"Kam, um Real gegen Juve zu sehen"

Max Marbeiter
21. Juli 201516:47
Nikola Vucevic kam im Zuge des Howard-Trades zu den Orlando Magicgetty
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Im Sommer besuchte Nikola Vucevic Madrid - allerdings nicht nur, um Basketball zu sehen. Im SPOX-Interview erzählt der Center der Orlando Magic, woher seine Leidenschaft für den Fußball kommt. Außerdem: All-Star-Enttäuschungen, ein schmeichelndes Kompliment, Verbindungen nach Europa und die Perspektiven seiner Magic.

SPOX:Nikola Vucevic, während des Euroleague Final Four besuchten sie Madrid. Das war allerdings nicht der Hauptgrund, richtig?

Nikola Vucevic: Ganz genau. Ich kam hauptsächlich, um mir das Champions-League-Halbfinale zwischen Real und Juventus anzusehen. Ich bin ein riesiger Juve-Fan und war zuvor noch nie in Madrid oder gar im Bernabeu. Das war eine großartiges Erlebnis.

SPOX: Woher kommt Ihre Leidenschaft für Juventus?

Vucevic: Fußball allgemein ist meine große Leidenschaft, seitdem ich klein bin. Damals spielten Leute wie Del Piero oder Trezeguet bei Juve. Zuvor bereits Darko Kovacevic. Einfach viele Spieler, die ich mochte. So hat es sich dann entwickelt. Im Grunde habe ich in nahezu jeder Liga ein Team. Meine beiden Favoriten sind aber Roter Stern Belgrad und Juventus.

SPOX: Verfolgen Sie den Fußball in Europa denn auch, wenn Sie in den USA sind? Die Zeitverschiebung dürfte ja durchaus ein Problem darstellen.

Vucevic: Sie sagen es. Das ist nicht immer einfach. Ich versuche aber, so gut es geht auf dem Laufenden zu bleiben. Oft schaue ich mir Spiele nachmittags in der Wiederholung an. Es ist mir schon wichtig, so viel wie möglich mitzubekommen.

SPOX: Wie bereits erwähnt, besuchten Sie neben der Champions League auch das Euroleague Final Four. Vergangenes Jahr waren Sie in Milan. Gibt es da eine besondere Beziehung? Verfolgen Sie den europäischen Basketball regelmäßig?

Vucevic: Als Europäer liegt mir etwas am europäischen Basketball. Das Final Four ist einfach eine großartige Erfahrung. Die Spiele sind richtig gut. Es gibt viele starke Spieler. Das Interesse ist groß. Es sind immer viele Leute rund um den Basketball da, mit denen man sich unterhalten kann. Dazu findet das Final Four immer in schönen Städten statt. So kann man ein wenig reisen und Neues kennenlernen. Ich genieße das einfach. Aber natürlich hoffe ich, dass ich es im kommenden Jahr nicht schaffen werde. Dann hätten wir mit den Orlando Magic nämlich die Playoffs erreicht. Falls nicht, werde ich aber wahrscheinlich auch in Berlin vorbeischauen.

SPOX: Sie sprechen die Magic an. Das Team ist noch in der Entwicklung, besitzt allerdings jede Menge Potenzial. Sie scheinen Ihren Mitspielern allerdings bereits einen kleinen Schritt voraus zu sein, haben eine sehr gute Saison hinter sich. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem individuellen Spiel?

Vucevic: Ich bin wirklich zufrieden, habe noch einmal einen großen Schritt gemacht. Die Arbeit, die ich über den Sommer investiert hatte, hat sich definitiv ausgezahlt. Ich habe mich zu einem der besten Spieler des Teams entwickelt und den Magic gezeigt, dass ich für lange Zeit einer der Leader des Teams sein kann. Natürlich ist es aber schade, dass wir als Mannschaft nicht den Erfolg feierten, den wir uns erhofft hatten. Wir waren eigentlich besser, als es die Bilanz aussagte. Wir haben viele gute junge Spieler, die Zukunft ist rosig.

SPOX: Sie sprechen den Fortschritt an: Sie hatten vergangenen Sommer endlich einmal Zeit an Ihrem Spiel zu arbeiten, mussten weder in der Summer League noch für die Nationalmannschaft spielen. Inwieweit hat das geholfen?

