Träumen muss erlaubt sein

Jan Dafeld
04. Juli 201513:48
DeAndre Jordan verlässt die Los Angeles Clippersgetty
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DeAndre Jordan kommt zu den Mavericks. Nach Wesley Matthews ist er bereits der zweite große Neuzugang der aktuellen Free Agency. Doch wie passt der Center nach Dallas? Und sind Nowitzki und Co. nun wieder Titelkandidaten? SPOX beantwortet die fünf wichtigsten Fragen.

Wie passt DeAndre Jordan an die Seite von Dirk Nowitzki?

Seinen wahrscheinlich besten Frontcourt-Partner hatte Nowitzki bei den Mavericks in Tyson Chandler. An der Seite des Centers gewann der Deutsche 2011 die Meisterschaft, einen annähernd starken Rebounder und Defender suchten die Mavericks in Chandlers New-York-Jahren vergebens.

Mit Jordan stößt nun endlich ein Big Man zu den Mavs, der in dieselbe Kategorie wie sein Vorgänger fällt. Der 26-Jährige schnappte sich in den vergangenen beiden Jahren die meisten Rebounds der gesamten Association, zudem landete er aufgrund seiner Shotblocking-Skills zweimal in Folge auf Rang drei bei der Wahl zum Defensive Player of the Year.

Jordans Zuständigkeitsbereich liegt unter dem eigenen Korb - sowohl in der Offensive als auch in der Defensive. Der ehemalige Clipper trumpft durch seine unglaubliche Athletik auf und dürfte ein noch besseres Ziel von Lobs als Chandler darstellen. Das offensive Skillset Jordans ist jedoch stark begrenzt bis kaum vorhanden. In Los Angeles wurden kategorisch keine Spielzüge für die Nummer drei der Big Three angesagt, was letztendlich angeblich einer der Gründe für den Abgang von seiner bisher einzigen NBA-Franchise war.

In Dallas soll sich dies ändern. Jordan forderte einen größeren Einfluss in der Offensive und soll diesen nun bekommen. Wie die Umsetzung dieser Ankündigung allerdings aussehen soll, ist noch fraglich. Im Anschluss an die Verkündung des Deals mit Jordan plauderte Mark Cuban über Gedankenspiele, den Neuzugang zunehmend als Lowpost-Option zu nutzen. Angesichts seiner fehlenden Fähigkeiten im Back-to-the-Basket-Game und einem non-existenten Hook Shot wird sich Head Coach Rick Carlisle allerdings eher andere Möglichkeiten einfallen lassen müssen, seinen neuen Superstar in die Offensive zu integrieren.

Einerseits ergänzen sich Jordan und Nowitzki somit zwar gut, andererseits könnten sich aber auch Probleme ergeben. Mit seinen herausragenden Fähigkeiten im Rebounding, der Help-Defense, dem Stellen von Blöcken und der Bewegung im Pick-and-Roll ist Jordan genau dort am stärksten, wo es bei Nowitzki (mittlerweile) etwas hakt. Durch seine Fähigkeiten vom Perimeter kann Nowitzki im Gegenzug die Defense auseinanderziehen und unter dem gegnerischen Korb somit Platz für seinen neuen Frontcourt-Partner schaffen.

SPOXIn Los Angeles profitierte dieser allerdings - zumindest offensiv - enorm von seinen überragenden Mitspielern Chris Paul und Blake Griffin. Mit den beiden All-Stars wusste Jordan die zwei vielleicht besten Passer auf ihrer jeweiligen Position an seiner Seite. Zusammen kamen Paul und Griffin auf mehr als 15 Assists pro Spiel. Nicht ganz unwichtig für einen Spieler, dessen Körben in 69 Prozent der Fälle ein Asisst vorausgeht. Ob und wie die Mavericks Jordan mit Pässen füttern können, bleibt vor allem aufgrund des aktuell noch fehlenden Point Guards abzuwarten.

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Seite 2: Welche Baustellen haben die Mavericks jetzt noch?

Seite 3: Ist Dallas plötzlich ein lukratives Ziel für Free Agents?

Seite 4: Sind die Mavs nun ein Contender?

Seite 5: Was bedeutet der Abgang von Jordan für die Clippers?

Welche Baustellen haben die Mavericks jetzt noch?

Die größten Lücken im Kader hat Dallas erfolgreich geschlossen. Tyson Chandler und Monta Ellis wurden zwar nicht gehalten, mit DeAndre Jordan und Wesley Matthews ist es dem Team aber gelungen, sogar zwei Upgrades nach Texas zu lotsen.

