Pfeifkonzerte für zwei Legenden

Jan Dafeld
22. Juni 201415:00
Wurden beide nicht in den Top-5 gedraftet: Steve Nash und Dirk Nowitzkigetty
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Trotz zahlreicher Analysen und Scouting-Berichte überraschen Jahr für Jahr neue Spieler in der NBA, die während des Drafts noch nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. SPOX wirft einen Blick zurück, stellt jeweils den besten Spieler aller Draft-Positionen vor und erklärt die Gründe für die Entscheidung der General Manager. Diesmal: Die Picks 15 bis eins.

Pick 15: Steve Nash (1996)

Weitere Kandidaten: Al Jefferson, Mike Mitchell, Flynn Robinson

Die Karriere: 2x MVP, 8x All-Star, 3x All-NBA First Team, 5x Assists Leader

Die Draft-Situation: Nach seiner High-School-Karriere in Kanada hatte Steve Nash große Probleme, überhaupt bei einem College in den USA unterzukommen. Nachdem die Santa Clara Broncos dem Point Guard 1992 einen Platz anboten, nahm Nash das Angebot an, spielte damit aber in einer der kleineren College Conferences. Bereits 1995 strebte der Kanadier den Weg in die NBA an, merkte aber frühzeitig, dass es trotz starker Leistungen in Santa Clara wohl nicht für eine Auswahl in der ersten Runde des Drafts reichen würde. Nach dem zweiten WCC-Titel in Folge und dem erneuten Gewinn des Conference Player of the Year Awards machte Nash auch überregional auf sich aufmerksam. Als außergewöhnliches Talent galt der Guard trotz allem nicht: Als die Suns mit dem 15. Pick 1996 Nash auswählten, buhten die Fans ihre eigene Franchise aus.

Die anderen Picks: In einem Draft, der Mitte der ersten Runde mit All-Stars geradezu vollgestopft war, traf Charlotte 1996 gleich zwei desaströse Entscheidungen: Mit dem 13. Pick entschieden sich die Hornets für Kobe Bryant, tradeten den Shooting Guard allerdings sofort zu den Lakers. Nachdem Peja Stojakovic und Steve Nash mit den nachfolgenden Picks ausgewählt wurden, hatten die Hornets nun die Wahl zwischen Tony Delk und Jermaine O'Neal. Durch die Verpflichtung von Vlade Divac im Bryant-Deal entschied man sich für den Perimeter-Spieler. Die Trail Blazers durften sich über O'Neal freuen.

Pick 14: Clyde Drexler (1983)

Weitere Kandidaten: Tim Hardaway, Maurice Lucas, Peja Stojakovic, Dan Majerle

Die Karriere: 1x Champion, 10x All-Star, 1x All-NBA First Team

Die Draft-Situation: Als Mitglied der Phi Slama Jama war mangelnde Bekanntheit kein Problem, mit dem Clyde Drexler zu kämpfen hatte. Zusammen mit Hakeem Olajuwon und Larry Micheaux machte Drexler die Cougars zum spektakulärsten Team der NCAA. Trotz zwei Einzügen ins Final Four blieb dem Swingman der große Wurf allerdings verwehrt. Houston unterlag 1982 den North Carolina Tar Heels und ein Jahr später North Carolina State. Letztlich schadete aber wohl auch Drexlers imposanter Teamkolllege Olajuwon dem landesweiten Ansehen des Shooting Guards ein wenig.

Die anderen Picks: Die Golden State Warriors wählten 1983 einen riskanten Weg und entschieden sich mit dem sechsten Pick des Drafts für den jungen Center Russell Cross und damit gegen erfahrene und erfolgreiche College-Stars wie Drexler oder auch NCAA Champion Thurl Bailey. Cross, der in seinem Junior-Jahr in der zweiten Runde des NCAA Tournaments ausgeschieden war, konnte das Vertrauen aber nicht ansatzweise rechtfertigen. Nach einem Jahr, in dem er durchschnittlich nur acht Minuten auf dem Feld stand, beendete der 20-Jährige seine Karriere wieder.

