Schau' mal vorbei, Leo Messi!

Max Marbeiter
23. Juni 201514:13
Mario Hezonja gilt als nahezu sicherer Top-10-Pickgetty
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Vor dem Draft am 25. Juni stellt SPOX die fünf vielversprechendsten Prospects auf jeder Position vor. Den Anfang machen die Point Guards, die ein potenzieller Top-5-Pick anführt. Mario Hezonja hat dagegen einen gut gemeinten Rat für Lionel Messi.

SPOXspox

D'Angelo Russell

Position: Point Guard/Shooting Guard

Statistiken: 19,3 Punkte, 5,7 Rebounds, 5 Assists

College: Ohio State, Freshman

Alter: 19

Größe: 1,95 m

Gewicht: 88,5 kg

Im Idealfall ein Typ wie: Penny Hardaway

Draft kurios: High Five für Dummies

Stärken:

- Physis, Länge

- Scorerfähigkeiten

- Passing

- Basketball-IQ

Der NBA-Draft: Die sozialste Seite Amerikas

Schwächen:

- Probleme gegen Elite-Defenses

- mangelnde Explosivität

- Abschluss mit Kontakt

Fazit:

D'Angelo Russell, Ohio Stategetty

Mittlerweile gilt es als beinahe gesichert, dass D'Angelo Russell als erster "kleiner" Spieler seinen Namen aus dem Mund von Commissioner Adam Silver vernehmen wird. Was eine gelungene Freshman-Saison nicht alles ausrichten kann.

Denn eigentlich war Russell nicht einmal mit großen Vorschusslorbeeren aus der Highschool nach Ohio State gewechselt - und entwickelte sich binnen eines Jahres dennoch zu einem der besten Spieler im Collegebasketball. Er beendete die Saison als stolzes Mitglied des All Big Ten First Team und Freshman of the Year, das NCAA-Tournament allerdings auch bereits in der Runde der letzten 32, wo Ohio State den an zwei gesetzten Arizona Wildcats unterlag.

Geschadet hat das frühe Aus Russells Wert allerdings nicht. Zu verlockend sind die körperlichen Voraussetzungen des Freshman, zu beeindruckend sein Spiel. Mit 1,95 Metern bringt Russell eine für einen Point Guard hervorragende Größe mit, die es ihm erlaubt, über die Defense hinwegzublicken und den offenen Mitspieler zu finden.

Kombiniert mit seinem guten Shooting und hervorragenden Basketball-IQ macht das aus Russell eine durchaus verlockende Offensivwaffe. Schließlich kann er dank seiner Vielseitigkeit mit diversen Spielertypen zusammenspielen, muss nicht die eine, für ihn perfekte Teamsituation vorfinden.

Allgemein ist Russells Offensivspiel für einen 19-Jährigen sehr ausgereift. Den Dreier traf er in dieser Saison beispielsweise in starken 41 Prozent der Fälle. Dass zudem 44 Prozent seiner Würfe aus dem Dribbling heraus durch die Reuse rutschen, macht den Guard speziell im Pick-and-Roll immens schwer zu verteidigen. Zumal Russell nur zu gern den Pass spielt, sehr selbstlos auftritt und die Kunst des Vorbereitens grundsätzlich bestens beherrscht.

Ein wenig problematischer wird es jedoch am hinteren Ende des Feldes. Dort bereitet Russell seine mangelnde laterale Geschwindigkeit und Explosivität häufig Schwierigkeiten. Letzteres ist im Übrigen auch offensiv mitunter nachteilig. Dort schließt Russell am Ring mit Kontakt nicht immer sicher ab, bietet am Ende jedoch zu viele Vorzüge, um mögliche Interessenten durch seine durchaus vorhandenen Schwächen abzuschrecken.

