SPOX: Herr Horry, Sie sind ein Veteran, was Global Games betrifft. Sie haben in Mexico City, Yokohama, London und Paris gespielt. Was ist so besonders daran, für die NBA in einem anderen Land zu spielen?
Robert Horry: Das ist eigentlich ganz einfach. Man repräsentiert die NBA und es gibt einfach so viele Fans in anderen Ländern und denen möchte man etwas zurückgeben. Diese Fans hier sind so fantastisch, mit unseren Auftritten sagen wir "Danke schön" für ihre Unterstützung.
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SPOX: Haben Sie eine Lieblingsstadt?
Horry: Das ist so eine Sache. Eine Lieblingsstadt zu benennen ist, wie sich auf ein Lieblingsteam festzulegen. Das geht nicht. Jede Stadt hat ein anderes Flair und eine andere Kultur. Ich genieße das einfach. In jeder Stadt gibt es so viele Dinge, die man sich anschauen kann.
SPOX: Lassen Sie uns über die Spurs reden. Sie haben spät in Ihrer Karriere unter Coach Gregg Popovich gespielt. Können Sie uns sein Erfolgsgeheimnis verraten? Warum ist er so erfolgreich?
Horry: Er hat eine große Gruppe an Veteranen um sich, die immer noch richtig gut spielen. Dazu hat er einen großen Einfluss auf die ganzen jungen Spieler. Sie hängen geradezu an seinen Lippen und folgen ihm überall hin. Das liegt auch daran, dass er ein Händchen dafür hat, die richtigen Spieler zu verpflichten. Die Jungs passen charakterlich und das braucht man, um erfolgreich zu sein.
SPOX: Er wirkt immer ein bisschen knochig in den Interviews. Ist er wirklich so ein mürrischer Typ?
Horry (lacht): Jeder Trainer oder jeder Spieler hat etwas, dass er gar nicht gerne mag. Und bei Pop sind es die Interviews. Die ganze Franchise ist immer bemüht, zurückhaltend zu agieren. Popovich lebt das vor. Er legt keinen Wert darauf, im Fokus zu stehen.
SPOX: Was macht ihn so besonders?
Horry: Etwas, das Pop perfekt beherrscht, ist die Dinge zu trennen. Wenn man mal ein richtig mieses Spiel hingelegt hat, dann war es für Popovich trotz aller Emotionen mit dem Spielende abgehakt. Andere Trainer haben dir tagelang die Hölle heißgemacht. Er hat dich weiterhin unterstützt. Das stärkt natürlich die Moral im Team. Er behandelt alle Spieler gleich. Egal ob Tim Duncan oder die Nummer 15 im Roster, die fast nie spielt.
SPOX: Sie haben unter Rudy Tomjanovich, Phil Jackson und Gregg Popovich gespielt. Das sind doch eigentlich die besten Voraussetzungen, selbst Coach zu werden. Haben Sie das nie verfolgt?
Horry: Doch, ich habe schon darüber nachgedacht. Das Ding ist, die Spieler müssen auch das umsetzen, was du ihnen vermitteln willst. Das klappt nicht immer. Wir hatten 98/99 bei den Lakers fünf All-Stars im Team und wurden von den Spurs gesweept. Was ich sagen will, ein Coach muss auch ein Leader sein. Die Spieler müssen ihm bis ans andere Ende der Welt folgen. Die Spieler haben dies bei den dreien gemacht.
SPOX: 1994 wären Sie fast in Detroit gelandet. Die Nierenprobleme von Sean Elliott verhinderten schließlich den Trade. Sie sagten mal, das hätte Ihre Karriere gerettet. Können Sie das erklären?
Horry: Ich weiß nicht, ob ich das so gesagt habe, aber es hat mir die Augen geöffnet und mir gezeigt, wieviel Glück ich hatte. Ich war neu in der Liga und bin gleich in so einem tollen Team gelandet. Wir hatten in Houston einige außergewöhnliche Veteranen in der Mannschaft mit Otis Thorpe, Vernon Maxwell, Kenny Smith, Hakeem Olajuwon. Sie haben mich gelehrt, ganz auf mein Spiel zu vertrauen. Ich habe viel zu viel darüber nachgedacht, mit wem und wo ich hier eigentlich spiele. Das hat mein Spiel anfangs zerstört. Sie haben mich auf den richtigen Weg gebracht und mir das Vertrauen gegeben, dass das Team von meinem Spiel profitiert. Das wäre anderswo vielleicht nicht so gewesen.
SPOX: Später wurden Sie dann doch getradet. Erst nach Phoenix und dann wenig später zu den Lakers. Was macht diese Franchise so besonders?
Horry: Wenn man bei den Lakers spielt, ist die Geschichte allgegenwärtig. Dort laufen so viele Hall of Famer und großartige Spieler herum. Diese Franchise ist einfach riesig mit ihren ganzen Erfolgen und den Fans. Das spornt auch die Gegner an. Jeder will die Lakers schlagen, jeder will die Knicks schlagen und jeder will die Celtics schlagen. Das macht es für dich noch schwerer.
SPOX: Sie spielten dort zusammen mit Kobe Bryant und Shaquille O'Neal. Die beiden gehören zu den besten Spielern aller Zeiten, waren aber nicht gerade die besten Freunde. Wie konnte das funktionieren?
Horry: Man muss nicht beste Freunde sein, um erfolgreich Basketball zu spielen. Man muss nur auf dem Court gut zusammenpassen. Sie waren abseits des Platzes vielleicht nicht dicke, aber sie waren beide fokussiert und haben hart für den Erfolg gearbeitet. Sie hatten beide das gleiche Ziel: Die Larry O'Brien Trophy zu gewinnen. Das war wichtiger, als befreundet zu sein.
SPOX: Kobe sagte kürzlich, dass ihn "die Faulheit von Shaq verrückt gemacht hat". Würden Sie dem zustimmen?
Horry: Das ist die Meinung von Kobe. Ich will das nicht wirklich kommentieren, aber keiner weiß, wie der andere im Sommer gearbeitet hat. Ich habe auch mit niemanden darüber gesprochen, wie hart ich im Sommer gearbeitet habe. Jeder hat das gemacht, was er für richtig hielt. Natürlich wird immer viel darüber geredet, wie hart Kobe arbeitet, aber das muss jeder für sich entscheiden. Ich denke, er kann trotzdem gut damit leben, wie es gelaufen ist.
SPOX: Die Lakers stehen vor einem Neuaufbau. Wie lange brauchen sie, um wieder ein Spitzenteam zu sein?
Horry: Das ist wirklich eine gute Frage. Die Free Agency wird sehr wichtig. GM Mitch Kupchak muss die passenden Puzzleteile finden. Dazu kommt natürlich noch die Frage, was macht man mit Steve Nash? Was macht man mit Kobe Bryant? Beide sind im gehobenen Alter und haben im Grunde die komplette Saison verpasst. Es wird sehr darauf ankommen, wie man beide ins neue Team integrieren kann.
SPOX: Sie waren einer der clutchesten Spieler in der Liga-Geschichte. Haben Sie eigentlich einen Lieblingswurf?
Horry: Eigentlich nicht. Da waren ja schon einige dabei. Viele sagen ja, dass mein Wurf gegen Sacramento der beste war. Ich würde eher sagen, dass es die Performance gegen Detroit 2005 war. Basketball bedeutet mir so viel und ich bin einfach nur froh, dass ich auf diesem hohen Niveau spielen durfte.
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