Pick 13: Kobe Bryant

Weitere Kandidaten: Karl Malone, Hal Greer

Die Karriere: 5x Champion, 1x MVP, 2x Finals MVP, 16x All-Star, 11x All-NBA First Team, 9x All-Defensive First Team, 2x Scoring Champion

Die Draft-Situation: Als erster Guard, der direkt von der High School in die NBA wechselte, zog Bryant 1996 enorme Aufmerksamkeit auf sich. Mit 31 Punkten, 12 Rebounds, 7 Assists, 4 Steals und 4 Blocks pro Spiel gelang dem Shooting Guard 1995 eine historische Saison, in der er die Lower Merion Aces zum Titel führte. Trotz des jedem ersichtlichen Talents Bryants betrachteten viele Experten dessen Entscheidung jedoch skeptisch. Das ausgelassene College-Jahr würde vor allem Guards in ihrer Entwicklung hemmen, vermutete man. Zudem wies Bryants Charakter einige Fragen auf. So soll der 17-Jährige nicht bereit gewesen sein, für die Hornets zu spielen, wäre er nicht getradet worden.

Die weiteren Picks: Die Hornets gingen aus dem Deal mit den Lakers als klarerer Verlier hervor und erlebten auch sonst keinen besonders erfreulichen Draft-Abend (siehe Pick 15). Viel besser erging es allerdings auch Cleveland nicht. An Position 12 übergingen die Cavaliers spätere Superstars wie Kobe Bryant, Peja Stojakovic, Steve Nash, Jermaine O'Neal oder Zydrunas Ilgauskas und verwendeten ihren Pick für den Ukrainer Vitaly Potapenko. Den Lakers glückte dagegen neben Bryant noch ein weiterer Coup: An Position 24 entschieden sich die Kalifornier für Point Guard Derek Fisher.

Pick 12: Julius Erving

Weitere Kandidaten: Chet Walker, Mookie Blaylock, Kelly Tripucka, Jim Paxson

Die Karriere: 1x Champion, 1x MVP, 11x All-Star, 5x All-NBA First Team

Die Draft-Situation: Nachdem Julius Erving in seinen drei Jahren am College von Massacussets im Schnitt auf 26 Punkte und 20 Rebounds kam, dürfte sich die Frage nach der spielerischen Qualität des Small Forwards bereits erübrigt haben. In der ABA-Saison 1971-1972 kam der damals 22-Jährige zudem auf 27 Punkte und 16 Rebounds pro Partie, sodass Dr. J 1972 auch unter den NBA-Verantwortlichen zumindest als einer der besten, wenn nicht als der beste Spieler im Draft galt. Erving stand allerdings bereits bei den Virginia Squires in der ABA unter Vertrag, die ihn 1971 als Free Agent verpflichteten, sodass ein Wechsel in die NBA sehr unwahrscheinlich erschien.

Die anderen Picks: Die Portland Trail Blazers versuchten mit dem ersten Pick des Drafts 1972 auf Nummer sicher zu gehen und entschieden sich für den erfahreneren Senior LaRue Martin gegenüber Junior Bob McAdoo. Dieser Schritt ging allerdings - wenn man es so formulieren darf - ziemlich in die Hose. Martin spielte nur vier Jahre in der NBA und kam in keiner Saison auf mehr als 17 Minuten Spielzeit pro Partie. McAdoo hatte trotz des ausgesetzten College-Jahres dagegen keine Probleme sich bei den Profis zu akklimatisieren und beendete drei seiner ersten vier Saisons mit über 30 Zählern pro Spiel als Topscorer der Liga.

