SPOX: Sie waren eine Stretch-4, lange bevor der Begriff in der NBA überhaupt aufkam. Wie kam es dazu, dass Sie trotz Ihrer Größe so ein guter Werfer wurden?
Horry: Es hat alles auf dem Freiplatz angefangen. Ich war ein dünner, langer Typ, der auf dem Platz immer von allen rumgeschubst gewurde. Daher habe ich einfach angefangen, von außen zu werfen. Mein Highschool-Coach hat mir eingetrichert, ein kompletter Spieler zu werden. Er sagt mir: "Schieß von draußen, triff in der Zone, spiel Defense und geh ins Dribbling." Das hat mich damals von den anderen Jungs abgehoben. Viele kennen nur eins: Werfen und passen. Das ist auch das, was ich an europäischen Spielern mag. Sie sind richtige, komplette Basketballspieler.
SPOX: Das Spiel hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Es wird viel Small Ball gespielt. Glauben Sie, dass ist nur eine Modeerscheinung oder ein langfristiger Trend?
Horry: Das muss man sehen. Als ich in die Liga kam, ging es darum, die großen Monster unter dem Korb zu besiegen. Heute ist es natürlich etwas anders, aber letztlich hängt es auch davon ab, was ein Trainer sehen will. Aber es stimmt schon, es gibt viele athletische Jungs in der Liga. Man muss sich nur Kevin Durant anschauen. Der Kerl ist 2,06 Meter und kann vier Position spielen. Das ist Wahnsinn.
SPOX: Sie können natürlich nicht nach Deutschland kommen, ohne über die deutschen Spieler zu reden. Dirk Nowitzki ist jetzt 10. der All-Time Scoring List. Sie haben mehrmals gegen ihn gespielt. Ist sein Iconic Shot eigentlich wirklich nicht zu verteidigen?
Horry: Erst mal muss ich sagen, dass er ihn von "The Dream" gestohlen hat. Olajuwon war der erste, der den Wurf gebracht hat. Ich muss zugeben, dass Dirk nicht mein Lieblingsspieler aus Deutschland ist. Detlef Schrempf war mein Lieblingsspieler. Wir hatten einige unfassbare Duelle, als er bei den Seattle SuperSonics war. Es ist verrückt, aber aus den Duellen mit Detlef konnte man so viel lernen. Ich habe mir so viel bei ihm geklaut. Er war der erste deutsche Spieler, den ich kannte, der gut war. Dirk ist ein starker Spieler, mit einem überragenden Skillset. Aber ich bin immer Old School und ich liebe Detlef Schrempf.
SPOX: Und was mit Hawks-Rookie Dennis Schröder? Er kam mit großem Hype in die Liga und hatte dann Anpassungsprobleme. Wie schätzen Sie ihn ein?
Horry: Schauen wir doch einfach mal zurück. Dirk hatte auch Probleme in seiner ersten Saison. Die Umstellung ist nun mal gewaltig. Neues Land, neue Sprache und man weiß nicht so recht, was von einem erwartet wird. Das ist nicht leicht. Man darf nicht vergessen, Schröder ist immer noch ein Teenager. Ich hoffe er bleibt geduldig, denn er hat das Talent. Also nicht den Kopf hängen lassen. Das erste Jahr ist immer ein Lehrjahr. Das war bei jedem von uns so.
SPOX: Sie kennen seinen Coach aus den Spurs-Zeiten. Ist Mike Budenholzer der richtige Trainer aufgrund der ganzen Erfahrung mit den ausländischen Spielern in San Antonio?
Horry: Ja, das glaube ich schon. Er wird geduldiger mit ihm sein, weil er das alles schon von Tony Parker kennt. Tony hatte anfangs auch Höhen und Tiefen. Es ist sicher auch eine gute Sache, dass beide Guards sind. Budenholzer hat die Erfahrung und weiß, wie er das bei Tony gemacht hat.
SPOX: Kommen wir zu den Playoffs? Wer erreicht das Finale und warum?
Horry: Ich bin echt gespannt, was mit den Pacers passiert. Sie sind gerade in einem echt üblen Loch, aber eigentlich bringen sie alles mit. Sie haben eine großartige Defense und eine super Starting Five. Wenn sie sich wieder berappeln, stellen sie für alle ein Problem dar. Ich sehe Indiana mit den Heat in den Conference Finals im Osten. Im Westen sehe ich OKC und die Spurs vorne. Wenn ich ein Teams aus diesen vier wählen müsste, würde ich auf die Thunder setzen.
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SPOX: Was ist mit den Rockets?
Horry: Die Rockets sind gut, aber ihre Bank ist nicht so tief, wie die der anderen vier Teams. Und man braucht einfach eine starke Bank, um in den Playoffs weit zu kommen.
SPOX: Und wer macht das MVP-Rennen?
Horry: Kevin Durant. Er ist herausragend in dieser Saison. Er hat so viele Dinge in diesem Jahr erreicht, die an Michael Jordan erinnern, wie zum Beispiel die 25-Punkte-Serie. Er ist einfach nur überragend. Deswegen sehe ich ihn vorne. Und wenn selbst LeBron das sagt, dann wird es auch so kommen.
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