"Zeige, dass du besser bist als MJ"

Marc-Oliver Robbers
24. Juni 201611:05
Paul Zipser muss sich in Chicago erst noch einen Namen machengetty
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So ein langer Draftabend produziert bekanntlich eine Menge Geschichten. Die von Celtics-Boss Danny Ainge hat kein Happy-End, Paul Zipser muss seine erst noch schreiben. Und Österreichs Center-Export Jakob Pöltl tritt in große Fußstapfen. Dazu gibt es Dirk Nowitzki, LeBron James, Vlade Divac und viele mehr.

Cool, cooler, Simmons

Irgendwie ist es doch langweilig, wenn man schon Tage vorher von den Teams gespoilert wird, welchen Spieler sie picken werden. So war es für niemanden eine Überraschung, als Ben Simmons als erstes die Treppen zur Bühne empor stieg und Commissioner Adam Silver seine Hand entgegenstreckte. Entsprechend cool reagierte der Australier bei der Verkündung seines Namens. Schließlich ist man seinen Eltern auch nicht mehr zwingend um den Hals gefallen, wenn man am Weihnachtsvorabend schon herausgefunden hatte, dass am nächsten Tag die gewünschte Playstation unter Baum liegen wird.

Apropos Spoiler...

Kann mal bitte jemand diesen Adrian Wojnarowski während des Drafts wegsperren - aber ohne Handy bitte! Der Yahoo-Experte verriet via Twitter mal wieder jeden verdammten Pick, bevor Silver auch nur den Anschein machte, zurück auf die Bühne zu eilen. In der zweiten Runde war er Deputy Mark Tatum teilweise drei Picks voraus! Wie zum Henker geht das? Überflüssig zu erwähnen, dass er zeitgleich noch Gast in seiner eigenen Draft-Webshow war. Also Woj, nächstes Jahr hast du Twitterverbot! Das macht doch keinen Spaß so!

Was war da los, Danny?

Hey, Danny Ainge, wir hatten alle einen Mega-Supa-Dupa-Blockbuster-Trade von dir erwartet! Und was war? Nix! Nada! Niente! Okay, zu seiner Ehrenrettung muss man sagen, dass der Celtics-Boss es wirklich probiert hat. Doch es ging sich einfach kein Deal aus. Und so pickte Ainge an dritter Stelle eben nicht Tradeobjekt Kris Dunn, sondern sicherte sich die Dienste des noch rohen Swingmans Jaylen Brown. Das sorgte für Verwirrung unter den anwesenden Celtics-Fans im Barclays Center. Aber Ainge setzte noch einen drauf. Mit dem 16. Pick kam der Franzose Guerschon Yabusele. Wer? Ja Guerschon halt! Und dann gab es für die buhenden Celtics-Anhänger noch den Kollegen Ante Zizic hinterher. Ein kroatisches Center-Talent. Freude wollte da im Kobold-Lager nicht aufkommen, Freude hatte Ainge aber auch nicht. Angesprochen auf die acht Picks, die Boston im Draft hatte, sagte er nur: "Lasst uns das nicht noch mal machen. Das war zeitweise ganz schön chaotisch. Wir haben über 120 Spieler im Workout." Ob die Nets wohl tauschen möchten?

Auf den Dunn gekommen

Der Kollege Dunn fiel dann bis auf Fünf und damit den Minnesota Timberwolves in die Arme. Dabei wollten die den besten Guard des Jahrgangs eigentlich auch nicht. Aber da auch die Jungs aus Minneapolis keinen Deal mit Dunn zustande bekamen, entschieden sie sich letztlich dazu, ihn zu behalten. Ob jetzt Ricky Rubio gehen muss? Zach LaVine jedenfalls nicht, denn den wollten die Bulls unter anderem für Jimmy Butler haben. Da spielte Neu-Coach Tom Thibodeau aber nicht mit. Schon nicht schlecht für einen ehemaligen Fast-Draft-Bust.

Große Fußstapfen für den großen Ösi

Es ist vollbracht! Jakob Pöltl ist der erste Österreicher in der NBA. Und wir hoffen einfach mal, dass er sich geschickter anstellt als seine gegen Ball den tretenden Kollegen in Frankreich. Die Raptors-Fans sind auf jeden Fall schon begeistert, dass sie nach Valanciunas, Caboclo und Nogueira den nächsten Big Man mit für sie unaussprechlichem Namen im Kader haben. Und Jakob, wir wollen ja keinen Druck aufbauen, aber die anderen beiden Spieler, die die Raptors in ihrer Geschichte mit dem neunten Pick holten, waren Tracy McGrady und DeMar DeRozan.

Einmal Jahresringe zählen, bitte!

Was war denn das bitte für eine kuriose Geschichte? Thon Maker, der sich in den vergangenen Wochen nur so den Weg durch die Mock Drafts nach oben pflügte, soll auf einmal nicht 19, sondern irgendwo zwischen 21 und 24 Jahren alt sein. Zumindest wurde diese Info am Drafttag lanciert. Den Bucks war es schnuppe, sie zogen den südsudanesischen Australier aus Kanada mit ihrem 10. Pick und freuen sich nun über den nächsten unfassbar athletischen Freak in ihren Reihen. Könnte spaßig werden, gell Giannis?

