LeBron James tat alles, was in seiner Macht stand, um seinem neuen Head Coach Tyronn Lue einen gelungenen Auftakt zu schenken. Doch die 26 Punkte (11/27 FG), 13 Rebounds und 9 Assists des viermaligen MVPs reichten nicht, um eine erschreckend schwache Mannschaftsleistung zu kaschieren.
Gerade einmal 37,2 Prozent der Cavs-Feldwürfe fanden ihren Weg ins Ziel, vor allem James selbst sowie Kyrie Irving (11 Punkte, 5/16 FG) und die Bankspieler, die zusammen auf gerade einmal 10 Punkte (3/13 FG) kamen, hatten kein Zielwasser getrunken. So half auch das Double-Double von J.R. Smith (18 Punkte, 11 Rebounds) nichts.
Bei den Bulls, die in der zweiten Halbzeit davonzogen und einen ungefährdeten Sieg einfuhren, glänzte vor allem Pau Gasol mit 25 Punkten (11/16 FG), 10 Rebounds und 6 Assists. Taj Gibson (15 Punkte, 8 Rebounds) war vor allem in der Schlussphase nervenstark.
Neben Gasol überzeugte auch ein weiterer Spanier. Nikola Mirotic zeigte mit 17 Punkten (5/8 FG) sein bestes Spiel seit längerer Zeit. Jimmy Butler verpasste mit 20 Punkten (8/16 FG) und 9 Rebounds knapp das Double-Double, Derrick Rose kam auf 12 Punkte (5/21 FG).
Die Reaktionen:
Tyronn Lue (Trainer Cavaliers): "Wir sind noch nicht in der richtigen Verfassung. Wir wollten am Anfang aufs Tempo drücken, aber wir sind müde geworden. Um so zu spielen, wie wir spielen wollen, müssen wir in besserer Verfassung sein. Dass wir dann ausgebuht wurden, ist keine große Sache. Ich wurde auch schon vorher von Fans ausgebuht. Damit muss ich klarkommen."
LeBron James (Cavaliers): "In dieser Liga machst du entweder die Würfe oder du verlierst. Wir haben es heute nicht geschafft irgendwelche Würfe zu machen."
Fred Hoiberg (Trainer Bulls): "Das war ein wichtiges Spiel. Wir sind rausgekommen und waren direkt aggressiv dabei. Wir haben uns Ende des ersten Viertels die Führung geschnappt und von da an nicht mehr zurückgeschaut."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tip-Off: Ein neuer Mann steht an der Seitenlinie der Cavs. Nach der überraschenden Entlassung von David Blatt weist Tyronn Lue sein Team an. Wenig überraschend setzt er auf die gleiche Starting Five wie sein Vorgänger und beginnt mit Irving, Smith, James, Love und Mozgov. Bei den Bulls setzt Hoiberg wie zuletzt auf Rose, Butler, Snell, Gibson und Gasol.
6.: Ausgeglichener Beginn beider Teams, die vor allem gut auf den eigenen Korb aufpassen. James blockt Rose, Rose blockt Irving. Smith blockt wiederum Jones, doch Snell revanchiert sich mit einem Block gegen James. Die Cavs führen aber zu Beginn der Block-Party mit 14:10.
11.: Die Cavaliers treffen den Korb nicht mehr. Die letzten sechs Minuten haben sie keinen Feldwurf mehr verwandelt, insgesamt 14 Würfe am Stück vergeben. So schrauben sich die Bulls zum 11:0-Run. Mirotic knallt den Dreier zum 19:14 rein.
17.: Offensiv ist das Spiel bislang noch kein Leckerbissen, dafür geht das Block-Festival weiter. Mozgov haut Rose beim Layupversuch weg. Die Cavs rennen direkt den Fastbreak. James bedient Smith. Slam Dunk. Drin. Nur noch 28:26 für die Bulls.
24.: Die Cavs kämpfen sich wieder heran. Chicago trifft auch nicht gut, Smith kann dafür mal einen Dreier versenken, James lässt ein And One folgen und verkürzt auf zwei Punkte. Dann antwortet Butler aber mit einem ganz schwierigen Distanzwurf. 44:39 Bulls.
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29.: Die Cavs tun sich weiter schwer. Immer wenn sie sich etwas herangekämpft haben, werden sie von den Bulls wieder auf den Boden der Tatsachen gedrückt. James vergibt den schwierigen Layup, Chicago läuft den Fastbreak, den Gasol per Dunk zum 53:47 beendet. Lue nimmt die Auszeit.
34.: Cleveland findet einfach keine Lösung gegen Gasol, der aus allen Lagen trifft. Während die Cavs den fünften Freiwurf in Folge danebenhauen, versenkt der Spanier den nächsten schwierigen Jumper aus der Mitteldistanz. Chicagos Vorsprung wächst. 66:55 Bulls.