Seite 1: Die Picks 15 - 12: Von Nash bis Dr. J

Seite 2: Die Picks 11 - 8: Von Miller bis Reed

Seite 3: Die Picks 7 - 4: Von Von Havlicek bis Jordan

Seite 4: Die Picks 3 - 1: Von Jordan bis Kareem

Pick 11: Reggie Miller

Weitere Kandidaten: Jamaal Wilkes, Allan Houston, Kiki Vandeweghe, Terrell Brandon

Die Karriere: 5x All-Star, 3x All-NBA Third Team

Die Draft-Situation: Mit über 20 Punkten in seinen letzten zwei Saisons machte sich Reggie Miller als einer der besten Scorer der NCAA einen Namen und beendete seine Senior-Saison als zweitbester Punktesammler in der Geschichte der UCLA Bruins hinter Kareem Abdul-Jabbar. Der Scharfschütze galt als der beste Shooting Guard im Draft 1987, fiel jedoch ein paar Plätze zurück, da die Bulls, die an Position acht und zehn picken konnten, keine Verwendung für einen weiteren Scorer auf dem Flügel neben Michael Jordan hatten. Als die Pacers Miller schließlich mit dem 11. Pick erlösten, setzte es ein Pfeifkonzert der eigenen Fans. Die Pacers-Anhänger hatten sich Lokalmatador Steve Alford als neuen Hoffnungsträger erhofft. Der fiel letztendlich aber noch weit zurück und wurde erst an Position 26 von den Mavericks gepickt.

Die anderen Picks: Die Bulls konnten im Draft 1987 gleich zwei elementare Puzzlestücke für die sechs Meistertitel der Franchise gewinnen. Mit dem 10. Pick sicherte sich Chicago die Rechte an Big Man Horace Grant, der größte Coup des Drafts gelang der Franchise allerdings per Trade. Durch einen Deal mit den Seattle SuperSonics ertauschten sich die Bulls den 5. für den 8. Pick und konnten ihren sechsfachen Champion Scottie Pippen für das Team gewinnen.

Pick 10: Paul Pierce

Weitere Kandidaten: Paul Westphal, Joe Johnson, Horace Grant, Eddie Jones, Paul George

Die Karriere: 1x Champion, 1x Finals MVP, 10x All-Star, 1x All-NBA Second Team

Die Draft-Situation: Nachdem Paul Pierce bereits 1997 die MVP-Trophäe des Big-12-Conference Tournaments hatte abstauben können, steigerte der Small Forward seine Leistung im darauffolgenden Jahr nochmal und sicherte sich mit 20 Punkten und 7 Rebounds pro Spiel einen Platz in der Lottery des Drafts 1998. Für die Boston Celtics war The Truth an der zehnten Stelle allerdings (allenfalls) die zweite Wahl. Dirk Nowitzki galt als der erklärte Wunschspieler Bostons. Als die Mavericks an Position sechs auf den Deutschen verzichteten und sich für Robert Traylor entschieden, schien der Power Forward sogar bereits in greifbare Nähe gerückt zu sein. Dallas hatte allerdings einen Deal mit den Bucks eingefädelt und sicherte sich Nowitzki durch den Pick Milwaukees an neunter Stelle doch noch.

Die anderen Picks: Während sich die Celtics auch ohne Nowitzki noch über einen Finals MVP und mehrfachen All-Star freuen konnten, mussten die Clippers trotz des ersten Picks im Draft weiter auf einen Spieler mit Superstar-Kaliber warten. Michael Olowokandi brauchte drei Saisons Anlaufzeit, ehe er trotz großer Spielanteile das erste Mal auf mehr als zehn Punkte pro Spiel kam. Der Candy Man entwickelte sich in der NBA nie zu mehr als einem allenfalls durchschnittlichen Center und galt lange Zeit als der vielleicht schlechteste First-Round Pick der NBA-Geschichte. Lange Zeit. Bis ins Jahr 2013.

