These: Die Heat sind das schmutzigste Team der Liga
Philipp Dornhegge: Jede Mannschaft hat sicherlich irgendwelche Spieler, die dreckig spielen oder durch Flops auffallen. Aber ich muss zugeben, dass ich finde, dass Miami das unsaubere Spiel als Kollektiv auf ein neues Niveau gehoben hat. Physischer Basketball ist genau mein Ding, dass darf man bitte nicht falsch verstehen. Aber Rempler wie der von Andersen gegen Hansbrough, Tritte in die Weichteile wie der von Cole gegen West und ähnliches gehen einfach zu weit. Battiers Spielweise ist in vielerlei Hinsicht fragwürdig, da haben ihn die Pacers ja gerade erst bezichtigt, absichtlich Verletzungen herbeiführen zu wollen. Dass Dwyane Wade regelmäßig den Bogen überspannt, ist auch kein Geheimnis mehr. Selbst Brian Windhorst, sozusagen "ESPN"-Hausreporter der Heat, hat im Dezember eine Auflistung seiner Vergehen der letzten Jahre gemacht. "CBSSports"-Kolumnist Gregg Doyel hat Wade erst vor ein paar Tagen als dreckigsten Spieler der Liga bezeichnet. Dazu kommt erschwerend, dass Chalmers, Battier, Wade, LeBron und einige mehr zu den schlimmeren Floppern der Liga gehören und sich trotzdem ständig über jede Kleinigkeit bei den Schiedsrichtern beschweren. Was mich daran aber am meisten aufregt ist die Tatsache, dass gerade LeBron James ein unglaublich schlechter - weil total offensichtlicher - Flopper ist und trotzdem nie belangt wird. Man muss sich nur mal die "Highlight"-Videos bei YouTube ansehen. Wenn ich mich nicht irre war die Verwarnung, die er nach Spiel vier gegen Indiana erhielt, die erste überhaupt gegen einen Heat-Spieler in dieser Saison. Schönen Dank, spätestens da weiß doch jeder, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Chris Bosh möchte ich hier mal ausdrücklich von der Kritik ausnehmen, genauso Ray Allen. Aber ich finde es einfach schade und ärgerlich: Diese Mannschaft ist so gut und hat so großartige Einzelspieler, dass sie es überhaupt nicht nötig hätte, schmutzig zu spielen. Aber gerade wenn sie unter Druck geraten, so wie jetzt gegen die Pacers, zeigen sich die Heat von ihrer hässlichsten Seite. Das ist eines Meisters aus meiner Sicht unwürdig.
Ademola Okulaja: Ich habe die Szenen auch gesehen und vor allem die Aktion von Battier war grenzwertig. Wobei wir alle wissen, dass er nicht wie Vince Carter in die Wolken springen kann, daher muss er sich irgendwie beim Korbleger schützen. Im Umkehrschluss: Wenn wir über Battiers Knie sprechen oder das angebliche Flopping von LeBron, müssen wir auch daran denken, wie oft und wie hart LeBron in jedem Spiel gefoult wird. Man muss ihn als Gegenspieler auch hart foulen und fast schon auf den Boden tackeln, denn einen leichten Schubser spürt er nicht mal und er macht das And 1. Daher verstehe ich die Frustration, die LeBron angesichts der andauernden Fouls verspürt. Dass er sich dennoch so gut im Griff hat, finde ich erstaunlich. Er wird ja ähnlich wie Dirk andauernd angegangen, dennoch bleibt er fast immer total ruhig, geht an die Freiwurflinie und zieht sein Ding durch. Die Heat als Team sind für mich tough, aber nicht schmutzig. Jeder weiß: "It's NBA-Finals and put up or shut up!" Und dementsprechend spielen sie auch. Solange man nicht versucht, bewusst jemanden zu verletzen, ist es völlig legitim. In zehn Jahren fragt kein Mensch mehr danach, wie der Ring geholt wurde.
Florian Regelmann: Ich stehe sicher nicht im Verdacht, ständig die Heat in Schutz zu nehmen, aber hier muss ich es echt mal machen. Wir haben die Diskussion auch nur, weil die Heat die Yankees der NBA geworden sind, das meist gehasste Team, und bei jeder Gelegenheit immer schön einen drauf kriegen. Über die andauernden Schläge, die LeBron in jedem Spiel einsteckt, spricht interessanterweise niemand. Wie man Shane Battier als "dirty" bezeichnen kann, verstehe ich nicht. In der betreffenden Szene in der Pacers-Serie geht er zum Korb und schützt sich im Endeffekt nur selbst, das ist alles. Er wollte dabei niemanden verletzen, auch bei der Szene mit Cole und West kann mir niemand sagen, dass er das mit voller Absicht gemacht hat. Dass Hibbert dann die Heat beschuldigt, schmutzig zu spielen, ist für mich nicht mehr als kindisches Rumgeheule nach einer Niederlage. Ich halte viel von Hibbert, aber das war aus der Emotion heraus keine sehr schlaue Reaktion. Battier ist kein schmutziger Spieler, Battier ist ein Winner. Ein Winner, ein Tough Guy, der einfach extrem hart spielt und alles macht, damit seine Mannschaft gewinnt. Selbst wenn er jetzt aus der Rotation raus war, weil er platt ist und überhaupt gar nichts mehr trifft, ist Battier immer noch extrem wichtig fürs Team, einfach von der Mentalität her, die er verkörpert und auf das ganze Team ausstrahlt. Um es zusammenfassen: Die Heat sind ein toughes, aggressives Team, genauso, wie es sein muss.
