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"Harden genauso gut wie letzte Saison"

James Harden (r.) zieht zum Korb. Ist beim MVP-Zweiten alles im grünen Bereich?
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Draymond Green ist der beste Center der Liga

Stefan Petri: Nein - denn er ist kein Center. Die besten Center sind immer noch die DeAndre Jordans, und Dwight Howards dieser Welt, die unter dem Korb agieren, Rebounds aufklauben, Blocks sammeln, eine hohe Quote aus dem Feld haben - und vor allem in der Zone als Defensivanker Angst und Schrecken verbreiten. Dazu kommt: Die Warriors haben mit Andrew Bogut bereits einen Center. Haben sie also gleich zwei Center in ihrer Starting Five? Eher nicht. Und: Wir wissen gar nicht, wie sich Green schlagen würde, würde er 35 Minuten pro Partie auf der Center-Position abreißen müssen. Das sage ich aber natürlich nicht, um die Leistungen von Green in irgendeiner Form zu schmälern. Er ist mittlerweile einer der besten Spieler der Liga, eine Allzweckwaffe von unschätzbarem Wert. Das "Lineup of Death" mit Curry, Thompson, Barnes, Iggy und Green wird in einigen Jahren von herumstreifenden Minnesängern besungen werden, so legendär ist es bereits jetzt. Das liegt zu einem Großteil an Green. Deshalb würde ich es so formulieren: Will man "ohne Center" spielen, ist Draymond Green die beste Option, eben aufgrund seiner Vielseitigkeit.

Chris Fleming: Ich bin ein großer Fan von Draymond Green. Er gefällt mir richtig gut und macht die Warriors wirklich ein großes Stück besser. Aber der beste Center ist meiner Meinung nach Tim Duncan, nicht Green. Ja, Tim Duncan. Er kann das Spiel sehen wie ein Elite-Point-Guard und er hält sich sehr fit. Sonst könnte er in seinem Alter gar nicht mehr auf dem Niveau spielen. Und die Erfahrung der ganzen Saisons hilft ihm natürlich. Er hat dieses Jahr wieder ein enorm starkes Defensivrating von 91,4 und liegt damit nur hinter - aufgepasst - Kawhi Leonard und Hassan Whiteside. Das ist einer der Gründe, weshalb die Spurs eine unglaubliche Saison spielen. Sicherlich wird im System von Gregg Popovich niemand ein Triple Double auflegen - allein schon wegen der begrenzten Minuten. Aber so gut ich Green im Small Ball von Golden State finde, an Duncan kommt er für mich nicht vorbei.

Ole Frerks: Ich will das ein bisschen umformulieren: Green ist in dieser Saison der beste Spieler, der regelmäßig auf der Fünf spielt. Das klingt vielleicht ein bisschen nach ausweichen, ist aber nicht so gemeint. Ich finde es bei Green nur fast schon unfair, ihm den Stempel einer Position verleihen zu wollen - dafür tut er einfach zu viel auf dem Court. Noch vor zehn Jahren hätte man ihn wahrscheinlich traditionsbewusst auf die Drei gezwängt, jetzt spielt er Vierer und Fünfer und verteidigt nebenher auch noch Guards. Um seine Vielseitigkeit mal ganz kurz in Zahlen auszudrücken: Green holt mehr Rebounds als Marc Gasol (8,8), spielt mehr Assists als Damian Lillard (7,1), blockt genauso viele Würfe wie Boogie Cousins (1,4) und trifft seine Dreier etwas besser als Ryan Anderson (38,4 Prozent). Wie krank ist das bitte? Das sind alles designierte Experten auf ihren Gebieten und Green ist besser oder gleich gut! Ach so, und sein Team steht natürlich auch nicht ganz so schlecht da. Von daher: Das größte Center-Talent auf der Fünf heißt Cousins. Ja, Chris, der beste Starting Center ist Duncan und das größte Big-Man-Talent Davis. In meinem All-NBA First Team steht auf der Fünf trotzdem Green.

Martin Klotz: Habt ihr da nicht einen vergessen? Andre Drummond, Leute. Sicher, Duncan ist eine Institution und macht seit 97 Jahren im Schlaf starke und solide Arbeit. Aber das gute Defensivrating von Timmy liegt auch an seinen Mitspielern. Wenn einer der schnellen Point Guards wie Russell Westbrook oder Brandon Knight angerauscht kommt, sieht Duncan auch fast so alt aus, wie er ist. Aber Drummond ist 22 Jahre alt. 22! Der hat noch seine ganze Karriere vor sich und die Fußarbeit wird er noch lernen. Dafür ist er deutlich athletischer und mobiler - das ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Der Vergleich mit Green ist nicht wirklich möglich, dafür ist der Unterschied zwischen dem Schweizer Taschenmesser und der Pistons-Null viel zu groß. Draymond ist ohne Zweifel einer der wertvollsten Big Man, die es in der Liga gibt. Ohne Andrew Bogut wären die Warriors aber auch aufgeschmissen. So einen Spieler brauchst du einfach im Team und es ist gut, dass Golden State zwei so verschiedene Spielertypen hat, um auf unterschiedliche Situationen reagieren zu können. Drummond und Green sind auf ihre Art unglaublich wichtig - und Eckpfeiler einer erfolgreichen Franchise.

