Vor dem Start der NBA Finals und wenige Wochen vor dem NBA Draft 2013 diskutieren Philipp Dornhegge, Florian Regelmann und Haruka Gruber wieder die heißesten Thema rund um die NBA. Mit Dennis-Schröder-Manager und Ex-Nationalspieler Ademola Okulaja, heute CEO von "Pro4Pros", schließt sich dafür der perfekte Gast der Runde an. Die Themen: Spielen die Heat schmutzig? Wie wichtig sind Erik Spoelstra und Kawhi Leonard? Und was soll Dallas eigentlich mit seinem Draft Pick anstellen? Die Triangle Offense zu den Finals.
These: Die Heat sind das schmutzigste Team der Liga
Philipp Dornhegge: Jede Mannschaft hat sicherlich irgendwelche Spieler, die dreckig spielen oder durch Flops auffallen. Aber ich muss zugeben, dass ich finde, dass Miami das unsaubere Spiel als Kollektiv auf ein neues Niveau gehoben hat. Physischer Basketball ist genau mein Ding, dass darf man bitte nicht falsch verstehen. Aber Rempler wie der von Andersen gegen Hansbrough, Tritte in die Weichteile wie der von Cole gegen West und ähnliches gehen einfach zu weit. Battiers Spielweise ist in vielerlei Hinsicht fragwürdig, da haben ihn die Pacers ja gerade erst bezichtigt, absichtlich Verletzungen herbeiführen zu wollen. Dass Dwyane Wade regelmäßig den Bogen überspannt, ist auch kein Geheimnis mehr. Selbst Brian Windhorst, sozusagen "ESPN"-Hausreporter der Heat, hat im Dezember eine Auflistung seiner Vergehen der letzten Jahre gemacht. "CBSSports"-Kolumnist Gregg Doyel hat Wade erst vor ein paar Tagen als dreckigsten Spieler der Liga bezeichnet. Dazu kommt erschwerend, dass Chalmers, Battier, Wade, LeBron und einige mehr zu den schlimmeren Floppern der Liga gehören und sich trotzdem ständig über jede Kleinigkeit bei den Schiedsrichtern beschweren. Was mich daran aber am meisten aufregt ist die Tatsache, dass gerade LeBron James ein unglaublich schlechter - weil total offensichtlicher - Flopper ist und trotzdem nie belangt wird. Man muss sich nur mal die "Highlight"-Videos bei YouTube ansehen. Wenn ich mich nicht irre war die Verwarnung, die er nach Spiel vier gegen Indiana erhielt, die erste überhaupt gegen einen Heat-Spieler in dieser Saison. Schönen Dank, spätestens da weiß doch jeder, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Chris Bosh möchte ich hier mal ausdrücklich von der Kritik ausnehmen, genauso Ray Allen. Aber ich finde es einfach schade und ärgerlich: Diese Mannschaft ist so gut und hat so großartige Einzelspieler, dass sie es überhaupt nicht nötig hätte, schmutzig zu spielen. Aber gerade wenn sie unter Druck geraten, so wie jetzt gegen die Pacers, zeigen sich die Heat von ihrer hässlichsten Seite. Das ist eines Meisters aus meiner Sicht unwürdig.
Ademola Okulaja: Ich habe die Szenen auch gesehen und vor allem die Aktion von Battier war grenzwertig. Wobei wir alle wissen, dass er nicht wie Vince Carter in die Wolken springen kann, daher muss er sich irgendwie beim Korbleger schützen. Im Umkehrschluss: Wenn wir über Battiers Knie sprechen oder das angebliche Flopping von LeBron, müssen wir auch daran denken, wie oft und wie hart LeBron in jedem Spiel gefoult wird. Man muss ihn als Gegenspieler auch hart foulen und fast schon auf den Boden tackeln, denn einen leichten Schubser spürt er nicht mal und er macht das And 1. Daher verstehe ich die Frustration, die LeBron angesichts der andauernden Fouls verspürt. Dass er sich dennoch so gut im Griff hat, finde ich erstaunlich. Er wird ja ähnlich wie Dirk andauernd angegangen, dennoch bleibt er fast immer total ruhig, geht an die Freiwurflinie und zieht sein Ding durch. Die Heat als Team sind für mich tough, aber nicht schmutzig. Jeder weiß: "It's NBA-Finals and put up or shut up!" Und dementsprechend spielen sie auch. Solange man nicht versucht, bewusst jemanden zu verletzen, ist es völlig legitim. In zehn Jahren fragt kein Mensch mehr danach, wie der Ring geholt wurde.
Florian Regelmann: Ich stehe sicher nicht im Verdacht, ständig die Heat in Schutz zu nehmen, aber hier muss ich es echt mal machen. Wir haben die Diskussion auch nur, weil die Heat die Yankees der NBA geworden sind, das meist gehasste Team, und bei jeder Gelegenheit immer schön einen drauf kriegen. Über die andauernden Schläge, die LeBron in jedem Spiel einsteckt, spricht interessanterweise niemand. Wie man Shane Battier als "dirty" bezeichnen kann, verstehe ich nicht. In der betreffenden Szene in der Pacers-Serie geht er zum Korb und schützt sich im Endeffekt nur selbst, das ist alles. Er wollte dabei niemanden verletzen, auch bei der Szene mit Cole und West kann mir niemand sagen, dass er das mit voller Absicht gemacht hat. Dass Hibbert dann die Heat beschuldigt, schmutzig zu spielen, ist für mich nicht mehr als kindisches Rumgeheule nach einer Niederlage. Ich halte viel von Hibbert, aber das war aus der Emotion heraus keine sehr schlaue Reaktion. Battier ist kein schmutziger Spieler, Battier ist ein Winner. Ein Winner, ein Tough Guy, der einfach extrem hart spielt und alles macht, damit seine Mannschaft gewinnt. Selbst wenn er jetzt aus der Rotation raus war, weil er platt ist und überhaupt gar nichts mehr trifft, ist Battier immer noch extrem wichtig fürs Team, einfach von der Mentalität her, die er verkörpert und auf das ganze Team ausstrahlt. Um es zusammenfassen: Die Heat sind ein toughes, aggressives Team, genauso, wie es sein muss.