Zusammen mit Chandler Parsons und natürlich Nowitzki haben die Neuzugänge das Potenzial, eine hochklassige Starting Five zu bilden. Was dafür aber noch fehlt, ist ein Point Guard. Die qualitativ ohnehin dünne Rotation aus den Playoffs 2015 ist - Stand jetzt - noch schwächer geworden. Rajon Rondo, der ohnehin nicht gehalten werden sollte, hat bei den Kings unterschrieben, ob J.J. Barea bleibt, ist nicht sicher, aber zumindest sehr wahrscheinlich.

Patrick Beverley, auf den die Mavericks ein Auge geworfen hatten, hat in Houston verlängert, die verbliebenen Optionen auf dem Markt sind nun überschaubar. Reggie Jackson ist zwar ein großes Talent, wird aber höchstwahrscheinlich in Detroit bleiben und ist außerhalb der Cap-Reichweite der Mavs.

Die aktuell verbleibenden Optionen dürften nur bei wenigen Fans für Jubelstürme sorgen. Die qualitativ beste Lösung wäre wohl Mo Williams, der in der vergangenen Saison 17 Punkte und 6 Assists in 31 Minuten für die Hornets auflegen konnte. Hinter Williams werden die Möglichkeiten eng. Nachdem CJ Watson offenbar die Magic verstärkt, verbleiben Namen wie Aaron Brooks, Norris Cole oder Cory Jospeh.

Neben der Position des Point Guards muss Dallas ebenfalls seine Bank verstärken. Richard Jefferson wird bei den Mavs bleiben, neben dem Swingman und Point Guard Devin Harris sind auf der Bank derzeit aber noch viele leere Plätze zu vergeben. Mit Ausnahme der Mid Level Exception werden diese wohl mit Spielern unter Minimum-Verträgen besetzt werden müssen.

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Ist Dallas plötzlich ein lukratives Ziel für Free Agents?

Offensichtlich ja. Zumindest ein lukrativeres. Nach mehreren Jahren, in denen Dallas fast immer enttäuscht aus der Free Agency herausgehen musste, ist es den Mavericks in diesem Jahr gelungen, gleich zwei begehrte Spieler für großes Geld zu holen. Jordan gehörte dabei neben LaMarcus Aldridge sogar zu DEN Superstars hinter denen zahlreiche Teams her waren - Spieler wie Kawhi Leonard oder Kevin Love, die eigentlich nie so richtig Free Agent waren, mal außen vor gelassen.

Sowohl Matthews als auch Jordan verzichteten dabei auf Geld, um zu den Mavs wechseln zu können. Zwar war die Konkurrenz im Fall des Shooting Guards die Chaos-Franchise aus Sacramento und bei Jordan spielte seine Heimat Texas eine größere Rolle, dennoch sollte man diesen Punkt nicht völlig vernachlässigen.

Ob durch die Neuverpflichtungen nun die Jahre der Absagen großer Namen an die Mavericks vorbei sind, bleibt vorerst abzuwarten. In jedem Fall hat Dallas ein Gerüst geschaffen, das für viele Spieler interessant sein kann. Mit Jordan und Parsons sind die beiden besten Spieler im Kader erst 26 Jahre alt. Sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft scheint man gut aufgestellt.

Chris Mannix von der Sports Illustrated berichtete im Anschluss an den Jordan-Deal sofort, dass Dallas nun sogar davon träume, im nächsten Sommer einen Angriff auf Kevin Durant starten zu können. Diese Zielsetzung dürfte übertrieben sein, dennoch zeigt sie auch: Die Mavericks sind (wieder) wer. Und träumen muss ja auch erlaubt sein.

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Sind die Mavs nun ein Contender?

Kurzfristig gesehen: Nein. Ein Contender sind die Mavericks (noch) nicht. Ganz objektiv muss man konstatieren, dass Jordan sich mit seinem Wechsel nach Dallas einem schwächeren Team angeschlossen hat, als es in Los Angeles möglich gewesen wäre - zumindest in diesem Jahr.

Der Franchise fehlt ein echter Superstar. Nowitzki ist es nicht mehr, Jordan und Parsons sind es trotz aller unbestrittenen Qualität auch (noch) nicht. Darüber hinaus klafft bei den Mavs ein qualitatives schwarzes Loch auf der Eins. Ein ähnliches Problem wie die Clippers es nun auf der Center-Position bewältigen müssen.

In der vergangenen Saison rutschte Dallas im Laufe der Regular Season bis auf Rang sieben ab, in den Playoffs war der Klassenunterschied gegen die Rockets doch deutlich zu spüren. Auch wenn Parsons in der Serie schmerzlich vermisst wurde, den Unterschied zwischen Erstrundenaus und Titel werden die Upgrades von Chandler zu Jordan und Ellis zu Matthews nicht machen.

