Die Transaktionen: Mal sehen... im Draft wurde Damian Jones (#30) geholt, zudem ergatterte GM Bob Myers für eine nette Summe den #38-Pick namens Patrick McCaw aus Milwaukee, der schon am Draft-Abend als potenziell größter Steal des Jahrgangs gehandelt wurde. Der Start der Free Agency verlief dann eher ruhig, abgesehen davon, dass Golden State seinen Restricted Free Agents Harrison Barnes und Festus Ezeli Qualifying Offers unterbreitete.
Die verhältnismäßige Ruhe hatte natürlich einen guten Grund: Myers und Co. baggerten in einer Tour an einem gewissen Kevin Durant. Und als der seine Entscheidung letztendlich mit einem Brief im Player's Tribune verkündete, brach nicht nur in der Bay Area die Hölle los.
Mit einem 1+1-Vertrag (54 Millionen Dollar) schloss sich KD dem 73-Siege-Team an, dementsprechend musste schnell ausgedünnt werden. Barnes ließ man als RFA nach Dallas ziehen, Ezelis Vertragsangebot der Blazers matchten die Warriors ebenfalls nicht. Andrew Bogut wurde nach Dallas getradet, Mo Speights ließ man zu den Clippers ziehen, Leandro Barbosa nach Phoenix und Brandon Rush zu den Timberwolves.
Redakteure vs. Golden State: So schlagen wir die Warriors!
Zwischenzeitlich hatte das Team, das in den letzten beiden Jahren so mit seiner Tiefe geglänzt hatte, kaum noch genug Leute, um seine Bank zu füllen. Aber genau aus diesem Grund gibt es ja Ring-Chaser. David West kam zum Spartarif (1,55 Millionen), James McAdoo, Anderson Varejao und Ian Clark blieben zum Spartarif.
Die Krone setzte dem Ganzen allerdings Zaza Pachulia auf, der nach seiner besten Profi-Saison für ein Jahr und 2,9 Millionen unterschrieb, obwohl er anderswo locker das Fünffache bekommen hätte. Alles egal, die Warriors hatten eben keine Kohle mehr über, aber eine recht ordentliche sportliche Perspektive.
"Ich wollte eigentlich nicht einmal seinen Agenten anrufen", verriet Myers unlängst, "ich hätte nie gedacht, dass er für diese Summe zu uns kommen würde." Bei der Aussage verwundert es wohl nicht, dass einige Rivalen derzeit nicht wirklich gut auf die Warriors zu sprechen sind...
Die Strategie: Wenn man im Jahr zuvor einen neuen Saison-Rekord aufgestellt hat und letztendlich nur deshalb nicht zum zweiten Mal in Serie Champion wurde, weil einer der besten Spieler aller Zeiten eine der besten Final-Serien aller Zeiten hingelegt hat, könnte man dafür argumentieren, dass beim Team nicht allzu viel verändert werden muss. Aber 'müssen' ist etwas anderes als 'können'.
Die Dubs realisierten relativ früh, dass sie eine Chance auf KD hatten, und handelten entsprechend. Sie haben den Zuschlag tatsächlich bekommen und jetzt die Möglichkeit, eins der fiesesten Lineups in der Geschichte der Liga aufs Parkett zu schicken. Stephen Curry, Klay Thompson, Andre Iguodala, KD und Draymond Green? Viel Spaß jedem Coach, der sich gegen dieses Team eine Strategie überlegen muss.
Die Warriors hatten schon letzte Saison kaum Schwachstellen, allerdings fehlte, wie Jerry West es ausdrückte, manchmal der Spieler, der im Eins-gegen-Eins regieren kann, wenn die Würfe aus der Distanz nicht fallen. Nun, Durant ist vielleicht der beste Eins-gegen-Eins-Spieler der Liga und lebt an der Freiwurflinie. Lücke gefüllt, könnte man sagen.
