Das große Mysterium

Kristaps Porzingis lässt die Scouts von einem Hybrid aus Dirk Nowitzki und Kevin Durant träumen, bringt aber auch Fragezeichen mit. Justise Winslow gilt dagegen als sicherer Pick, mit Stanley Johnson wartet eine physische Ausnahmeerscheinung. Und: Ein Kentucky Wildcat als möglicher Steal?

spox

Kristaps Porzingis

Position: Power Forward

Statistiken: 11 Punkte, 4,6 Rebounds, 1,04 Blocks

Verein: Baloncesto Sevilla

Alter: 19

Größe: 2,16 m

Gewicht: 104 kg

Im Idealfall ein Typ wie:Dirk Nowitzki

Stärken:

- Sehr beweglich für seine Größe

- Vielseitiger Scorer

- Instinkte in der Defense

- Erfahren für sein Alter

Schwächen:

- Sehr dünn

- Fehlende Fundamentals

- Rebounding

- Schlechter Passer

Fazit:

getty

Der "Zinger" ist das große Mysterium dieses Jahrgangs. Er hat Anlagen, die Scouts das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen - ESPN-Draftexperte Chad Ford beschrieb ihn anlässlich seines ersten Workouts in den USA als "19-jähriges Wunderkind, das aussieht und sich bewegt wie eine Mischung aus Dirk Nowitzki, Andrei Kirilenko und Kevin Durant". Klingt natürlich vielversprechend, doch Porzingis bringt auch Fragezeichen mit.

Da ist zum einen die Skepsis gegenüber Spielern, die nicht wöchentlich im amerikanischen Fernsehen, sprich der NCAA, zu sehen waren. Diese antiquiert wirkende Skepsis ist auch heute noch durchaus real.

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"Hätte er in Duke oder Kentucky gespielt, wäre er ein heißer Kandidat auf den First Pick", zitierte Ford einen langjährigen General Manager. Die Angst davor, den nächsten Darko Milicic oder Jan Vesely zu draften, ist allerdings nicht das einzige Argument gegen Porzingis.

Wesentlich wichtiger ist die Physis. Die Gewichtsangaben im Internet variieren zwischen 100 und 108 Kilo, der genaue Wert ist allerdings Nebensache; der Mann ist dünn. Sehr dünn. Bereits in der spanischen ACB wurde er bisweilen von stärkeren Big Men herumgeschubst, offensiv aus der Zone vertrieben und defensiv einfach überpowert. Wie soll das erst in der NBA werden?

Die Frage ist zwar berechtigt, allerdings wird dabei zu häufig vergessen, dass Porzingis im August erst 20 Jahre alt wird. Er wird Masse aufbauen und in seinen Körper "hineinwachsen" - egal, ob schon in den nächsten Monaten oder erst in zwei oder drei Jahren.

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Mehr als bei jedem anderen Spieler dieses Jahrgangs ist daher essenziell, bei welchem Team er landet. Ein ungeduldiges Team wäre Gift für ihn, vielmehr sollte er nach und nach aufgebaut und herangeführt werden, wie es beispielsweise die Mavericks damals bei Nowitzki machten.

Dass ein solches "Projekt" in den meisten Mock-Drafts so hoch gehandelt wird, spricht Bände über das Potenzial, welches der Lette mitbringt. Um es mit besagtem GM zu sagen: "Er hat Dirks Wurf und Moves und Kirilenkos Athletik. Denkt darüber nach. Was wäre passiert, wenn Dirk ein besserer Athlet und Verteidiger gewesen wäre?" Man darf gespannt sein, welches Team eine Antwort auf diese Frage finden will.

Prognose: Top-5-Pick

Mögliche Teams: Lakers, Sixers, Knicks, Magic

Seite 1: Kristaps Porzingis

Seite 2: Justise Winslow

Seite 3: Stanley Johnson

Seite 4: Trey Lyles

Seite 5: Kelly Oubre

Justise Winslow

Position: Small Forward

Statistiken: 12,6 Punkte, 6,5 Rebounds, 2,1 Assists

Alter: 19

College: Duke, Freshman

Größe: 2,01 m

Gewicht: 100 kg

Im Idealfall ein Typ wie:Andre Iguodala

Stärken:

- Kraft

- Vielseitig in der Offense

- Hoher Basketball-IQ

- Verteidigung gegen mehrere Positionen

Schwächen:

- Kein Midrange-Game

- Wurf aus dem Dribbling

- Kein Go-to-Guy

Fazit:

getty

Wo Porzingis als großes Fragezeichen gilt, ist Winslow das Gegenteil. Beim amtierenden NCAA-Champion weiß man ziemlich genau, was man bekommt: Einen vielseitigen, intelligenten und extrem ehrgeizigen Forward moderner Bauart, der seinem Team sofort weiterhelfen dürfte. Winslow ist ein Spielertyp, den jede Mannschaft der NBA gerne in ihren Reihen wüsste - nur eben nicht direkt als Franchise Player.