Prognose: Top-5-Pick

Mögliche Teams: Lakers, Sixers

Seite 1: D'Angelo Russell

Seite 2: Emmanuel Mudiay

Seite 3: Mario Hezonja

Seite 4: Cameron Payne

Seite 5: Devin Booker

SPOX

Emmanuel Mudiay

Position: Point Guard/Shooting Guard

Statistiken: 17,7 Punkte, 6 Rebounds, 5,9 Assists

Verein: Guangdong

Alter: 19

Größe: 1,95 m

Gewicht: 90,7 kg

Im Idealfall ein Typ wie: John Wall

Draft kurios: High Five für Dummies

Stärken:

- Profierfahrung

- Physis

- Kreieren in der Offense

- Defensives Potenzial

Der NBA-Draft: Die sozialste Seite Amerikas

Schwächen:

- Shooting unkonstant

- Wurfbewegung

- Turnover-Anfälligkeit

Fazit:

Emmanuel Mudiay, Guangdong Tigersgetty

Emmanuel Mudiay wagte einen seltenen Schritt. Anstatt den klassischen Weg aufs College zu gehen, entschied er sich für China. Dabei hatte er eigentlich bereits SMU für sich ausgewählt, um sich dort von Larry Brown coachen zu lassen. Natürlich wurde fröhlich spekuliert, weshalb es Mudiay schlussendlich doch nach China zog.

Den Hauptgrund lieferte der Playmaker selbst: Er könne einfach nicht mehr zusehen, wie seine Mutter zu kämpfen hat, erklärte er in einem Statement. Deshalb habe er sich entschieden, das Angebot der Guangdong Tigers über ein Jahr und 1,2 Millionen Dollar anzunehmen.

Viel gespielt hat Mudiay in China allerdings nicht. Nach nur zehn Spielen zog er sich eine Knöchelverletzung zu, die ihn zu einer mehr als dreimonatigen Pause zwang. Fit wäre der Guard bereits früher gewesen, die Tigers hatten mittlerweile jedoch Will Bynum verpflichtet und deshalb vorläufig keinen Platz für Mudiay. Erst für die finalen beiden Playoff-Partien der Tigers stand der Prospect wieder auf dem Parkett. Optimale Vorbereitung auf den Draft sieht also anders aus.

Und Mudiays Wert ist tatsächlich ein wenig eingebrochen. Wurde er vor rund einem Jahr noch als potentieller Top-Pick gehandelt, so ist er in diversen Mock-Drafts mittlerweile sogar aus den Top 5 geflogen. Dass Mudiay beim Draft auch die besten zehn wird verstreichen lassen müssen, ist jedoch mehr als unwahrscheinlich.

Dafür ist er schlicht zu gut. Ähnlich wie Russell liefert Mudiay ein durchaus beeindruckendes Paket aus Länge, Agilität und guter Courtvision, kombiniert diese Attribute allerdings zusätzlich mit Athletik und Speed. Was den Combo-Guard besonders macht, sind seine bereits in jungen Jahren sehr ausgeprägten Leaderqualitäten und der unbändige Siegeswille.

So zieht Mudiay auch in komplizierten Situationen sein Spiel durch. Auch in Situationen wie in China, wo er kurzzeitig seine Perspektive auf Einsätze verlor, sich aber fit hielt und auf seine Chance wartete. In der CBA ließ sich Mudiay im Übrigen auch nicht vom körperlicheren Spiel der Profis beeindrucken und bewies, dass er auch bei den "Großen" in schöner Regelmäßigkeit am Ring abschließen kann.

Arbeiten muss der Guard dagegen an seinem Wurf, der noch wenig konstant fällt. Zudem ist sich derzeit niemand sicher, inwieweit das Jahr China Mudiays Entwicklung positiv oder negativ beeinflusst hat. Man wird es bald herausfinden.

Prognose: Top-10-Pick

Mögliche Teams: Lakers, Sixers, Knicks, Kings

Seite 1: D'Angelo Russell

Seite 2: Emmanuel Mudiay

Seite 3: Mario Hezonja

Seite 4: Cameron Payne

Seite 5: Devin Booker

SPOXspox

Mario Hezonja

Position: Shooting Guard/Small Forward

Statistiken: 6,1 Punkte, 1,9 Rebounds, 1,2 Assists

Verein: FC Barcelona

Alter: 20 Jahre

Größe: 2,03 m

Gewicht: 90,7 kg

Im Idealfall ein Typ wie: Rex Chapman

Draft kurios: High Five für Dummies

Stärken:

- Physische Voraussetzungen

- Shooting

- Slashing-Potential

- Defensive Upside

Der NBA-Draft: Die sozialste Seite Amerikas

Schwächen:

- Muss lernen, die richtige Entscheidung zu treffen

- Konstantes Kreieren

- Defensiver Fokus

- Attitüde

Fazit:

Mario Hezonja, FC Barcelonagetty

"Leo Messi sollte kommen, um mich zu sehen." Mario Hezonjas Antwort auf die Frage, ob er Messi bei den Fußballkollegen des FC Barcelona zusehen werde, verrät eines ganz deutlich: Am Selbstbewusstsein wird die NBA-Karriere des Mario Hezonja definitiv nicht scheitern. Des Kroaten Glaube an die eigene Stärke wandelt mitunter schließlich hart an der Grenze zur Arroganz.

