"Harden genauso gut wie letzte Saison"

Ole FrerksMartin KlotzStefan Petri
25. Dezember 201512:31
James Harden (r.) zieht zum Korb. Ist beim MVP-Zweiten alles im grünen Bereich?getty
Werbung

Drohen die Hawks die Playoffs zu verpassen? Ist Draymond Green der beste Center der Liga? Spielt LeBron James zu viel? Ist Dallas schlechter als es derzeit scheint? Und ist Harden das Problem in Houston? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit dem deutschen Bundestrainer und Assistant Coach der Denver Nuggets Chris Fleming.

SPOXSPOX

Die Hawks verpassen die Playoffs

Chris Fleming: Niemals. Ich bin mir sicher, dass die Hawks neben Cleveland eine ganz große Rolle im Osten spielen werden. Sie haben mit Tiago Splitter einen neuen Spieler dazubekommen, der zu Beginn verletzt war und mussten die Lücke schließen, die der Abgang von DeMarre Carroll hinterlassen hat. Kent Bazemore hat sich auf dem Flügel bisher richtig teuer verkauft - auch, wenn er ein ganz anderer Spielertyp ist. Wichtiger noch ist für mich, dass Kyle Korver endlich wieder zu 100 Prozent fit wird und Jeff Teague die Konstanz des letzten Jahres wiederfindet. Wenn sie das alles zusammenbringen, dann habe ich keinerlei Zweifel daran, dass Atlanta stärker ist als letztes Jahr. Sie werden zwar nicht wieder 60 Spiele gewinnen, aber in den Playoffs spielt das keine Rolle mehr.

Ole Frerks: Das sehe ich anders, Chris. Ich denke zwar auch nicht, dass die Hawks die Playoffs verpassen werden, aber eine große Rolle spielen werden sie dort nicht. Das System der Hawks ist super für die Regular Season, zumal sie über sehr intelligente Spieler verfügen und generell einfach weniger Fehler machen. In der Postseason spielt das Talent und die Möglichkeit, in unmöglichen Situationen noch irgendwie zu Punkten zu kommen, jedoch eine ungleich größere Rolle. Das hat man gegen Cleveland gesehen, aber meiner Meinung nach auch gegen Washington: Die Wizards waren für mich das bessere Team, bevor sich John Wall verletzte. Selbst gegen Brooklyn war das ja ein absolutes Gewürge! Ich habe das Gefühl, dass der Rest der Liga hat da ganz genau zugesehen und Atlantas System entschlüsselt. Deswegen tun sich die Hawks aktuell auch bereits etwas schwerer als im Vorjahr. Die Bilanz sieht mit 18-12 zwar auch aktuell wieder sehr gut aus, das für die Zukunft aussagekräftigere Net-Rating liegt aber bloß bei 2,3 - da sind allein im Osten schon sechs Teams besser. Summa summarum: Für die Playoffs wird es auf jeden Fall reichen, da bin ich sicher. Aber dort ist relativ schnell Endstation, wenn sich nichts Gravierendes mehr tut. Carroll war in den vergangenen Playoffs der verlässlichste Hawks-Spieler, da reicht mir die zugegebenermaßen gute Saison von Bazemore bei weitem nicht.

Stefan Petri: Klar, die Hawks sind nicht mehr so stark wie im letzten Jahr - was auch daran liegt, dass der Osten in der Breite stärker geworden ist. Trotzdem tun wir gut daran, in Bezug auf Atlanta die Füße still zu halten: Momentan sind es wieder vier Siege in Serie. Halten sie die derzeitige Pace, beenden sie die Saison mit 48 Siegen. Bei aller Liebe für den Rest des Ostens: Da gibt es keine acht besseren Teams. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass die Pistons und Magic über die komplette Saison so konstant abliefern werden können und auch bei den Bulls rumort es ja in der Kabine. Ich gehe sogar in die andere Richtung: Eine stabile Franchise mit einem klaren Plan und abgezockten Führungsspielern - warum sollen sich die Hawks nicht einen Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde sichern können?