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LeBron James spielt zu viele Minuten

Chris Fleming: Wahrscheinlich zu viele Minuten für die Gegner. Nein, im Ernst: Er spielt jetzt 36 Minuten pro Spiel und hat auch letzte Saison 36 Minuten gespielt. Und da hatte er in den Finals noch die Kraft, das Team auf seine Schultern zu nehmen, als Love und Irving verletzt waren. Ich bin mir sicher, dass David Blatt weiß, was er tut. Gerade jemand wie LeBron kann seine Energie gut einteilen und sehr effizient spielen. Manche Spieler gehen nicht so gut damit um, aber er hat das seine ganze Karriere über gemacht. Von daher mache ich mir um seine körperliche Verfassung keine Sorgen.

Ole Frerks: Ich bin jetzt ehrlich gesagt ein bisschen überrascht. Für mich ist völlig klar, dass LeBron momentan zu viel spielt. Sicher ist er "erst" 30 Jahre alt, er hat aber auch mehr Karriere-Minuten auf dem Konto als jeder andere 30-Jährige vor ihm. Oh, und mehr als etwa Larry Bird oder Magic Johnson in ihren jeweiligen Laufbahnen. Natürlich ist LeBron ein absoluter Cyborg und sieht aus, als könnte er sich niemals weh tun, aber er kämpft ja jetzt bereits seit über einem Jahr mit dem Rücken und das wird bei der aktuellen Belastung sicherlich nicht weggehen - nur sieben Spieler reißen momentan mehr Minuten ab als er. Und wofür? Die Cavs laufen im Osten doch sowieso fast außer Konkurrenz! Mir wäre an seiner Stelle völlig egal, mit welchem Seed man in die Playoffs geht, solange ich selbst und im Idealfall auch der Rest des Teams komplett fit ist. Wer ist dann im Osten ein ernsthafter Konkurrent? Mir fällt keiner ein. LeBron hat seinen Stolz und ist sicherlich nicht begeistert, dass momentan sein Status als bester Spieler der Welt (meiner Meinung nach zurecht) in Frage gestellt wird. Diesen Stolz sollte er jetzt aber einfach mal an die Seite stellen - die Diskussion könnte er sowieso nur beenden, wenn er in den Finals beim nächsten Versuch gewinnt. Das sollte über allem stehen. Also, ich bitte dich, LeBron: Nimm' dir ruhig mal 'ne Pause, lass' dich von den jungen Burschen tragen, die ja jetzt auch wieder mehr oder weniger komplett sind. Du weißt, dass es das Beste für dich wäre. Das hast du mit deiner Vision, irgendwann mal mit Gregg Popovich bei einem guten Wein über das "Pacing" zu philosophieren, ja bereits angedeutet. Warum nicht einfach jetzt schon?

Stefan Petri: Nein, Ole. Wo kommen wir denn da hin? Liebe Güte, der Mann ist 30 und spielt 36 Minuten im Schnitt - die "Ich schone alles, was sich bewegt"-Methode der Spurs in allen Ehren, aber seit wann ist eine solche Bilanz besorgniserregend? LeBron ist ein physischer Freak, das schockt ihn nicht. Kyrie Irving ist zurück, dazu Shumpert, das wird ihn entlasten: Irving im Ballvortrag und in der Spielmacherrolle, Shumpert in der Defensive. Und so wird auch seine Usage Rate (Platz zwei hinter Russell Westbrook) zurückgehen. Ich bin mir sicher: Die Cavs holen sich ungefährdet den Top-Platz im Osten - und dann kann sich der gute LeBron auch in den letzten Wochen der Regular Season das eine oder andere Päuschen einlegen. Und wenn es hart auf hart kommt, macht er eben wieder zwei Wochen Urlaub.

Martin Klotz: Freak hin oder her, Stefan. Es geht dabei nicht nur um LeBron, sondern mindestens genau so viel um Love und Irving. Wäre es angesichts der kommenden Playoffs nicht sinnvoll, den beiden hin und wieder die Aufgabe zu übertragen, die Cavs zu führen? Das darf auch ruhig mal ein Spiel gegen Boston im TD Garden sein - oder auch ein viertes Viertel gegen die Bulls. Von LeBron und Blatt würde ich ein bisschen mehr Weitblick erwarten. Alle reden davon, dass die anderen beiden der Big Three mehr Verantwortung übernehmen müssen. Dann wäre es doch jetzt, da Uncle Drew wieder fit ist, ein guter Zeitpunkt. Denn seien wir mal ehrlich: So richtig hat Love seinen Rhythmus in Cleveland noch immer nicht gefunden und Kyrie muss sich einfach mehr trauen als in den Playoffs 2014. Wenn die beiden Sidekicks Selbstvertrauen daraus ziehen, Spiele allein zu gewinnen und in kritischen Phasen die Entscheidungen zu treffen, muss LeBron in den Finals auch nicht wieder alles allein machen. Eine klassische Win-Win-Situation. Also LeBron, gönn' dir hin und wieder ein KitKat. Have a break und so.

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