Haruka Gruber: Wie Flo schon sagt, sollten wir die Kirche mal im Dorf lassen. Klar fokussiert sich gerade alles auf die ach so bösen Heat, doch ist das wirklich so fies, was sie abziehen? Wir haben das doch schon alles gesehen: Thunders Serge Ibaka hat in der zweiten Runde gegen die Clippers wesentlich gemeiner als Cole und voll mit Absicht Blake Griffin dahingeschlagen, wo es am meisten wehtut, und wurde anders als Andersen nicht einmal gesperrt. Und über Battier wurde immer gesagt, dass er ein Vorbild an Einsatz und die harte Verteidigung beispielhaft sei. Plötzlich ist er dirty? Dahntay Jones nimmt ihn in Schutz und sagt zu Battiers "Knie-voran-Layup" gegen Hibbert, dass das sauber und eine natürliche Bewegungsabfolge war und man beim Korbleger gar nicht in die Leistengegend zielen könne, weil das so schnell geht. Und das Flopping-Thema langweilt mich ehrlich gesagt. Schon immer wurde in der NBA wie in allen Sportarten, wo es möglich ist, gefloppt. Michael Jordan hat es gemacht, auch ein Dirk Nowitzki im Championship-Jahr, als er bei gefühlt jedem zweiten Wurf einen Pfiff provozieren wollte. Fouls schinden gehört genauso zum Basketball wie ein Dunk oder Korbleger. Und dass es dabei einen Superstar-Bonus gibt, ist kein Phänomen der Heat. Die gleiche Diskussion gibt es auch über Lionel Messi. Aber deswegen Miami als schmutzigstes Team der NBA bezeichnen? Das geht mir zu weit. Vor allem, weil mir die Definition nicht ganz klar ist. Wenn Popovich die gegnerischen Center mit schwachen Freiwurf-Quoten andauernd foulen lässt - ist das raffiniert oder schmutzig? Wenn die Pistons Ende der 80er und oder die Knicks in den 90ern hart an der Grenze zur Legalität verteidigen - ist das bewundernswert oder schmutzig?
Regelmann: Bewundernswert! Man kann da nicht immer so eine genaue Trennlinie ziehen. Ist es ein bisschen schmutzig oder einfach nur ein hartes Play? Manchmal trifft einfach beides zu. Natürlich gibt's Aktionen, die zu weit gehen, so wie World Peace letzte Saison, als er Harden fast geköpft hätte. Aber wir brauchen für meinen persönlichen Geschmack schon wieder mehr Typen a la Bill Laimbeer in der NBA.
Dornhegge: Ich glaube, dass Ihr hier teilweise Äpfel mit Birnen vergleicht. Fouls gegen gegnerische Center, um diese an die Freiwurflinie zu schicken, nehmen ja Pfiffe billigend in Kauf, genauso die harten Fouls vieler tough guys. Was hier als schmutzig bezeichnet wird, ist doch etwas total anderes: Das sind Ausraster ohne erkennbaren Grund, das sind Ellenbogenschläge abseits des Balls und eben Flops, die - anders als Haruka meint - für mich überhaupt nicht zum Basketball gehören. Genauso wenig wie Schwalben zum Fußball gehören. Beides gehört mit der größtmöglichen Härte bestraft und ausradiert. Flopping ist Betrug, nichts anderes. Und zum absichtlichen verletzen: Battier hatte ja nicht nur die eine Aktion gegen Hibbert, ihm wurde von verschiedenen Spielern vorgeworfen, dass er bewusst angeschlagene Körperteile - zum Beipsiel Wests Knie - bearbeiten würde, ihm seinen Gegner zu zermürben. Sind wir hier beim Wrestling?! Schaut Euch zudem noch mal Wades Aktion gegen Rondo an und die Art und Weise, wie er Kobe im All-Star Game (!) die Nase gebrochen hat: Wenn das nicht schmutzig war, dann weiß ich es auch nicht. Zu guter Letzt: Die These bezog sich ja auf die Heat als Team. Ich sagte bereits eingangs, dass es überall Spieler gibt, die nicht ganz sauber spielen. Da fallen Ibaka und Co. wahrscheinlich rein. Aber in der Breite sehe ich das nur bei den Heat. Klar stehen sie stärker im Fokus als andere Mannschaften, aber die Vorwürfe kommen ja jetzt nicht in erster Linie von mir, sondern aus allen Ecken der USA, von Fans, Journalisten und Kollegen aus der NBA.