Martin Klotz: Na, Stefan, jetzt wollen wir aber nicht übertreiben. Ich sehe fünf Teams vor den Hawks: Cleveland, Miami, Chicago, Toronto und Indiana. Atlanta wird die T-Shirts für die Postseason schon vor den letzten Spieltag drucken können, aber einen souveränen Ritt werden wir nicht sehen. Dafür ist mir das zu einseitig. Es ist ja nicht so, dass die Teams vergessen hätten, wie die Hawks in den vergangenen zwei Saisons unter Budenholzer gespielt haben. Vergangenes Jahr haben Horford, Millsap und Co. das Konzept perfektioniert, doch der Rückschritt hat sich angekündigt. Leider muss man auch sagen, dass die beiden Trades nicht wirklich funktioniert haben. Klar war Splitter verletzt - aber wann war er das in den letzten Jahren nicht? Eben. Und Tim Hardaway Jr.? Der wurde gerade in die D-League geschickt. Bummer! Wenn du im Osten zudem keinen Carroll mehr hast, der LeBron James, Jimmy Butler und Paul George verteidigen kann, dann bekommt Coach Bud selbst im Wahrsage-Wohnwagen neben der Philips Arena das Erstrundenaus vorhergesagt.

Seite 1: Die Hawks verpassen die Playoffs

Seite 2: Draymond Green ist der beste Center der Liga

Seite 3: LeBron James spielt zu viele Minuten

Seite 4: Dallas ist nicht so gut, wie es scheint

Seite 5: James Harden hat ein Kopfproblem

SPOXSPOX

Draymond Green ist der beste Center der Liga

Stefan Petri: Nein - denn er ist kein Center. Die besten Center sind immer noch die DeAndre Jordans, und Dwight Howards dieser Welt, die unter dem Korb agieren, Rebounds aufklauben, Blocks sammeln, eine hohe Quote aus dem Feld haben - und vor allem in der Zone als Defensivanker Angst und Schrecken verbreiten. Dazu kommt: Die Warriors haben mit Andrew Bogut bereits einen Center. Haben sie also gleich zwei Center in ihrer Starting Five? Eher nicht. Und: Wir wissen gar nicht, wie sich Green schlagen würde, würde er 35 Minuten pro Partie auf der Center-Position abreißen müssen. Das sage ich aber natürlich nicht, um die Leistungen von Green in irgendeiner Form zu schmälern. Er ist mittlerweile einer der besten Spieler der Liga, eine Allzweckwaffe von unschätzbarem Wert. Das "Lineup of Death" mit Curry, Thompson, Barnes, Iggy und Green wird in einigen Jahren von herumstreifenden Minnesängern besungen werden, so legendär ist es bereits jetzt. Das liegt zu einem Großteil an Green. Deshalb würde ich es so formulieren: Will man "ohne Center" spielen, ist Draymond Green die beste Option, eben aufgrund seiner Vielseitigkeit.

Chris Fleming: Ich bin ein großer Fan von Draymond Green. Er gefällt mir richtig gut und macht die Warriors wirklich ein großes Stück besser. Aber der beste Center ist meiner Meinung nach Tim Duncan, nicht Green. Ja, Tim Duncan. Er kann das Spiel sehen wie ein Elite-Point-Guard und er hält sich sehr fit. Sonst könnte er in seinem Alter gar nicht mehr auf dem Niveau spielen. Und die Erfahrung der ganzen Saisons hilft ihm natürlich. Er hat dieses Jahr wieder ein enorm starkes Defensivrating von 91,4 und liegt damit nur hinter - aufgepasst - Kawhi Leonard und Hassan Whiteside. Das ist einer der Gründe, weshalb die Spurs eine unglaubliche Saison spielen. Sicherlich wird im System von Gregg Popovich niemand ein Triple Double auflegen - allein schon wegen der begrenzten Minuten. Aber so gut ich Green im Small Ball von Golden State finde, an Duncan kommt er für mich nicht vorbei.