Haruka Gruber: Wie Flo schon sagt, sollten wir die Kirche mal im Dorf lassen. Klar fokussiert sich gerade alles auf die ach so bösen Heat, doch ist das wirklich so fies, was sie abziehen? Wir haben das doch schon alles gesehen: Thunders Serge Ibaka hat in der zweiten Runde gegen die Clippers wesentlich gemeiner als Cole und voll mit Absicht Blake Griffin dahingeschlagen, wo es am meisten wehtut, und wurde anders als Andersen nicht einmal gesperrt. Und über Battier wurde immer gesagt, dass er ein Vorbild an Einsatz und die harte Verteidigung beispielhaft sei. Plötzlich ist er dirty? Dahntay Jones nimmt ihn in Schutz und sagt zu Battiers "Knie-voran-Layup" gegen Hibbert, dass das sauber und eine natürliche Bewegungsabfolge war und man beim Korbleger gar nicht in die Leistengegend zielen könne, weil das so schnell geht. Und das Flopping-Thema langweilt mich ehrlich gesagt. Schon immer wurde in der NBA wie in allen Sportarten, wo es möglich ist, gefloppt. Michael Jordan hat es gemacht, auch ein Dirk Nowitzki im Championship-Jahr, als er bei gefühlt jedem zweiten Wurf einen Pfiff provozieren wollte. Fouls schinden gehört genauso zum Basketball wie ein Dunk oder Korbleger. Und dass es dabei einen Superstar-Bonus gibt, ist kein Phänomen der Heat. Die gleiche Diskussion gibt es auch über Lionel Messi. Aber deswegen Miami als schmutzigstes Team der NBA bezeichnen? Das geht mir zu weit. Vor allem, weil mir die Definition nicht ganz klar ist. Wenn Popovich die gegnerischen Center mit schwachen Freiwurf-Quoten andauernd foulen lässt - ist das raffiniert oder schmutzig? Wenn die Pistons Ende der 80er und oder die Knicks in den 90ern hart an der Grenze zur Legalität verteidigen - ist das bewundernswert oder schmutzig?
Regelmann: Bewundernswert! Man kann da nicht immer so eine genaue Trennlinie ziehen. Ist es ein bisschen schmutzig oder einfach nur ein hartes Play? Manchmal trifft einfach beides zu. Natürlich gibt's Aktionen, die zu weit gehen, so wie World Peace letzte Saison, als er Harden fast geköpft hätte. Aber wir brauchen für meinen persönlichen Geschmack schon wieder mehr Typen a la Bill Laimbeer in der NBA.
Dornhegge: Ich glaube, dass Ihr hier teilweise Äpfel mit Birnen vergleicht. Fouls gegen gegnerische Center, um diese an die Freiwurflinie zu schicken, nehmen ja Pfiffe billigend in Kauf, genauso die harten Fouls vieler tough guys. Was hier als schmutzig bezeichnet wird, ist doch etwas total anderes: Das sind Ausraster ohne erkennbaren Grund, das sind Ellenbogenschläge abseits des Balls und eben Flops, die - anders als Haruka meint - für mich überhaupt nicht zum Basketball gehören. Genauso wenig wie Schwalben zum Fußball gehören. Beides gehört mit der größtmöglichen Härte bestraft und ausradiert. Flopping ist Betrug, nichts anderes. Und zum absichtlichen verletzen: Battier hatte ja nicht nur die eine Aktion gegen Hibbert, ihm wurde von verschiedenen Spielern vorgeworfen, dass er bewusst angeschlagene Körperteile - zum Beipsiel Wests Knie - bearbeiten würde, ihm seinen Gegner zu zermürben. Sind wir hier beim Wrestling?! Schaut Euch zudem noch mal Wades Aktion gegen Rondo an und die Art und Weise, wie er Kobe im All-Star Game (!) die Nase gebrochen hat: Wenn das nicht schmutzig war, dann weiß ich es auch nicht. Zu guter Letzt: Die These bezog sich ja auf die Heat als Team. Ich sagte bereits eingangs, dass es überall Spieler gibt, die nicht ganz sauber spielen. Da fallen Ibaka und Co. wahrscheinlich rein. Aber in der Breite sehe ich das nur bei den Heat. Klar stehen sie stärker im Fokus als andere Mannschaften, aber die Vorwürfe kommen ja jetzt nicht in erster Linie von mir, sondern aus allen Ecken der USA, von Fans, Journalisten und Kollegen aus der NBA.
These 1: Die Heat sind das schmutzigste Team der Liga
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