Vucevic: Das war sehr hilfreich. Ich konnte mich wirklich voll und ganz auf mein Spiel konzentrieren, dazu viel Zeit im Kraftraum verbringen, um kräftiger zu werden. Die vier, fünf Monate, in denen ich mich meinen Schwächen widmen konnte, habe ich gut genutzt.

SPOX: Zum All-Star hat es dennoch nicht gereicht. Trotz der Big-Man-Dürre im Osten und ihren starken Leistungen wurden Sie nicht nominiert. Im letzten Interview mit SPOX sagten Sie noch, dass das eines Ihrer Ziele sei. Enttäuscht?

Vucevic: Schon in bisschen. Ich war wirklich nah dran. Viele haben darüber gesprochen. Die Chance bestand also. Deshalb war es schon ein bisschen hart. Natürlich nehme ich das jetzt aber als Motivation. Am Ende waren wir als Team auch einfach nicht erfolgreich genug. Das spielt eben auch eine wichtige Rolle. Das Team muss Spiele gewinnen, sonst hast du eine All-Star-Nominierung auch nicht verdient. Aber ich bin ja auch erst 24. Da bleibt noch eine Menge Zeit.

SPOX: Doc Rivers sagte kürzlich, Sie seien der beste Spieler, den niemand kennt. Teil zwei des Zitats dürfte Sie weniger interessieren, die Anerkennung eines Championship Coaches dafür um so mehr...

Vucevic: Definitiv! So etwas von einem der besten Coaches der Liga, einem, der - wie Sie sagen - bereits die Meisterschaft gewonnen, so viele großartige Spieler trainiert hat, zu hören, bedeutet mir sehr viel. Ich nutze das als Motivation, noch härter zu arbeiten. Solche Komplimente genießt man.

SPOX: Sie zählen zu den effizientesten Centern der Liga. Dennoch sind Sie, wie Rivers sagt, verhältnismäßig unbekannt. Fühlt man sich da unterschätzt?

Vucevic: Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir nicht so viele Spiele gewinnen. Da sprechen die Leute einfach nicht so über dich. Das ist normal. Da bin ich nicht der einzige. Sobald wir als Team besser aussehen, mehr Spiele gewinnen und die Playoffs erreichen, wird das kommen. Darum mache ich mir aber ohnehin keine Sorgen. Das beeinflusst mich nicht.

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Seite 2: Vucevic über das Potenzial seiner Magic und persönliche Genugtuung

SPOX: Sie sprechen Ihr Team immer wieder an. Mit Ihnen, Victor Oladipo und Elfrid Payton besitzen die Magic einen vielversprechenden jungen Kern. Sehen Sie sich in einigen Jahren auf dem Weg in Richtung Spitze?

Vucevic: Durchaus. Unser Kern mit all den jungen Spielern kann viel erreichen. Haben wir dann noch ein wenig Erfahrung um uns, ist der Erfolg nur eine Frage der Zeit. Andererseits können wir auch nicht einfach nur warten. Wir müssen es durch Arbeit erzwingen. Wir besitzen, was es braucht, um dort hinzukommen, wo wir hinwollen.

SPOX: Ist das der Grund, weshalb Sie immer wieder betonen, sich vorstellen zu können, Ihre gesamte Karriere in Orlando zu spielen?

Vucevic: Richtig. Ich habe wirklich das Gefühl, dass wir in Orlando etwas Besonderes erreichen können. Häufig fragen mich die Leute - gerade in Europa, da sie das System nicht richtig kennen -, weshalb ich nicht einfach gehe. Aber das will ich nicht. Ich möchte dabei helfen, dass aus den Magic wieder ein großes Team wird. Das wird auch passieren. Das wird großartig. Als ich nach Orlando kam und Dwight Howard ging, mussten wir bei Null beginnen. Jetzt möchte ich dabei sein, wenn wir wieder nach oben kommen. Nach all den schweren Saisons würde mir das einfach mehr bedeuten.

SPOX: Das ist auch zufriedenstellender...

