Mit Dennis Schröder und Elias Harris spielten zwei Deutsche in der Summer League in Las Vegas vor. Während Schröder eine erste Duftmarke setzen durfte, kämpfte Harris um einen Vertrag - mit offenem Ausgang. SPOX bewertet die Auftritte der beiden Deutschen.
Die Summer League in Las Vegas ist Geschichte - zumindest für die beiden Deutschen Dennis Schröder und Elias Harris. Während die Atlanta Hawks mit Schröder in der Trostrunde unterlagen, schafften es Harris und die L.A. Lakers immerhin bis ins Viertelfinale.
Doch Ergebnisse sind letztendlich Nebensache in diesen Tagen, was zählt sind die Eindrücke und da können beide Deutschen zufrieden sein. Dabei waren und sind die Ausgangssituationen der Nationalspieler völlig unterschiedlich.
spoxSchröder, der ohnehin zu einem Liebling der US-Medien avanciert ist und dem schon jetzt eine aussichtsreiche NBA-Karriere prophezeit wird auf der einen Seite, und der ungedraftete Harris, der nach Expertenmeinung den rechtzeitigen Sprung in die NBA verpasst hatte und über den steinigen Weg Summer League jetzt den Weg in die beste Liga der Welt schaffen will auf der anderen Seite.
Viel Spielzeit für Harris
Die Chancen stehen gar nicht so schlecht. Harris bekam in Las Vegas das Vertrauen der Lakers. Der Forward durfte im Schnitt 27 Minuten ran, so lange wie keiner seiner Kollegen und er nutzte die Spielzeit. 10,2 Punkte und 5,6 Rebounds erzielte der 24-Jährige bei einer Quote von 44,7 Prozent.
"Ich habe versucht zu zeigen, wozu ich imstande bin. Ich bin jemand, der gewillt ist, hart zu arbeiten. Ich bin keiner, der nur herumsitzt und denkt, dass ihm alles in den Schoss fällt", betrieb Harris nach dem Viertelfinalaus gegen die Golden State Warriors noch einmal Eigenwerbung.
gettySchaut man sich den Deutschen in diesen Tagen an, hat man den Eindruck, dass er so fit wie noch nie ist. Kein Vergleich zu seinen letzten Spielen mit Gonzaga im März. Harris wirkt wesentlich austrainierter.
Probleme vom Perimeter bleiben
Das setzte er auch um. Harris arbeitete in Las Vegas gut unter den Brettern, bewies seine athletischen Fähigkeiten und traf auch den Jumper aus der Mitteldistanz. Doch sein College-Makel blieb, der Dreier fiel wieder nicht. 3 von 16 (18,8 Prozent) lautete seine ernüchternde Bilanz. Davon traf er 2 gegen die Warriors.
Der Deutsche war während der vergangenen zweieinhalb Wochen stets bemüht, darauf zu verweisen, dass er seinen Touch vom Perimeter wiedergefunden habe. Für die Trainingshalle mag dies auch gelten, im Spiel blieb er diesen Beweis aber mehrfach schuldig.
Natürlich ist dies kein Ausschlusskriterium für ein Engagement in der NBA, aber da Harris mit seinen 2,01m ohnehin nicht gerade das Gardemaß eines Power Forwards besitzt, wäre ein verlässlicher Distanzwurf sicherlich ein gutes Argument, um Spielzeit als Small Forward zu bekommen. Dass er Quoten um die 40 Prozent drin hat, hat der Tweener in seinen ersten College-Jahren bewiesen.
Spielertyp wie Harris fehlt den Lakers
Elf Spieler stehen bislang fix im Kader der Lakers. Einen reinen Small Forward sucht man vergebens. Nick Young und Wesley Johnson gehören eher in die Kategorie Swing Man. Harris' Größe und sein bulliger Körper wären da sicher eine gute Ergänzung. Auf der 4 wäre er zudem die schnellere und athletische Alternative zu Pau Gasol, Jordan Hill und Rookie Ryan Kelly. Kein zu unterschätzender Faktor im System von Coach Mike D'Antoni.
Mit Center Robert Sacre besitzt Harris einen Fürsprecher im Team. Der ehemalige College-Kollege aus Gonzaga hält große Stücke auf den Deutschen und traut ihm den Sprung in die NBA auf jeden Fall zu. Harris holte sich daher auch Tipps beim Kanadier.