These 1: Die Heat sind das schmutzigste Team der Liga
These 2: Kawhi Leonard entscheidet über den Ausgang der Finals
These 3: Spoelstra ist jetzt ein Top-5-Coach der NBA
These 4: Dallas sollte seinen 13. Pick im Draft behalten
These 5: Nach der Offseason ist der Osten stärker als der Westen
These: Kawhi Leonard entscheidet über den Ausgang der Finals
Florian Regelmann: Leonard wird zumindest einen entscheidenden Anteil daran haben, dass die Spurs das Ding meiner Überzeugung nach am Ende knapp gewinnen. Leonard wird James bei jedem verdammen Ballbesitz verteidigen müssen, eine andere Option haben die Spurs ja nun einmal nicht. Natürlich wird er James wie jeder andere Spieler auf der Welt nicht stoppen können, aber allein, wenn er es schafft, James ein bisschen zu nerven, seine Drives teilweise zu verhindern und ihn zu einigen schlechten Würfe zu zwingen, hat San Antonio schon sehr viel gewonnen. Und dazu ist er auf jeden Fall in der Lage. Ich bin in dieser Saison ein kleiner Leonard-Fan geworden. Nicht nur, dass er defensiv überragend ist und brutal schnell Defensive in Offensive verwandeln kann durch seine Steals, Leonard wird auch in der Offense in den Finals ein Faktor werden, weil er sich zu einem richtig starken Dreipunkteschützen entwickelt hat. Er schießt über 40 Prozent von Downtown in den Playoffs, er kann aufgrund seiner Athletik und Größe im Prinzip über jeden Heat-Defender drüberschießen. Leonard wird Miami vor große Probleme stellen, aber für mich wird der alles entscheidende Mann Tim Duncan sein. Er kommt sicher physisch nicht so imposant daher wie Roy Hibbert, aber er ist der talentierteste Big Man, den es in der NBA gibt. Und er wird mit Chris Bosh und Chris Andersen machen, was er will. San Antonio spielt zwar auch gerne schnell, aber sie müssen vor allem ihre Vorteile im Set Play ausspielen und den Ball zu Duncan bringen, immer und immer wieder.
Haruka Gruber: Tony Parker wird im Backcourt Mario Chalmers und Norris Cole herspielen, gleichzeitig wird auf den Flügeln selbst ein Leonard gegen LeBron James keine Chance haben. Das gleicht sich grob aus. Nein, über den Ausgang entscheiden die Großen - und am meisten gespannt bin ich dabei auf Tiago Splitter. Wenn Chris Bosh schon gegen Roy Hibbert mies aussah, was passiert erst mit ihm, wenn er abwechselnd gegen Tim Duncan und Splitter ran muss? Splitters Playoff-Statistiken sind mit 6,8 Punkten und 3,7 Rebounds unauffällig, aber er harmoniert bestens mit Duncan und besitzt neben Länge und Physis auch einen hohen Basketball-IQ, was das kollektive Verteidigen angeht. Und offensiv ist er für Parker sowie Manu Ginobili der perfekte Pick'n'Roll-Partner und trifft die wenigen Würfe, die er bekommt, hochprozentig. Dass in den West-Finals mit Zach Randolph und Marc Gasol das vermeintlich beste Frontcourt-Duo der NBA an den Spurs verzweifelte, hatte auch viel mit Splitter zu tun. Nur zum Vergleich 2011: Damals hatten die Grizzlies in der ersten Playoff-Runde die an Eins gesetzten Spurs 4-2 besiegt, weil Randolph und Gasol im Post nicht zu stoppen waren. Damals war Splitter nur ein Rollenspieler - jetzt aber ist er Starter und einer der entscheidenden Faktoren in den Finals. Mit einer starken Heat-Serie könnte er zu einem der Premium-Center der Liga aufsteigen.
Ademola Okulaja: Leonard ist das beste Beispiel, wie überragend das Management der Spurs ist. Aber nicht nur er: Neben Leonard wird sich auch Danny Green um LeBron kümmern - und er ist ja genauso ein unbeschriebenes Blatt gewesen, der nach den vier Jahren an meiner alten Uni North Carolina erst in San Antonio richtig aufblüht. Das ist die wahre Stärke der Organisation und Gregg Popovich. Daher ist für mich gar nicht ein einzelner Spieler der Schlüssel der Finals, sondern die Kultur der Spurs. Wie Duncan, Parker und Ginobili alles dem Teamgedanken unterordnen, teilweise auf Spielzeiten verzichten, um die anderen zu fördern - dieser Geist ist einzigartig. Und auch vom Matchup passt es für San Antonio. Wie Haruka sagt: Im Frontcourt hat Miami klare Nachteile. Bosh und Udonis Haslem sind super Spieler, aber Haslem ist undersized. Und das gegen Tim Duncan und Splitter, der mir ebenfalls sehr gut gefällt. Der einzige Faktor, der für die Heat sprechen könnte: Wie gesund bleiben die Spurs und wie lange können sie durchhalten? Dennoch glaube ich an San Antonio in 7.