Ole Frerks: Ich will das ein bisschen umformulieren: Green ist in dieser Saison der beste Spieler, der regelmäßig auf der Fünf spielt. Das klingt vielleicht ein bisschen nach ausweichen, ist aber nicht so gemeint. Ich finde es bei Green nur fast schon unfair, ihm den Stempel einer Position verleihen zu wollen - dafür tut er einfach zu viel auf dem Court. Noch vor zehn Jahren hätte man ihn wahrscheinlich traditionsbewusst auf die Drei gezwängt, jetzt spielt er Vierer und Fünfer und verteidigt nebenher auch noch Guards. Um seine Vielseitigkeit mal ganz kurz in Zahlen auszudrücken: Green holt mehr Rebounds als Marc Gasol (8,8), spielt mehr Assists als Damian Lillard (7,1), blockt genauso viele Würfe wie Boogie Cousins (1,4) und trifft seine Dreier etwas besser als Ryan Anderson (38,4 Prozent). Wie krank ist das bitte? Das sind alles designierte Experten auf ihren Gebieten und Green ist besser oder gleich gut! Ach so, und sein Team steht natürlich auch nicht ganz so schlecht da. Von daher: Das größte Center-Talent auf der Fünf heißt Cousins. Ja, Chris, der beste Starting Center ist Duncan und das größte Big-Man-Talent Davis. In meinem All-NBA First Team steht auf der Fünf trotzdem Green.

Martin Klotz: Habt ihr da nicht einen vergessen? Andre Drummond, Leute. Sicher, Duncan ist eine Institution und macht seit 97 Jahren im Schlaf starke und solide Arbeit. Aber das gute Defensivrating von Timmy liegt auch an seinen Mitspielern. Wenn einer der schnellen Point Guards wie Russell Westbrook oder Brandon Knight angerauscht kommt, sieht Duncan auch fast so alt aus, wie er ist. Aber Drummond ist 22 Jahre alt. 22! Der hat noch seine ganze Karriere vor sich und die Fußarbeit wird er noch lernen. Dafür ist er deutlich athletischer und mobiler - das ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Der Vergleich mit Green ist nicht wirklich möglich, dafür ist der Unterschied zwischen dem Schweizer Taschenmesser und der Pistons-Null viel zu groß. Draymond ist ohne Zweifel einer der wertvollsten Big Man, die es in der Liga gibt. Ohne Andrew Bogut wären die Warriors aber auch aufgeschmissen. So einen Spieler brauchst du einfach im Team und es ist gut, dass Golden State zwei so verschiedene Spielertypen hat, um auf unterschiedliche Situationen reagieren zu können. Drummond und Green sind auf ihre Art unglaublich wichtig - und Eckpfeiler einer erfolgreichen Franchise.

Seite 1: Die Hawks verpassen die Playoffs

Seite 2: Draymond Green ist der beste Center der Liga

Seite 3: LeBron James spielt zu viele Minuten

Seite 4: Dallas ist nicht so gut, wie es scheint

Seite 5: James Harden hat ein Kopfproblem

SPOXSPOX

LeBron James spielt zu viele Minuten

Chris Fleming: Wahrscheinlich zu viele Minuten für die Gegner. Nein, im Ernst: Er spielt jetzt 36 Minuten pro Spiel und hat auch letzte Saison 36 Minuten gespielt. Und da hatte er in den Finals noch die Kraft, das Team auf seine Schultern zu nehmen, als Love und Irving verletzt waren. Ich bin mir sicher, dass David Blatt weiß, was er tut. Gerade jemand wie LeBron kann seine Energie gut einteilen und sehr effizient spielen. Manche Spieler gehen nicht so gut damit um, aber er hat das seine ganze Karriere über gemacht. Von daher mache ich mir um seine körperliche Verfassung keine Sorgen.

