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"Er hat sich für das Team geopfert"

Von Philipp Jakob
Kevin Durant (M.) und die Thunder konnten einen wichtigen Sieg in Spiel drei einfahren
© getty

Der beeindruckende Sieg in Spiel drei bringt die Hoffnung auf die Finals bei den Oklahoma City Thunder wieder zurück - dank Serge Ibaka! Die San Antonio Spurs präsentieren sich dagegen nicht von ihrer besten Seite. Ist also wieder alles offen?

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Gleich der erste Angriff der Thunder in Spiel drei machte deutlich, in welche Richtung diese Partie gehen wird. Nach dem Pick'n'Pop mit Russell Westbrook bekommt - na klar - Serge Ibaka den Spalding, setzt zum Jumper an... und trifft!

Die Fans waren schon nach 30 Sekunden komplett aus dem Häuschen und feierten die Rückkehr von "Air Congo". Von Anfang an war klar, dass sich Oklahoma City nicht noch einmal so abschlachten lassen wird, wie noch in Spiel zwei geschehen.

"Wir haben zurückgeschlagen. Wir haben ständig über unsere Fähigkeit gesprochen, zurückzukommen, und heute haben wir genau das gezeigt", sagte Thunder-Coach Scott Brooks voller Stolz auf seine Spieler. Neben denen hat sich aber auch der 48-Jährige ein Lob verdient.

Sefolosha und Collison auf die Bank

Mit seinen Änderungen in der Starting Five reagierte er auf die schwachen Auftritte von Thabo Sefolosha und Nick Collison. Sefolosha konnte in den beiden bisherigen Spielen keinen einzigen Dreier verwandeln und selbst seine eigentlich starke Defense war löchriger als ein Schweizer Käse. So wurde er, wie auch Collison, mit einem "DNP - Coach's Decison" abgestraft und musste das komplette Spiel von der Bank aus verfolgen.

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Wie sich herausstellen sollte zu Recht. Denn besonders Jeremy Lamb und auch Steven Adams wussten ihre gesteigerte Spielzeit sehr gut zu nutzen. Lamb lieferte gerade zu Beginn einige wichtige Plays und kam letztlich auf 6 Zähler und 3 Rebounds, während der Neuseeländer seinen Teil zu der insgesamt starken Zonenpräsenz der Thunder beitrug (7 Punkte, 9 Rebounds, 4 Blocks).

Überragende 10 Blocks und ein mehr als eindeutiges Reboundverhältnis (52:36) standen am Ende den Gastgebern zu Buche, die sich dafür aber hauptsächlich bei Ibaka bedanken durften. Einerseits lieferte der Spanier in allen Kategorien gute Statistiken ab (15 Punkte, 7 Rebounds, 4 Blocks), andererseits schien er mit seiner schieren Präsenz seinen Gegenspieler Angst einzuflößen und beeinflusste viele gegnerische Wurfversuche.

Ibaka bringt neue Energie

Von seiner Wadenverletzung war dabei eher wenig zu sehen, nur ein leichtes Humpeln Mitte des dritten Viertels versetzte den OKC-Fans einen kleinen Schrecken. Doch es ging weiter, für Ibaka und für die Thunder. "Serge hat im Laufe der Saison so hart an sich gearbeitet, da haben ihm die paar Spiele Pause nicht geschadet. Er hat genau da weitergemacht, wo er aufgehört hatte", erklärte Westbrook das starke Auftreten von Ibaka.

Diese Partie untermauerte die Wichtigkeit vom Spanier, auch abseits des sportlichen. Ohne ihren Power Forward waren die Thunder in den ersten beiden Partien chancenlos, ein paar Experten erklärten die Serie bereits für beendet. Doch die Rückkehr von Ibaka brachte neue Energie ins Team, neue Aggressivität. Beides Eigenschaften, die Oklahoma City bisher vermissen ließ.