Pick 9: Dirk Nowitzki

Weitere Kandidaten: Tracy McGrady, Amare Stoudemire, Shawn Marion, Rolando Blackman

Die Karriere: 1x Champion, 1x Finals-MVP, 1x MVP, 12x All-Star, 4x All-NBA First Team

Die Draft-Situation: Obwohl Nowitzki mit Rücksicht auf sein Abitur trotz zahlreicher Angebote internationaler Topklubs in Würzburg blieb, galt der Deutsche 1998 als sicherer Lottery Pick und wurde im finalen Mock Draft an Position sieben geführt. Gute Leistungen bei der Nike Hoop Heroes Tour und dem Nike Hoop Summit, bei denen er Stars wie Charles Barkley oder Top-Talente wie Rashard Lewis in den Schatten stellte, ließen zahlreiche Teams aufhorchen. Dennoch hoffte Celtics-Coach Rick Pitino, den damals 20-Jährigen auch an zehnter Stelle im Draft noch ziehen zu können und gab Nowitzki nach einem Workout die Garantie, ihn an dieser Position zu draften. Mit einer Draftposition Vorsprung kamen Pitino allerdings die Mavericks zuvor. Mavs-Coach Don Nelson riskierte viel und gewann alles, als er den sechsten Pick im Draft gegen den neunten Nowitzki und die Dienste von Steve Nash eintauschte.

Die anderen Picks: Während die Mavericks mit den Verpflichtungen von Nowitzki und Nash einen der besten Deals in der Geschichte der NBA abschlossen, guckten mit den Bucks und Suns die anderen Parteien in diesem Trade in die Röhre. Robert Traylor, für den sich Milwaukee extra einen höheren Pick gesichert hatte, fasste nie richtig Fuß in der NBA und verließ die Bucks nach nur zwei enttäuschenden Jahren wieder. Auch der 19. Pick, Pat Garrity, der im Gegenzug für Nash nach Phoenix wechselte, wurde bereits nach einem Jahr wieder abgegeben. Die Celtics, denen die Mavs Nowitzki praktisch vor der Nase wegschnappten, dürften mit ihrem zehnten Pick übrigens dennoch ganz gut leben können: An Stelle von Nowitzki entschied sich Pitino für Paul Pierce.

Pick 8: Willis Reed

Weitere Kandidaten: Robert Parish, Sam Jones, Jack Twyman, Tom Chambers, Vin Baker

Die Karriere: 2x Champion, 1x MVP, 2x Finals MVP, 7x All-Star, 1x All-NBA First Team, 1x All-Defensive First Team

Die Draft-Situation: In seinem Senior-Jahr an der Grambling State University erreichte Willis Reed mit 27 Punkten und 21 Rebounds pro Spiel neue persönliche Career Highs und krönte damit eine überragende College-Karriere mit einem landesweiten und drei Titeln auf Conference-Ebene. Die Tigers nahmen allerdings nicht an der NCAA, sondern der weniger populären NAIA teil, sodass ein Großteil von Reeds Leistungen überregional etwas unbemerkt blieb.

Die anderen Picks: Alle neun damaligen NBA-Teams hatten einmal die Chance, Reed zu draften, doch alle ließen den späteren Rookie of the Year passieren. Auch die Knicks schlugen erst mit ihrem zweiten Pick zu, nachdem sie mit dem ersten Pick noch Big Man Jim Barnes ausgewählt hatten. Für Cincinnati endete der Draft in einem absoluten Desaster. Während sechs der neun Teams im Draft einen späteren All-Star für sich gewinnen konnten, nutzten die Royals erst ihren Territorial Pick, um Center George Wilson für sich zu gewinnen und entschieden sich anschließend mit Pick 15 mit Bill Chmielewski für einen weiteren Big Man. Beide Entscheidungen zahlten sich jedoch nicht annähernd aus: Wilson brachte es in Cincinnati nie auf mehr als 2 Punkte pro Spiel, Chmielewski absolvierte nicht ein Spiel in der NBA.

