei den Celtics eine kleine Überraschung: Rondo (überdehntes Knie) setzt aus, Lee steht in der Starting Five mit Bradley, Pierce, Sullinger und Garnett. Rookie Sullinger ersetzt den schwächelnden Bass.
Bei den Heat alles wie immer: Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh.
4.: Sullinger mit dem Rebound und Outlet-Pass auf Lee. Der drückt aufs Tempo und zieht mutig zum Korb. Zwei Verteidiger konzentrieren sich nur auf Lee, Bradley als Trailer kann ungestört den Tip-In versenken. 6:4 Celtics.
8.: Der erste Auftritt Ray Allens als Spieler der Miami Heat im TD Garden! Es gibt reichlich Buhrufe. Aber nach Sullingers herrlichem Pass auf Pierce sind die vergessen. 16:15 Heat.
19.: Auf die Wurffinte sind schon ganz andere reingefallen! Wade mit Shake'n'Bake an der Birne, Lee lässt ihm einen Schritt Platz. Und als der Heat-Star dann scheinbar hochsteigen will, hebt Lee ab. Klares Foul, Wade mit sicheren Freiwürfen. Doch Barbosa kontert per Dreier! 37:34 Heat.
22.: Double Technical für Lewis und Sullinger! Nach Sullys Layup legt Lewis seine Arme um den Kopf des Gegners, der lässt sich nach ein paar Sekunden zum Schubser hinreißen. Sullinger wegen Dummheit, Lewis als Aggressor haben sich die technischen Fouls redlich verdient. Die Partie ist derweil völlig offen, 40:38 Heat.
24.: Allen bekommt einen Block gestellt und steht ganz frei unter Bostons Korb. Der Layup ist kein Problem. Doch auf der anderen Seite umkurvt Piercedie Heat-Verteidiger wie Fahnenstangen. Erst die Punkte 4 und 5 für The Truth, und trotzdem steht es zur Halbzeit 45:45.
30.: Oh, herrliches No-Look-Anspiel von James auf Wade, der versenkt per Alley-Oop-Dunk. Aber Boston gleich mit der Antwort: Pierce auf Gernett auf Bradley - für drei. 60:57 Celtics, hier ist eine ganze Menge geboten!
36.: James mit einem grandiosen dritten Viertel, der Jumper sieht gerade butterweich aus. Seine Punkte 11 und 12 in diesem Abschnitt bedeuten das 68:64 für die Heat. Da ist weiterhin nichts gelaufen.
40.: Terry mit zwei Vorlagen: Einmal wunderbar auf den freistehenden Green an der Dreierlinie, dann unfreiwillig mit einem wilden Korbleger auf Barbosa, der per Tip-In vollstreckt. Der Garden tobt, die Celtics führen 73:72.
44.: Allen ganz kaltschnäuzig. Gerade noch beim Wurf geblockt, jetzt schon wieder mit dem Dreier! Miami ist hauchdünn vorn, aber das bleibt wohl spannend bis zur letzten Sekunde. 78:77 Heat.
48.: Garnett mit dem Jumper - drin! 85:81 Celtics, 59 Sekunden vor Schluss riecht es nach einer kleinen Sensation! Aber abwarten: Pierce mit dem Ballverlust, Allen für drei! Nur noch 85:84, 25 Sekunden noch...
48.: Allen für drei, Allen zum Ausgleich - daneben! Aber die Heat holen den Offensivrebound - und James nagelt den Dreier rein! 87:87, Terry mit dem Mute der Verzweiflung versucht's noch mal, aber wir gehen in die Verlängerung!
1. OT: James, immer wieder James! Offensivrebound des MVPs, dann der Putback - 93:89 Heat. Aber Boston bleibt dran, Garnett sorgt wieder für den Ausgleich! Und weil Wade im letzten Angriff die Entscheidung verpasst, geht es in die zweite Verlängerung!
2. OT: Eine Minute vor Schluss zieht James zum Korb, wird von Pierce gefoult und vollstreckt dennoch! 98:95 Heat. Aber Terry und Pierce drehen das Spiel wieder! Plötzlich steht es 100:98 Celtics - Wahnsinn! Und dann versemmelt Battier den Dreier, Boston gewinnt!!!
Der Star des Spiels: Paul Pierce. Der Routinier machte wahrlich nicht alles richtig. Mit sechs Turnovern, zum Teil in kritischen Phasen, und erzwungenen Würfen erwies er seiner Mannschaft mehrfach einen Bärendienst.
Aber wenn du am Ende gegen LeBron James ein Triple-Double erzielst, vier wichtige Garnett-Punkte auflegst und dann sogar den Game-Winner ins Gesicht von James triffst, bist du eben doch der Held. Zur Krönung griff er den entscheidenden Rebound ab.