Ole Frerks: Ich bin jetzt ehrlich gesagt ein bisschen überrascht. Für mich ist völlig klar, dass LeBron momentan zu viel spielt. Sicher ist er "erst" 30 Jahre alt, er hat aber auch mehr Karriere-Minuten auf dem Konto als jeder andere 30-Jährige vor ihm. Oh, und mehr als etwa Larry Bird oder Magic Johnson in ihren jeweiligen Laufbahnen. Natürlich ist LeBron ein absoluter Cyborg und sieht aus, als könnte er sich niemals weh tun, aber er kämpft ja jetzt bereits seit über einem Jahr mit dem Rücken und das wird bei der aktuellen Belastung sicherlich nicht weggehen - nur sieben Spieler reißen momentan mehr Minuten ab als er. Und wofür? Die Cavs laufen im Osten doch sowieso fast außer Konkurrenz! Mir wäre an seiner Stelle völlig egal, mit welchem Seed man in die Playoffs geht, solange ich selbst und im Idealfall auch der Rest des Teams komplett fit ist. Wer ist dann im Osten ein ernsthafter Konkurrent? Mir fällt keiner ein. LeBron hat seinen Stolz und ist sicherlich nicht begeistert, dass momentan sein Status als bester Spieler der Welt (meiner Meinung nach zurecht) in Frage gestellt wird. Diesen Stolz sollte er jetzt aber einfach mal an die Seite stellen - die Diskussion könnte er sowieso nur beenden, wenn er in den Finals beim nächsten Versuch gewinnt. Das sollte über allem stehen. Also, ich bitte dich, LeBron: Nimm' dir ruhig mal 'ne Pause, lass' dich von den jungen Burschen tragen, die ja jetzt auch wieder mehr oder weniger komplett sind. Du weißt, dass es das Beste für dich wäre. Das hast du mit deiner Vision, irgendwann mal mit Gregg Popovich bei einem guten Wein über das "Pacing" zu philosophieren, ja bereits angedeutet. Warum nicht einfach jetzt schon?

Stefan Petri: Nein, Ole. Wo kommen wir denn da hin? Liebe Güte, der Mann ist 30 und spielt 36 Minuten im Schnitt - die "Ich schone alles, was sich bewegt"-Methode der Spurs in allen Ehren, aber seit wann ist eine solche Bilanz besorgniserregend? LeBron ist ein physischer Freak, das schockt ihn nicht. Kyrie Irving ist zurück, dazu Shumpert, das wird ihn entlasten: Irving im Ballvortrag und in der Spielmacherrolle, Shumpert in der Defensive. Und so wird auch seine Usage Rate (Platz zwei hinter Russell Westbrook) zurückgehen. Ich bin mir sicher: Die Cavs holen sich ungefährdet den Top-Platz im Osten - und dann kann sich der gute LeBron auch in den letzten Wochen der Regular Season das eine oder andere Päuschen einlegen. Und wenn es hart auf hart kommt, macht er eben wieder zwei Wochen Urlaub.

Martin Klotz: Freak hin oder her, Stefan. Es geht dabei nicht nur um LeBron, sondern mindestens genau so viel um Love und Irving. Wäre es angesichts der kommenden Playoffs nicht sinnvoll, den beiden hin und wieder die Aufgabe zu übertragen, die Cavs zu führen? Das darf auch ruhig mal ein Spiel gegen Boston im TD Garden sein - oder auch ein viertes Viertel gegen die Bulls. Von LeBron und Blatt würde ich ein bisschen mehr Weitblick erwarten. Alle reden davon, dass die anderen beiden der Big Three mehr Verantwortung übernehmen müssen. Dann wäre es doch jetzt, da Uncle Drew wieder fit ist, ein guter Zeitpunkt. Denn seien wir mal ehrlich: So richtig hat Love seinen Rhythmus in Cleveland noch immer nicht gefunden und Kyrie muss sich einfach mehr trauen als in den Playoffs 2014. Wenn die beiden Sidekicks Selbstvertrauen daraus ziehen, Spiele allein zu gewinnen und in kritischen Phasen die Entscheidungen zu treffen, muss LeBron in den Finals auch nicht wieder alles allein machen. Eine klassische Win-Win-Situation. Also LeBron, gönn' dir hin und wieder ein KitKat. Have a break und so.