Philipp Dornhegge: Ich glaube, Green wird James allenfalls in kleinen Dosen verteidigen, dafür ist er einfach nicht kräftig genug. Als somit einzigem adäquaten Verteidiger kommt Leonard also eine besondere Rolle zu, klar. Aber er ist trotzdem weit davon entfernt, der Schlüssel zur Meisterschaft zu sein. Denn wenn er sich voll auf die Defensive konzentrieren wird, werden die Spurs trotzdem genug Firepower haben, um in der Offense überleben zu können. Leonard ist ja kein Ballhandler, der sich auch im Angriff gegen den Druck der Heat verausgaben muss. Zur Defense: So gut Leonard verteidigt, er wird LeBron nicht stoppen können. Das kann niemand allein. San Antonio wird vielmehr im Kollektiv versuchen, die Kreise des MVP einzuengen und ihn vielleicht von vornherein aus der Zone zu halten. Ist er erstmal da angekommen, richtet er zu viel Schaden an - ob als Scorer oder Passgeber. Da hat er sich im Vergleich zu den Finals 2007 enorm weiterentwickelt und wird es San Antonio deutlich schwerer machen, die Mitspieler sind natürlich auch ein anderes Kaliber als damals in Cleveland. Ich würde die Schlüsselrolle lieber einem Heat-Spieler zuschieben, nämlich Chris Bosh. Von LeBron wissen wir, dass er wieder super sein wird, von Wade wissen wir, dass ihn sein Knie zu stark hemmt. Bosh ist derzeit ein Dark Horse. Seine Knöchelverletzung scheint nicht unproblematisch zu sein, das Matchup gegen West und Hibbert war undankbar. Und er kann natürlich viel mehr, als er zeigt. Die Passivität in den letzten Spielen finde ich beunruhigend, mal sehen, wie das gegen Duncan und Splitter aussehen wird. Bosh muss besser rebounden, mehr punkten und insgesamt viel präsenter sein als gegen die Pacers. Dass er all das bringen kann, ist keine Frage. Aber er muss es auch tun, ansonsten wird Miami von San Antonio als Meister entthront werden.
These 1: Die Heat sind das schmutzigste Team der Liga
These 2: Kawhi Leonard entscheidet über den Ausgang der Finals
These 3: Spoelstra ist jetzt ein Top-5-Coach der NBA
These 4: Dallas sollte seinen 13. Pick im Draft behalten
These 5: Nach der Offseason ist der Osten stärker als der Westen
These: Spoelstra ist jetzt ein Top-5-Coach der NBA
Philipp Dornhegge: Man kann Coach Spo nur gratulieren. Er hatte es als junger Trainer von drei Superstars anfangs wahrlich nicht leicht, 2010 forderten viele noch seinen Rauswurf. Aber er hat sich durchgebissen, hat die Heat gut im Griff und war immerhin Teil des zweitlängsten Winning Streaks der NBA-Historie. Das allein sollte für sich sprechen, das schafft man nicht mit einer Luftpumpe an der Seitenlinie. Mit dem Titelgewinn 2012 hat er zudem einen Titel auf der Habenseite, den viele andere großartige Coaches nicht haben. Und trotzdem fehlt mir da etwas. Popovich, Rivers, Carlisle, Thibodeau, Vogel, Karl, Hollins: Die haben ihre Truppe auf eine ganz andere Art und Weise im Griff, gehen kreativ mit ihrem Personal um und haben stets eine Antwort in schwierigen Situationen. Spoelstra braucht für angemessene Reaktionen meist länger, zu oft sieht seine Lösung so aus, dass LeBron den Ball bekommt und machen darf. Klar geht das oft genug auf. Aber diese Mannschaft ist eigentlich so gut, dass es gar nicht nötig sein sollte, dass LeBron immer noch viel zu oft viel zu viele Minuten spielt. Aber komplexe Spielzüge, die es auch einer zweiten Fünf erlauben würde, ein paar Minuten ohne dominanten Ballhandler über die Runden zu kommen, sieht man nie. Zudem hat Spoelstra nicht annähernd das Charisma, dass Popovich oder Rivers ohne Frage haben, und seine ständig wiederkehrenden und platten Parolen, die er während vieler Auszeiten vom Stapel lässt, scheinen nicht selten auf taube Ohren zu stoßen. Da fand ich eine Szene während Spiel fünf schon recht bezeichnend, als LeBron James während einer Ansprache bewusst woanders hinschaut und sich nur mit sich beschäftigt. Spoelstra ist bestimmt ein guter Coach, das will ich gar nicht bestreiten. Aber er ist noch weit weg von den allerbesten seines Fachs.
Haruka Gruber: Ob LeBron in einer Auszeit mal weggeschaut hat oder nicht, würde ich nicht überbewerten. Ohne das Innenleben zu kennen: Es ist von außen betrachtet sehr erstaunlich, wie es Spoelstra offenbar hinbekommen hat, derart viele Egos so zu orchestrieren, dass der sofortige Erfolg einsetzt. Seit der James-Verpflichtung erreichte Miami in drei Jahren drei Finals! Und dass es für einen weiten Playoff-Run mehr als nur Superstars bedarf, zeigen zig Beispiele wie die Lakers und die Clippers in dieser Saison. Daher finde ich Philipps Meinung unverständlich, dass Spo "weit weg von den allerbesten seines Fachs" wäre. Gregg Popovich mal ausgenommen: Welcher Coach ist wirklich so viel besser als Spoelstra? Doc Rivers oder George Karl besitzen größere Namen - aber gemessen am Spielermaterial haben sie trotz Verletzungsproblemen mit Boston und Denver klar underarchievt. Lionel Hollins leistet in Memphis Großartiges - aber auch er zeigte sich beim 0-4 gegen San Antonio hilflos und war keine Hilfe für den strauchelnden Randolph. Frank Vogel erreicht mit Indiana die Ost-Finals - aber löste mit seinem Wechselfehler in Spiel 1 einen Shitstorm aus. Rick Carlisle führte Dallas 2011 zu einer sensationellen Meisterschaft - aber von der Saison abgesehen kam er nie über die zweite Playoff-Runde hinaus. Und Tom Thibodeau in Chicago und Scott Brooks bei OKC können ihr frühes Ausscheiden mit dem Ausfall Ihrer Point Guards entschuldigen - aber hat Spoelstra nicht auch Pech, weil Wade und Bosh zwar einsatzfähig sind, beide aber nur mit 50 Prozent spielen und in der Addition den Heat theoretisch ebenfalls ein Superstar fehlt? Spo mangelt es an Charisma und einem speziellen Profil, das stimmt. Mir gefällt allerdings genau das. Er stellt sich nie in den Mittelpunkt, inszeniert sich nicht als Basketball-Guru, steht freiwillig in der zweiten Reihe und erledigt seinen Job. Genau das, was die Heat brauchen. Daher wüsste ich nicht, wer von Popovich abgesehen so viel besser sein soll als Spoelstra.