Vucevic: Ganz genau. Weil du weißt, was alles nötig war, um diesen Punkt zu erreichen. Allein deshalb schätzt du es mehr. Da möchte ich dabei sein.

SPOX: Wie ist es eigentlich, in einem derart jungen Team zu spielen? Mit gerade 24 sind Sie im Grunde ja einer der Veteranen.

Vucevic: Das ist nicht immer einfach. Wenn du Spiele verlierst, weil du mangels Erfahrung Fehler machst, kann es schon hart sein. Da musst man allerdings positiv bleiben. Immerhin haben das bereits viele großartige Spieler durchgemacht. Es ist einfach Teil des Systems in der NBA. Jedes Team ist für einige Jahre gut, dann geht ein Spieler oder etwas anderes passiert, und es geht wieder von vorne los.

SPOX: Wir sprachen bereits kurz über Payton und Oladipo. Mit den beiden besitzen die Magic einen Backcourt, der mit Vorliebe zum Korb zieht. Wie ist das für Sie als Center? Wie passt man sich da an?

Vucevic: Das Zusammenspiel mit den beiden funktioniert wirklich gut. Die Chemie stimmt. Natürlich wird es aber immer besser, je mehr wir zusammenspielen.

SPOX: Hilft es, dass sie regelmäßig aus der Mitteldistanz treffen? So öffnen Sie schließlich Wege für die Drives der beiden?

Vucevic: Es hilft dem Team im Allgemeinen. Wenn ein Team einen Shooting Big Man besitzt, ist es für den Gegner immer hart, weil viele große Jungs nicht daran gewöhnt sind, Gegenspieler zu verteidigen, die auch werfen können. So verbessert man das Team und gibt ihm einen anderen Look. Für mich persönlich ist es einfach gut, eine zusätzliche Waffe im Arsenal zu haben.

SPOX: Ihr Coach Jacque Vaughn wurde während der Saison entlassen, Scott Skiles wurde erst Ende Mai als neuer Head Coach präsentiert. Ist es schwer, in den Sommer zu gehen, ohne zu wissen, wer der neue Trainer ist, worauf er Wert legt?

Vucevic: Es ist immer etwas komplizierter, wenn du nicht weißt, welche Situation dich erwartet. Das gehört aber dazu. So etwas passiert. Als Spieler bereitest du dich ohnehin erst einmal individuell vor, konzentrierst dich auf dich selbst. Wenn der neue Coach kommt, sprichst du dann mit ihm und passt deine Arbeit eventuell an.

SPOX: Skiles ist nun Ihr dritter Coach binnen eines Jahres. Schadet es gerade einem derart jungen Team ein wenig, wenn der Trainer permanent gewechselt wird?

Vucevic: Es hilft natürlich, wenn eine gewisse Konstanz da ist. Wenn du einen Coach hast, bei dem du ganz genau weißt, was er erwartet, wie er arbeitet. Als Spieler ist es aber wichtiger, dass du über einen langen Zeitraum dieselben Mitspieler hast. Diese Konstanz ist entscheidender, weil du gemeinsam eine Chemie aufbaust, dich aneinander gewöhnst.

SPOX: Die Chemie der Cavs führte Sie vergangene Saison bis in die Finals. Während der Playoffs bereitete Tristan Thompson beim Rebound eigentlich jedem Gegner Probleme. Und das trotz seiner Längennachteile. Sie selbst gelten als guter Rebounder. Was macht die Arbeit am Brett gegen einen wie Thompson so kompliziert?

Vucevic: Er arbeitet einfach wie ein Tier. Das ist hart. Er bewegt sich sehr schnell und sichert sich so gerade die längeren Rebounds. Jungs wie Tristan sind schwer vom Brett fernzuhalten, weil sie sich permanent bewegen. Das erschwert den Boxout deutlich.

SPOX: Bereitet man sich auf ein solches Matchup anders vor?

Vucevic: Im Grunde musst du einfach auf seinem Intensitätslevel spielen. Das ist eigentlich alles. Du musst immer dorthin laufen, wo er sich hinbewegt. Häufig bekommst du dann vielleicht nicht unbedingt den Rebound, weil du ihn zurückhältst. Dafür schnappt ihn sich dann ein Teamkollege.

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Nikola Vucevic im Steckbrief