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Winslow ist dann am besten, wenn er nicht die komplette Aufmerksamkeit der Verteidigung bekommt. Bei Duke etwa stand allen voran Jahlil Okafor im Vordergrund, während Winslow offensiv wie defensiv alle möglichen Lücken stopfte und der Leader des Teams war. Hier sind die Parallelen zum amtierenden Finals-MVP Iguodala offensichtlich, der seine basketballerische Glückseligkeit erst fand, als er nicht mehr der offensive Fixpunkt war.

Winslow besticht zudem durch eine überragende Arbeitseinstellung. Er kam quasi ohne Jumper ans College, verbesserte sich aber immer mehr und traf in der letzten Saison über 40 Prozent vom Perimeter.

Auch defensiv kommen ihm sein Ehrgeiz sowie seine Kraft zugute, da er sowohl gegnerische Guards über den Court jagen als auch gegen größere Spieler im Post dagegenhalten kann.

Es ist nicht auszuschließen, dass er angesichts seines Eifers offensiv noch mehr zum Creator und eines Tages mehr zum herkömmlichen "Star" wird. Winslow ist schließlich noch sehr jung. Für den Moment ist er aber bereits ein potenziell herausragender Rollenspieler, der in den meisten Jahren wohl sogar in der Top 3 über die Ladentheke gehen würde.

Prognose: Top-10-Pick

Mögliche Teams: Magic, Kings, Nuggets, Pistons

Seite 1: Kristaps Porzingis

Seite 2: Justise Winslow

Seite 3: Stanley Johnson

Seite 4: Trey Lyles

Seite 5: Kelly Oubre

spox

Stanley Johnson

Position: Small Forward

Statistiken: 13,8 Punkte, 6,5 Rebounds, 1,7 Assists

Alter: 19

College: Arizona, Freshamn

Größe: 2,01 m

Gewicht: 110 kg

Im Idealfall ein Typ wie:Luol Deng

Stärken:

- Exzellente Physis

- Scoring-Gen

- Starker Flügelverteidiger

Schwächen:

- Kein explosiver Athlet

- Turnover-anfällig

- Kein guter Finisher

Fazit:

getty

Das erste, was dem Zuschauer bei Johnson ins Auge springt, ist dessen Körper. Der Small Forward ist gebaut wie ein Schrank und hat für seine Position Gardemaß. Am College nutzte er diese Physis, gepaart mit guten Instinkten und einem untrainierbaren Sinn dafür, den Ball in den Korn zu befördern, um seine Gegenspieler immer wieder vor Probleme zu stellen.

Da Johnson auch seine vormals größte Schwäche, den Dreier, auf ein respektables Niveau brachte, waren ihm Verteidiger reihenweise ausgeliefert.

Auch defensiv nutzte er seine Länge und Kraft dafür, seinen Mann unter Druck zu setzen und auch dann noch zu beeinträchtigen, wenn dieser eigentlich an ihm vorbeigezogen war. Johnsons Spiel hat, abgesehen von der Tendenz dazu, gelegentlich zu überdrehen und mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, relativ wenig Schwächen. Eine sichere Sache also? Nicht ganz.

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Während er am College mit seiner Physis eine wahre Ausnahmeerscheinung war, wird Johnson in der NBA nur einer unter vielen großen Jungs sein und Probleme bekommen, da seine Fundamentals nicht ganz sauber sind und seine Athletik eher durchschnittlich ist. Das deutete ein General Manager jedenfalls gegenüber Chad Ford an: "Wenn er die Athletik von Winslow hätte, würde ich ihn lieben. Er hat sie aber nicht. Wenn man einen soliden Rollenspieler erwartet, ist er eine gute Wahl, wenn man auf mehr hofft, könnte man enttäuscht werden."

Vieles wird bei Johnson davon abhängen, ob er seinen Distanzwurf weiter steigern kann. Seine Wurfform sieht noch immer etwas merkwürdig aus, sollte aber korrigierbar sein - zumal er als absolute Gym Rat gilt. Die Anlagen sind da, wie so viele Rookies wird er allerdings noch Feintuning brauchen.

Prognose: Top-10-Pick

Mögliche Teams: Kings, Pistons, Jazz, Suns

Seite 1: Kristaps Porzingis

Seite 2: Justise Winslow

Seite 3: Stanley Johnson

Seite 4: Trey Lyles

Seite 5: Kelly Oubre

Trey Lyles

Position: Power Forward

Statistiken: 8,7 Punkte, 5,2 Rebounds, 1,1 Assists

Alter: 19

College: Kentucky, Freshman

Größe: 2,08 m

Gewicht: 110 kg

Im Idealfall ein Typ wie:David West

Stärken:

- Starke Fußarbeit

- Guter Passer

- Hoher Basketball-IQ

Schwächen:

- Etwas langsam

- Probleme in der Defense

- Muss kräftiger werden

Fazit:

getty

An sich ist es ja kaum möglich, unter dem Radar zu laufen, wenn man für die Kentucky Wildcats aufläuft. Bei Lyles ist es dennoch passiert, und dafür gibt es einen ziemlich simplen Grund: Er musste den Großteil der Saison auf einer Position absolvieren, die ihm eigentlich nicht liegt. Da Karl-Anthony Towns und Willie Cauley-Stein die Zone regierten, wurde Lyles kurzerhand zum Small Forward umfunktioniert.