Florian Regelmann: Dem kann ich nur zustimmen. Ich habe höchsten Respekt vor Spoelstra. Sein Werdegang imponiert mir. Er hätte vor knapp 20 Jahren in Deutschland bleiben und noch zwei Jahre als Spieler rumzocken können. Es wäre bestimmt die sichere Karriere-Entscheidung gewesen zum damaligen Zeitpunkt. Aber was macht er? Er geht zu den Heat als Video-Koordinator, als eine ganz kleine Nummer. Und er konnte nicht wissen, ob er den Job nicht nach einem Jahr wieder los ist und er auf der Straße steht. So eine mutige Entscheidung zu treffen, zeugt schon mal von einem großartigen Charakter. Er hat seinen Traum verfolgt, sich durch brutal harte Arbeit hochgedient, steht jetzt mit seinem Team zum dritten Mal in Folge in den Finals und gewinnt vielleicht zum zweiten Mal in Folge den Titel - mehr muss man gar nicht wissen. Es gibt viele großartige Coaches in der NBA, George Karl gehört natürlich dazu, aber Spoelstra wäre mein Coach of the Year gewesen nach dieser Regular Season der Heat. Man muss es sich mal vorstellen: Bei jeder Niederlage ist er der Idiot, und bei jedem Sieg hat er damit am wenigsten von allen zu tun - das kann ja nicht sein. Er hat sicher mit Vorurteilen zu kämpfen, nach dem Motto: Der Typ hat nie in der NBA gespielt und coacht jetzt eben ein Powerhouse. Ich glaube aber nicht, dass es viele gibt, die mehr über Basketball wissen als Spoelstra. Dazu kommt, dass er extrem angenehm und bescheiden auftritt. Super Typ, überragender Coach. Auch wenn Pop die Nummer eins ist, in den Finals treffen ZWEI Hall-of-Fame-Coaches aufeinander.
Dornhegge: Ademola, Du hast bereits mit Popovich, Jerry Sloan und Larry Brown zusammengearbeitet. Wie würdest Du Spoelstra einordnen?
Ademola Okulaja: Erstens: Alle von Dir genannten Trainer sind Hall of Famer. Und zweitens: Alle Genannten sind deutlich älter als Spoelstra und sind in der Persönlichkeitsbildung natürlich voraus. Aber das soll nicht gleichzeitig heißen, dass sich Spoelstra verstecken muss. Wie er Abend für Abend dem Druck standhält und performt, ist imposant. Wie viele Leute könnten das? Seit Jahren mit so vielen Stars umgehen und als Leader vorangehen, obwohl man immer unter dem Brennglas steht. Das spricht eindeutig für seinen Charakter - egal ob er zu wenig Ecken und Kanten hat oder ihm Charisma fehlt. Ich ziehe vor ihm den Hut. Und wie Florian gefällt mir die Story von ihm: So ein Aufstieg ist vielleicht nur in den USA möglich vom Tellerwäscher zum Millionär. Er ist ein harter Arbeiter, der einen großen Anteil an der dritten Finals-Teilnahme in Serie hat. Natürlich ist die Spielausrichtung der Heat ein sensibles Thema. Eine klare taktische Handschrift erkenne ich nicht - allerdings ist das auch nicht möglich, wenn man drei so dominante Spieler in den Reihen hat. Ich glaube, es ist eine Kombination aus ihm, LeBron James und Pat Riley im Hintergrund, die Miami ausmacht. Für mich gehört Spoelstra zu den Top-Coaches der NBA, ganz klar.
