NBA

Pfeifkonzerte für zwei Legenden

Von Jan Dafeld
Wurden beide nicht in den Top-5 gedraftet: Steve Nash und Dirk Nowitzki
© getty
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Pick 7: John Havlicek

Weitere Kandidaten: Chris Mullin, Bernard King, Kevin Johnson, Alvin Robertson

Die Karriere: 8x Champion, 1x Finals MVP, 13x All-Star, 4x All-NBA First Team, 5x All-Defensive First Team

Die Draft-Situation: Bereits zwei Jahre vor dem Draft 1962 galt John Havlicek als seiner der besten Spieler des Landes. Zusammen mit Hall of Famer Jerry Lucas gewann der Small Forward 1960 bereits das NCAA Tournament und war als Sophomore am College Reservespieler im Olympischen Team der USA. Trotz seines Talents war 1962 aber noch unklar, ob Hondo überhaupt eine NBA-Karriere anstrebte. So wurde Havlicek nicht nur von den Celtics, sondern auch von den Cleveland Browns aus der NFL gedraftet. Erst nachdem er als Wide Receiver im Trainingscamp der Browns zum Einsatz gekommen war, entschied Havlicek sich endgültig für eine Karriere bei Boston.

Die anderen Picks: Als siebter Spieler, der in der ersten Runde des Drafts ausgewählt wurde, war Havlicek der erste, der keine Position im Frontcourt bekleidete. Die ersten sechs Picks kamen allesamt auf der Center-Position zum Einsatz. Umso interessanter daher aus heutiger Sicht: Mit Dave DeBusschere, John Havlicek und Chet Walker schafften es drei Swingmen des Jahrgangs in die NBA Hall of Fame.

Pick 6: Larry Bird

Weitere Kandidaten: Lenny Wilkens, Adrian Dantley, Brandon Roy

Die Karriere: 3x Champion, 3x MVP, 2x Finals-MVP, 12x All-Star, 9x All-NBA First Team, 3x All-Defensive Second Team

Die Draft-Situation: Bird konnte 1978 bereits auf zwei herausragende Jahre mit den Indiana State Sycamores, die er zum ersten Mal in der Schulgeschichte ins NCAA Tournament führte, zurückblicken. Der Forward kam pro Spiel auf 31 Punkte, 12 Rebounds und 4 Assists und galt als eines der größten Talente des Landes. Birds Wunsch, nach dem Draft ans College zurückzukehren, schreckte manche Teams allerdings ab und auch die Celtics gingen mit ihrem Pick ein gewisses Risiko ein. Dass sich dies auszuzahlen schien, deutete sich aber bereits ein Jahr später an. Bird beendete sein letztes College-Jahr mit 29 Punkten, 15 Rebounds und 6 Asissts pro Spiel und führte Indiana State bis ins NCAA Finale, wo die Sycamores erst Magic Johnsons Michigan State Spartans unterlagen. Die Celtics legten ihrem Rookie das höchst dotierte Angebot der Ligageschichte vor und entwickelten sich sofort zu einem der besten Teams der NBA.

Die anderen Picks: Mit Ausnahme der Celtics setzten die ersten acht Teams allesamt auf einen erfahrenen, "fertigen" College-Spieler und entschieden sich daher für einen Senior. Ein weiterer Superstar im Draft blieb zwar aus, mit Mychal Thompson, Michael Ray Richardson und Purvis Short konnten die Blazers, Knicks und Warriors aber zumindest ebenfalls echte Leistungsträger und Eckpfeiler für ihr Team gewinnen. Eine bittere Wahl trafen aus heutiger Sicht dagegen die Pacers: Indiana tradete seinen ersten Pick nach Portland, entschied sich dann mit dem dritten aber nicht nur gegen den Lokalmatadoren und Publikumsliebling Bird, sondern wählte mit Rick Robey auch noch den deutlich schlechtesten Spieler der Top 6 aus. Nach 43 Spielen, in denen der Center durchschnittlich auf 9 Punkte und 6 Rebounds kam, schickten ihn die Pacers schon wieder zu den Celtics.

