Nur ein kleiner Fehler, eine kleine Unachtsamkeit von Dwyane Wade brachte den Dreierregen von Danny Green im vierten Viertel der ersten Partie der Finals so richtig ins Rollen. Wobei, als wirklichen Fehler kann man die Aktion des 32-Jährigen eigentlich gar nicht bezeichnen.
Um die undankbare Aufgabe, einen gewissen Tim Duncan zu verteidigen, zu bewältigen, frontet Rashard Lewis den Big Men der Spurs. Dadurch entstand allerdings ein tiefes Loch in der Zone der Heat - ein Lob-Pass Richtung Korb und Duncan freut sich über 2 einfache Punkte. Also ließ sich Wade in die Zone fallen und unterstützte Lewis - mit fatalen Folgen.
Denn der Pass von Diaw fand nicht etwa Duncan in der Zone, sondern vielmehr den von Wade komplett alleingelassenen Danny Green in der Ecke. Ohne zu zögern nahm "Icyhot" den Jumper und... Swish - nothing but net!
"Ich habe ihn angeschrien"
Der Anfang vom Ende für die Heat, denn gleich im nächsten Angriff hämmerte Green den nächsten, weit offenen Dreier durch die Reuse. In den entscheidenden Minuten sorgte Green mit seinen 3 Dreiern für den entscheidenden Run, der den Spurs den so wichtigen Sieg in Spiel eins einbrachte.
Und dass, obwohl der 26-Jährige seine ersten fünf Würfe nur an den Ring setzte und bis Mitte des vierten Viertels nicht ein Field Goal erzielte. "Ich habe ihn ständig angetrieben. Ich weiß nicht, ob ihr das gesehen habt, aber ich habe ihn in jeder Auszeit angeschrien und ihn ermutigt", erklärte Tony Parker seine Motivationstaktik für Green.
"Nach dem Spiel habe ich ihm gesagt, dass ich stolz auf ihn bin und er weiter so spielen soll", so Parker weiter. Der Franzose weiß, wie wichtig Green für das Team ist und, dass dessen Qualitäten von Downtown Spiele entscheiden können - wie in den Finals 2013.
Danny Green - Finals-MVP?
Mit seinen 27 Dreiern stellte er nicht nur einen neuen Finals-Rekord auf, sondern führte die Spurs auch noch fast zum fünften NBA-Titel. Wie gesagt, fast. Wenn sich San Antonio einen Rebound mehr geholt oder Ray Allen nicht diesen magischen Dreier verwandelt hätte, dann wären die Spurs wahrscheinlich Meister geworden - und Danny Green Finals-MVP.
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Nach seiner hervorragenden Leistung von der Dreierlinie und der exzellenten Defense gegen LeBron James und Co. galt Green damals als ein aussichtsreicher Kandidat für die nach Bill Russell benannte Trophäe. Beeindruckend, wenn man den harten Weg in die NBA bedenkt, den der 26-Jährige zurücklegen musste: Noch vor 3 Jahren wurde er von Spurs-Coach Gregg Popovich aus dem Kader geschmissen - mehrmals musste er sein Glück in der D-League versuchen.
LeBron ist beeindruckt
Alles begann mit dem Draft 2009. Als 46. Pick kam Green in die NBA, verbrachte die meiste Zeit seiner Rookie-Saison allerdings auf der Bank der Cleveland Cavaliers. Nach nur 20 Einsätzen 2009/10 war für Green die Zeit an der Seite von LeBron James - seinem heutigen Rivalen - auch schon wieder vorbei - nicht jedoch, ohne Eindruck hinterlassen zu haben.
"Ich habe sein Talent jeden Tag im Training gesehen", so James gegenüber Reportern während den letztjährigen Finals. "Nach jedem Training haben er, Mo Williams, Boobie Gibson und ich noch gemeinsam geworfen und man konnte seine Fähigkeiten als Distanzschütze definitiv erkennen."
Ab in die D-League
Für die NBA schien es allerdings nicht zu reichen. Weder in Cleveland noch in San Antonio. Im November 2010 statteten die Texaner den 1,98-Meter großen Guard zwar mit einem 10-Tages-Vertrag aus, allerdings nur, um ihn 6 Tage später wieder zu entlassen.