"Er verkörpert alles, was du von einem guten Mitspieler haben willst", zeigte sich Kevin Durant voll des Lobes über Ibaka. "Er hat sich für das Team geopfert. Dafür respektiere ich ihn nun noch viel mehr. Egal, was heute passiert ist. So einen willst du neben dir haben."

Das Momentum befindet sich nun auf Seiten der Thunder. Diese positive Energie gilt es in Spiel vier mitzunehmen, um die Serie auszugleichen. Bei einem 1:3-Rückstand müsste man die Hoffnungen auf die Finals wohl endgültig begraben - und genau darauf bauen die Spurs.

San Antonio schwächelt

Das Auftreten von San Antonio in Spiel drei war geradezu untypisch. Der sonst so hervorragende Team-Basketball kam nicht so ins Rollen. Weder Tony Parker, noch Kawhi Leonard oder Danny Green konnten wirkliche Akzente setzen. Hinzu kamen für Spurs-Verhältnisse relativ viele (und einige haarsträubende) Turnover (16), Unkonzentriertheiten und die fahrlässige Reboundarbeit.

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Kurz gesagt: Die Einstellung stimmte größtenteils nicht. "Ich war sehr enttäuscht, dass wir nicht mit der richtigen Einstellung rausgekommen sind und sie nicht von Anfang an unter Druck gesetzt haben", ließ Spurs-Coach Gregg Popovich verlauten. "Sie haben uns an den Brettern gekilled, sie haben uns in den Loose-Ball-Situationen geschlagen. Das ist sehr enttäuschend!"

Doch jeder weiß, wie Pop auf Enttäuschungen reagiert und in Spiel vier wird man ein anderes Spurs-Team auf dem Parkett erwarten dürfen. Besonders in Sachen Aggression ist ein wenig mehr gefragt, immerhin standen die Thunder fast doppelt so häufig an der Freiwurflinie wie San Antonio.

Back to reality

Zugegebenermaßen verstand es Oklahoma City sehr gut, die Zone dicht zu machen und besonders nach dem Pick'n'Roll bot sich kaum Platz, um zum Korb zu ziehen. Zu guter Letzt erschwerte OKC auch das Leben der Schützen der Spurs, sodass diese nur 39,6 Prozent ihrer Feldwürfe trafen (36/91 FG) - in Spiel eins und zwei waren es noch über 50 Prozent.

Einziger Lichtblick für die Spurs-Fans war Manu Ginobili. Der Argentinier hielt San Antonio lange Zeit quasi im Alleingang in der Partie, war als einziger von außen gefährlich (6/9 Dreier) und kam am Ende auf 23 Punkte.

"Hoffentlich haben wir nun realisiert, dass wir hier nicht gewinnen werden, wenn wir nicht intensiv und klug spielen und wenn wir nicht wie verrückt kämpfen", gab Ginobili die Richtung für die kommende Partie vor. "Sie haben uns gezeigt, wie die Realität aussieht. Hoffentlich reagieren wir in Spiel vier und liefern eine bessere Partie ab."

OKC muss nachlegen

Das wird auch dringend von Nöten sein, denn die Thunder haben jetzt Blut geleckt und blasen zur Aufholjagd. Mit einem offenbar relativ fitten Ibaka ist wieder einiges möglich, dessen ist sich OKC bewusst. "Ich wusste, dass wir ein besseres Team sind als das, das mit 30 Punkten verloren hat" versicherte Brooks.

"Ich habe eine Menge Respekt für San Antonio, aber sie sind nicht so viel besser als wir." Ganz offensichtlich. Mit der Rückkehr von Serge Ibaka kehrt auch die Spannung wieder in die Serie zurück und noch viel wichtiger: Die Hoffnung der OKC-Fans.

Es scheint fast so, als wäre mit Ibaka alles wieder offen, alles wieder möglich. Die zuvor in weite Ferne gerückten NBA Finals sind vielleicht gar nicht mehr so unerreichbar wie es nach Spiel zwei noch den Anschein hatte. Bevor das Träumen aber wieder so richtig beginnen kann, muss Oklahoma City erst einmal in Spiel vier nachlegen.

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