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Pick 7: John Havlicek

Weitere Kandidaten: Chris Mullin, Bernard King, Kevin Johnson, Alvin Robertson

Die Karriere: 8x Champion, 1x Finals MVP, 13x All-Star, 4x All-NBA First Team, 5x All-Defensive First Team

Die Draft-Situation: Bereits zwei Jahre vor dem Draft 1962 galt John Havlicek als seiner der besten Spieler des Landes. Zusammen mit Hall of Famer Jerry Lucas gewann der Small Forward 1960 bereits das NCAA Tournament und war als Sophomore am College Reservespieler im Olympischen Team der USA. Trotz seines Talents war 1962 aber noch unklar, ob Hondo überhaupt eine NBA-Karriere anstrebte. So wurde Havlicek nicht nur von den Celtics, sondern auch von den Cleveland Browns aus der NFL gedraftet. Erst nachdem er als Wide Receiver im Trainingscamp der Browns zum Einsatz gekommen war, entschied Havlicek sich endgültig für eine Karriere bei Boston.

Die anderen Picks: Als siebter Spieler, der in der ersten Runde des Drafts ausgewählt wurde, war Havlicek der erste, der keine Position im Frontcourt bekleidete. Die ersten sechs Picks kamen allesamt auf der Center-Position zum Einsatz. Umso interessanter daher aus heutiger Sicht: Mit Dave DeBusschere, John Havlicek und Chet Walker schafften es drei Swingmen des Jahrgangs in die NBA Hall of Fame.

Pick 6: Larry Bird

Weitere Kandidaten: Lenny Wilkens, Adrian Dantley, Brandon Roy

Die Karriere: 3x Champion, 3x MVP, 2x Finals-MVP, 12x All-Star, 9x All-NBA First Team, 3x All-Defensive Second Team

Die Draft-Situation: Bird konnte 1978 bereits auf zwei herausragende Jahre mit den Indiana State Sycamores, die er zum ersten Mal in der Schulgeschichte ins NCAA Tournament führte, zurückblicken. Der Forward kam pro Spiel auf 31 Punkte, 12 Rebounds und 4 Assists und galt als eines der größten Talente des Landes. Birds Wunsch, nach dem Draft ans College zurückzukehren, schreckte manche Teams allerdings ab und auch die Celtics gingen mit ihrem Pick ein gewisses Risiko ein. Dass sich dies auszuzahlen schien, deutete sich aber bereits ein Jahr später an. Bird beendete sein letztes College-Jahr mit 29 Punkten, 15 Rebounds und 6 Asissts pro Spiel und führte Indiana State bis ins NCAA Finale, wo die Sycamores erst Magic Johnsons Michigan State Spartans unterlagen. Die Celtics legten ihrem Rookie das höchst dotierte Angebot der Ligageschichte vor und entwickelten sich sofort zu einem der besten Teams der NBA.

Die anderen Picks: Mit Ausnahme der Celtics setzten die ersten acht Teams allesamt auf einen erfahrenen, "fertigen" College-Spieler und entschieden sich daher für einen Senior. Ein weiterer Superstar im Draft blieb zwar aus, mit Mychal Thompson, Michael Ray Richardson und Purvis Short konnten die Blazers, Knicks und Warriors aber zumindest ebenfalls echte Leistungsträger und Eckpfeiler für ihr Team gewinnen. Eine bittere Wahl trafen aus heutiger Sicht dagegen die Pacers: Indiana tradete seinen ersten Pick nach Portland, entschied sich dann mit dem dritten aber nicht nur gegen den Lokalmatadoren und Publikumsliebling Bird, sondern wählte mit Rick Robey auch noch den deutlich schlechtesten Spieler der Top 6 aus. Nach 43 Spielen, in denen der Center durchschnittlich auf 9 Punkte und 6 Rebounds kam, schickten ihn die Pacers schon wieder zu den Celtics.