Damals bemängelten die Spurs das Auftreten und die Einstellung von Green und gaben ihm zu spüren, wer am längeren Hebel sitz. "Danny war derjenige, der die Probleme lösen musste" erklärte sein Berater Bill Duffy. "Also sagte ich ihm, er solle Pop anrufen. Dann rief er Pop an und meinte: 'Ich will zurückkommen und ich werde zurückkommen!'"
Nach 16 Spielen für die Reno Bighorns und durchschnittlich 20 Punkten sowie 7,5 Rebounds war es soweit und die Spurs nahmen den 26-Jährigen erneut unter Vertrag. "Ich glaube, Pop hat das wirklich respektiert, dass Danny persönlich angerufen und sich fast entschuldigt hat", so Duffy weiter. "Das ist auch ein Beleg für die Klasse von Pop und GM RC Buford, die Danny gegenüber offen geblieben sind und ihm eine zweite Chance gegeben haben."
Der Rolle treu geblieben
Jetzt, drei Jahre nach dieser Entscheidung von Popovich und Buford, sieht es so aus, als ob die beiden - mal wieder - alles richtig gemacht hätten. Green hat sich mittlerweile zu einem wichtigen Eckpfeiler des Spurs-Teams entwickelt. Neben Kawhi Leonard ist er auch einer der größten Bausteine der Zukunft der Texaner.
Ganz wichtig dabei: Green übertreibt es zu keinem Zeitpunkt und bleibt seiner Rolle treu. "Icyhot" weiß ganz genau, in welchen Bereichen des Spiels er seine Qualitäten hat und welche Rolle er im ausgeklügelten Teamkonzept von Popovich einnimmt - die des Distanzschützen und des Verteidigers.
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Für die anderen Bereiche gibt es, besonders bei den extrem tief besetzten Spurs, andere Spezialisten. Green kann sich also auf das Wesentliche konzentrieren. Das heißt: Verteidigen, sich in der Offense in eine Ecke stellen, warten bis er einen offenen Wurf bekommt und dann abdrücken.
In San Antonio findet Green die perfekte Umgebung für sein Spiel, was er vorher so nicht hatte. "Ich denke, er hat einfach die richtige Gelegenheit gebraucht", so LBJ. "Er hat hier in San Antonio eine tolle Möglichkeit bekommen und sie voll ausgenutzt."
Green läuft heiß
Und wie! Als Mitglied der San Antonio Spurs kommt Green auf durchschnittlich 24,6 Minuten Einsatzzeit, 9,5 Punkte pro Partie und eine starke Dreierquote von 42,5 Prozent hat er vorzuweisen. Und: Wenn der ehemalige NCAA-Champion der North Carolina Tar Heels in einer Partie mindestens 3 Dreier verwandelt, dann stehen die Spurs bei einer Bilanz von 73-13.
Ähnlich wie ein Ray Allen kann Green dabei innerhalb von wenigen Minuten extrem heiß laufen - so wie im vierten Viertel von Spiel eins geschehen. "Das ist das, was er halt macht. Das ist seine größte Stärke. Wenn er das nicht bringt, dann können wir auch gleich jemand anderen aufstellen", bringt es Spurs-Coach Popovich auf den Punkt.
Trotz dieser harten Worte weiß Green, dass er einen Großteil seines Erfolges diesem Mann und den restlichen Spurs zu verdanken hat: "Als ein Spieler in dieser Organisation bin ich definitiv viel reifer geworden. Es hilft einfach, wenn man mit Pop, Timmy, Tony und Manu zusammen ist. Pop gibt uns jungen Spielern immer eine Möglichkeit zu zeigen, was wir können", so Green.
Zweite Chance genutzt
Dank der zweiten Chance von Popovich, dank dem Einfluss von Duncan, Parker und Ginobili kann Green auf dem Niveau spielen, was man in den letztjährigen Finals und auch dieses Jahr im Rematch bestaunen konnte. Auch wenn es mal nicht so läuft, genießt "Icyhot" das vollste Vertrauen seines Coaches und seiner Mitspieler.
Zu Recht, wie Spiel eins beweisen sollte. Nach einem beschwerlichen Weg ist Danny Green dort angekommen, wo er hingehört - in einer klar definierten Rolle, als wichtiger Eckpfeiler eines Championship-Anwärters. Nicht mehr und nicht weniger. Außer, er steigt mit seinem Dreierregen wieder zum möglichen Finals-MVP auf.