Pick 5: Kevin Garnett

Weitere Kandidaten: Charles Barkley, Scottie Pippen, Dwyane Wade, Walt Frazier, Mitch Richmond

Die Karriere: 1x Champion, 1x MVP, 15x All-Star, 1x Defensive Player of the Year, 4x All-NBA First Team, 9x All-Defensive First Team, 4x Rebounding Champion

Die Draft-Situation: Dass Garnett in den Augen vieler Scouts und General Managers ein großes Risiko darstellte, lässt sich leicht begründen: Der Power Forward war der erste im Draft ausgewählte High Schooler seit fast 20 Jahren und auch in seinem Jahrgang der einzige Spieler, der nicht mindestens zwei College-Jahre auf dem Buckel hatte. Erschwerend hinzu kam der Fakt, dass der am Draft-Day 19-Jährige vor seinem letzten High School Jahr aufgrund eines Rassimus-Streits die Schule gewechselt hatte. Mit 25 Punkten, 18 Rebounds, 7 Assists und 7 Blocks pro Spiel stellte Garnett sein Potenzial allerdings durchaus schon vorher unter Beweis.

Die anderen Picks: Als einer der besten Power Forwards in der Geschichte der NBA war Garnett aus heutiger Sicht ohne Frage der beste Spieler seines Draft-Jahrgangs. Schlecht standen nach dem Draft allerdings auch die Nuggets, 76ers und Bullets, die sich die Spieler an den Positionen zwei bis vier sicherten, nicht da. Mit Antonio McDyess, Jerry Stackhouse und Rasheed Wallace erhielten alle drei Teams durchaus Spieler, die die NBA über einen längeren Zeitraum als Stars prägen konnten. Der große Verlierer des Drafts sind daher eindeutig die Golden State Warriors, die sich an Position eins für Joe Smith entschieden. Mit 17 Punkten und 8 Rebounds konnte der Power Forward in seinen ersten drei Jahren zwar durchaus überzeugen, schaffte allerdings nie den Sprung zu einem wirklichen Top-Spieler auf seiner Position. Spätestens als Smith auf eigenen Wunsch an die Ostküste zurückkehrte, war die Star-Karriere endgültig Geschichte.

Pick 4: Dave Cowens

Weitere Kandidaten: Dikembe Mutombo, Chris Paul, Chris Bosh

Die Karriere: 2x Champion, 1x MVP, 7x All-Star, 3x All-NBA Second Team, 1x All-NBA Defensive First Team

Die Draft-Situation: Aus heutiger Sicht ist es nur schwer vorstellbar, doch Cowens an der vierten Position im Draft zu ziehen, war 1970 durchaus ein Reach. Auch Red Auerbach entschied sich nur auf Drängen von Bill Russell, der im Jahr zuvor seine Karriere beendet hatte, für den Center, der in den Augen der meisten NBA-Scouts mit 2,06 Metern einfach zu klein für die Center-Position in der NBA zu sein schien. Cowens konnte seine Qualitäten dennoch relativ problemlos auch in bei den Profis einbringen. In vier Jahren am College kam der Big Man durchschnittlich auf 19 Punkte und 17,2 Rebounds pro Partie. In seiner NBA-Rookie-Saison lasen sich diese Statistiken mit 17 Punkten und 15 Rebounds pro Spiel kaum schlechter.

Die anderen Picks: Cowens strich den Award des Rookie des Jahres in seinem Jahrgang ein und konnte als einziger Spieler des 1970er Drafts den MVP-Award gewinnen. Dennoch werden die meisten anderen General Manager nicht mit Wehmut auf den Draft zurückblicken. Sieben der ersten acht Picks der Draft Class brachten es auf mindestens eine All-Star-Teilnahme. Selbst ohne Cowens wurden die Spieler dieses Jahrgangs 41-mal in ein All-Star-Team gewählt, mit Bob Lanier, Pete Maravich, Calvin Murphy, Nate Archibald und Dan Issel schafften es fünf weitere Spieler in die NBA Hall of Fame. Umso bitterer dürfte der Draft aus heutiger Sicht dafür für die Seattle SuperSonics sein: Ihr Pick, Big Man Jim Ard, verpasste nicht nur als einziger der acht ersten Picks eine All-Star-Teilnahme, sondern entschied sich von Beginn an gegen die NBA und heuerte bei den New York Nets in der ABA an. Als er vier Jahre später zu den Celtics in die NBA wechselte, brachte er es gerade einmal auf 4 Punkte und 4 Rebounds pro Spiel.

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Seite 3: Die Picks 7 - 4: Von Von Havlicek bis Jordan

Seite 4: Die Picks 3 - 1: Von Jordan bis Kareem