Pick 5: Kevin Garnett

Weitere Kandidaten: Charles Barkley, Scottie Pippen, Dwyane Wade, Walt Frazier, Mitch Richmond

Die Karriere: 1x Champion, 1x MVP, 15x All-Star, 1x Defensive Player of the Year, 4x All-NBA First Team, 9x All-Defensive First Team, 4x Rebounding Champion

Die Draft-Situation: Dass Garnett in den Augen vieler Scouts und General Managers ein großes Risiko darstellte, lässt sich leicht begründen: Der Power Forward war der erste im Draft ausgewählte High Schooler seit fast 20 Jahren und auch in seinem Jahrgang der einzige Spieler, der nicht mindestens zwei College-Jahre auf dem Buckel hatte. Erschwerend hinzu kam der Fakt, dass der am Draft-Day 19-Jährige vor seinem letzten High School Jahr aufgrund eines Rassimus-Streits die Schule gewechselt hatte. Mit 25 Punkten, 18 Rebounds, 7 Assists und 7 Blocks pro Spiel stellte Garnett sein Potenzial allerdings durchaus schon vorher unter Beweis.

Die anderen Picks: Als einer der besten Power Forwards in der Geschichte der NBA war Garnett aus heutiger Sicht ohne Frage der beste Spieler seines Draft-Jahrgangs. Schlecht standen nach dem Draft allerdings auch die Nuggets, 76ers und Bullets, die sich die Spieler an den Positionen zwei bis vier sicherten, nicht da. Mit Antonio McDyess, Jerry Stackhouse und Rasheed Wallace erhielten alle drei Teams durchaus Spieler, die die NBA über einen längeren Zeitraum als Stars prägen konnten. Der große Verlierer des Drafts sind daher eindeutig die Golden State Warriors, die sich an Position eins für Joe Smith entschieden. Mit 17 Punkten und 8 Rebounds konnte der Power Forward in seinen ersten drei Jahren zwar durchaus überzeugen, schaffte allerdings nie den Sprung zu einem wirklichen Top-Spieler auf seiner Position. Spätestens als Smith auf eigenen Wunsch an die Ostküste zurückkehrte, war die Star-Karriere endgültig Geschichte.

Pick 4: Dave Cowens

Weitere Kandidaten: Dikembe Mutombo, Chris Paul, Chris Bosh

Die Karriere: 2x Champion, 1x MVP, 7x All-Star, 3x All-NBA Second Team, 1x All-NBA Defensive First Team

Die Draft-Situation: Aus heutiger Sicht ist es nur schwer vorstellbar, doch Cowens an der vierten Position im Draft zu ziehen, war 1970 durchaus ein Reach. Auch Red Auerbach entschied sich nur auf Drängen von Bill Russell, der im Jahr zuvor seine Karriere beendet hatte, für den Center, der in den Augen der meisten NBA-Scouts mit 2,06 Metern einfach zu klein für die Center-Position in der NBA zu sein schien. Cowens konnte seine Qualitäten dennoch relativ problemlos auch in bei den Profis einbringen. In vier Jahren am College kam der Big Man durchschnittlich auf 19 Punkte und 17,2 Rebounds pro Partie. In seiner NBA-Rookie-Saison lasen sich diese Statistiken mit 17 Punkten und 15 Rebounds pro Spiel kaum schlechter.

Die anderen Picks: Cowens strich den Award des Rookie des Jahres in seinem Jahrgang ein und konnte als einziger Spieler des 1970er Drafts den MVP-Award gewinnen. Dennoch werden die meisten anderen General Manager nicht mit Wehmut auf den Draft zurückblicken. Sieben der ersten acht Picks der Draft Class brachten es auf mindestens eine All-Star-Teilnahme. Selbst ohne Cowens wurden die Spieler dieses Jahrgangs 41-mal in ein All-Star-Team gewählt, mit Bob Lanier, Pete Maravich, Calvin Murphy, Nate Archibald und Dan Issel schafften es fünf weitere Spieler in die NBA Hall of Fame. Umso bitterer dürfte der Draft aus heutiger Sicht dafür für die Seattle SuperSonics sein: Ihr Pick, Big Man Jim Ard, verpasste nicht nur als einziger der acht ersten Picks eine All-Star-Teilnahme, sondern entschied sich von Beginn an gegen die NBA und heuerte bei den New York Nets in der ABA an. Als er vier Jahre später zu den Celtics in die NBA wechselte, brachte er es gerade einmal auf 4 Punkte und 4 Rebounds pro Spiel.