These 1: Die Heat sind das schmutzigste Team der Liga
These 2: Kawhi Leonard entscheidet über den Ausgang der Finals
These 3: Spoelstra ist jetzt ein Top-5-Coach der NBA
These 4: Dallas sollte seinen 13. Pick im Draft behalten
These 5: Nach der Offseason ist der Osten stärker als der Westen
These: Dallas sollte seinen 13. Pick im Draft behalten
Philipp Dornhegge: Der Gedanke, den Draft Pick abzugeben, um noch mehr Platz unter dem Salary Cap zu haben, mag theoretisch eine gute Idee sein. Aber ich verstehe Mark Cubans Optimismus in keinster Weise: Er wird weder Chris Paul noch Dwight Howard verpflichten. Beide haben deutlich bessere Optionen, sowohl finanziell als auch sportlich. Deshalb würde ich Dallas dazu raten, den Draft Pick zu behalten. In der Spitze mag die Klasse von 2013 nicht berauschend sein, aber es gibt viele Spieler, die sich in der NBA etablieren können. Warum denn nicht einen jungen Spielmacher wie Schröder oder Carter-Williams holen, Mayo halten und mit Bynum oder Oden ins kalkulierte Risiko gehen? Oder einen Big Man draften und Calderon holen? Cuban selbst hat unlängst gesagt, dass er nach Paul und Howard immer noch eine Menge guter Free Agents sieht, mit denen die Mavs eine tolle Truppe aufstellen können. Aber die kosten alle mehr Geld als ein Rookie. Der 13. Pick kostet im ersten Jahr rund 1,7 Millionen Dollar, welchen Free Agent bekommt man denn für den Preis? Wenn man da also einen holt, der NBA-ready ist, dann fährt man glaube ich besser. Bei einem zu erwartenden Salary Cap von 58,5 Mio. Dollar hätte man mit Nowitzki, Marion, Carter, Cunningham und Crowder sowie dem Rookie rund 38,87 Millionen davon verbraucht. Dallas müsste dann entscheiden, ob es Collison halten will und ob es um Mayo buhlen will, der eine Player Option hat. So oder so kann man dann noch viel Geld für ordentliche Spieler ausgeben, die die Mavs viel besser machen würden: Tony Allen muss jedes Team auf dem Zettel haben, nachdem bei den Grizzlies jetzt alles zu implodieren scheint, J.J. Redick wäre an der Seite eines großen Point Guards eine perfekte Verpflichtung, Martell Webster hat eine super Entwicklung genommen. Auch Andray Blatche könnte helfen, genau wie J.J. Hickson oder Zaza Pachulia. Und das sind alles Unrestricted Free Agents. Wenn man sich da den richtigen Mix zusammenholt und den Kader mit Veteranen wie Jason Collins auffüllt, dann wäre Dallas sicher besser als dieses Jahr. All das wird Dallas nicht zu einem Titelfavoriten machen, aber so leid es mir tut: Dafür sehe ich ohnehin keine schnelle Lösung.
Haruka Gruber: Vorweg: Angeblich will jeder NBA-Profi unter einem Besitzer wie Cuban spielen - aber ich kann es mir nicht vorstellen, dass er es jemals schaffen wird, einen Superstar-Free-Agent nach Dallas zu locken. Vielmehr bekommt man nach den letzten Jahren den Eindruck, dass die Mavs gerne von den Agenten genutzt werden, um die Nachfrage für ihren Klienten zu steigern. Derzeit wird gestreut, dass Dallas angeblich eine Chance auf Howard hätte, die Sommer davor waren es Deron Williams und LeBron James. Entsprechend baut Cuban vor und sagt von sich aus, dass eine Verpflichtung von Howard und Paul unrealistisch sei und vielleicht keiner von beiden kommt. Stattdessen drei, vier Free Agents, die in die Kategorie passen, die Philipp aufführt. Daher wäre vor dem Draft eine Grundsatzentscheidung nötig: Setzt Dallas alles auf die Karte "Superstar" und verschenkt womöglich den 13. Draft-Pick? Oder auf die Karte "Rebuild"? Die zweite Option klingt wenig aufregend, dennoch wäre die Zeit vielleicht gekommen, zumindest konservativ einen Rebuild einzuleiten und den Pick zu behalten. Wie wertvoll Picks selbst im mittleren und unteren Bereich sein können, zeigen doch die Pacers und die Spurs. Bei den Pacers wurde kein Spieler im Roster höher als an Nummer 9 gedraftet, dennoch schalteten sie fast Miami aus. Und die Spurs erfinden sich immer wieder neu, indem klug gescoutet wird: Kawhi Leonard kam als 15. Pick, Tony Parker als 28., Tiago Splitter ebenfalls als 28., Cory Joseph als 29., DeJuan Blair als 37., Nando de Colo als 53., Manu Ginobili sogar als 57. Gleichzeitig sollte man aber aufpassen und auch Cubans Weitsicht nicht unterschätzen: Die meisten haben nach dem Titel 2011 gefordert, dass er mit Tyson Chandler, Jason Terry, Jason Kidd und J.J. Barea verlängert, auch wenn sie überbezahlt werden. Wenn er es getan hätte, wäre Dallas in einer desolaten Position und die Frage nach einem Superstar-Free-Agent oder Rebuild würde sich nicht einmal stellen.