Auto-Draft Order set!

Vlade Divac starrte vor dem Draft-Start grinsend in sein Macbook. Zumindest twitterten die Kings ein Foto der serbischen Grinsebacke samt Apple-Hardware. Böse Zungen behaupten, dass Vlade nur noch mal schnell seine Auto-Draft Order bestätigen wollte. Ob die Zunge von DeMarcus Cousins auch dazu gehörte? Dem Star schwante jedenfalls Böses! Zwischenzeitlich flehte er gar um himmlischen Beistand. Gerade als sein Boss sich die Dienste des griechischen Centers Georgios Papagiannis sicherte, brauchte er eine Menge Kraft. Vielleicht muss Kostas Koufos da erst mal vermitteln. Aber kommen wir noch mal zum Kollegen Divac. Der ließ im Vorfeld genau einen Spieler aus den Top 30 vorspielen, nämlich Combo Guard Wade Baldwin, nur um sich dann am Drafttag drei Erstrundenpicks zu sichern. Natürlich für Baldwin, oder? Pustekuchen! Das wäre ja zu einfach gewesen.

Wie Sauerbier angeboten

An so einem Tag kann es bekanntlich nicht nur Sieger geben. Zu den Kollegen mit eher betrübter Miene gehörten Skal Labissiere und Deyonta Davis. Beide galten in den Mock Drafts als sichere Lottery Picks, aber mit jedem Spieler, der vor ihnen gedraftet wurde, fielen die Mundwinkel weiter nach unten. Michigan-State-Forward Davis hatte Trainerlegende Tom Izzo an seiner Seite und Labissiere Kentuckys Trainerlegende John Calipari, aber auch der Einfluss der beiden Coaches hielt sich in Grenzen. Dabei versuchten sie alles. Aus dem Green Room heraus griffen sie zum Handy und versuchten die Teams von ihren Schützlingen zu überzeugen - ohne Erfolg. Skal ging als 28. über die Ladentheke, Deyonta musste gar bis zur zweiten Runde warten. Dementsprechend schmallippig und finster dreinschauend erzählte er, dass die Draftposition keine Rolle spielt. Es klang jetzt nicht sonderlich überzeugend.

LeBron zur besten Organisation der Welt

Kurz dachte Spurs-GM R.C. Buford, dass sich LeBron James aktiv bei den San Antonio Spurs angeboten hätte, aber Beat-Writer Jabari Young drückte sich nur ein wenig umständlich aus. Vielmehr hatte King James höchstpersönlich zum Hörer gegriffen und Dejounte Murray dazu gratuliert, jetzt Teil der Spurs zu sein. San Antonio sicherte sich den hochveranlagten Guard mit dem 29. Pick und wer via Draft an den Alamo gelotst wird, gilt automatisch als Steal. Die Finals-MVP-Trophäe 2019 ist Murray also schon sicher.

Neues Spielzeug für Dirk

Die Draft-Experten aus Dallas durften dieses Mal nur in der zweiten Runde ran und da Dirk Nowitzki noch Schwager Martin Olsen in Frankreich trösten muss, konnte der Deutsche auch keinen Einfluss auf die Entscheidungen im War Room nehmen. Paule Zipser spielt daher jetzt nicht in Texas. Aber ist ja eigentlich auch egal, da Coach Rick Carlisle bekanntlich ohnehin nicht der größte Rookie-Fan ist und die Minutenanzahl seiner Spieler exponentiell mit dem Alter steigt. Na wenigstens haben sie sich mit A.J. Hammonds einen Senior geangelt. Der Center könnte sich dabei durchaus als Steal erweisen. Hammonds erzielte im Schnitt 15 Punkte, 8,2 Rebounds und 2,5 Blocks in der letzten Saison und war in seiner Division Defensive Player of the Year.

"Zeige der Welt, dass du besser bist als MJ"

Okay, Paul Zipser hat es geschafft. An 48. Stelle geht es zu den Bulls. Vielleicht etwas später als gedacht, aber Zipser hat uns ja gerade erst berichtet, dass die Draft-Position ohnehin nicht so wichtig sei. Vielmehr ginge es darum, ins richtige Team zu kommen. Und das hat er mit den Bulls wohl gefunden. Nur sehen das die Fans aus Chicago ein wenig anders. "Who the fuck is Paul Zipser," hallte es unisono durch die Twitterlandschaft. Es ist das ewige Gezeter, wenn unbekannte Internationals verpflichtet werden. Fragt mal bei Boogie nach. Also Paule, zeige der Welt, dass du besser bist als MJ. Oder so ähnlich.

Internationals auf dem Vormarsch

Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass die NBA ihre Fühler immer weiter über den großen Teich ausstreckt, aber so viele Internationals wie in diesem Jahr wurden noch nie gedraftet. 14 in der ersten Runde und 26 insgesamt. Beides Rekord. Nicht, dass bald noch mehr Amis himmlischen Beistand anfordern.

Der Draft in der Übersicht