So äußerte er vor einigen Wochen auch ohne jegliches Understatement, dass der First-Pick im diesjährigen Draft eigentlich nur den Namen Mario Hezonja tragen könne. Aufgrund solcher Aussagen wird der Swingman in den USA bereits mit Kobe Bryant verglichen. Rein auf das Selbstvertrauen bezogen, versteht sich.

Nun ließe sich vorzüglich das Bild vom etwas großmäuligen 20-Jährigen malen, zierte Hezonjas Gesamtpaket nicht noch eine weitere, nicht unwesentliche Komponente. Mario Hezonja kann Basketball spielen. Und das richtig gut. Bei Barcas knapper Niederlage in Spiel 1 der spanischen Finals gegen Real gelangen dem Kroaten beispielsweise 18 Punkte, auf sich aufmerksam gemacht hat er jedoch bereits deutlich früher.

Spätestens seit dem Jordan Brand International 2011, Hezonja war gerade 16, ist man sich im Grunde einig, dass die NBA definitiv ein Plätzchen für den Kroaten zu vergeben hat. Das Problem: Hezonja meldete sich nicht nur nicht bei erster Gelegenheit für den Draft an (2015 statt 2014), zieht Barca seine Option - und daran besteht wenig Zweifel - dann steht der Kroate noch 4 Jahre in Katalonien unter Vertrag. Heißt: Es wäre eine Ablöse von rund 2 Millionen Dollar fällig, die Hezonja aufgrund der Regularien der NBA größtenteils selbst bezahlen müsste.

An Hezonjas Wert ändert die Vertragssituation allerdings ebenso wenig wie die Zweifel am Verhalten des Swingman. Er ließe schnell den Kopf hängen, lege sich mitunter mit Mitspielern an, heißt es. All das lässt sich bei der Aussicht auf einen athletischen Europäer, mit Basketballverstand, gutem Wurf und vielseitigem Offensivspiel, allerdings bestens verkraften. Zumal Hezonja defensiv zwar nicht glänzt, im Eins-gegen-Eins aber bereits bewies, dass seine Schnelligkeit durchaus auch zum Verteidigen zu gebrauchen ist.

Prognose: Top-10-Pick

Mögliche Teams: Sixers, Knicks, Magic, Kings, Nuggets, Pistons, Hornets, Heat

Seite 1: D'Angelo Russell

Seite 2: Emmanuel Mudiay

Seite 3: Mario Hezonja

Seite 4: Cameron Payne

Seite 5: Devin Booker

SPOX

Cameron Payne

Position: Point Guard

Statistik: 20,3 Punkte, 6 Assists, 3,8 Rebounds

College: Murray State, Sophomore

Alter: 20

Größe: 1,88 m

Gewicht: 83 kg

Im Idealfall ein Typ wie: George Hill/Devin Harris

Draft kurios: High Five für Dummies

Stärken:

- Gefühl für das Spiel

- Scoring

- Instinkte in der Defense

Der NBA-Draft: Die sozialste Seite Amerikas

Schwächen:

- Streaky Shooter

- Disziplin in der Defense

- Muss kräftiger werden

Fazit:

Cameron Payne, Murray Stategetty

Einschüchternd wirkt Cameron Payne wahrlich nicht. Der Point Guard ist schmächtig. In Zeiten, in denen der MVP lediglich 86 Kilogramm auf die Wage bringt, sollte das allerdings kein allzu großes Problem darstellen. Zumal Payne noch jung ist und mit der Zeit zwangsläufig kräftiger werden wird. Schaden wird das wiederum auch nicht - gerade defensiv.

Dort wurde Payne auf dem College noch zu häufig herumgeschubst, was auf NBA-Niveau sicherlich nicht weniger werden dürfte. Dass der Playmaker in der Defense zudem immer wieder den Fokus verlor, teilweise auf dem falschen Fuß erwischt wurde und häufig nicht die richtige Verteidigungsposition einnahm, rundet das Gesamtbild eines durchschnittlichen Verteidigers ab.