Florian Regelmann: Wie bitte? Dallas wäre in einer desolaten Position? Ich glaube, mein Schwein pfeift! Wenn Cuban das Meister-Team zusammengehalten hätte, hätten die Mavs in den letzten Jahren eine Chance gehabt, noch mal was zu reißen und er hätte nicht mehrere Jahre seines Franchise-Players einfach so verschwendet - und zwar für absolut nichts. Aber zur These: Du hast natürlich absolut Recht, Hari, wie überragend die Spurs für gewöhnlich draften. Aber können das die Mavs? Was macht eigentlich Maurice Ager? Wo ist eigentlich Dominique Jones? Nick Fazekas? Mit Ruhm hat sich Dallas nicht gerade bekleckert. Klar ist für mich: Die Idee, die dahinter steckt, den Pick abzugeben und noch mehr Cap Space zu sparen, ist Nonsens. Ob sie ihn behalten oder nicht: Es ändert nichts daran, dass sie Dwight Howard oder Chris Paul nicht bekommen. Warum sollte einer der beiden nach Dallas kommen, um mit einem 35-jährigen Nowitzki zusammenzuspielen, für weniger Geld? Das kann mir niemand schlüssig erklären. Zumal: Wenn wir davon ausgehen, dass Shawn Marion nicht rausoptet, was ja wohl kaum passieren wird, würde es ihnen Salary-Cap-technisch kaum was bringen, wenn sie den Pick (plus eventuell Vince Carter) traden. Houston ist eindeutig das attraktivste Ziel, falls Howard L.A. wirklich verlassen sollte, was ich nach wie vor nicht glaube. Dazu kommt, dass der Draft zwar in der Spitze nicht so wahnsinnig prickelnd ist, aber es gibt mehr als genug Spieler, die ein wichtiger Teil für einen Neuaufbau in Dallas werden können. Vielleicht haben sie viel Glück und es fällt ihnen Michael Carter-Williams in die Hände und sie bekommen ihren Franchise-Point-Guard der Zukunft. Wenn nicht, sind Dennis Schröder oder Shane Larkin (ihn würde ich favorisieren) gute PG-Kandidaten für Dallas. Oder sie bekommen wirklich Dario Saric, der ja anscheinend bei den Mavs so hoch im Kurs steht wie bei kaum einem anderen Team. Wäre auch gut. Ihn könnten sie ja dann eventuell auch noch ein Jahr parken und so Cap Space sparen, wenn sie unbedingt wollen. Dallas muss auf jeden Fall in den nächsten Drafts gute Entscheidungen treffen und auf dem Free-Agent-Markt realistische Moves umsetzen, da hat Phil ja ein paar gute Kandidaten genannt.
Ademola Okulaja: Inwiefern Cuban ein Faktor ist, wird von Spieler zu Spieler abhängen, generalisieren kann man es nicht. Dallas ist keiner der absoluten Big Markets, zugleich hat der Klub eine erfolgreiche Geschichte eben dank Cuban. Er selbst behandelt seine Spieler sehr gut und ist direkt, so dass jeder Profi weiß, woran man bei ihm ist. Und was man nicht vergessen darf in der Diskussion: Ich bin anders als Flo überzeugt, dass es durchaus einen großen Reiz hat, zusammen mit Dirk auf dem Court zu stehen. Aber: So sehr die Mavs auf der Center- und Point-Guard-Position Verstärkung brauchen, wird es schwierig. Allen voran Dwight Howard als Inside Threat wäre wertvoll, allerdings räumt Houston alles frei, um Platz für ihn zu schaffen. Daher muss man sich mit dem Szenario befassen, dass die Mavs weder Howard noch Paul bekommen. Entsprechend wird sich Dallas alle Option offen halten bei den Drafts. Die Entscheidung wird an dem Tag kurzfristig fallen, ob Dallas den Pick tradet oder nicht, je nachdem welcher Spieler an Platz 13 noch verfügbar ist. Einen Ratschlag zu geben ist schwierig, weil man nicht in deren Lage steckt, aber klar ist: Selbst wenn es mit einem Superstar klappt, benötigt man mehrere Puzzlestücke neben ihm und Dirk. Daher würde ich den Pick eher behalten.
spoxGruber: Um mit dem 13. Pick Deinen Schützling Dennis Schröder zu ziehen?
Okulaja: Auf jeden Fall wäre es interessant. Mit Dirk hätte er einen Mentor mit ähnlicher Vorgeschichte. Gleiche Kultur, gleicher Hintergrund, beinahe mit dem gleichen Drehbuch, weil beide beim Nike Hoop Summit groß rausgekommen sind. Generell würde ein Veteran-Team wie Dallas gut zu Dennis passen, wo er sich auf das Trainieren und Spielen konzentrieren und von den Erfahrenen extrem viel lernen könnte.
These 1: Die Heat sind das schmutzigste Team der Liga
These 2: Kawhi Leonard entscheidet über den Ausgang der Finals
These 3: Spoelstra ist jetzt ein Top-5-Coach der NBA
These 4: Dallas sollte seinen 13. Pick im Draft behalten
These 5: Nach der Offseason ist der Osten stärker als der Westen
These: Nach der Offseason ist der Osten stärker als der Westen
Ademola Okulaja: Ob die East Coast die Vorherrschaft übernimmt, weiß ich nicht. Aber es scheint tatsächlich in die Richtung zu gehen. Indiana, New York mit Carmelo, Chicago mit Derrick Rose - es gibt neben Miami mittlerweile sehr ernstzunehmende Power Houses, die in der nächsten Saison einen weiteren Schritt gehen können. Außerdem erwarte ich einiges von Toronto, das mit Masai Ujiri einen super Manager verpflichtet hat. In Cleveland wird es ebenfalls spannend zu sehen, ob sie mit dem Nummer-eins-Pick Nerlens Noel oder Ben McLemore ziehen. Oder ob sie den Pick eintauschen für einen Veteranen oder tiefer traden für mehrere spätere Picks. Und wenn Atlanta tatsächlich Howard UND Paul holen kann, wird sich der Trend fortsetzen. Wobei ich mir fast nicht vorstellen kann, dass den Hawks dieser Coup gelingt.