Erlebe die NBA live und auf Abruf auf DAZN
Dafür ging Golden State großes Risiko, da sowohl Curry als auch Durant im nächsten Sommer Free Agents werden können. Sollten die Persönlichkeiten und Styles doch nicht so gut zusammen passen, hätte man seine Tiefe fast komplett geopfert. Aber: Dieses Opfer würde angesichts des Potenzials des neuen Superteams vermutlich jeder Personaler der Geschichte liebend gern aufbringen.
Die Schwachstellen: Wie schon erwähnt, ist die Tiefe nicht mehr auf dem Level der letzten Jahre. Das gilt vor allem für den Frontcourt, wo außer Green fast alle Stützen jenseits der 30 sind. Können West und Pachulia den defensiven und auch offensiven Einfluss von Bogut einigermaßen auffangen? Es wurde regelmäßig unterschätzt, wie wichtig der Australier als Passer und Ringbeschützer für die Dubs war.
KD hat - vor allem in der Serie gegen die Warriors - bewiesen, dass er mit seiner Länge ebenfalls als sekundärer Rim-Protector fungieren kann, und darauf wird sein neues Team auch angewiesen sein, spätestens in den Playoffs. Die Tatsache, dass JaVale McGee ins Training Camp eingeladen wurde, spricht Bände über die dünne Frontline der Dubs.
Auch die Young Guns wie Jones, McCaw, McAdoo, Clark und Kevon Looney sollen und müssen stärker eingebunden werden, zumal auch Iguodala nicht jünger wird und vermutlich recht viel geschont werden soll, damit er in den Playoffs fitter ist als im vergangenen Frühling und Sommer.
Zu guter Letzt: Es mag ein blödes Klischee sein, aber es gibt tatsächlich nur einen Ball. Curry warf letzte Saison 20mal pro Spiel, Thompson 17mal und Green zehnmal - nun kommt aber noch Durant mit seinen zuletzt 19 Wurfversuchen mit in die Gleichung. Sie werden nicht alle wie gewohnt ballern können und das wird etwas Eingewöhnungszeit brauchen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dies tatsächlich langfristig ein Problem darstellen wird.
Der Hoffnungsträger: Man könnte hier einige der Youngster aufzählen, aber insbesondere auf McCaw halten die Dubs riesengroße Stücke. West kündigte kurz nach dem Draft gewohnt offen an, dass es allen Teams "leidtun wird", die den Shooting Guard bis in die zweite Runde fallen ließen.
Steve Kerr wird ihn vermutlich recht langsam heranführen, eventuell auch über die D-League. Der Coach kündigte aber auch schon an, dass er sich McCaw durchaus in dieser Saison schon in der Rotation der Warriors vorstellen könnte.
Seine Summer-League-Stats waren mit 15,8 Punkten und 3,2 Rebounds bei Quoten von 46,7 Prozent aus dem Feld und 38,2 Prozent von der Dreierlinie immerhin schon sehr vielversprechend - und wie bereits erwähnt haben die Dubs nach diesem Sommer nicht mehr den allertiefsten Kader. Es wird Möglichkeiten geben.
Das Fazit: Vollkommene Sicherheit hat man nie und einen (oder mehrere) Titel kann man nicht in der Offseason gewinnen. Aber dieser Sommer der Warriors kam dem Traum schon verdammt nahe. Ein größeres positionelles Upgrade als Durant statt Harrison Barnes wird man kaum finden und es ist ja nicht so, als hätte es vorher an Qualität gefehlt.
Der neue Kern der Warriors hat das Potenzial, nicht nur einen, sondern drei oder vier Titel gemeinsam zu gewinnen. Ob sie das schaffen werden, hängt an mehreren Faktoren und wird sich erst zeigen - eine leichte Aufgabe hat Steve Kerr sicherlich nicht vor der Brust.
Von den Charakteren und vom Spielstil her sollten die neuen Warriors aber eher früher als später ihren Groove finden. KD hat sich schließlich explizit deshalb für sie entschieden, weil er Teil ihres Gefüges werden will, und nicht, weil er irgendetwas zerstören möchte. Und das ist für den Rest der Liga eine furchterregende Vorstellung.
Note: 1+