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Nun ist er in Sachen Schnelligkeit und Physis allerdings nicht gerade prädestiniert für diese Rolle, zumal auch sein Wurf nicht der eines modernen Flügelspielers ist. Er kann zwar solide aus der Mitteldistanz abschließen, der Dreier ist seine Stärke jedoch nicht (nur 4 Treffer bei 29 Versuchen). Und so sank sein Ansehen ein wenig, obwohl er vor der Saison noch zu den 10 besten Freshmen gezählt wurde.

Dadurch könnte sich für gewisse Teams allerdings eine Chance ergeben. "Wenn man ihn in der Mitte des Drafts bekommt, ist er ein Steal", zitiert Chad Ford einen NBA-Scout. Das Team müsse ihn nur wieder auf seiner angestammten Position einsetzen.

Als Power Forward bringt Lyles nämlich insbesondere offensiv sehr viel mit. Er ist für einen Big Man ein herausragender Passer und trifft kaum schlechte Entscheidungen. Mit seinem Mix aus Midrange-Jumper und einigen Moves im Low-Post kann er auf viele Arten scoren, wenngleich er sich dabei auf dem College-Level noch sehr häufig auf Pump-Fakes verlassen musste - dies dürfte bei den Profis schwieriger werden.

Den Fokus einer Offense wird Lyles nie bilden, zumal er auch kein allzu guter Eins-gegen-Eins-Spieler ist. Er bringt aber genug Skills mit, um einem guten Team als Rollenspieler auf verschiedene Arten weiterzuhelfen. Dass er defensiv bereits viel Erfahrung gegen schnellere, kleinere Spieler gesammelt hat, dürfte seiner Entwicklung helfen und in der Pick'n'Roll-Liga NBA von großem Nutzen sein.

Prognose: Später Lottery-Pick

Mögliche Teams: Pacers, Jazz, Suns, Thunder, Hawks

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Seite 2: Justise Winslow

Seite 3: Stanley Johnson

Seite 4: Trey Lyles

Seite 5: Kelly Oubre

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Kelly Oubre

Position: Small Forward

Statistiken: 9,3 Punkte, 5 Rebounds, 1,1 Steals

Alter: 19

College: Kansas, Freshman

Größe: 2,01 m

Gewicht: 92 kg

Im Idealfall ein Typ wie:Danny Green

Stärken:

- Guter Schütze

- Athletisch

- Defensiv-Potenzial

Schwächen:

- Ballhandling

- Wurfauswahl

- Übersicht

Fazit:

getty

Vor der Saison galt Oubre als eines der heißesten Eisen im gesamten Jahrgang und wurde in vielen Mock-Drafts unter den ersten fünf Picks geführt. Dann startete jedoch die Saison - und Oubre nicht. Bei Bill Self musste er sich die Minuten erst einmal verdienen, kam zeitweise kaum zum Einsatz und legte über die ersten sieben Spiele der Saison ganze 2 Punkte im Schnitt auf.

Nach und nach wuchs Oubres Rolle jedoch, sodass man sich mit der Zeit dann doch einen besseren Eindruck von ihm machen konnte. Sein Potenzial als Shooter und Defensivspezialist schimmerte immer wieder durch, allerdings wurde auch deutlich, dass seine Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen ist.

Oubre kann überragende Individualdefense spielen, wirkt allerdings nicht regelmäßig voll bei der Sache. Diese Tendenz besserte sich zwar im Saisonverlauf, lässt teilweise aber doch am Engagement zweifeln.

Oubres Wurf gehört neben der Athletik und den ellenlangen Armen zu seinen großen Stärken, ist derzeit allerdings ebenfalls nicht konstant. Oubre traf nur 36 Prozent seiner College-Dreier, auch weil er die Abschlüsse gelegentlich erzwingen wollte. An seiner Wurfauswahl wird er definitiv arbeiten müssen.

Bei allen derzeit existierenden Schwachpunkten muss jedoch erwähnt werden, dass jeder von ihnen korrigierbar ist. Oubre bringt von den "Tools" her alles mit, um ein exzellenter Three-and-D-Spieler oder vielleicht sogar mehr zu werden. Es dürfte nur eben noch eine Weile dauern.

Prognose: Mid-Round-Pick

Mögliche Teams: Suns, Thunder, Hawks, Celtics, Bucks, Rockets

Seite 1: Kristaps Porzingis

Seite 2: Justise Winslow

Seite 3: Stanley Johnson

Seite 4: Trey Lyles

Seite 5: Kelly Oubre

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