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"Sacramento braucht einen Exorzismus"

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© spox
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Nur der eigene Kopf kann die Warriors stoppen

Ole Frerks: Ich würde die These wie folgt erweitern: Nur der eigene Kopf, die eigenen Knochen und vielleicht LeBron James können die Warriors stoppen. Im Westen sehe ich tatsächlich momentan kein Team, dass die Warriors in voller Stärke schlagen könnte. Die Clippers haben einen riesigen Dubs-Komplex, wie man kürzlich wieder sehen konnte, die Spurs nicht das richtige Personal - still und heimlich ist Tony Parker einer der schlechteren Starting Point Guards der Liga geworden, so leid mir das tut. Houston ist aufgrund seiner Offense immer gefährlich, aber über eine Serie gesehen werden die defensiven Defizite nicht zu kompensieren sein. Utah hätte theoretisch die Möglichkeit, aber nicht die Gesundheit, um mit den Warriors mitzuhalten. Es ist leider einfach offensichtlich, dass die Dubs mehr Talent haben als alle anderen und schon jetzt unglaublich gut zusammenspielen. Mittlerweile haben sie ja sogar auch schon das zweitbeste Defensiv-Rating - von wegen Schwachstelle! Ich habe schon vor der Saison gesagt, dass Golden State und Cleveland für mich die einzigen echten Contender sind und ich sehe keinen Grund, an der Aussage etwas zu ändern. Stand jetzt wären bei einem weiteren Re-Match für mich die Warriors ganz klar die Favoriten. Und ich sage auch für den Christmas Day einen mehr oder weniger deutlichen Dubs-Sieg voraus.

Jonathan Tjarks: Auf das Spiel bin ich auch gespannt, Ole. Die große Frage wird sein: Was kann LeBron gegen dieses Warriors-Team reißen? Am neugierigsten bin ich ehrlich gesagt auf ein mögliches Playoff-Duell gegen Utah. Die Jazz sind diese Saison ein bisschen tiefer und sind das einzige Team, das fünf richtig gute Verteidiger auf den Court stellen kann. Die Spurs sehe ich nicht in der Position, Golden State zu schlagen. Die alten Männer Gasol und Parker können die Offensive der Dubs nicht in einer Sieben-Spiele-Serie stoppen. Houston finde ich zwar ebenfalls stark und so wie Harden momentan spielt, sind sie ein harter Brocken. Aber wie sollen die Rockets beispielsweise Ryan Anderson auch nur eine Minute spielen lassen? Dazu haben die Warriors einfach zu starke Waffen in der Offensive. Ich glaube aber nicht, dass es für Houston reichen kann.

Alex Schlüter: Kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen. Ein Team wie Golden State, das so viele Wahnsinns-Schützen im Kader hat, kann sich grundsätzlich nur selbst stoppen. Aber es ist vielleicht eher das Handgelenk als der eigene Kopf, um nochmal auf die These zurückzukommen. Für jeden Herausforderer wird die Aufgabe sein, in genau den Spielen, in denen bei den Dubs die Würfe nicht so fallen, wie gewünscht, die eigenen Stärken aufs Feld zu bringen. Das heißt im Klartext: Big Men, die den Warriors mit Scoring und offensive Rebounding wehtun können. Eiskalte Transition, die Ballverluste von Curry und Co. bestrafen. Die Cavs haben solche Waffen, die Spurs vielleicht auch.

Martin Klotz: Es gibt noch etwas, das den Warriors schaden kann: Es hört auf den Namen Draymond Green. Die Bezeichnung "Es" ist in diesem Fall wirklich manchmal angebracht, bei dem animalischen Trieb, den Green ab und zu an den Tag legt. Ich bewundere, dass er es an so vielen Abenden schafft, die Warriors mit seiner unbändigen Energie nach vorn zu peitschen und dabei nicht die gesamte Halle abzureißen. Aber leider findet er nicht immer die Balance, vor allem, wenn es die Gegner gezielt darauf anlegen, ihn zu provozieren. Und das erwartet ihn in den Playoffs in jedem Spiel. Wir alle haben gesehen, wie der Rauswurf und die Sperre Greens - und anschließend seines Selbstbewusstseins und seiner Identität - die Dubs die Finals gekostet hat. Ohne Bogut ist Green noch einmal wichtiger geworden. Er darf sich keinen Ausrutscher leisten. Sonst könnte es böse enden für Golden State. Einen Durant- oder Thompson-Ausfall kann das Team mal verkraften, dann nehmen einfach die anderen Splash Brothers mehr Würfe. Aber Green kann niemand ersetzen.

Jonathan Tjarks: Ich würde sogar so weit gehen und sagen: Green ist der MVP im Team der Warriors. Er macht jeden anderen Spieler besser, in der Defense und in der Offense. Betrachtet man das Talent, müssen die Warriors einfach der Favorit auf den Titel sein. Man sollte meinen, dass die Erfahrung aus den Finals Draymond ihn hat reifen lassen. Seine letzten Aktionen lassen nicht unbedingt darauf schließen, aber da müssen wir wohl bis zu den Playoffs warten.

Martin Klotz: Warten müssen wir wohl auch, um herauszufinden, ob Golden State häufiger Probleme gegen gute Defensiven wie zuletzt gegen die der Grizzlies hat. Die Tatsache, dass sie in fast jedem Spiel mit ihrer Offense souverän durchkommen, sehe ich noch als möglichen Stolperstein in Richtung Championship. Das wird in einer Serie gegen Memphis oder Cleveland ganz anders sein. Und es ist nicht unbedingt ein Vorteil, das im ganzen Jahr kaum simulieren zu können.

Jonathan Tjarks: Da bin ich anderer Meinung, Martin. Die Warriors werden in den Playoffs eher noch besser sein. Dort wird Green eine noch größere Rolle spielen als in der Regular Season, da Steve Kerr viel häufiger Small Ball mit ihm auf der Fünf spielen lassen wird. Vielleicht sogar mit Kevin Durant auf der Fünf. Und das werden wir bis April nicht sehen. Dieses Lineup bereitet der gegnerischen Defense so viele Schwierigkeiten, dass ich nicht mal sicher bin, ob es dafür überhaupt ein Gegenmittel gibt.