These: Dirk Nowitzki wird nie wieder wie ein All-Star spielen
Florian Regelmann: Wer sagt so etwas? Sind das die gleichen Leute, die gesagt haben, dass Federer nie wieder ein Grand-Slam-Turnier gewinnen wird? Oder die gesagt haben, dass Duncan durch ist. Und jetzt? Jetzt spielt Duncan ein Defensive-Player-of-the-Year-Jahr. Mit 36. Nein, was Dirk braucht, ist einfach Zeit. Und da sprechen wir nach seinem Comeback im Dezember eben nicht von Wochen, sondern von Monaten. Er hatte eine schwerwiegende Knieverletzung, zum ersten Mal in seiner Karriere, es dauert einfach, bis er wieder der Alte ist. Ich habe null Zweifel daran, dass er noch ein paar Jahre auf All-Star-Niveau spielen kann. Es wird in nicht zu ferner Zeit ein Spiel kommen, in dem er für 35 Punkte oder so explodiert, garantiert.
Frank Buschmann: Sorry Flo, aber ich sehe mit Sorge auf Dirk! Ich würde mir wünschen, dass ich mich irre, aber ich befürchte, dass wir nie wieder Dirk-Mania erleben werden. Er war noch nie eine Gazelle auf dem Feld, aber nach seiner Verletzung im EM-Vorbereitungsspiel gegen Mazedonien im Sommer 2011 habe ich ihn nie wieder so richtig rund laufen sehen, auch nicht in seiner ansehnlichen vergangenen Saison. Die gesamte Körpersprache, die unrunden Bewegungsabläufe, das passt nicht. Alles deutet daraufhin, dass er den Spätherbst der Karriere erreicht hat. Damit er vielleicht noch einmal eine überragende Saison abliefen kann, müssen die Mavs ihm zwei Spieler zur Seite stellen, die ihn richtig entlasten und ihm leichte Würfe garantieren.
Philipp Dornhegge: Ich muss gestehen, dass mir die bisher gezeigten Leistungen große Sorge bereiten. Nowitzki wirkt im Angriff oftmals völlig unbeteiligt, wird nicht gesucht und fordert auch selbst kaum Bälle. Vielleicht ist er immer noch ganz weit weg von den 100 Prozent und teilt sich seine Kräfte ein. In der Crunchtime blitzt sein einzigartiges Können ja immer wieder auf. Insofern ist meine Hoffnung, dass diese Passivität in den ersten drei Vierteln Methode hat. Mit Mayo, Carter, Brand, Marion und phasenweise auch Darren Collison wird er derzeit ganz gut entlastet, das ist auch eine Stärke der Mavs. Und wenn man sich Nowitzkis Wurf ansieht, dann kann man sich gut vorstellen, dass er noch gar keinen Rhythmus hat. Die absoluten Zahlen können wir getrost außen vor lassen, aber eine FG-Quote von gut 40 Prozent ist nicht nur für seine hohen Ansprüche richtig mies. Sein PER liegt bei 15,1, das ist fast exakt der Grundwert, den John Hollinger beim Erstellen dieser Effektivitätsberechnung für einen Durchschnittsspieler angesetzt hat. Und so leid es mir tut, muss ich derzeit konstatieren, dass er viel mehr im Moment nicht ist. Wenn man sich Mavs-Spiele ansieht, die lokale Kommentatoren des gegnerischen Teams betreuen, dann merkt man immer wieder, wie erstaunt diese sind, dass von Nowitzki nichts kommt, dass er nach Wurffinten und dergleichen keine Explosivität hat. In der Defense scheint er auch immer mal wieder einen Schritt zu spät zu kommen. Ein Grund, warum er und Chris Kaman so schlecht zusammen passen. Ich will es mal so ausdrücken: Wenn Pau Gasol - wie gegen Toronto gezeigt - immer noch ein 20-Punkte-Scorer ist, dann kann Nowitzki das wahrscheinlich auch noch sein. Wenn Gasol solche Leistungen aber nur noch sporadisch zeigen kann, warum sollte Nowitzki nicht für einen ähnlichen Absturz in Frage kommen?
