Antetokounmpo: Der neue GOAT?
"Ich habe noch nie jemanden wie ihn gesehen", staunte auch Kevin Durant. "Er kann wahrscheinlich der beste Spieler aller Zeiten werden, wenn er es wirklich will. Darüber nachzudenken macht mir Angst, aber er ist derzeit mein Lieblingsspieler." Auch Mitspieler Greg Monroe sprach geradezu ehrfürchtig von seinem Leader. "Er ist wieder besser geworden. Das ist beängstigend. Sein Jumper ist wahrscheinlich die einzige Facette in seinem Spiel, an der er noch arbeiten muss."
Coach Kidd schlug in die gleiche Kerbe, auch wenn er den Wurf nicht als Schwäche bezeichnen würde. "Ich denke, er wirft schon sehr gut. Die Leute suchen die Fehler in seinem Spiel, weil er so viele Dinge großartig macht. Selbst die besten Spieler hatten Lücken in ihrem Spiel. Wenn er der Erste ist, bei dem dies nicht der Fall ist, sind wir alle glücklich."
Das ist aber (noch) Zukunftsmusik. Die Bucks haben aber zumindest ihren Kader und die Rotationen auf den Franchisespieler ausgerichtet. Hatte Milwaukee in der Vergangenheit noch große Spacing-Probleme, stehen nun jede Menge Shooter auf dem Feld, auch weil Antetokounmpo nun in Abwesenheit von Jabari Parker als nomineller Power Forward agiert. Malcolm Brogdon, Khris Middleton, Tony Snell oder auch Thon Maker können alle von draußen abdrücken, auch wenn es die Quote bislang noch kaum widerspiegelte (34 Prozent von Downtown).
Giannis, Giannis, Giannis
In der vergangenen Saison kamen nur 29 Prozent der Bucks-Würfe von draußen. Gegen die Cavs waren es fast die Hälfte (35 von 82). Streicht man die Versuche von Giannis, sind es sogar weit mehr als 50 Prozent. Zwar fielen nicht einmal ein Drittel dieser Würfe (11/34), doch ist es genau die Richtung, in die Milwaukee gehen muss.
Antetokounmpo wird den Löwenanteil der Offense übernehmen, umgeben von Spezialisten und Rollenspielern. Das gilt auch für Parker, dem zweiten Pick der Draft von 2014, wenn er denn im neuen Jahr nach seinem Kreuzbandriss zurückkehren wird. Er wird für die Bucks eine gute zweite Option sein, allerdings im Schatten des Griechen. Antetokounmpo ist Milwaukee, er ist das Aushängeschild dieser über Jahrzehnte so mausgrauen Franchise.
Giannis kommt bei den Massen an. Selbst an der Grenze zu Mexiko oder im tiefsten Alaska sollten die Menschen mitgekommen haben, dass da ein Europäer sein Team in der vergangenen Saison in Punkten, Rebounds, Assists, Steals und Blocks anführte und als einziger Spieler in all diesen Kategorien ligaweit in den Top 20 vertreten war. Bei den spektakulärsten Plays des Tages ist er sowieso schon seit Jahren Stammgast.
"Daddy, ich habe 44 Punkte gemacht"
Dies gemischt mit seiner jugendlichen und bescheidenen Art macht ihn zu einem echten Sympathieträger. Unvergessen, wie er in seiner Rookie-Saison Pancakes für sich entdeckte und offen zugab, dass er gerne Justin Bieber hört und Ellen DeGeneres schaut.
Ein Junge, wie jeder andere, lediglich gesegnet mit unfassbaren athletischen Voraussetzungen. So konnte sicherlich auch jeder mitfühlen, als Antetokounmpo nach dem Spiel gegen Portland den Ball behielt und seinem wenige Wochen zuvor verstorbenen Vater eine Nachricht auf den Spalding kritzelte.
"Das ist für Daddy. Wir haben heute gewonnen und ich habe 44 Punkte erzielt."
Umso erstaunlicher war es, mit welcher Wucht und Energie Antetokounmpo die ersten Spiele absolvierte. In der Preaseason spielte er aufgrund des Schicksalsschlages nur zwei Spiele und ließ verständlicherweise viele Einheiten sausen. Wenige Tage später dominiert er auf dem Feld wie nie zuvor. "Ich will einfach nur hart und für meine Familie spielen. Mein Dad hat es geliebt, uns auf dem Feld zu sehen."
Antetokounmpo: Astronomische Zahlen
Das Ende der Fahnenstange soll dies nicht gewesen sein. Sicherlich wird er sein Player Efficieny Rating von 43,5 nicht halten können. Wenn doch, müssten wir wohl eine neue GOAT-Diskussion starten. Wilt Chamberlain führte dieses Ranking mit einem PER von 31,8 aus der Saison 1962/63 an.
"Das ist erst der Anfang. Ich bin noch nicht fertig. Wir haben noch 79 Spielen plus hoffentlich die Playoffs", sagte Giannis nach dem Sieg über Portland. Mit einem Antetokounmpo in einer solchen Form sollte es locker reichen. Dazu sammelt der Grieche mit jedem weiteren Sieg weitere Gründe ein, um am Ende der Saison bei der Award Show nicht nur den MIP, sondern die wichtigste Trophäe der Veranstaltung abstaubt, den Award für den Most Valuable Player. Challenge accepted, Kobe!