Seite 1: Die Hawks verpassen die Playoffs

Seite 2: Draymond Green ist der beste Center der Liga

Seite 3: LeBron James spielt zu viele Minuten

Seite 4: Dallas ist nicht so gut, wie es scheint

Seite 5: James Harden hat ein Kopfproblem

SPOXSPOX

Dallas ist nicht so gut, wie es scheint

Stefan Petri: Gegenfrage: Wie gut scheinen sie denn zu sein? Die Bilanz sagt 16-13, also knapp über .500. Platz 15 in Offensive Efficiency, Platz 13 in Defensive Efficiency. Also Mittelmaß, vielleicht knapp überdurchschnittliches Mittelmaß. Da sage ich: Ja, so gut ist Dallas. Wunderdinge sollte man von diesem Team natürlich nicht erwarten und die meisten Spiele sind ehrlich gesagt auch nicht sonderlich schön anzusehen. Aber sie funktioniert, die Kombination aus Dirk + Carlisle + Ersatzteillager. Ich glaube, dass man damit auch im weiteren Verlauf der Saison jedes zweite Spiel gewinnen kann. Einerseits ist es schon möglich, dass Dirk sein Tempo nicht durchhalten kann, sich bei Deron Williams ein Knöchel meldet oder Zaza Pachulia plötzlich wieder wie ein Sterblicher agiert. Andererseits sollten Parsons und Matthews mit verbesserter Fitness weiter zulegen. Das hält sich also die Waage. Blowouts oder epische Siegesserien erwarte ich von den Mavs nicht - aber um die 42 bis 45 Siege. Ob es dann für die Postseason reicht, hängt auch von der Konkurrenz ab.

Ole Frerks: Das ist ja fast schon langweilig, Stefan - ich sehe das genauso. Die Mavs sind ein durchschnittliches Team, das vom zweitbesten Coach der Liga, dem besten Big-Man-Shooter der Geschichte und seiner Abgezocktheit lebt. Fast niemand begeht so wenig Fehler, fast niemand spielt so abgezockt - da lassen sich Talent-, Athletik- und Schnelligkeitsdefizite eben relativ häufig kaschieren. Dass die richtig guten Teams ihnen auch mal davon laufen können, ist keine allzu große Überraschung bei einem Durchschnittsalter von gefühlt 45 Jahren. Ebenso wenig, dass sie sich mit vielen eher schwachen Teams trotzdem schwer tun und nur selten wirklich deutliche Siege feiern. Ich denke, dass die Luft nach oben sehr begrenzt ist, auch wenn Matthews langsam stärker wird und auch Parsons ja wieder näher an seiner Idealform ist. Aber für den aktuellen Kurs, also etwas mehr als .500 und einen der hinteren Playoff-Plätze, wird es dank Dirk und des Druiden Miracarlix wohl reichen.

Chris Fleming: Mir kommen die Mavs bei euch ein bisschen zu schlecht weg. Wenn Parsons wieder bei 30 Minuten ankommt und Matthews nach seiner langen Verletzung den Rhythmus findet, gibt es für mich keinen Grund, warum Dallas aus den Playoff-Rängen fallen sollte. Die Mavs spielen definitiv anders als letzte Saison, aber sie stehen da, wo sie hingehören. Carlisle ist einer der besten Coaches und gerade dieses Jahr sieht man das wieder. Er schaut seine Mannschaft an und entwickelt ein System, das zu ihr passt. Das kann kaum jemand so gut wie er. Sie haben darüber hinaus mit Nowitzki und Williams zwei Veteranen, die nicht nur über Erfahrung, sondern auch Führungsqualitäten verfügen. Sie hatten kürzlich eine Serie von drei Niederlagen, aber sie haben sich gefangen und werden mit Sicherheit eine gute Saison spielen.