Haruka Gruber: Ich schließe mich Buschi und Phil an: So gerne man weiter in der Dirk-Seifenblase verharren möchte - in ein, zwei Jahren wird seine Karriere als NBA-Star vorbei sein. Entsprechend stelle ich die Grundsatzfrage: Wenn sein Decline feststehen sollte, warum nicht einen Trade in Erwägung ziehen? Bei Dirk klingt es ja immer wieder leicht durch, dass er unzufrieden ist, wie sich Dallas seit 2011 entwickelt hat. Daher mal ganz wild der Vorschlag: Nowitzki zu den Lakers, Pau Gasol zu den Mavs. Gehaltstechnisch würde es passen, und für beide Spieler und die beiden Teams könnte es Sinn machen, alle Sentimentalitäten mal außen vor. Dirk würde wieder mit Steve Nash serienweise Pick'n'Rolls laufen und sonst an der Dreierlinie lauern, um das Doppeln von Dwight Howard oder Kobe zu bestrafen. Und Gasol wäre in Dallas endlich wieder die Nummer eins mit einer klar definierten Rolle, ohne sich mit Howard um den Platz unter dem Korb zu streiten. Zumal er immer noch spritziger ist als Dirk und daher dem fußlahmen Chris Kaman in der Defense etwas entlasten könnte. So hätten alle Parteien etwas davon - vor allem Dirk. Egal, was Dallas macht: Kein Mensch glaubt, dass sie fähig sind, im Sommer einen echten Superstar zu holen. Die Bilanz der letzten Jahre ist zu miserabel. Selbst einen Josh Smith oder Andre Iguodala zu verpflichten wird schwer genug. Entsprechend wird Dallas höchstens im Mittelmaß bleiben. Warum sollte sich Dirk das antun?
Regelmann: Dirk hat kürzlich zum ersten Mal das ausgesprochen, was auf der Hand liegt. Dass Cuban, angefangen mit dem Nicht-Resignen von Chandler, einen Riesenfehler gemacht hat und dass die Mavs auf Jahre hinaus keine Rolle mehr spielen werden. Dass es völlig utopisch ist, zu glauben, dass sie eine Chance auf Howard oder Chris Paul haben. Es ist nunmal Fakt, dass man in der NBA nicht in ein, zwei Jahren ein Championship-Team aufbauen kann. OKC hat es richtig gemacht. Du musst durch fünf, sechs Hundejahre durch, anders geht es nicht. Und die Mavs stehen jetzt am Anfang dieser Jahre. Den einzigen Trade-Chip, den Dallas hat, ist Dirk. Ganz im Ernst: Die Mavs müssen sich die Frage stellen, ob es nicht besser ist, Dirk zu traden, für aufstrebende junge Spieler und Draft Picks. Dirk will ein Maverick for life bleiben, gerade nachdem er seinen Ring ja hat, aber er will noch mehr gewinnen. Er wird den Mavs noch eine Chance geben und den Sommer abwarten, aber dann würde ich an seiner Stelle einen Trade fordern. Es wäre für beide Seiten das Beste. Dass Dirk noch drei, vier Jahre mit den Mavs herumgurkt, kann es einfach nicht sein. Ich bin sicher, dass die Fans in Dallas das auch verstehen würden.
Buschmann: Wenn Dirk richtig entlastet werden soll, braucht er zwei Spieler aus der Kategorie Howard und Paul. In dieser Nähe muss sich im Tradebereich etwas abspielen, sonst wird Dallas nie wieder eine Chance auf einen weiten Run bekommen. Aber das ist eben nicht realistisch. Ob aber wie von Haruka angesprochen die Gasol-Tausch-Nummer die Lösung für alle ist, wage ich zu bezweifeln. Für Dirk würde ein Wechsel zu den Lakers schon Sinn machen, wenn er Bock darauf hat. Er könnte, wie er es mag, draußen rumturnen und würde Howard nicht groß stören. Aber: Das Hauptproblem der Lakers ist das hohe Alter und die zu langsame Spielgeschwindigkeit. Wenn Dirk kommt, wird das Team noch älter und noch langsamer. Zumal ich gespannt wäre, wie der Egomane Kobe Bryant damit zurechtkommt, wenn plötzlich der lange Weiße aus Europa in LA aufschlägt, den selbst in den USA alle lieben. Daher wäre Dirk vielleicht kein unbedingt kluger Schachzug für die Lakers. Und für die Mavs: Gasol ist immer noch ein Guter, allerdings führt er Dallas auch nicht in eine goldene Zukunft. Von daher: Ich bin skeptisch, ob ein Gasol-Dirk-Trade Sinn macht.
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