Gefangen zwischen Lottery- und Playoff-Team

Max Marbeiter
25. Juni 201320:50
Rajon Rondo (M.) könnte kommende Saison das alleinige Sagen bei den Celtics habengetty
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Doc Rivers wird die Celtics aller Voraussicht nach verlassen, Paul Pierce und Kevin Garnett könnten folgen. In Boston ist kommende Saison nichts mehr wie es einmal war. Wohin führt der anstehende Rebuild den Rekordmeister? SPOX beantwortet 5 Fragen zum Umbruch bei den Celtics.

Weshalb verlässt Doc Rivers Boston?

Geld ist nicht der entscheidende Faktor beim anstehenden Wechsel an die Westküste. Zum einen werden die Clippers Rivers wohl kaum schlechter bezahlen, als die Celtics (21 Millionen Dollar in den kommenden 3 Jahren). Noch wichtiger aber: Anders als der Emporkömmling aus Tinseltown befinden sich die Kelten in einer - teilweise altersbedingten - Abwärtsspirale. Mindestens die nächste Saison dürfte unter dem Slogan Rebuild ablaufen.

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Genau den möchte Rivers jedoch vermeiden. In den letzten Wochen klang immer wieder durch, dass sich der Coach keinen Neuaufbau antun, dass er weiter mindestens um die Playoffs, eigentlich sogar um die Meisterschaft spielen möchte.

Genau diese Chance erhält er nun in L.A. Die Clippers galten bereits im vergangenen Jahr als eines der aufregendsten und aufstrebendsten Teams der Liga. Einzig ein Elite-Coach fehlte den Clippers zu einem tiefen Playoff-Run. Dieses Problem ist mit Rivers' Verpflichtung gelöst.

Zudem dürfte sich nun auch Chris Paul endgültig für einen Verbleib im Staples Center entscheiden. Schließlich nahmen die Clippers die Verhandlungen gerade auf Drängen des Point Guards wieder auf. Damit findet Rivers ein Team vor, das, angeführt vom vielleicht besten Aufbau der Liga, und gespickt mit jeder Menge Talent durchaus Chancen auf eine ausgedehnte Post Season hat.

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Seite 2: Was passiert jetzt bei den Celtics - wer könnte übernehmen?

Seite 3: Was wird auf Pierce und Garnett?

Seite 4: Sind die Celtics jetzt Rondos Team?

Seite 5: Droht der Absturz?

Was passiert jetzt bei den Celtics - wer könnte übernehmen?

Als eine Franchise nach der anderen ihre mal mehr, mal weniger erfolgreichen Coaches entließ, rechnete kaum einer damit, dass sich auch die Celtics noch in diesem Sommer nach einem neuen Trainer umsehen müssten. Eigentlich sah es nicht mal zu Beginn vergangener Woche ernsthaft danach aus, als wäre auch Bostons Headcoach-Posten plötzlich vakant.

Trotz allem fehlen Rivers nun nur noch die letzten Meter auf seiner Reise nach Los Angeles, während in Boston die Trainersuche beginnt. Allzu einfach gestaltet sich der Auftakt jedoch nicht. Einige Trainer sind bereits vom Markt, andere könnten sich vom anstehenden Rebuild in Beantown ähnlich abgeschreckt fühlen wie Rivers.

Brian Shaw hatte zwar Interesse signalisiert, den Rekordmeister zu coachen, geht nun jedoch nach Denver. Auch Ex-Celtic Antoine Walker, der sich via "Twitter" selbst für den Posten empfahl, darf man getrost aus dem engeren Kandidatenkreis ausklammern.

Möglichkeiten bietet der Trainermarkt dennoch genug. Ob nun Veteranen wie Lionel Hollins, George Karl oder Avery Johnson, Headcoach-Neulinge wie Miamis Assistenztrainer David Fizdale oder hausinterne Lösungen wie Rivers-Assistent Kevin Eastman oder sogar Präsident Danny Ainge - die Varianten sind vielfältig.

Ernsthafte Gerüchte um einen möglichen Nachfolger des dritterfolgreichsten Coaches der Franchise-Geschichte gibt es nicht. Angesichts des anstehenden Rebuilds wird Ainge aber sicherlich nach einem Trainer suchen, dessen Stärken in der Spielerentwicklung liegen.

Entsprechend wäre eine Verpflichtung George Karls durchaus interessant. Schließlich hat der amtierende Coach of the Year in Denver eindrucksvoll bewiesen, dass er es versteht, aus einem Kollektiv ohne echten Superstar das Maximum herauszuholen und junge Spieler wie Kenneth Faried oder Ty Lawson auf das nächste Level zu bringen.

Miamis David Fizdale stellt eine günstigere Alternative dar. Rivalität hin oder her, Spoelstras Assistent gilt als ausgezeichneter Kommunikator und bringt zudem die Erfahrung zweier Championships mit. Nicht wenige sehen Fizdale bereit für einen Posten als Cheftrainer. Derzeit lässt sich jedoch noch nicht endgültig absehen, in welche Richtung die Celtics zu gehen gedenken.

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Was wird aus Garnett und Pierce?

Eigentlich hatte Garnett seine Zukunft eng mit der seines Coaches verknüpft. So eng, dass die Liga schließlich einschritt und einen möglichen Trade des Big Man zu den Clippers wegen eines Verstoßes gegen die Statuten untersagen möchte.