Martin Klotz: Ich kann beide Argumente verstehen, doch ich sage euch: Ob das Saisonfazit der Mavs eine Jubelarie oder Schlag ins Gesicht wird, hängt nur von einer Person ab: Chandler Parsons. Der Forward hat trotz steigender Minuten noch immer kein Selbstvertrauen, keinen Rhythmus und wenig Energie. Ist ja häufig nach einer Verletzung so, aber ihn braucht Dallas mehr als alle anderen mit Ausnahme von Dirk. Seine Saison in Houston war vielleicht etwas zu gut, die letzte aber auch deutlich zu schlecht. Er ist der Mann, der die Fastbreaks abschließen muss. Er muss seine Dreier treffen. Er muss das Spiel als Point Swingman organisieren, wenn Williams auf die Bank geht (sorry, Mr. Felton). Und vor allem muss er übernehmen, wenn Dirk irgendwann Mitte der Saison seine Schwächephase ereilt. Dafür wurde er doch geholt, oder nicht? Kann er das liefern, ist Dallas sehr wohl in der Lage, bessere Teams zu schlagen und gegen Sub-Par-Franchises souveräner zu agieren. Luft nach oben ist genug da, das Potenzial auch. Die Frage ist nur, ob es den Mavs - also Parsons - gelingt, den nächsten Schritt zu machen.

Seite 1: Die Hawks verpassen die Playoffs

Seite 2: Draymond Green ist der beste Center der Liga

Seite 3: LeBron James spielt zu viele Minuten

Seite 4: Dallas ist nicht so gut, wie es scheint

Seite 5: James Harden hat ein Kopfproblem

SPOXSPOX

James Harden hat ein Kopfproblem

Stefan Petri: Ganz ehrlich: Ich bin einfach nur überfragt, was Harden angeht. Funktioniert das Zusammenspiel wegen Ty Lawson nicht? Ist Dwight Howard Opfer oder Mitverursacher der Probleme? War Kevin McHale schlechter als Nachfolger J.B. Bickerstaff? Hat Harden nach seiner Fast-MVP-Saison den Fuß vom Gas genommen, weil er es in seinen Augen allen gezeigt hat? Kam er in so schlechter körperlicher Verfassung aus der Sommerpause? Fehlt ihm der Arschtritt aus dem Team-USA-Trainingslager. Vielleicht von allem ein bisschen, vielleicht aber auch ein Grund, den keiner auf der Rechnung hat. Ich würde sagen: Wer von Harden einen abendlichen Auftritt a la Westbrook erwartet, der wird zwangsweise enttäuscht. Ich glaube eher, dass die vergangene Saison der Ausreißer nach oben war, derzeit befinden wir uns eben im Ausreißer nach unten. Und irgendwo in der Mitte ist der echte Harden: zwar ehrgeizig, aber ohne dieses schwelende Feuer in der Brust, das ihn nach vorn treibt. Und mit einer eher lässigen Attitüde in der Defense. Das Gute ist: Im mäßigen Westen ist Platz vier und damit Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde absolut in Reichweite. Wenn Daryl Morey und Co. mehr wollen, müssen sie etwas tun. Trades ist der gute Mann ja nicht abgeneigt.

Chris Fleming: Wir haben mit Denver schon drei Mal diese Saison gegen die Rockets gespielt und was sich auch jetzt immer noch bemerkbar macht, ist, dass sie keine gute Vorbereitung hatten. Sie haben sich einfach noch immer nicht wieder erholt. Sicherlich fängt man immer beim besten Spieler an, wenn es nicht läuft, aber Harden ist noch der Alte. Er ist genau so gut wie letzte Saison. Houston bewegt den Ball schlecht, das ist auffällig. Aber im dritten Spiel gegen uns war es schon besser als im ersten. Aber schauen wir auf letztes Jahr: Da haben sie auch eine Weile gebraucht, bis sie sich gefunden haben und am Ende standen sie in den Western Conference Finals. Das Potenzial ist definitiv da.