Haruka Gruber: In der absoluten Spitze könnte der Osten leicht stärker werden als der Westen: Miami bleibt oben, dazu Indiana mit dem derzeitigen Kern und dem zurückkehrenden Danny Granger sowie Chicago - je nachdem, in welcher Verfassung Rose sein wird. Im Westen sehe ich als Titelkandidaten nur San Antonio und OKC mit dem wieder einsatzfähigen Russell Westbrook. Allerdings bleibt der Westen in der Breite deutlich überlegen. Wir dürfen nicht vergessen: In dieser Saison reichte Milwaukee im Osten eine 38-44-Bilanz für die Playoffs! Im Westen hatte der Achte Houston eine Bilanz von 45-37. Oder: New York als Ost-Zweiter wäre mit einer Siegquote von 66 Prozent im Westen nur als Sechster in die Postseason gegangen. Es wird in der Offseason einige Veränderungen geben, doch nicht so groß, dass sich am grundsätzlichen Machtverhältnis etwas ändern würde. Toronto verpflichtet einen der besten General Manager, die Nets holen eventuell Memphis-Coach Hollins, Cleveland wird dank des Nummer-eins-Picks noch talentierter oder tauscht ihn für einen Star ein, Atlanta fand mit Mike Budenholzer offenbar einen sehr patenten Trainer und hat eine Außenseiter-Chance auf Dwight Howard. Aber: Es sind alles Teams, die sich erst finden müssen. Im Westen hingegen gibt es die Grizzlies, die Clippers und die Nuggets, die in dieser Saison im Osten die größten Rivalen von Miami gewesen wären. Die Warriors, Lakers, die Rockets, die Jazz und die Mavs hätten im Osten einen Playoff-Spot sicher gehabt. Und die Timberwolves werden mit Kevin Love und Ricky Rubio ebenfalls angreifen. Von daher kann von einer Verschiebung der Balance of Power keine Rede sein.
Florian Regelmann: Ich würde sogar noch weiter gehen. Ich kann mir vorstellen, dass es sich noch mehr in Richtung Westen verschiebt. Ich sehe im Osten von den Non-Playoff-Teams gerade mal die Wizards, die wirklich schon so weit sind, dass sie im nächsten Jahr in die Playoffs kommen werden. Aber auch nur, weil sie im Osten spielen. Cleveland hat gute Möglichkeiten, etwas aufzubauen, hat aber auch noch einen langen Weg vor sich. Kein Mensch weiß, wie viel ihnen der No. 1 Pick 2013 wirklich bringen wird. Toronto hat Perspektive, aber die Raptors brauchen auch noch Zeit. Vielleicht kommen die Wizards statt den Bucks in die Playoffs, aber ansonsten sehe ich kaum Spannung im Sinne von großen Verschiebungen im Osten in der neuen Saison. Ganz anders im Westen, wo das Hauen und Stechen um die Playoff-Plätze noch brutaler werden wird, als es jetzt schon war. Wenn ich mal die bemitleidenswerten Suns wegnehme, bei denen aufgrund Zero-Talent im Kader auch mit einem neuen überragenden Coach erst mal nichts gehen wird, sehe ich da überhaupt kein Team ohne Perspektive und Playoff-Potenzial. Nach den Top-10 kommen Minnesota, Portland, New Orleans und Sacramento - und alle hätten im Osten für mich Playoff-Chancen. Die Kings ohne die unsäglichen Maloofs und mit einem guten neuen Coach sehe ich ja zum Beispiel vor Cleveland, wenn es um ein Team geht, das in den nächsten Jahren nach vorne marschieren könnte.
Philipp Dornhegge: Was innerhalb eines Sommers passiert, ist natürlich sehr spekulativ, dafür müssten wir wissen, was die ganzen Free Agents machen. Mit Chris Paul, Bynum, Howard, Al Jefferson, Millsap und Josh Smith gibt es schon einige interessante Namen, dazu zahlreiche brauchbare Rollenspieler. Nach den jüngsten Gerüchten scheint es ja durchaus möglich zu sein, dass CP3 und D12 zusammen nach Atlanta gehen, die Hawks sind ja das einzige Team, das beide ohne weiteres bezahlen könnte. Zusammen mit Horford würden sie aus meiner Sicht ein super Trio bilden, das sich nahezu perfekt ergänzt. Da braucht man eigentlich nur noch gute Schützen wie Kyle Korver, und schon hat man einen Titelkandidaten. Aber das ist alles wie gesagt spekulativ. Wir sollten vielleicht eher langfristig schauen, und da haben sich die schwachen Ostteams in den letzten Monaten schon in eine gute Position gebracht. Die Hawks, Bobcats, Bucks und Cavs haben alle neue Trainer, zu denen man sie nur beglückwünschen kann. Toronto hat das Front Office umgekrempelt und geht mächtig nach vorn. Cleveland und Washington sind vom Personal eh schon top aufgestellt, die jetzigen Spitzenteams haben weitere Jahre auf hohem Niveau vor sich. Alles in allem sehe ich da eine starke und ausgeglichene Conference heranreifen, in der sich die Nets und Knicks mit ihrem miserablen Gehaltsgefüge vielleicht schon bald umschauen müssen. Im Westen sehe ich natürlich den Aufstieg der Rockets und Warriors, die Stärke der Spurs und Thunder, aber dahinter? Dallas, die Lakers, Clippers (ohne CP3) und einige andere Teams sind nur Mittelmaß - und Mittelmaß ist immer schlecht. Die Suns sind derzeit jenseits von Gut und Böse. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: Aber ich kann mir gut vorstellen, dass wir 2014 oder 2015 ein anderes Kräfteverhältnis haben als jetzt.
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