Keine Scheu vor Umweg Europa
"Er ist für mich schon so eine Art Elternteil. Er hat mir alles gezeigt, wie einem kleinen Kind. Er hat mir gezeigt, worauf es im professionellen Basketball ankommt, was zu tun ist, was erwartet wird und wie man damit umgeht. Er hat mir sehr geholfen in den letzten zweieinhalb Wochen", lobte Harris den Big Man gegenüber der "L.A. Times".
"Ich hoffe wirklich, dass ich eine Gelegenheit bei den Lakers oder anderswo bekomme, mich zu beweisen, aber am liebsten bei den Lakers. Wenn ich mich zu 100 Prozent wohl fühle und meine Rolle kenne, glaube ich, dass ich einem Team weiterhelfen kann. Daran glaube ich fest", sagte Harris, der versucht, weiterhin positiv zu sein. Seine Tweets beendet er mit dem Hashtag #keepinthedreamalive.
Eine Einladung für ein Trainings Camp steht bislang aber noch aus. "Wenn es nichts wird, muss ich meinen Plan ändern und einen anderen Weg einschlagen, ein Jahr Europa und dann wiederkommen."
Seite 2: Schröder überzeugt auf allen Ebenen
Darüber muss sich Schröder keine Sorgen machen. Der Point Guard hat seinen Vertrag längst in der Tasche. Selbst um ausreichend Spielzeit muss sich der Braunschweiger wohl kaum Sorgen machen. Zu überzeugend waren seine Auftritte in Las Vegas.
Schröder bestach durch ein facettenreiches Spiel und fand mit Turnierverlauf immer besser ins Spiel. Ausgezeichnete Pass-Fähigkeiten, Courtvision, Zug zum Korb und Verteidigung - der 19-Jährige zeigte alles. Einziger Kritikpunkt: Er zeigte es nicht als Paket, sondern oft häppchenweise auf die Partien verteilt.
Lob von Isiah Thomas
Doch das reichte zumindest in Las Vegas, um die Experten nachhaltig zu beeindrucken. "Viele Teams mit einem schnellen Spielmacher neigen dazu, immer aufs Tempo zu drücken, worauf sich eine Defense natürlich einstellen kann. Schröder scheint immer zu wissen, wann er schnell spielen, wann er langsam spielen muss", adelte beispielsweise Point-Guard-Legende und Co-Kommentator des US-Fernsehens Isiah Thomas den Deutschen.
"ESPN"-Experte Kevin Pelton lobte via Twitter: "Vielleicht gibt es in Las Vegas jemanden, der sich nicht in Dennis Schröders Spiel verliebt hat. Ich habe ihn noch nicht getroffen." Seine 5,6 Assists im Schnitt waren zweitbester Wert hinter den 7 Vorlagen von Dwight Buycks, allerdings durfte der Raptor nur in zwei Spielen ran.
Schröders Zusammenspiel mit Rookie-Center Lucas Nogueira brachte bereits einige Top-10-reife Aktionen hervor. Im weniger wilden Liga-Alltag dürfte die Assist-Quote prozentual zur Spielzeit weiter nach oben gehen und auch die TO-Rate von 3,4 ist im oftmals unsystematischen Spiel der Summer League kein Referenzwert.
Viel Ruhe am Ball
Seine Aktionen wirken weder überhastet noch wird er in brenzligen Situationen nervös. Anders als viele seiner Kollegen hat Schröder schon zwei komplette Spielzeiten in einer Profi-Liga hinter sich. Der Erfahrungsvorteil machte sich in der Spielermetropole bemerkbar.
Doch bei allem Lob, das dieser Tage auf den Point Guard einprasselt, sind auch seine Schwächen unübersehbar. Sein Wurf ist alles andere als konstant. In der K.o.-Runde war gut sichtbar, dass dies mittlerweile auch seine Gegenspieler registriert hatten.
Wurf als Schwachpunkt
Sie ließen ihm Platz, machten den Weg in die Zone zu und forcierten so Distanzwürfe von Schröder. Seine abschließende Quote von 34 Prozent aus dem Feld ist absolut ausbaufähig, ebenso sein Wert vom Perimeter (29,2 Prozent).
Wir sprechen nun mal auch von einem 19-Jährigen. In Atlanta wird er die nötige Zeit bekommen, sich zu entwickeln. Mit Jeff Teague hat er einen guten Lehrmeister vor der Nase, der aktuell noch um einiges besser ist, aber nicht so überragend, dass Schröder keine Chance hat, mittelfristig an ihm vorbeizukommen.
Schröder bringt das Rüstzeug für die NBA mit, das hat die Summer League gezeigt. Allerdings werden im Liga-Alltag noch ganz andere Aufgaben warten, hoffentlich nicht nur auf Schröder, sonderlich auch auf Harris.