Die Hawks verpassen die Playoffs
Chris Fleming: Niemals. Ich bin mir sicher, dass die Hawks neben Cleveland eine ganz große Rolle im Osten spielen werden. Sie haben mit Tiago Splitter einen neuen Spieler dazubekommen, der zu Beginn verletzt war und mussten die Lücke schließen, die der Abgang von DeMarre Carroll hinterlassen hat. Kent Bazemore hat sich auf dem Flügel bisher richtig teuer verkauft - auch, wenn er ein ganz anderer Spielertyp ist. Wichtiger noch ist für mich, dass Kyle Korver endlich wieder zu 100 Prozent fit wird und Jeff Teague die Konstanz des letzten Jahres wiederfindet. Wenn sie das alles zusammenbringen, dann habe ich keinerlei Zweifel daran, dass Atlanta stärker ist als letztes Jahr. Sie werden zwar nicht wieder 60 Spiele gewinnen, aber in den Playoffs spielt das keine Rolle mehr.
Ole Frerks: Das sehe ich anders, Chris. Ich denke zwar auch nicht, dass die Hawks die Playoffs verpassen werden, aber eine große Rolle spielen werden sie dort nicht. Das System der Hawks ist super für die Regular Season, zumal sie über sehr intelligente Spieler verfügen und generell einfach weniger Fehler machen. In der Postseason spielt das Talent und die Möglichkeit, in unmöglichen Situationen noch irgendwie zu Punkten zu kommen, jedoch eine ungleich größere Rolle. Das hat man gegen Cleveland gesehen, aber meiner Meinung nach auch gegen Washington: Die Wizards waren für mich das bessere Team, bevor sich John Wall verletzte. Selbst gegen Brooklyn war das ja ein absolutes Gewürge! Ich habe das Gefühl, dass der Rest der Liga hat da ganz genau zugesehen und Atlantas System entschlüsselt. Deswegen tun sich die Hawks aktuell auch bereits etwas schwerer als im Vorjahr. Die Bilanz sieht mit 18-12 zwar auch aktuell wieder sehr gut aus, das für die Zukunft aussagekräftigere Net-Rating liegt aber bloß bei 2,3 - da sind allein im Osten schon sechs Teams besser. Summa summarum: Für die Playoffs wird es auf jeden Fall reichen, da bin ich sicher. Aber dort ist relativ schnell Endstation, wenn sich nichts Gravierendes mehr tut. Carroll war in den vergangenen Playoffs der verlässlichste Hawks-Spieler, da reicht mir die zugegebenermaßen gute Saison von Bazemore bei weitem nicht.
Stefan Petri: Klar, die Hawks sind nicht mehr so stark wie im letzten Jahr - was auch daran liegt, dass der Osten in der Breite stärker geworden ist. Trotzdem tun wir gut daran, in Bezug auf Atlanta die Füße still zu halten: Momentan sind es wieder vier Siege in Serie. Halten sie die derzeitige Pace, beenden sie die Saison mit 48 Siegen. Bei aller Liebe für den Rest des Ostens: Da gibt es keine acht besseren Teams. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass die Pistons und Magic über die komplette Saison so konstant abliefern werden können und auch bei den Bulls rumort es ja in der Kabine. Ich gehe sogar in die andere Richtung: Eine stabile Franchise mit einem klaren Plan und abgezockten Führungsspielern - warum sollen sich die Hawks nicht einen Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde sichern können?
Martin Klotz: Na, Stefan, jetzt wollen wir aber nicht übertreiben. Ich sehe fünf Teams vor den Hawks: Cleveland, Miami, Chicago, Toronto und Indiana. Atlanta wird die T-Shirts für die Postseason schon vor den letzten Spieltag drucken können, aber einen souveränen Ritt werden wir nicht sehen. Dafür ist mir das zu einseitig. Es ist ja nicht so, dass die Teams vergessen hätten, wie die Hawks in den vergangenen zwei Saisons unter Budenholzer gespielt haben. Vergangenes Jahr haben Horford, Millsap und Co. das Konzept perfektioniert, doch der Rückschritt hat sich angekündigt. Leider muss man auch sagen, dass die beiden Trades nicht wirklich funktioniert haben. Klar war Splitter verletzt - aber wann war er das in den letzten Jahren nicht? Eben. Und Tim Hardaway Jr.? Der wurde gerade in die D-League geschickt. Bummer! Wenn du im Osten zudem keinen Carroll mehr hast, der LeBron James, Jimmy Butler und Paul George verteidigen kann, dann bekommt Coach Bud selbst im Wahrsage-Wohnwagen neben der Philips Arena das Erstrundenaus vorhergesagt.
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