Cleveland Cavaliers (2) - Toronto Raptors (3)
Saisonbilanz: 3-1 (94:91, 121:117, 116:112, 83:98)
Ausgangslage
Gerade einmal mit zusammengerechnet 16 Punkten Differenz besiegten die Cavs in der ersten Runde Indiana. Was wie ein lockerer Sieg in nur einem Spiel klingt, war ein kompletter Sweep - mit vier durchaus knappen Erfolgen. "Wir hätten auch mit 2-1 vorne sein können", merkte Paul George richtigerweise an, als es 3-0 für die Cavs stand.
Letztendlich wird es den Cavs egal sein. Auch LeBron James persönlich betonte, dass die Art und Weise, wie Siege zustande kommen, ihm egal sind. Hauptsache, am Ende steht das "W" hinter dem richtigen Namen. Mit dieser Einstellung agierte offenbar das ganze Team, das seine defensiven Aufgaben nicht wirklich ernst nahm. Playoff-Atmosphäre war zwar auf den Rängen zu spüren, in der Verteidigung jedoch nicht. So gelangen den Pacers in jedem einzelnen Spiel mindestens 100 Punkte.
Die engen Resultate führten auch dazu, dass James deutlich mehr Minuten abreißen musste als geplant - auch, wenn Tyronn Lue das egal zu sein scheint. Durchschnittlich 43,7 Minuten stand der König auf dem Feld, mehr als jeder andere Spieler in der laufenden Postseason. Davon profitierten selbstverständlich auch seine Kollegen, die gewohnt sicher von der Dreierlinie einnetzten (40,3 Prozent von Downtown).
Von einem Sweep war bei den Raptors schon nach dem ersten Spiel keine Rede mehr. Die Kanadier starteten traditionell schwach in eine Serie und gerieten gegen die Bucks um einen überragenden Giannis Antetokounmpo ins Hintertreffen. Allerdings ließen sie sich davon nicht beirren und fanden - trotz eines weiteren Rückschlags mit einem desolaten DeMar DeRozan in Spiel 3 - zurück in die Serie.
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Es blieb allerdings dabei, dass die Abhängigkeit der Offense von DeRozan und Kyle Lowry mehr als offensichtlich war, wenn man die tolle Leistung von Norman Powell in Spiel 5 (25 Punkte, 8/11 FG) ausklammert. Dieses Problem kennt man aus dem Vorjahr, es bereitet jedoch offenbar nicht allzu viele Sorgen. Glaubt man den Worten von Head Coach Dwane Casey, dann ist das Team deutlich reifer als noch 2016 - und schon da reichte es für zwei Siege gegen den späteren Champion.
Player to watch
LeBron James vs. Verteidiger X. Die Leistungen von James in den vergangenen Playoff-Jahren lassen den Schluss zu, dass seine Kreise - egal, wer sich als Verteidiger versucht - nur minimal eingeschränkt werden können. Gegen die Pacers machte er, was er wollte und legte beinahe ein Triple-Double im Schnitt auf (32,8 Punkte, 9,8 Rebounds, 9,0 Assists, 3 Steals, 2 Blocks). All das gelang ihm selbstverständlich mit wechselnden Gegenspielern.
Diese Strategie wird zweifelsohne auch Toronto fahren. In den Conference Finals 2016 biss sich DeMarre Carroll die Zähne an ihm aus - vergeblich. Er war allerdings auch angeschlagen in die Serie gegangen. Vor der Trade-Deadline im Februar hat das Front Office defensive Untersützung akquiriert: P.J. Tucker leckt sich wahrscheinlich schon die Finger und kann LeBron mit seiner Physis auf die Nerven gehen, auch Serge Ibaka kann - wenn James nicht den Ball bringt - mal aushelfen. Bleibt noch Norman Powell, der eine vierte Komponente darstellen kann.
LeBron James: Der ultimative Problemlöser
Eine alternative Strategie besteht auch noch. Sie könnte lauten: Lass James machen, das kannst du eh nicht verhindern - und nimm stattdessen den Rest aus dem Spiel. Das funktionierte teilweise bei den Warriors in den Finals 2015, da waren allerdings auch Kyrie Irving und Kevin Love verletzt.
X-Faktor
Norman Powell. Dass die Kanadier nur dann eine Chance haben, wenn es bei DeRozan und Lowry rund läuft, ist sowieso klar. Wer ist also die dritte Option? Ibaka wird dieser Rolle traditionell nur vereinzelt gerecht - bleibt also Powell. Mit seiner Mischung aus Slashing und Shooting (10/11 Dreier in der Bucks-Serie!) belebt er im Optimalfall die Raptors-Bank und sorgt für einen entscheidenden Schub. Dass er seinen Auftritt aus Spiel fünf wiederholen kann, sollte aufgrund der schwachen Cavs-Defense keinesfalls ausgeschlossen werden.
Prognose
Die Raptors sind tiefer als letztes Jahr, sie sind reifer als letztes Jahr - doch sind sie auch besser als letztes Jahr? Letztendlich wird es egal sein. Denn der Titelverteidiger hat in den laufenden Playoffs noch nicht seinen besten Basketball gezeigt (LeBron mal ausgeklammert), wird dies aber in brenzligen Situationen tun. Auch defensiv ist von einer Leistungssteigerung auszugehen und es ist kaum vorstellbar, dass Kyrie Irving in einer Serie noch einmal nur 21 Prozent von Downtown trifft. Cavaliers in 6.