Entsprechend muss Garnett sein Sommerdomizil in Tinseltown über die Wintermonate verwaist lassen, sollte er sich nicht doch für einen Rücktritt entscheiden. Ein solcher ist weiter möglich, ebenso wie mindestens ein weiteres Jahr Boston. Zumal die Minnesota Timberwolves Garnett angeblich eine Stelle im Front Office an der Seite seines Ex-Coaches Flip Saunders anbieten wollen. Allerdings erst nach der kommenden Saison.

Für Paul Pierce scheint sein 15. Celtics-Jahr dagegen gleichzeitig sein letztes gewesen zu sein. Zu schwer wiegt sein Gehalt von gut 15 Millionen Dollar auf dem Salary Cap, zu gering ist Danny Ainges Hang zur Sentimentalität. Wollen die Celtics "The Truth" tatsächlich loswerden, besteht die Möglichkeit, ihn für 5 Millionen Dollar aus seinem Vertrag herauszukaufen.

Noch interessanter dürfte allerdings das zuletzt immer größer werdende Interesse anderer Teams an Bostons Kapitän sein. Cleveland bietet angeblich zwei Zweitrundenpicks, Boston fordert einen Erstrundenpick. Würde Pierce getradet werden, sparten die Celtics sein Gehalt.

Allerdings könnten die Celtics auch bis zum Winter-Trade-Fenster warten, wenn Teams mit Championship- oder Playoffchancen bereit sind, einen unter Umständen zu hohen Gegenwert zu bieten. Ob die beiden Legenden ein derartiges Schachern verdient haben, steht auf einem anderen Blatt.

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Sind die Celtics jetzt Rondos Team?

Kurz gesagt: ja! Eigentlich hatte der Prozess bereits mit den Playoffs 2012 begonnen und war nur aufgrund von Rondos Kreuzbandriss unterbrochen worden. Der Point Guard kann das Spiel auf die unterschiedlichsten Arten beeinflussen und könnte zudem demnächst das letzte verbliebene Puzzlestück des Meisterteams von 2008 sein.

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Natürlich war Rondo ebenfalls regelmäßig Objekt teils wildester Trade-Spekulationen, natürlich begleiten seine schwere Knieverletzung einige Fragezeichen. Dennoch werden die Celtics ihren Aufbau wohl behalten und das Team in seine überdimensionalen Hände gelegen. Zumal Rondo nach einem Kreuzbandriss im Falle eines Trades wohl keinen adäquaten Gegenwert brächte.

Noch wichtiger aber: Der Point Guard bringt den nötigen Ehrgeiz mit, um ein Team zu führen. Allerdings muss Rajon Rondo gerade sein Scoring verbessern, das Team häufiger auf seinen Schultern tragen und zusätzlich sein zuweilen aufbrausendes Temperament in den Griff bekommen, will er ein echter Leader sein.

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Droht der Absturz?

Rivers? Fast sicher weg. Pierce? Wahrscheinlich weg. Garnett? Eventuell auch weg. Boston verliert in dieser Offseason wohl jede Menge Starpotential und Erfahrung, befindet sich damit im Rebuild. Eigentlich. Denn im Grunde ist das Team noch zu stark für Lottery.

Rajon Rondo zählt weiter zu den besten Einsern der Liga, Avery Bradley zu den besten Wing Defendern. Dazu hat Jeff Green zuletzt bewiesen, dass der Trade gegen Kendrick Perkins die Celtics zwar unter Umständen eine Championship gekostet hat, mit Blick auf die Zukunft aber nicht ganz unglücklich war.

Green entwickelt sich immer mehr zur verlässlichen Angriffsoption und stellte in der Defense sogar LeBron James vor gehörige Probleme. Gut ein Jahr nach seiner Herz-OP kann er zudem die gesamte Offseason nutzen, um an seinem Spiel zu feilen. Mit etwas keltischem Glück ist sogar eine ähnliche Entwicklung wie die von Most Improved Player Paul George möglich.

Ähnliches - zumindest in puncto Vorbereitung - gilt für Avery Bradley, der nach zwei Schulter-Operationen erst während der vergangenen Saison in die Rotation zurückkehrte und anschließend sichtlich seinen Rhythmus suchte.

Allerdings besitzt das aktuelle Roster zu viele Schwachstellen, um in den Playoffs eine ernsthafte Rolle zu spielen. Geht Garnett, fehlt es abgesehen von Rückkehrer Jarred Sullinger und mit Abstrichen Shavlik Randolph gänzlich an Präsenz unter den Brettern. Auch einen Back-up-Point-Guard sucht man bei den Kelten vergeblich. Dazu ist die Bank dünn besetzt.

Großes Geld, diese Schwachstellen auszubessern, fehlt jedoch. Speziell Rollenspieler entlohnen die Celtics schlicht zu fürstlich. Courtney Lee, Jason Terry und Brandon Bass vereinnahmen kommende Saison 17,2 Millionen Dollar des Salary Cap. Große Free Agents dürften nur schwer von einem Wechsel nach Boston zu überzeugen, geschweige denn überhaupt zu bezahlen sein.

Bliebe der 16. Pick, der den Celtics eventuell Gorgiu Dieng, Shabazz Muhammad oder Ricardo Ledo bescheren könnte. Zum ganz großen Glück reicht jedoch auch das nicht. Auf Danny Ainge kommt jede Menge Arbeit zu. Gänzlich abstürzen werden die Celtics zwar nicht, ein sicherer Playoff- oder gar Titelkandidat werden sie kommende Saison jedoch ebenfalls nicht sein.

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Rajon Rondo im Steckbrief