NBA

"Wir wollen Chris Paul vergessen machen"

Von Interview: Marcel Friederich
Anthony Davis im Gespräch mit Coach Monty Williams. Der Rookie sucht noch seinen Platz in der NBA
© getty

Am Sonntag empfangen die Dallas Mavericks die L.A. Lakers (ab 19 Uhr im LIVE-STREAM bei SPOX). Zuvor reist das Team um Dirk Nowitzki nach New Orleans und spielt dort gegen die Hornets. Deren Rookie Anthony Davis gilt als größtes Talent im amerikanischen Basketball. Der 19-Jährige ist bereits Olympiasieger, wartet jedoch auf seinen endgültigen Durchbruch in der NBA. Im Interview mit SPOX spricht Davis über Anpassungsprobleme, Augenbrauen und einen Teamkollegen aus Bamberg.

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SPOX: Kaum ein anderer Spieler hat die US-College-Saison je zuvor so dominiert wie Sie im vergangenen Jahr. Deshalb war die Erwartungshaltung riesengroß, als Sie bei den New Orleans Hornets Ihren ersten Profivertrag unterschrieben. Allerdings konnten Sie die Erwartungen noch nicht ganz erfüllen. Warum?

Anthony Davis: Es stimmt, dass ich meine Dominanz vom College nicht mit in die NBA transportieren konnte. Das war aber auch nicht zu erwarten. Das Spiel in der NBA ist viel körperlicher als auf dem College. Man braucht sich zum Beispiel nur Dwight Howard anschauen. Kein Basketballer auf dem College hat solche Muskeln wie er. Von daher war es mir selbst klar, dass ich eine Weile brauche, um mich an die neue Situation in der NBA zu gewöhnen. Körperlich muss ich unbedingt noch stärker werden. Aber man muss ja auch bedenken, dass ich gerade mal 19 Jahre alt bin.

SPOX: Sie sagen es: Obwohl Sie noch nicht lange volljährig sind, haben Sie schon eine ganze Menge erlebt. Wie geht man damit als junger Mensch um?

Davis: Ich muss mich manchmal selbst zwicken, was in den vergangenen Monaten alles passiert ist. Als 19-Jähriger für die Olympischen Spiele ausgewählt zu werden, gemeinsam mit den besten Basketballern des Planeten zu spielen, die Gold-Medaille zu gewinnen und dann noch als Nummer eins in der NBA gedraftet zu werden - puh, das waren allesamt großartige Ereignisse. Trotzdem, so glaube ich, ist es mir gelungen, bodenständig zu bleiben. Ich bin einfach sehr dankbar für das, was ich bislang erreicht habe.

SPOX: Wie wurden Sie bei Olympia von den Superstars LeBron James und Kobe Bryant aufgenommen?

Davis: Mit beiden habe ich mich gleich super verstanden. Beide haben sich viel mit mir unterhalten. Sie haben mir zahlreiche Tipps gegeben, wie man sich als Profi verhalten sollte, wie man mit seinem Geld umgeht, und dass ich mich vor Frauen in Acht nehmen muss, die es nur auf mein Geld abgesehen haben. LeBron und Kobe wissen, wovon sie sprechen. Sie sind schon mehr als zehn Jahre in der Liga und haben beide schon Unmengen an Geld verdient. Sie haben zu mir gesagt: Wenn man es nicht schafft, mit dem ganzen Geld umzugehen, wird man schnell ein schlechter Mensch.

SPOX: Manche Außenstehende empfanden es jedoch als unpassend, dass Sie für Olympia nominiert wurden, obwohl Sie noch kein einziges NBA-Spiel bestritten hatten.

Davis: Ich hatte mit den Kentucky Wildcats eine sehr gute College-Saison hinter mir. Daher wurde ich für den verletzten Blake Griffin nachnominiert. Am Ende ist es doch nicht entscheidend, wie viele NBA-Spiele man schon absolviert hat, sondern wie gut man ist. Ich finde, ich hatte die Nominierung verdient. Auf jeden Fall war das olympische Turnier für meine weitere Entwicklung eine großartige Sache. Ich konnte den ganzen Sommer lang mit großen Namen wie Kobe, LeBron, Carmelo Anthony oder Kevin Durant trainieren.

SPOX: Gedraftet wurden Sie schließlich von den Hornets, in der Vorsaison das schlechteste Team der Western Conference. Auch dieses Jahr läuft es nicht sonderlich besser. Wie groß ist die Unzufriedenheit?

Davis: Unzufriedenheit? Das will ich so nicht sagen. Niemand hat von uns erwartet, dass wir in dieser Saison Bäume ausreißen. Wir haben ein junges Team, das sich erst einmal aneinander und dann natürlich an die NBA allgemein gewöhnen muss. Von daher sehe ich es als Prozess an, die Hornets wieder Stück für Stück nach vorne zu bringen. Chris Paul hat hier große Fußspuren hinterlassen. Ihn gilt es nach und nach vergessen zu machen.

SPOX: Mit Brian Roberts haben Sie bei den Hornets einen Teamkollegen, der im Vorjahr mit den Brose Baskets Bamberg deutscher Meister geworden ist. Haben Sie sich mit ihm über Deutschland und den deutschen Basketball unterhalten?

Davis: Nein, das noch nicht. Aber ich finde es bemerkenswert, dass Brian so einen guten Job bei uns erledigt. Er bringt immer eine ganze Menge Energie von der Bank und hat einen sehr guten Wurf von der Drei-Punkte-Linie. Wenn er so weiter macht, könnte ich mir vorstellen, dass er bald in unserer Startformation stehen wird. Auf jeden Fall zeigt seine Entwicklung, dass für ihn die deutsche Liga ein sehr gutes Sprungbrett in die NBA war.

SPOX: Ihr persönliches Markenzeichen sind die großen Augenbrauen. Wie haben Sie es geschafft, dass diese so fleißig wachsen?

Davis: Keine Ahnung. (lacht)Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich schon immer auffallend große Augenbrauen.

SPOX: Könnten Sie sich vorstellen, Ihre Augenbrauen jemals abzurasieren?

Davis: Niemals! Dann würde ich ja komplett anders aussehen. Nein, nein, die Augenbrauen bleiben dran. Komme, was wolle.

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