SPOX: Nachfolger Howard hingegen gilt ja als etwas komplizierter Typ. Wie haben Sie ihn bisher erlebt?
Schröder: Er ist auf jeden Fall ein ziemlicher Spaßvogel. Ich denke, es wird bei ihm vor allem darum gehen, die richtige Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Spaß zu finden. Er wird diese neue Herausforderung aber ernst nehmen, da bin ich mir ganz sicher. Zumal er jetzt auch wieder in seiner Heimatstadt spielt. Ich werde mit ihm natürlich auch noch mal in Ruhe sprechen. Howard ist ein Superstar, aber ich werde derjenige sein, der ihn füttert. Hauptziel muss daher sein, dass wir beide uns gut verstehen.
SPOX: Howard ist nicht der einzige Neue bei den Hawks. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die neue Saison? Denken Sie, dass Sie trotz der Abgänge nahtlos an die letzten Jahre anknüpfen können?
Schröder: Das ist auf jeden Fall das Ziel, wir wollen ja nicht schlechter werden. In den letzten Jahren waren wir immer unter den ersten Vier und das versuchen wir natürlich auch dieses Mal wieder. Der Osten ist zwar enorm stark geworden, vor allem Indiana, aber auch wir müssen uns auf gar keinen Fall verstecken. Im Prinzip können wir jedes Spiel gewinnen. Das Wichtigste ist jetzt, dass wir in den kommenden Wochen optimal als Team zusammenfinden.
SPOX: Andere Teams haben auch mit Abgängen zu kämpfen: Nach Kobe Bryant hat mit Tim Duncan noch ein Großer des Sports seine Karriere beendet. Wie wird sich das auf die Spurs auswirken?
Schröder: Die Spurs haben mit Pau Gasol einen hervorragenden Spieler dazugeholt. Natürlich ist Gasol nicht Tim Duncan. Aber ich glaube, Coach Pop weiß schon genau, was er macht. Das hat er nun schon über Jahre hinweg gezeigt. Außerdem gibt es da immer noch Typen wie Tony Parker, Manu Ginobili oder Kawhi Leonard. Die Spurs finden immer einen Weg, oben mitzuspielen.
SPOX: Das große Thema des Sommers war aber natürlich Kevin Durant. Sind die Warriors für Sie damit das "Team to Beat" - oder doch eher die Cavaliers? Die kennen Sie ja mittlerweile bestens...
Schröder: Die Warriors haben vier All-Stars. Was willst Du mehr? (lacht) Steph Curry ist einer der besten Point Guards und zweimal hintereinander MVP geworden. Kevin Durant war auch MVP und gehört zu den besten Spielern auf der Welt. Und dann haben sie noch Klay Thompson und Draymond Green. Wie Warriors müssen eigentlich alles gewinnen. Grade der Wechsel von Durant wird jetzt aber alle anderen Teams zusätzlich motivieren, deswegen wird es auch nicht leicht für sie. Bei den Cavaliers hängt dagegen wie immer fast alles an LeBron James.
SPOX: Sie hatten nach dem Playoff-Aus gegen Cleveland einen "Moment" mit LeBron, als er Sie in den Arm nahm. Hatte er dabei eine bestimmte Botschaft für Sie?
Schröder: Er sagte mir, dass ich Geduld haben und genauso weiterspielen soll. Er hat gesagt, dass die Hawks auf jeden Fall mein Team werden. Außerdem meinte er, dass ich das Zeug zum Star habe. Und das ist natürlich der Wahnsinn, wenn das so ein Spieler zu Dir sagt. Er ist momentan der beste Spieler auf der Welt, wahrscheinlich sogar aller Zeiten, mit Michael Jordan zusammen. Sein Wort hat schon Gewicht.
SPOX: In der kommenden Saison werden Sie ja auch wieder ein paarmal auf Dirk Nowitzki treffen. Haben Sie mit ihm mal über seinen neuen Deal bei den Mavericks gesprochen?
Schröder: Wir haben direkt danach einmal getextet. Ich hab einfach nur geschrieben, 'wie lange spielst Du eigentlich noch?' (lacht)
SPOX: Und was hat er zurückgeschrieben?
Schröder: Er hat geschrieben: 'Mein Junge, solange die Knochen noch mitmachen.' (lacht)
SPOX: Zur neuen Saison hat noch ein weiterer Deutscher den Sprung in die NBA geschafft. Wie bewerten Sie die Chancen von Paul Zipser bei den Bulls? Sie kennen sich ja auch schon ein bisschen, stehen Sie momentan in Kontakt?
Schröder: Ich habe gegen Ende der Regular Season in Denver mit ihm geredet. Er hat mir damals alle Kontakte von der Nationalmannschaft gegeben, weil ich mich vor der EM-Quali bei jedem Einzelnen melden wollte. Da wusste ich noch nicht, dass das mit Teague passieren würde. Paul war natürlich ein bisschen aufgeregt und nervös wegen des Drafts. Ich hab ihm einfach gesagt, dass alles gut werden wird.
SPOX: Wie sehen Sie seine Chancen bei den Bulls?
Schröder: Das erste Jahr ist immer schwer, das war bei mir auch so. Er darf auf keinen Fall aufhören zu arbeiten, auch wenn er vielleicht in die D-League muss. Das wird ihm nur gut tun. Man darf sich nicht mit Spielern wie Andrew Wiggins, LeBron James oder Karl-Anthony Towns vergleichen. Die hatten vorher schon einen Namen und spielen deshalb auch sofort. Man muss es sich richtig erarbeiten, wenn man als junger Spieler aus Europa rüberkommt. Aber ich denke, das weiß Paul auch.
SPOX: Im Sommer haben Sie wie immer viel trainiert. Welche Schwerpunkte haben Sie sich gesetzt? Wo haben Sie noch akuten Verbesserungsbedarf?
Schröder: Überall! Ich möchte immer besser werden. Dieses Jahr habe ich aber viel an meinem Wurf und an meinem Körper gearbeitet. Ich muss noch robuster werden, vor allem im Rumpfbereich. Ich bin gespannt, wie ich davon jetzt in der neuen Saison profitieren werde.
SPOX: Um sich bestmöglich auf Ihre erste NBA-Saison als Starter vorzubereiten, haben Sie auch die EM-Quali mit der Nationalmannschaft abgesagt. Wie schwer ist Ihnen diese Entscheidung gefallen?
Schröder: Das ist mir natürlich nicht leicht gefallen. Ich hatte im Vorfeld das ganze Team kontaktiert und mich sehr auf die Spiele mit der Nationalmannschaft gefreut. Ich wollte das Team auf unser großes Ziel Tokio einschwören. Nach wie vor bin ich überzeugt, dass wir das schaffen werden. Leider musste ich dann für die EM-Quali absagen, weil ich in der kommenden Saison einen All-Star ersetzen muss. Da muss man perfekt vorbereitet sein. Die Zeit wird auch sehr wichtig sein, um die Integration von Howard und den anderen Neuen optimal voranzutreiben. Deshalb musste ich mich letztlich gegen eine Teilnahme entscheiden.
SPOX: Zu guter Letzt: Was können wir in der nächsten Saison von Dennis Schröder erwarten? Welche Ziele haben Sie sich persönlich gesetzt?
Schröder: Ich möchte einfach gesund bleiben und eine gute Saison mit dem Team spielen. Wir müssen eine richtige Einheit werden, damit wir in die Playoffs kommen. Das ist das erste Ziel und dann kann jeder jeden schlagen. Ich werde auf jeden Fall alles geben, damit wir nach 2015 erneut die Conference Finals erreichen.