Ole Frerks: "Genau so gut wie letzte Saison"? Das sehe ich nun gar nicht. Natürlich scort er sich immer noch einen Wolf, die Quoten sind aber allesamt runter gegangen - und von der Defense müssen wir gar nicht erst reden, das übernehmen schon Vine und Twitter. Ich glaube, dass Harden nach der letzten Saison einfach enorm selbstzufrieden in den Sommer gegangen ist und im Gegensatz zu beispielsweise Steph Curry nicht an seinem Spiel gearbeitet, sondern lieber gefeiert und sich mit einer Kardashian eingelassen hat. Das ist ja auch sein gutes Recht nachdem er eine tolle Saison gespielt hat, Zweiter bei der MVP-Wahl wurde und dann im Sommer noch seinen riesigen Werbe-Deal unterschrieben hat. Ich will das auch nicht verurteilen. Aber es sendet eben auch bestimmte Zeichen ans Team, wenn der beste Spieler außer Form zum Training Camp erscheint und keine Defense spielt. Ein Leader macht das nicht, ein Superstar erst recht nicht. Shaq war damals ja berühmt dafür, aber selbst er hat erst wirklich mit dem Faulenzen angefangen, als er seinen ersten Ring in der Tasche hatte. Und so talentiert Harden auch ist, er ist beim besten Willen kein Shaq. Seinen Kapriolen ist bereits Kevin McHale zum Opfer gefallen. Ich hoffe, dass Harden diese Saison eine Lehre sein wird, spätestens ab dem kommenden Sommer spielt er vermutlich ja auch nicht mehr mit Howard zusammen. Dann wird er der alleinige Anziehungspunkt sein müssen, der andere Free Agents von Houston überzeugt. Da sollte seine Visitenkarte besser nicht sagen: "Vom Talent her ein Superstar, vom Kopf her nicht."

Martin Klotz: Da machst du es dir zu einfach, Ole. Man kann die Misere des Teams nicht nur an Harden festmachen. Klar ist es nicht vorbildlich, wie er zum Training Camp kam, aber was ist mit Howard? Auch er will ein Leader des Teams oder zumindest eines Teams sein. Bringt er jede Nacht vollen Einsatz? Nein. Da sehe ich ja sogar in Hardens Augen mehr Feuer. Wichtiger ist für mich, dass es Harden mit vier Litfaßsäulen im Team einfach schwer hat. Sie alle schauen inzwischen viel lieber zu, welchen Move ihr Suppenkoch/kasper auspackt, anstatt sich zu bewegen und die Automatics zu laufen. Dementsprechend schwieriger ist es, gegen fünf Verteidiger in die Zone zu ziehen. Und die Kausalkette geht noch weiter: Mit dem Wissen, dass ihre Kollegen aushelfen können, da außer Trevor Ariza derzeit niemand richtig gefährlich ist, verteidigen gegnerische Guards den Beard an der Dreierlinie ebenfalls enger. So wird das Spiel für Harden eindeutig schwerer. Die Rockets sollten sich schnellstmöglich eingestehen, dass das Experiment Lawson gescheitert ist. Und zwar heftiger als der zweite Teil von Matrix. Ein Trade ist unumgänglich, denn in der derzeitigen Verfassung macht Houston niemandem im Titelkampf Angst. Nicht mal Kevin McHale allein zu Haus. Ach ja - und beim Trade bitte dieses Mal auf die Chemie achten. In Oakland munkelt man, dass die einen gewissen Einfluss auf die Team-Performance hat.

Seite 1: Die Hawks verpassen die Playoffs

Seite 2: Draymond Green ist der beste Center der Liga

Seite 3: LeBron James spielt zu viele Minuten

Seite 4: Dallas ist nicht so gut, wie es scheint

Seite 5: James Harden hat ein Kopfproblem

Alle Spieler von A bis Z