Dabei ist Payne dank seiner großen Spannweite und Hände sowie guter Instinkte ein durchaus fähiger Balldieb, bringt eine gute laterale Geschwindigkeit mit, dank derer Gegenspieler bestens vor sich halten kann.

Defense ist in Paynes Spiel allerdings ohnehin ein wenig zweitrangig. Seine Offense macht den Point Guard zu einem vielversprechenden Prospect. Denn Payne ist fähiger Passer auf der einen und gefährlicher Schütze auf der anderen Seite. Ob aus dem Dribbling heraus, nach der Reise rund um Blöcke oder als Spot-up Shooter - Payne versteht es, zu scoren.

Prognose: Lottery-Pick

Mögliche Teams: Charlotte Hornets, Oklahoma City Thunder, Miami Heat

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Seite 2: Emmanuel Mudiay

Seite 3: Mario Hezonja

Seite 4: Cameron Payne

Seite 5: Devin Booker

SPOXspox

Devin Booker

Position: Shooting Guard

Statistiken: 10,0 Punkte, 2,0 Rebounds, 1,1 Assists

College: Kentucky, Freshman

Alter: 18

Größe: 1,98 m

Gewicht: 93,4 kg

Im Idealfall ein Typ wie: Gordon Hayward/Klay Thompson

Draft kurios: High Five für Dummies

Stärken:

- Größe

- Wurfbewegung

- Gefühl für das Spiel

- Jung

Der NBA-Draft: Die sozialste Seite Amerikas

Schwächen:

- Finisher-Qualitäten

- Kreieren in der Offense

- Defensives Potenzial

Fazit:

Devin Booker, Kentuckygetty

Immer mal wieder spült der Draft besondere Shooter in die Liga. Solche, bei denen Basketballpuristen bereits beim Anblick ihres Wurfs feuchte Augen bekommen, die schlicht und einfach einen stilistisch einwandfreien Wurf besitzen. Vielleicht ist Devin Booker so einer. Die Wurfbewegung, der hohe Release, der Follow-Through - all das sieht beim ehemaligen Kentucky Wildcat sehr nach Textbook aus.

Und so nahm Booker rund die Hälfte seiner Würfe am College auch von jenseits der Dreierlinie und traf dann auch 41,1 Prozent seiner Versuche von Downtown. Seine gute Fußarbeit, gepaart mit der Fähigkeit, Raum zwischen sich und den Gegenspieler zu bringen, machen Booker zudem zu einem mehr als fähigen Schützen aus dem Dribbling heraus.

Zwar ist Booker der jüngste Prospect des Jahrgangs, seinem Spiel sind die erst 18 Jahre allerdings kaum anzusehen. Auf dem Court wirkt der Shooting Guard sehr erwachsen, kennt die Grundlagen des Spiels. Booker bewegt sich gut abseits des Balls, ist sich aber auch für den Extrapass zum Mitspieler nicht zu schade. Schlechte Würfe zählen ebenso selten zum Repertoire wie unnötige Ballverluste (1 Turnover auf 40 Minuten hochgerechnet am College).

Ein Musterschüler also? Vielleicht. Perfekt ist Bookers Spiel allerdings nicht. Defensiv mangelt es an Explosivität, Spannweite und lateraler Geschwindigkeit, weshalb der Zweier häufig Probleme hat, Würfe zu contesten. Die Rebound-, Bock- und Stealzahlen gehören zu den schwächsten aller 2015er Prospects. Auch das Ballhandling wirft einige Fragezeichen auf, ob sich Booker seinen eigenen Wurf wird kreieren können.

Superstarpotential schlummert deshalb wohl nicht im ehemaligen Wildcat. Dafür ein mehr als solider Rollenspieler, der seinem neuen Team wenig Risiko abverlangt.

Prognose: Lottery-Pick

Mögliche Teams: Charlotte Hornets, Detroit Pistons, Miami Heat, Indiana Pacers

Seite 1: D'Angelo Russell

Seite 2: Emmanuel Mudiay

Seite 3: Mario Hezonja

Seite 4: Cameron Payne

Seite 5: Devin Booker

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