37.: Die Bulls laufen so langsam heiß. Mirotic jagt den nächsten Dreier durch die Reuse und schon führt Chicago mit 75:58. Cleveland wirkt von der Rolle, das Publikum wird unruhig.
43.: Chicago hat den Rhythmus in der Offensive wieder verloren und nimmt etliche unkluge Würfe. Die Cavs glänzen weiterhin nicht, kämpfen sich aber langsam wieder heran. Also nimmt Hoiberg die Auszeit beim 79:69 für sein Team.
48.: Die Bulls bleiben trotz aller Anstrengungen der Cavs ganz cool. Gibson macht erst ein And One und versenkt dann einen schwierigen Jumper mit ablaufender Wurfuhr. So bringt Chicago das Spiel ohne Probleme nach Hause. 96:83.
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Der Star des Spiels: Pau Gasol. Statistiken sagen nicht immer alles, doch wenn ein Spieler bester Scorer, Rebounder und Assistgeber seines Teams ist, dann hat er viel richtig gemacht. Der 35-Jährige war der unangefochtene Anführer der Bulls. Die Cavs hatten bis zum Schluss nicht verstanden, dass Gasol über einen guten Jumper verfügt, also durfte der Spanier aus dem High Post das Spiel verwalten und tat dies sehr stark. Entweder fand er die freistehenden Mitspieler oder er verwandelte traumhaft sicher selbst aus der Mitteldistanz.
Der Flop des Spiels: Kyrie Irving. Der Spielmacher hatte zwar anders als zuletzt seinen Gegenspieler in der Defensive wenigstens im Griff, war aber in der Offensive ein Schatten seiner selbst. Sein Spiel begann damit, dass er von Rose bei einem Jumper geblockt wurde. Danach wollte nichts mehr zusammenlaufen. Irving fand nie seinen Rhythmus und versteckte sich am Ende zunehmend.
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Das fiel auf:
- Lue nahm zwar keine Änderungen an der Starting Five vor, passte dafür aber die Rotation seines Team an. James Jones, der zuvor eigentlich aus der Rotation rausgeflogen war, kam als erster Spieler von der Bank, auch der zuletzt kaum berücksichtigte Mo Williams sah schon im ersten Viertel Minuten. Fünf Bankspieler wechselte der neue Coach schon im ersten Viertel ein. Nach der Pause vertraute er aber nur noch auf drei seiner Bankspieler. Das hatte einen Grund.
- Ausgerechnet die Reservisten trafen absolut gar nichts. Zur Pause stand die Cavs-Bank bei 0 Punkten. Cleveland verwandelte ohne James auf dem Feld bis zur Pause keinen einzigen Feldwurf. So lagen die Cavaliers nach dem ersten Viertel bei einer Wurfquote von 21,4 Prozent, der schlechteste Wert in dieser Saison. Nach 36 (!) Minuten sorgte Dellavedova per Dreier für die ersten Bank-Punkte.
- Zum Zeitpunkt des Dellavedova-Dreiers waren die Cavs bereits mit 17 Punkten Rückstand hinten, hatten gerade einmal 2 ihrer 12 Freiwürfe getroffen, hatten mit 58 Punkten so wenige wie noch nie in dieser Saison nach drei Vierteln aufgelegt und waren von ihren eigenen Fans mit Buhrufen bedacht worden. Am Ende blieb Cleveland bei einer unfassbaren Quote von 40,9 Prozent und zwar nicht aus dem Feld, sondern von der Freiwurflinie. Genau diese Tatsache verleitete die Fans auch zu den Unmutsäußerungen.
- Den Warriors und Spurs schlottern nach diesem Spiel der vermeintlich besten Ost-Teams wohl nicht die Knie, wenn sie an ein mögliches Final in nicht allzu ferner Zukunft denken. Zwar war die Intensität im Spiel hoch und die Defensive auf beiden Seite stellenweise stark, doch insgesamt blieben die Teams offensiv deutlich zu ineffektiv und fanden nie ihren Rhythmus. Zur Halbzeit standen die Bulls bei 38 Prozent, Cleveland sogar nur bei 35 Prozent verwandelten Feldwürfen. Während Chicago aber einen Gang höher schalten konnte, blieb Cleveland im Sumpf stecken.
- Bitter für die Bulls: Mit Butler-Backup E'twaun Moore verletzte sich der nächste Spieler. Der Guard musste schon nach vier Minuten mit einer Oberschenkelverletzung runter, so dass Jimmy Buckets mal wieder 40 Minuten lang ran musste. Rookie Bobby Portis erlebte in seinen neun Minuten auf dem Parkett jedenfalls einen rabenschwarzen Abend und empfahl sich kaum für mehr Minuten.