Auf längere Sicht ist Dallas nun allerdings hervorragend aufgestellt. Jordan und Matthews bilden zusammen mit Parsons, der im nächsten Jahr über eine Player Option verfügt, den Kern der Zukunft der Mavs. Durch die Anhöhung des Caps verfügen die Texaner auch 2016 über genügend Cap Space, um einen Angriff auf einen ganz großen Namen zu starten oder zumindest die Lücke auf der Position des Point Guards zu schließen: Mike Conley und Brandon Jennings werden im kommenden Jahr Unrestricted Free Agents.

Generell steckt im Kader der Mavs auf lange Sicht gesehen so viel Potenzial wie schon lange nicht mehr. Wie schon erwähnt sind die zwei besten Spieler im Team erst 26 Jahre alt. Ein Zustand, der in Dallas nicht mehr geherrscht haben dürfte, seit Nowitzki selbst in diesem Alter war.

Wie lange der Deutsche jedoch weiter ein Teil der Zukunft der Franchise sein wird, ist aktuell noch unklar. Theoretisch kann Nowitzki nach dieser Saison aus seinem Vertrag aussteigen und aufhören. Spätestens im Jahr darauf wird es wohl soweit sein. Nach den Ereignissen der letzten Tage scheinen die Mavs dies aber verkraften zu können.

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Was bedeutet der Abgang von Jordan für die Clippers?

Kurzfristig gesehen ist der Abgang ihres Centers für die Clippers eine einzige Katastrophe. Bis zuletzt war man sich offenbar relativ sicher, dass Jordan nach Los Angeles zurückkehren würde. So tradete man Center-Back-up Spencer Hawes nach Charlotte und stattete Paul Pierce mit einem Dreijahresvertrag aus.

Vor allem Letzteres begrenzt die Handlungsmöglichkeiten der Franchise nun auf ein Minimum, denn Pierce wurde mit der Mid-Level-Exception des Teams unter Vertrag genommen. Ursprünglich beinhaltete der Plan von General Manager Doc Rivers, nach Pierce noch einen starken Mann für den Frontcourt zu verpflichten. Dies ist nun unmöglich und trifft das Team durch den Abgang Jordans natürlich umso härter.

Die Gründe für diese Handlungsbeschränkung sind kompliziert und dem Cap-System der NBA geschuldet. Relativ einfach dargestellt: Jedes Team, das über der Luxury-Tax-Grenze liegt, erhält von der NBA eine zusätzliche Mid-Level-Exception und verfügt somit über die "normale" MLE über rund 5,3 Millionen Dollar und die Tax Payers MLE über rund 3,3 Millionen Dollar.

Letztere sollte für Pierce genutzt werden. Durch den Abgang Jordans zahlen die Clippers nun aber keine Luxussteuer mehr - und verfügen somit auch nur noch über eine MLE. Pierce wird daher von der normalen Exception bezahlt, wodurch für einen Big Man gerade mal noch 2 Millionen Dollar übrig bleiben. Lächerlich wenig Spielraum für ein Team, das derzeit ohne einen einzigen Center da steht.

Die Clippers arbeiten nun zwar an einem Sign-and-Trade-Deal, vor allem Kostas Koufos und Roy Hibbert sollen Optionen für die Jordan-Nachfolge sein. Dass Los Angeles den Grizzlies oder Pacers aber ein Paket anbieten kann, das diese überzeugt, muss derzeit bezweifelt werden. Jamal Crawford verfügt über keinen großen Marktwert mehr, auch Sophomore C.J. Wilcox wird in der Liga nicht gerade gejagt.

Ihre Titelträume in der kommenden Saison scheinen die Clippers somit fast wieder ad acta legen zu müssen. Mit Paul und Griffin verfügt die Franchise zwar weiterhin über ein Superstar-Tandem, doch die Lücke auf der Center-Position ist einfach zu groß. Stand jetzt ist das Team deutlich schwächer als noch im letzten Jahr. Die Verpflichtungen von Lance Stephenson und Pierce hin oder her.

Sollten sich die Zweifel bewahrheiten, müssen die Clippers sich früh auf die Free Agency 2016 konzentrieren. Durch die Cap-Anhebung hat die Franchise die Möglichkeit, dort einen großen Namen zu verpflichten. Al Jefferson, Al Horford oder Roy Hibbert wären dann mögliche Neuzugänge auf der Center-Position.

Die Verpflichtung eines Hochkaräters ist essentiell für das Team. Paul und Griffin könnten ansonsten im kommenden Jahr aus ihren Verträgen aussteigen. Mit dem endgültigen Auseinanderbrechen der Big Three will sich in Los Angeles aktuell aber noch niemand beschäftigen.

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