Der Flop des Spiels: Dwyane Wade. Würde man ein Highlight-Video des Swingman nur von diesem Spiel erstellen, man könnte den Eindruck gewinnen, Wade habe ein überragendes Spiel gemacht. Doch der Schein trügte.
Am Ende traf er nur 6 seiner 20 Würfe, verursachte 6 Ballverluste und hatte das schlechteste Plusminus-Rating aller Akteure auf seinem Konto (-9). Als er die Entscheidung erzwingen wollte, scheiterte er und beklagte sich dann auch noch beim Schiedsrichter. James wäre wohl die bessere Lösung für die wichtigsten Würfe gewesen.
Analyse: Nach sechs Niederlagen in Folge waren die Boston Celtics in einer denkbar ungünstigen Form, um dem Meister aus Miami zu begegnen. Der Rekordmeister läuft als Achter im Osten Gefahr, die Playoffs tatsächlich komplett zu verpassen. Nun also ging es ausgerechnet gegen den Ersten im Osten.
Zu Beginn bestätigte sich aber genau das, was viele den Celtics immerzu vorwerfen: Sie brauchen eine besondere Aufgabe, um die volle Leistung abzurufen. Courtney Lee und Avery Bradley verteidigten im Backcourt bissig, Kevin Garnett und Jared Sullinger arbeiteten hart am Brett. Nur Paul Pierce fiel etwas ab.
Gegen Chris Bosh war in der Anfangsphase allerdings kein Kraut gewachsen: Der inzwischen achtmalige All-Star versenkte in der Anfangsphase Jumper über Jumper und besorgte fast im Alleingang eine leichte Führung des Meisters.
Als zu Beginn des zweiten Viertels dann die Reservisten aufeinander trafen, schien sich Miami absetzen zu können. Norris Cole sorgte für helle Aufregung in der Celtics-Defense, Ray Allen traf seine Jumper. Bei Boston dagegen fanden Jason Terry, Jeff Green und Co. keinen Rhythmus.
Erst als Leandro Barbosa aufdrehte, war Boston wieder im Spiel. Der Brasilianer sorgte für die dringend benötigte Entlastung, ehe die Starter wieder übernahmen. Und die gestalteten den Rest der Hälfte ausgeglichen.
Im dritten Viertel ging es weiter rauf und runter, die Mannschaften schenkten sich nichts. Und trotz der hohen Intensität geriet das Spiel alsbald zur Nebensache, denn Boston, das ohne Rajon Rondo angetreten war, bekam die Nachricht, dass der Star-Point-Guard mit einem Kreuzbandriss für den Rest der Saison ausfallen wird.
Die Saisonziele der Celtics sind damit arg gefährdet, selbst das Erreichen der Playoffs ist jetzt kein Selbstläufer mehr. Umso höher muss man daher bewerten, was der Gastgeber gegen Miami zeigte: grandiosen Kampf, erstklassige Defense und Kaltschnäuzigkeit in der Offense.
Dass die Celtics die Gäste nicht aus der Halle schossen, war natürlich wiederum Zeugnis der Klasse des Gegners. LeBron James riss das Geschehen immer mehr an sich, war in der Offense nur schwer zu stoppen - obwohl Green in der Verteidigung gegen ihn den vielleicht bestmöglichen Job machte.
Weder in der regulären Spielzeit noch in den beiden Verlängerungen konnte sich eine Mannschaft richtig absetzen, insgesamt gab es wahnwitzige 20 Gleichstände und 19 Führungswechsel.
Schien Boston zunächst überlegen zu sein, beförderte James sein Team mit einem Dreier in die erste Verlängerung, dort verpasste Wade mit der Schlusssirene die Entscheidung. Und als in der zweiten Overtime Miami leicht vorn war, drehten Terry und Pierce die Partie zugunsten der Celtics.
Und diesmal endgültig. Für Boston war es am Ende ein enorm wichtiger und wegen der Rondo-Verletzung hoch emotionaler Sieg, der aber schon morgen in Vergessenheit geraten dürfte. Denn ein solches Spiel wie gegen Miami kann die Truppe von Coach Doc Rivers ohne seinen Spielmacher wohl kaum jeden Abend abliefern.
Miami wiederum hätte gegen den Rivalen sicher sehr gern gewonnen, doch James, Wade und Co. sind professionell genug, sich den Mund abzuputzen und gleich auf die nächste Aufgabe zu konzentrieren: Am kommenden Mittwoch muss der Meister nach Brooklyn zu den Nets.
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