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Pick 3: Michael Jordan

Weitere Kandidaten: Kevin McHale, Bob Cousy, Pete Maravich, Dominique Wilkins

Die Karriere: 6x Champion, 5x MVP, 6x Finals MVP, 14x All-Star, 10x All-NBA First Team, 9x All-Defensive First Team, 10x Scoring Champion

Die Draft-Situation: His Airness erlebte am College von North Carolina eine starke, keine dominante, NCAA-Karriere. In seinem zweiten Jahr gewann der Shooting Guard mit den Tar Heels den Titel und verwandelte im Finale sogar den entscheidenden Game-Winner gegen Patrick Ewings Georgetown Hoyas. In seinem Sophomore- und Junior-Jahr wurde Jordan zudem zu einem First-Team All-American gewählt und galt für viele Experten als versiertester Scorer seit Jahren. Dennoch verzichteten Houston und Portland mit den ersten beiden Picks 1984 auf den 21-Jährigen. Mit Robert Reid und Lewis Lloyd (Rockets) und Jim Paxson und Clyde Drexler (Blazers) fühlten sich die Teams auf dem Flügel bereits ausreichend gut besetzt und entschieden sich mit Hakeem Olajuwon und Sam Bowie daher für dominante Center unter dem Korb.

Die anderen Picks: Die Rockets ließen sich mit Jordan zwar den vielleicht besten Spieler in der Geschichte der NBA durch die Finger gleiten, konnten sich mit einem der dominantesten Big Men aller Zeiten in Hakeem Olajuwon jedoch ganz gut darüber hinweg trösten. Sam Bowie blieb eine ähnlich erfolgreiche Karriere hingegen verwehrt. Der am Tag des Drafts bereits 23-Jährige Center schaffte es zwar ins All-Rookie First Team, kam aber nie wirklich über den Status eines eher durchschnittlichen NBA-Centers hinaus. Im Jahr 2005 wählte ESPN die zweite Auswahl im Draft 1984 sogar zum schlechtesten Draft Pick in der Geschichte der Liga. Viel besser erging es allerdings auch Dallas mit dem vierten Pick nicht: Nachdem Michael Jordan den Mavericks gerade so vor der Nase weggeschnappt wurde, standen die Texaner vor der Wahl, wer denn ihr Power Forward der Zukunft werden sollte: Sam Perkins oder Charles Barkley. Aufgrund einiger fehlender Zentimeter entschied sich Dallas für Perkins und gegen Sir Charles. Barkleys zehn All-Star-Nominierungen beweisen: Die falsche Wahl.

Pick 2: Bill Russell (1956)

Weitere Kandidaten: Bob Pettit, Isiah Thomas, Kevin Durant, Jason Kidd, Gary Payton

Die Karriere: 11x Champion, 5x MVP, 12x All-Star, 3x All-NBA First Team, 4x Rebounding Champion

Die Draft-Situation: Der Spielstil Russells, in dem das Hauptaugenmerk auf die Defense gelegt wurde, entsprach überhaupt nicht dem damaligen Bild eines Elite-Centers in der NBA. Das Potenzial des Big Man war dank seiner zwei NCAA Titel und seiner Auszeichnung zum besten NCAA-Spieler des Jahres 1955 unbestritten, dennoch wussten viele NBA-Manager mit dem Kalifornier nicht wirklich etwas anzufangen. So übergingen die Rochester Royals, die mit Maurice Stokes bereits einen starken Center in den eigenen Reihen hatten, Russell an Position eins und entschieden sich mit dem ersten Pick für den nicht einmal 1,90 Meter großen Flügelspieler Sihugo Green. Celtics-Coaching-Legende Red Auerbach hingegen erkannte die Fähigkeiten des hoch veranlagten Talents und schickte mit Ed Macauley mal eben seinen besten Spieler und sechsfachen All-Star im Tausch für den zweiten Pick nach St. Louis. Als die Hawks mit diesem Angebot immer noch nicht zufrieden waren, folgte mit Cliff Hagan sogar ein weiterer hoch veranlagter Spieler im Gegenzug für die Dienste von Russell.

