NBA

"Das ist eines Meisters unwürdig"

Von SPOX
Ademola Okulaja erwartet enge Finals, sieht die Spurs letztlich aber leicht im Vorteil gegen Miami
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These: Kawhi Leonard entscheidet über den Ausgang der Finals

Florian Regelmann: Leonard wird zumindest einen entscheidenden Anteil daran haben, dass die Spurs das Ding meiner Überzeugung nach am Ende knapp gewinnen. Leonard wird James bei jedem verdammen Ballbesitz verteidigen müssen, eine andere Option haben die Spurs ja nun einmal nicht. Natürlich wird er James wie jeder andere Spieler auf der Welt nicht stoppen können, aber allein, wenn er es schafft, James ein bisschen zu nerven, seine Drives teilweise zu verhindern und ihn zu einigen schlechten Würfe zu zwingen, hat San Antonio schon sehr viel gewonnen. Und dazu ist er auf jeden Fall in der Lage. Ich bin in dieser Saison ein kleiner Leonard-Fan geworden. Nicht nur, dass er defensiv überragend ist und brutal schnell Defensive in Offensive verwandeln kann durch seine Steals, Leonard wird auch in der Offense in den Finals ein Faktor werden, weil er sich zu einem richtig starken Dreipunkteschützen entwickelt hat. Er schießt über 40 Prozent von Downtown in den Playoffs, er kann aufgrund seiner Athletik und Größe im Prinzip über jeden Heat-Defender drüberschießen. Leonard wird Miami vor große Probleme stellen, aber für mich wird der alles entscheidende Mann Tim Duncan sein. Er kommt sicher physisch nicht so imposant daher wie Roy Hibbert, aber er ist der talentierteste Big Man, den es in der NBA gibt. Und er wird mit Chris Bosh und Chris Andersen machen, was er will. San Antonio spielt zwar auch gerne schnell, aber sie müssen vor allem ihre Vorteile im Set Play ausspielen und den Ball zu Duncan bringen, immer und immer wieder.

Haruka Gruber: Tony Parker wird im Backcourt Mario Chalmers und Norris Cole herspielen, gleichzeitig wird auf den Flügeln selbst ein Leonard gegen LeBron James keine Chance haben. Das gleicht sich grob aus. Nein, über den Ausgang entscheiden die Großen - und am meisten gespannt bin ich dabei auf Tiago Splitter. Wenn Chris Bosh schon gegen Roy Hibbert mies aussah, was passiert erst mit ihm, wenn er abwechselnd gegen Tim Duncan und Splitter ran muss? Splitters Playoff-Statistiken sind mit 6,8 Punkten und 3,7 Rebounds unauffällig, aber er harmoniert bestens mit Duncan und besitzt neben Länge und Physis auch einen hohen Basketball-IQ, was das kollektive Verteidigen angeht. Und offensiv ist er für Parker sowie Manu Ginobili der perfekte Pick'n'Roll-Partner und trifft die wenigen Würfe, die er bekommt, hochprozentig. Dass in den West-Finals mit Zach Randolph und Marc Gasol das vermeintlich beste Frontcourt-Duo der NBA an den Spurs verzweifelte, hatte auch viel mit Splitter zu tun. Nur zum Vergleich 2011: Damals hatten die Grizzlies in der ersten Playoff-Runde die an Eins gesetzten Spurs 4-2 besiegt, weil Randolph und Gasol im Post nicht zu stoppen waren. Damals war Splitter nur ein Rollenspieler - jetzt aber ist er Starter und einer der entscheidenden Faktoren in den Finals. Mit einer starken Heat-Serie könnte er zu einem der Premium-Center der Liga aufsteigen.

Ademola Okulaja: Leonard ist das beste Beispiel, wie überragend das Management der Spurs ist. Aber nicht nur er: Neben Leonard wird sich auch Danny Green um LeBron kümmern - und er ist ja genauso ein unbeschriebenes Blatt gewesen, der nach den vier Jahren an meiner alten Uni North Carolina erst in San Antonio richtig aufblüht. Das ist die wahre Stärke der Organisation und Gregg Popovich. Daher ist für mich gar nicht ein einzelner Spieler der Schlüssel der Finals, sondern die Kultur der Spurs. Wie Duncan, Parker und Ginobili alles dem Teamgedanken unterordnen, teilweise auf Spielzeiten verzichten, um die anderen zu fördern - dieser Geist ist einzigartig. Und auch vom Matchup passt es für San Antonio. Wie Haruka sagt: Im Frontcourt hat Miami klare Nachteile. Bosh und Udonis Haslem sind super Spieler, aber Haslem ist undersized. Und das gegen Tim Duncan und Splitter, der mir ebenfalls sehr gut gefällt. Der einzige Faktor, der für die Heat sprechen könnte: Wie gesund bleiben die Spurs und wie lange können sie durchhalten? Dennoch glaube ich an San Antonio in 7.

Philipp Dornhegge: Ich glaube, Green wird James allenfalls in kleinen Dosen verteidigen, dafür ist er einfach nicht kräftig genug. Als somit einzigem adäquaten Verteidiger kommt Leonard also eine besondere Rolle zu, klar. Aber er ist trotzdem weit davon entfernt, der Schlüssel zur Meisterschaft zu sein. Denn wenn er sich voll auf die Defensive konzentrieren wird, werden die Spurs trotzdem genug Firepower haben, um in der Offense überleben zu können. Leonard ist ja kein Ballhandler, der sich auch im Angriff gegen den Druck der Heat verausgaben muss. Zur Defense: So gut Leonard verteidigt, er wird LeBron nicht stoppen können. Das kann niemand allein. San Antonio wird vielmehr im Kollektiv versuchen, die Kreise des MVP einzuengen und ihn vielleicht von vornherein aus der Zone zu halten. Ist er erstmal da angekommen, richtet er zu viel Schaden an - ob als Scorer oder Passgeber. Da hat er sich im Vergleich zu den Finals 2007 enorm weiterentwickelt und wird es San Antonio deutlich schwerer machen, die Mitspieler sind natürlich auch ein anderes Kaliber als damals in Cleveland. Ich würde die Schlüsselrolle lieber einem Heat-Spieler zuschieben, nämlich Chris Bosh. Von LeBron wissen wir, dass er wieder super sein wird, von Wade wissen wir, dass ihn sein Knie zu stark hemmt. Bosh ist derzeit ein Dark Horse. Seine Knöchelverletzung scheint nicht unproblematisch zu sein, das Matchup gegen West und Hibbert war undankbar. Und er kann natürlich viel mehr, als er zeigt. Die Passivität in den letzten Spielen finde ich beunruhigend, mal sehen, wie das gegen Duncan und Splitter aussehen wird. Bosh muss besser rebounden, mehr punkten und insgesamt viel präsenter sein als gegen die Pacers. Dass er all das bringen kann, ist keine Frage. Aber er muss es auch tun, ansonsten wird Miami von San Antonio als Meister entthront werden.

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