Die anderen Picks: Der Draft der Celtics dürfte 1956 der profitabelste eines jeden Teams in der Geschichte der NBA gewesen sein. Neben Russell sicherten sich die Celtics per Territorial Pick den sechsfachen All-Star Tommy Heinsohn, sowie mit dem 13. Pick Point Guard K.C. Jones. Alle drei Spieler stehen heute in der NBA Hall of Fame und waren Eckpfeiler des legendären Celtics-Teams, das in 13 Jahren elf Meisterschaften gewinnen konnte. Während die St. Louis Hawks mit Macauley und dem fünffachen All-Star Hagan trotz des Verlusts von Russell immer noch einigen Profit aus dem Draft ziehen konnten und zwei Jahre später sogar die Meisterschaft gewannen, endete die Prozedur für die Rochester Royals im Desaster. Swingman Green verließ das Team nach nur einem Jahr und beendete seine neunjährige NBA-Karriere letztlich mit einem Punkteschnitt von lediglich 9,2 Zählern pro Partie.

Pick 1: Kareem Abdul-Jabbar (1969)

Weitere Kandidaten: Magic Johnson, LeBron James, Tim Duncan, Shaquille O'Neal, Hakeem Olajuwon

Die Karriere: 6x Champion, 6x MVP, 2x Finals MVP, 19x All-Star, 10x All-NBA First Team, NBA's All-Time Leading Scorer

Die Draft-Situation: Die Milwaukee Bucks machten 1969 im Draft alles richtig, als sie mit dem ersten Pick Lew Alcindor von den UCLA Bruins auswählten. Die Entscheidung war allerdings keine allzu schwere und wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den anderen 13 NBA Teams ebenso getroffen worden. Alcindor gewann in seinen drei Jahren mit den Bruins (in seinem ersten College-Jahr spielte er im reinen Freshmen-Team) drei Meisterschaften und wurde in jedem Jahr zum besten Spieler des NCAA Final Four gewählt. Darüber hinaus stellte er gleich in seinem ersten Spiel mit 56 Punkten einen neuen UCLA-Rekord auf, erreichte in drei Jahren eine Bilanz von 88 Siegen bei nur zwei Niederlagen (in einer davon spielte er verletzt) und hält heute noch die Rekorde in den Kategorien Punkte pro Spiel und Punkte in einem einzigen Spiel. Die New York Nets, die damals den ersten Pick der ABA inne hatten, entschieden sich übrigens ebenfalls für den dominaten Big Man, verloren das Tauziehen um Alcindor allerdings aufgrund eines niedriger angebotenen Grundgehalts.

Die anderen Picks: Besonders bitter lief der Draft 1969 für die Suns. Phoenix verpasste die Dienste Alcindors nur aufgrund eines zugunsten der Bucks ausgefallenen Münzwurfs und stand mit dem zweiten Pick einer wesentlich schwereren Entscheidung gegenüber. Neal Walk, auf den letztlich die Wahl der Suns fiel, entwickelte sich in seinen sieben Jahren in der NBA nie zu mehr als einem guten Starting Center, doch auch die anderen Kandidaten, Lucius Allen (gewann 1971 als einer von vielen im Team um Superstar Alcindor die Meisterschaft), Terry Driscoll (NBA-Karriereschnitt 4,1 Punkte) und Larry Cannon erreichten in der Liga nie den Status eines Superstars.

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